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Die byzantinische Kunst ist die Kunst des byzantinischen Reichs, das vom 4. Jahrhundert bis ins 15. Jahrhundert bestand. Insbesondere ist sie bekannt durch ihre Architektur, Mosaiken und die Ikonenmalerei. Die erste Periode nennt man frühbyzantinische Kunst. Sie dauert von Justinians Zeiten bis Ende des 6. Jh. an. Die Benennung der späteren Perioden ist in der Wissenschaft nicht einheitlich: man spricht u.a. von mittelbyzantinischer Kunst (843-1204), spätbyzantinischer Kunst (1261-1453), Kunst des Lateinischen Kaiserreichs (1204-1261), Kunst der Komnenen-Kaiser, Kunst der Palaiologen usw.. Die ostkirchliche Kunst Griechenlands nach dem Fall von Konstantinopel wird postbyzantinische Kunst genannt. Die christliche Kunst der anderen orthodoxen Ländern, die der byzantinischen und postbyzantinischen Kunst sehr verwandt ist, bezeichnet man gewöhnlich mit den Namen der heutigen Staaten (z.B. altrussische, altbulgarische Kunst), obwohl die heutigen Staatsgrenzen nicht den alten entsprechen und trotz der großen Mobilität der Künstler zu jeder Zeit.
Byzanz
Das byzantinische Reich entstand im 4. Jahrhundert durch die Teilung des römischen Reichs in Ostrom und Westrom, wobei Westrom im 5. Jahrhundert unter Barbarenkönigen aufgeteilt wurde. Die Grundlage Byzanz' bildete:
Das Reich ist also de facto griechisch-christlich, wobei die Kirche eine große Macht darstellt. Das byzantinische Reich war im Frühmittelalter die dominierende Kultur, die sowohl den Islam als auch die europäische Renaissance befruchtete. Malerei Der Bilderstreit Der Bilderstreit / Ikonoklasmus (726-843), der das ganze Reich erschütterte, zeigt unter anderem, welch hohe Bedeutung den Bildern (Ikonen) beigemessen wurde. Danach wurde nach bestimmten Regeln (Kanon) gemalt, die immer wieder in der Diskussion standen und in Malerbüchern niedergeschrieben wurden. Das berühmteste Malerbuch ist das "Malerbuch vom Berg Athos" des Malermönchs Dionysios von Phourna, kurz "Hermeneia" genannt. Die Klöster hatten eine enorme Einnahmequelle: die Bilderverehrung. Das Bilderverbot Leos III. hatte auch politische Gründe: Die Schwächung der Klöster. Jedoch half das Verbot wenig. Selbst als die Mönche wegen ihrer Bilderverehrung verfolgt wurden, wurde das Mönchtum stärker. Architektur Die byzantinische Architektur ist im Wesentlichen eine hängende Architektur. Ihre Gewölbe scheinen von oben gestützt zu sein ohne Eigengewicht zu besitzen. Die Säulen werden nicht als tragende Elemente gesehen, sondern als herabhängende Wurzeln oder herabsinkende Arme. Die architektonische Auffassung eines Gebäudes als etwas nach unten Strebendes steht ganