Römische Legion

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Ne quod toto orbe terrarum iniustum imperium sit

Die römische Legion (von lateinisch legere = lesen, auslesen, sammeln) war ein selbständig operierender militärischer Verband mit 4.000–6.000 Mann schwerer Infanterie mit leicht bewaffneten Hilfstruppen in etwa gleicher Stärke. Er kommt in heutigen Begriffen am ehesten der Division nahe.

In der langen Geschichte der Legion wandelten sich deren Stärke, Zusammensetzung und Ausrüstung. Die Legion der klassischen römischen Kaiserzeit wurde durch die Heeresreform des Marius ab 107 v. Chr. geprägt.

Die Legion in der Königszeit und der Zeit der Republik

Königszeit

Wie bei allen Informationen über die römische Königszeit sind die zur Verfügung stehenden Textbelege über die Frühzeit des römischen Heeres sehr legendär gefärbt und werden von der heutigen Forschung teilweise als spätere Rekonstruktion angesehen.

Der Ursprung der Legion lag Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. in der Hopliten-Phalanx, die mit Lanzen als Hauptwaffe ausgerüstet und in drei Tausendschaften unter drei Tribunen (tribuni militum) unterteilt war. Hinzu kamen drei Hundertschaften (centuriae) Reiter unter den drei Abteilungsführern (tribuni celerum). Insgesamt bestand das Angriffsheer Roms am Anfang der Königszeit also aus ca. 3.300 Mann. Die Stärke der Legion wurde nach der Vereinigung der Bergrömer des Palatin mit den Hügelrömern des Quirinal auf sechs Tausendschaften Fußvolk und sechs Hundertschaften Reiterei verdoppelt. Zu dieser Zeit war „Legion“ die Bezeichnung für das gesamte Aufgebot des römischen Staates.

In der Legion dienten die Bürger des ersten Aufgebots vom 18. bis 46. Lebensjahr. Die älteren Jahrgänge hatten die Stadtmauern daheim zu schirmen. Neben die Legion der römischen Bürger traten die Truppen der latinischen Bundesgenossen Roms (Socii). Mit dem zunehmenden Erstarken Roms im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. wurden dann auch mehrere Legionen gleichzeitig ins Feld gestellt.

Im Rahmen der Servianischen Heeresreform unter König Servius Tullius, die auch den Bau der ersten Stadtmauer Roms mit sich brachte, wurde die Legion neu geordnet. Sie bestand nun aus 6.000 Mann in sechs Reihen plus 2.400 Mann Leichtbewaffnete. In den ersten vier Reihen der Phalanx standen 40 Centurien der vollausgerüsteten Hopliten (classis), in den folgenden beiden Reihen je zehn Centurien der nicht voll ausgerüsteten Hopliten der zweiten und dritten Vermögensklasse. Die Bürger der untersten Vermögensklassen stellten 24 Centurien der Leichtbewaffneten, die bei Bedarf auch Lücken in der Phalanx auszufüllen hatten. Hinzu kamen in der Regel pro Legion sechs Centurien Reiterei.


Römische Republik

Zur Zeit der römischen Republik war die Armee zunächst noch eine Bürgermiliz, das heißt, es gab kein stehendes Heer, sondern die Bürger hatten sich im Kriegsfall (der recht oft eintrat) zu den Waffen zu begeben. Die Zensoren teilten die Bürger alle fünf Jahre nach ihrem Vermögen in fünf Klassen ein, die auch die Waffengattung bestimmten, denn die Ausrüstung musste von jedem Bürger selbst gestellt werden. Die Reichsten kamen zur Reiterei und wurden daher equites genannt, die weniger Begüterten zur schweren Infanterie, die wiederum in drei Klassen eingeteilt war, die Ärmeren kamen zur leichten Infanterie. Die Ärmsten, die so genannten capite censi (lat.: die nach dem Kopf gezählten, da es bei ihnen keinen anderen Besitz zu zählen gab) mussten nicht dienen.

Seit dem Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. bestand die Legion auch aus freiwilligen Berufssoldaten, dennoch gab es auch weiter Aushebungen. Im Ganzen umfasste die römische Armee zu dieser Zeit ca. 25 Legionen, wobei durch die Verhältnisse des anhaltenden Bürgerkrieges diese oft weit unter der Sollstärke lagen. Die Hauptaufgabe der legionseigenen Reiterei war dabei nicht der Einsatz in der Schlacht, sondern Aufklärung und Verfolgung. Beritten waren aber auch alle Legionsoffiziere. Als Pferdeknechte und Treiber wurden in der Regel Sklaven mitgeführt. Die Zahl der Pferdeknechte wurde auf 700 pro Legion, die der Treiber auf 300 geschätzt. Einer Legion standen etwa 1.200 Lasttiere zur Verfügung.

Das römische Heer war zur Zeit Caesars folgendermaßen aufgebaut:

  • 1 Legion = 10 Kohorten = 3.600–6.000 Mann;
    • 1 Kohorte = 3 Manipel = 360–600 Mann;
      • 1 Manipel = 2 Zenturien = 120–200 Mann;
        • 1 Zenturie = 60–100 Mann

Dazu 4 Turmae Reiterei = 120 Mann

Die Legionen operierten regelmäßig zusammen mit sogenannten Auxiliartruppen, das sind Truppen nichtrömischer Herkunft, in etwa gleicher Anzahl. Sie wurden als Verstärkung der Fußtruppen sowie als leicht bewaffneten Spezialeinheiten angeworben, die die römische leichte Infanterie und Kavallerie an Qualität übertrafen und sie mit der Zeit völlig ersetzten. Bekannt sind die treffsicheren Bogenschützen von Kreta und die Schleuderer von den Balearen. Die eigentliche Kavallerie, die üblicherweise die Flügel der Schlachtaufstellung bildete, waren bald ausschließlich Auxiliartruppen oft spanischer und numidischer, aber auch gallischer und germanischer Herkunft.


Erste Veränderungen

Im 4. Jahrhundert v. Chr. wurde die bisher relativ starre Phalanx (angeblich von Marcus Furius Camillus) durch Einführung der flexibleren Manipularordnung verbessert, wodurch die Legion in späteren Feldzügen gegenüber der griechischen und makedonischen Phalanx überlegen waren. Dabei wurden drei Treffen zu mehreren Manipeln hintereinander gestellt. Zwischen den Manipeln wurden so große Abstände gelassen, dass die versetzt stehenden Manipel des jeweils hinteren Treffens dazwischen vorrücken konnten. Das ergab eine Art Schachbrettmuster und erlaubte eine flexible Gefechtsführung. Jedes Manipel bestand aus zwei Zenturien à 60 bzw. (bei den Triarii) 30 Mann, die hintereinander standen. Unmittelbar vor dem Feindkontakt rückten die hinteren Zenturien in die Lücken vor, sodass sich eine geschlossene Kampflinie ergab. Beim (erzwungenen oder freiwilligen) Rückzug des ersten Treffens reihten sich die beiden Zenturien wieder hintereinander und öffneten so die Zwischenräume wieder, die Manipel des zweiten Treffens konnten jetzt vorrücken.

Die bisherige Legion von 8.400 Mann wurde in 2 neue Legionen je 4.200 Mann geteilt. Jede Legion bestand aus 10 Manipeln (von manus = die Hand, die Schar) zu je 2 Zenturien zu 12 Gliedern in offener bzw. 6 Gliedern in geschlossener Ordnung. Im ersten Treffen standen die Hastaten, dann die Principes, schließlich die Triarier. Hastati und Principes erhielten das Pilum, einen Wurfspeer, während die Triarii weiterhin mit der langen Stoßlanze ausgerüstet blieben und, nur drei Glieder tief, in geschlossener Ordnung kämpften. Das Pilum wurde auf Kommando aus einer Entfernung von ca. 10 bis 20 Schritt geschlossen in den Feind geworfen, um seine Reihen zu öffnen und seine Schilde zu beschweren. Anschließend erfolgte der Kampf mit dem Schwert (Gladius), dazu gingen die Legionäre von der offenen in die geschlossene Ordnung über. Jeder Legion waren zudem 300 Reiter (equites) zugeteilt.

Die Infanterie bestand aus vier Truppenteilen:

  1. Triarii = altgediente, schwerbewaffnete Veteranen/Elitesoldaten im dritten Treffen (Speer)
  2. Principes = im zweiten Treffen (Wurfspeer, Schwert und Schild)
  3. Hastati = Soldaten des ersten Treffens (Schwert und Schild)
  4. Velites = leichtbewaffnete Plänkler, die außerhalb der Schlachtordnung mit mehreren leichten Pila kämpften und den Kampf eröffneten

Die Triarier wurden in der Legion als Elitesoldaten verehrt; in ausweglosen Situationen boten sie den letzten Rückhalt.

Die Zusammenfassung von zwei Zenturien zu einem Manipel war vor allem im Gefecht von taktischer Bedeutung. Dort wurde das Kommando stets vom älteren der beiden Zenturionen (dem jeweiligen 'Centurio prior') geführt. Die bisherige Einstufung nach Vermögensklassen fiel weg. Stattdessen wurde das Dienstalter maßgeblich. Die Rekruten begannen als Leichtbewaffnete, kamen dann zu den Hastaten, später den Principes und schließlich zu den Triariern. Somit gaben die erfahrensten Soldaten, die Triarier, der Truppe den Rückhalt.

In Notsituationen wie den Punischen Kriegen gegen Karthago, insbesondere nach dem Verlust mehrerer Legionen gegen Hannibal, wurde die Einteilung nach unten geöffnet, um die nötige Anzahl von Rekruten zu erhalten. Diese waren teilweise nicht in der Lage, ihre Ausrüstung selbst zu beschaffen, und der Staat musste diese stellen.

Im weiteren Verlauf der römischen Geschichte kam es zu einer Verarmung der italischen Kleinbauern, die dem Milizsystem die Grundlage entzog, da die verarmten Bauern nicht mehr unter die Wehrpflicht fielen.


Die Heeresreform des Marius

Durch die Niederlagen gegen die Kimbern, Teutonen und Ambronen wurde eine Heeresreform immer dringender, die dann unter Marius ab 104 v. Chr. erfolgte und bei der die Organisation der Legion und die Ausrüstung stark geändert wurden. (Nach dieser Reform wurde der Legionär ob seines umfangreichen Gepäcks auch der mulus Marianus, „Das Maultier des Marius“, genannt.)

Konkret setzte Marius unter anderem folgende Änderungen in seinen Reformen durch:

  • Das Mindesteinkommen (Zensus) für Rekruten wurde gesenkt (später abgeschafft).
  • Die Soldaten mussten nicht mehr für ihre Ausrüstung aufkommen, sondern wurden vom Staat einheitlich bewaffnet. Der Beitritt zur Armee wurde somit auch für Männer aus den ärmeren Bevölkerungsschichten (proletarii) möglich.
  • Der Legionsadler wurde eingeführt, um die Motivation der Truppe zu steigern.
  • Die Soldaten mussten ihr Gepäck selber tragen (daher die oben angeführte Spottbezeichnung), wodurch die Marschgeschwindigkeit der Legion drastisch gesteigert werden konnte, denn der langsame und unsichere Begleittross wurde obsolet.
  • Veteranen wurden vom Staat nach ihrem Dienst (16 Jahre) versorgt und bekamen ein Stück Land zugeteilt. Dafür, dass dies auch geschah, war der Heerführer verantwortlich, der die Zuweisung von Land auch gegen den Widerstand des Senats politisch durchzusetzen hatte. Dadurch gerieten die Legionäre in ein besonders enges Abhängigkeitsverhältnis zu ihrem Heerführer, die so genannte Heeresclientel. Da die persönliche Treue der Soldaten zum Heerführer zunehmend wichtiger wurde als die Loyalität zum Staat, wurden nun Bürgerkriege möglich. Insofern wird die durch die marianische Heeresreform entstandene Heeresclientel als eine der wesentlichen Ursachen für den Untergang der römischen Republik angesehen.

Die Grundlagen dieser Heeresreform wurden auch in der nächsten Reform des Augustus nicht verändert, die aber für eine weitere Vereinheitlichung des Heeres sorgte.

In der späten Kaiserzeit wurden Kaiser und Gegenkaiser von den Legionen ausgerufen (Soldatenkaiser). Die Prätorianergarde, die im römischen Kaiserreich zeitweise eine erhebliche Machtfülle erreichte und einige Kaiser ermordete (z. B. Caligula), war keine Legion, sondern eine Verfügungstruppe, ähnlich wie weitere in Rom stationierte Einheiten (Stadtkohorten, Vigiles, kaiserliche Leibwächter).


Die Legion der klassischen Kaiserzeit

Gliederung

Die Legion nach der Heeresreform des Marius war in Legionstruppen, in denen römische Bürger als schwere Infanterie dienten, und Auxiliareinheiten (Hilfstruppen) verbündeter Völker gegliedert. Nach der Reform der Legion in der Kaiserzeit wurde die römische Legion mit einer Standardgröße von knapp 5.500 Mann geführt von einem Stab aus 11 Offizieren.

Die Legion kommandierte stets der Legatus. Diesem stand ein Tribunus Laticlavius als Stellvertreter zur Seite. Im festen Lager rangierte dahinter der Praefectus Castrorum (Lagerkommandant), der höchste Dienstgrad, den ein Nichtadeliger erreichen konnte, und damit der Traum eines jeden einfachen Legionärs. In der taktischen Befehlskette schlossen sich 5 Tribuni Angusticlavii an, die quasi noch im höheren Offiziersstand dienten. Dahinter standen noch der Primus Pilus, der höchste aller Zenturionen und gleichzeitig auch der Führer der ersten Kohorte (von cohors = umzäunter Ort) der Legion, sowie die Primi Principi und die Primi Hastati.

Die Legion (Sollstärke) setzte sich zusammen aus (siehe dazu auch die Grafik):

Aufstellung der römischen Legion zur Kaiserzeit (Quelle)

Legionstruppen (5.500 Mann):

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1. Kohorte (810 Mann):

  • 5 Zenturien à 162 Mann

2. bis 10. Kohorte (4.320 Mann):

  • je Kohorte 3 Manipel zu je zwei Zenturien à 80 Mann

Kavallerie (120 Mann):

  • 4 Reiterabteilungen (Turmae) à 30 Mann. Sie dienten in erster Linie zur Aufklärung und Kommunikation.

Adjutanten und Offiziere (250 Mann)

Hinzugezählt werden mussten außerdem fast die gleiche Anzahl an:

Auxiliartruppen (rund 5.000 Mann):

Kohorten (Infanterie)

10 Kohorten

Kavallerie (Ala)

16–24 Abteilungen (Turmae)

Cohors Equitata (gemischte Einheit aus Infanterie und Kavallerie).

So kam eine Legion inklusive Hilfstruppen und Tross bei Vollbesetzung auf knapp 11.000 Mann.

Die Feldzeichen (Signum) genossen göttliche Verehrung und wurden daher besonders geschützt. In der 1. Kohorte, insbesondere in der Zenturie des Feldzeichens, dienten daher nur besonders ausgewählte Soldaten.

Die Zusammenfassung von zwei Zenturien zu einem Manipel blieb nominell noch bestehen, verlor aber im Laufe der Kaiserzeit zu Gunsten der Kohorte ihre taktischen Bedeutung.

Die Einheiten der Auxiliartruppen waren stärkeren Unterschieden als die Legionstruppen unterworfen, da sie teilweise über spezielle Ausrüstung verfügten (z.B. Bogenschützen) oder an die typischen Gegebenheiten der Herkunftsländer angepasst waren. Gewöhnlich waren die Auxiliareinheiten nicht mit den Legionen zusammen, sondern in eigenständigen Lagern (Castra) untergebracht, z. B. am Limes.

Weiterhin verfügte die Legion noch über Spezialtruppen wie Geschütze und über einen Tross zur Versorgung der Legion, außerdem noch über einen umfangreichen Verwaltungsapparat, da die Legion auch Aufgaben der Verwaltung in ihrer Provinz und viele Baumaßnahmen wahrzunehmen hatte. Die Verwaltung rekrutierte sich aus den aktiven Soldaten der jeweiligen Einheiten

Ab dem zweiten Jahrhundert n. Chr. wurde eine neue Art von Auxiliartruppen aufgestellt, die Numeri, deren Stärke beträchtlich unter der der bisherigen Auxiliartruppen lag (ca. ein Drittel). Auch diese Truppen wurden selbständig in kleineren Kastellen eingesetzt.

Innerhalb der Centuria gab es auch ein Vielzahl von Dienstgraden, die entweder dort oder bei Abkommandierungen erreicht werden konnten. Es sind über 100 Dienstgrade oder Funktionsbezeichnungen bekannt, die allerdings nicht alle gleichzeitig existierten

Der einfache Soldat hieß miles gregarius. Die nächste Stufe waren die immunes, die vom normalen Tagesdienst befreit, aber noch keine Vorgesetzten waren. In der Centurie waren dies der Hornbläser cornicen und der Waffenwart custos armorum, daneben gab es aber immunes auch im Stabsdienst oder in der zivilen Verwaltung. Man könnte sie am ehesten mit den heutigen Gefreiten vergleichen.

Als principalis erhielt der Legionär dann einen höheren Sold und Vorgesetztenfunktion. In einer Centuria gab es als Stellvertreter des Centurio den optio, der auch optio ad spem, ein zur Beförderung zum Centurio heranstehender Optio, sein konnte. Rangmäßig über dem Optio, aber nicht als Vorgesetzter, stand der signifer, der Feldzeichenträger. Weiterhin gab es noch einen tesserarius, eine Art Kompaniefeldwebel. Der tesserarius erhielt den anderthalbfachen Sold eines Legionärs (sesquiplicarius), Signifer und Optio den doppelten Sold (duplicarius).


Standorte

Es sind rund 50 Legionen namentlich bekannt, allerdings existierten üblicherweise höchstens 35 Legionen gleichzeitig. Jede Legion besaß eine Nummer und einen Namen. Teilweise waren Nummern doppelt vergeben, da in Bürgerkriegszeiten jede Partei eigene Legionen aufstellte. In der Kaiserzeit wurden die Legionen auch durch ihre Beinamen unterschieden. So war beispielsweise die Legio II Parthica eine von Septimius Severus für den Kampf gegen die Parther ausgehobene Legion. Weiterführende Informationen dazu enthält die Liste der römischen Legionen.

Die Standorte der Legionen veränderten sich im Laufe der Zeit in dem Maße, wie sich die Bedrohungen veränderten, denen die Reichsgrenzen ausgesetzt waren. Unter Kaiser Tiberius lagen 23 n. Chr. acht Legionen am Rhein, sechs im Balkangebiet und an der Donau, drei in Hispanien, je zwei in Africa (von denen eine wenig später nach Pannonien verlegt wurde) und in Ägypten sowie vier zur Sicherung der Ostgrenze in Syrien (Tacitus Annales, 4,5). Später verlagerte sich der Schwerpunkt vom Rhein zur Donau, während die Flavier die Ostgrenze zu den Parthern arrondierten und in Kleinasien zusätzliche Truppen stationierten. In der Spätantike veränderte sich die Verteilung der Legionen aufgrund der Neuorganisation des Heeres erneut, wobei die Legionen des spätrömischen Reiches nur noch wenig mit der Legionen der frühen und hohen Kaiserzeit gemein hatten (siehe unten).

Ausrüstung

Der Legionär der Kaiserzeit verfügte über ein umfangreiches Arsenal an Waffen, Schutzausrüstung, Schanzwerkzeug und persönlicher Ausrüstung. Seine Ausrüstung war im Laufe der Jahrhunderte starken Veränderungen unterworfen, bedingt sowohl durch die Wechsel in der Struktur des Staates und der Armee als auch durch die jeweiligen Feinde und durch kulturelle Einflüsse.

Zur Kaiserzeit verfügte jede Zeltgemeinschaft (Contubernium) über ein Maultier, auf dem die gemeinsame Ausrüstung der Zeltgemeinschaft mitgeführt wurde. Dies war ein Lederzelt, eine Handmühle (das Getreide wurde ungemahlen ausgegeben), evtl. zusätzliche Verpflegung sowie Schanzausrüstung für die Errichtung eines Marschlagers. Teilweise verfügte die Zeltgemeinschaft über einen Helfer, der sich auch um das Maultier kümmerte. Insgesamt wird die Zahl dieser „Helfer“ pro Legion auf über tausend geschätzt, da insbesondere der Tross und die Reitereinheiten über eine erhebliche Anzahl von Pferdeknechten verfügt haben müssen. Der Status dieser „Helfer“ ist nicht ganz geklärt; man nimmt an, dass es sich überwiegend um Sklaven gehandelt hat.

Die Legionen verfügten außerdem über verschiedene Handwerker (Fabri), die sicherlich eine Vielzahl von Spezialwerkzeugen mitführten.


Waffen und Rüstung

Mannschaften:

  • Kettenhemd, Schuppenpanzer oder der Schienenpanzer. Letztere nur im 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr.
  • Galea oder cassis Helm, zunächst mit einem bunten Haar- oder Federbusch auf der Mitte später oft ohne
  • Scutum Schild, großer rechteckiger Schild aus Holz, überspannt mit verziertem Leder, sowie mit eisernem Schildbuckel
  • Gladius (Schwert), ein Kurzschwert mit ca. 50 cm Klingenlänge, das auf der rechten Seite getragen wurde. Ausnahme beim Centurio, der es auf der linken Seite trug.
  • Pugio (Dolch)
  • Pilum (Wurfspieß) 2 Stück je Legionär
  • Hasta schwerer Kampfspeer (wahrscheinlich nicht während der frühen Kaiserzeit)
  • Spatha (Schwert), Die Spatha wurde zunächst in der Kavallerie und von einigen Auxiliartruppen verwendet, vor allem von Germanen. Auch bei den Gladiatoren fand es vorzugsweise von den „Secutor“-Gladiatoren Verwendung. Anfang des 2. Jahrhunderts (ca. 100 n. Chr.) ersetzte es allmählich auch in regulären Infanterieeinheiten das Kurzschwert.
  • Funda (Schleuder) und Bogen waren zwar bei den Legionen im Einsatz, normalerweise wurden jedoch spezialisierte Auxiliareinheiten damit ausgerüstet.

Centurionen: Die Centurionen trugen im Prinzip die gleiche Ausrüstung wie die Mannschaften, jedoch wahrscheinlich insgesamt aufwändiger gearbeitet und verziert. Zusätzlich hatten sie Beinschienen und wahrscheinlich führten sie keine Pila mit. Ihr Helm war mit einem querstehenden Kamm aus gefärbtem Pferdehaar gekennzeichnet (crista transversa).

Offiziere: Die Schutzausrüstung der Offiziere war sehr individuell und trug vor allem dem Bedürfnis nach Repräsentation Rechnung. Was ihre Schutzwirkung und wohl auch Tragekomfort anging, blieb sie deutlich hinter der Ausrüstung der Mannschaften und Centurionen zurück. Typisch waren prächtige Rüstungen im Stil des griechischen Muskelpanzers aus Bronze mit einem Schurz aus metallbeschlagenen Lederstreifen (Pteryges). Als Helm wurde oft ein ebenfalls griechischen Vorbildern folgender sogenannter „pseudoattischer“ Typ mit dem typischen längs verlaufenden Kamm verwendet. Sie führten keine Pila und wahrscheinlich keinen Schild mit.


Schwere Waffen

Schwere Waffen wie Katapulte, Ballistae und Onager oder Belagerungstürme wurden auf Feldzügen in der Regel vor Ort hergestellt. Inwieweit dafür Bestandteile (Beschläge, Winden usw.) mitgeführt wurden, ist nicht bekannt, jedoch anzunehmen. Die Legionen zur Kaiserzeit führten 55 leichte Geschütze, sogenannte Karrenballisten (Carroballistae), sowie 10 Onager mit.


Schanzwerkzeug

  • Pilum murale Schanzpfahl (wurde auf dem Maultier mitgeführt; 2 Stück je Legionär)
  • Spaten
  • Dolabra Axt
  • Rasenstecher

Persönliche Ausrüstung

Die Bekleidung des Legionärs bestand neben den oben angeführten Rüstungsteilen aus:

  • Tunica, kurz- oder langärmeliges Kleidungsstück aus Wolle
  • Caligae, genagelte Sandalen, seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. geschlossene Schuhe
  • Paenula oder Sagum, der aus schwerer, verfilzter Wolle hergestellte Umhang der römischen Soldaten
  • Focale, Halstuch
  • Sarcina, Sack, in dem die Ausrüstung und Verpflegung transportiert wurde
  • Feldflasche, aus Eisen oder Leder
  • Topf
  • Cingulum, Gürtel oder Schwertgurt. Die zwei Militärgürtel, für den Dolch und das Schwert werden im Lauf des 1. Jh. u. Z. auf einen reduziert. Das Schwert wurde dann am Balteus, einem Bandelier getragen.

Je nach Einsatzgebiet kamen noch andere Ausrüstungsgegenstände hinzu wie Strümpfe oder Hosen (feminalia). Letztere wurden zunächst von der Reiterei regelmäßig getragen, setzten sich ab den 2. Jahrhundert n. Chr. aber auch in den Legionen allgemein durch.

Ausbildung

Der Militärschriftsteller Vegetius (Publius Flavius Vegetius Renatus) schildert die Friedensausbildung. Dreimal monatlich gab es einen Übungsmarsch über 16 Kilometer, auf dem das Marschtempo gewechselt wurde, um Eilmarsch und rasche Rückzüge zu üben. In der Gefechtsausbildung übte man den offenen Kampf, die Abwehr unerwarteter Angriffe und Überfälle. Besonderer Wert wurde auf die Ausbildung an der Waffe und den Kasernenhofdrill zur Stärkung der Disziplin gelegt.


Bestrafungen

Bei Diebstahl und körperlichen Untüchtigkeit (z. B.: Trunkenheit) verabfolgten die Centurionen die Prügelstrafe. Die strengste Strafe bestand in der Dezimierung einer Einheit. Das kam selten vor, aber z. B. 20. n Chr. ließ der Statthalter in Afrika, Apronius, jeden zehnten Mann einer Centurie, die im Kampf geflohen war, zu Tode prügeln. Einheiten, die ihre Ehre verloren hatten, wurden unter Umständen aufgelöst. Vespasian löste vier Legionen auf, die ihren Adler verloren.


Auszeichnungen

  • in siegreicher Feldherr durfte in Rom einen Triumphzug veranstalten.
  • Die Corona Civica war die begehrteste Tapferkeitsauszeichnung im römischen Heer.
  • Die corona vallaris erhielt derjenige der als erster einen feindlichen Lagerwall erstiegen hatte.
  • Mit der corona muralis wurde der Soldat ausgezeichnet, der als erster die Mauer einer belagerten Stadt erklommen hatte.
  • Die corona aurea bekam man für Tapferkeit vor dem Feind
  • Für Offiziere gab es die silberne Lanzenspitze oder kleine silberne Standarten für die Mannschaften Armbänder, Halsbänder und getriebene Medaillen.

Taktik

Der Erfolg der römischen Legion beruhte auf überlegener Ausrüstung, Ausbildung und hoher Disziplin im Gefecht.

Die Legion kämpfte sowohl in geschlossener Schlachtordnung, sodass der einzelne Soldat nur von vorn angreifbar und sehr gut durch den großen Schild gedeckt war, aber auch – im Gegensatz zur Phalanx – in lockerer Schlachtordnung, in der der Legionär keinen Kontakt zu Nachbarn, Vorder- und Hintermann hatte. Dies erforderte weit größere Disziplin, als in den dichten Reihen der Phalanx zu kämpfen. Die normale Schlachtordnung wies dabei eine Gliederung in drei Reihen auf. Zwei Zenturien wurden zu einem Manipel zusammengefasst, das unter dem Befehl des dienstälteren Centurio kämpfte. Später erfolgte die Aufstellung nur noch in Kohorten.

Der Gegner wurde auf ca. 20 Schritt Entfernung mit einem Hagel aus Wurfspießen (Pila) überschüttet. Diese sollten, neben dem Beifügen von Verlusten, den gegnerischen Schildwall und die Formation auflösen. Es wird wiederholt berichtet, dass die letzte Strecke zum Gegner im Laufschritt mit lautem Geschrei zurückgelegt wurde. Vor dem Zusammenprall der gegnerischen Linien schloss die römische Legion in der Regel die Ordnung und ließ den Gegner gegen den Wall der Schilde prallen. Wahrscheinlich wurden dabei die vorderen Reihen durch die Schilde der Hinteren aufgefangen bzw. vorgeschoben. Aus der Deckung des großen Schildes heraus versuchten die römischen Legionäre vor allem das Gesicht oder die Seite ihres Gegners zu treffen. Der Gladius wurde dabei vor allem als Stichwaffe benutzt. Fiel ein Legionär, trat der Hintermann vor und füllte die Lücke.

Die entscheidende Stärke der Legion gegen weniger organisierte „Barbaren“-Heere war ihre unbedingte Geschlossenheit, durch die jeder von seinem Nebenmann gedeckt wurde und die Tiefe der Glieder ein Durchbrechen der Linie verhinderte. Im Vergleich zu anderen Aufstellungen, z. B. der Phalanx, konnte die Legion dabei taktisch flexibler eingesetzt werden. Sie konnte im Gefecht schwenken, versetzt vorrücken und (eingeschränkt) sich kämpfend zurückziehen. Letzteres ist, soweit bekannt, mit einer Phalanx nur ein einziges Mal Philipp II. von Makedonien gelungen.

Die Aufgabe der Auxiliartruppen war dabei, den Gegner vor dem Zusammentreffen der Hauptstreitmacht zu schwächen und vor allem die Flanken der Legion zu decken. Besonders der Reiterei der Alae kam die Aufgabe zu, ihrerseits die gegnerische Schlachtordnung zu umfassen und von den Flanken oder der Rückseite her aufzulösen.

Geriet die Formation einer Legion unter Beschuss, z. B. durch Pfeile oder Wurfspeeren, konnten sich die Legionäre zur bekannten Schildkrötenformation (testudo) zusammenschließen. Die großen Schilde der Legionäre schützten sie dann auch von oben.


Die Legion in der Spätantike

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In der Spätantike wandelte sich das Erscheinungsbild der Legion grundlegend. Durch die Heeresreform Diokletians wurde die Anzahl der Legionen stark erhöht (auf etwa 60), wobei allerdings ihre Sollstärke herabgesetzt wurde (ca. 1000 Mann). Gleichzeitig wuchs auch die Zahl der so genannten foederati, die in den Reihen der römischen Armee kämpften. Die Armee wurde schließlich in

unterteilt. Die Rolle der Reiterei nahm stetig zu, besonders im Rahmen der Auseinandersetzungen mit den barbarischen Reiterheeren (Goten, Hunnen) und vor allem im Kampf mit den Sassaniden, in deren Heer die Panzerreiterei eine herausragende Rolle spielte. In diesem Zusammenhang ist auch der Bedeutungsverlust der Legion zu erklären. Die Standardeinheit der römischen Armee wurde schließlich der numerus mit einer Größe von etwa 300 Mann.

Im oströmischen Reich wurde die Legion im Laufe des späten 6. und des frühen 7. Jahrhunderts allmählich aufgelöst. Zu den letzten nachweisbaren Legionen gehörte die Legio IIII Parthica, die noch unter Kaiser Maurikios erwähnt wird.


Liste der römischen Legionen

Literatur

  • Peter Connolly: Die römische Armee. Tiberius Claudius Maximus, Soldat im Dienste Trajans. Tessloff, Nürnberg 1996, ISBN 3-7886-0745-9.
  • Kate Gilliver: Auf dem Weg zum Imperium. Eine Geschichte der römischen Armee. Theiss, Stuttgart 2003, ISBN 3-8062-1761-0.
  • Adrian Goldworthy: Die Legionen Roms. Das große Handbuch zum Machtinstrument eines tausendjährigen Weltreiches. Zweitausendeins, Frankfurt a. M. 2004, ISBN 3-86150-515-0. Gut lesbare Darstellung; Schwerpunkt liegt auf der Zeit der Republik und des Prinzipats.
  • Arnold H. M. Jones: The Later Roman Empire. Nachdruck der Ausgabe von 1964 in 2 Bde. (durchgehend nummeriert), Baltimore 1986, S. 607ff. Zum spätantiken Heer.
  • Marcus Junkelmann: Die Legionen des Augustus. Der römische Soldat im archäologischen Experiment. 9. Auflage. von Zabern, Mainz 2003, ISBN 3-8053-0886-8
  • Yann Le Bohec: Die römische Armee, Stuttgart 1993. Standardwerk
  • Michael Simkins: Das Römische Heer von Cäsar bis Trajan. Wehr und Wissen, Bonn 1981, ISBN 3-8033-0330-3
  • Michael Whitby: Rome at War, 293-696. Routledge, London 2003, ISBN 0-4159-6860-7. Aktuelle, knappe Übersicht zum spätrömischen Heer.
  • John Warry: Warfare in the Classical World. University of Oklahoma Press, ISBN 0-8061-2794-5

Weblinks

Eine Vielzahl von Gruppen versucht, die Ausrüstung der römischen Legion möglichst originalgetreu nachzubauen und zu erproben.

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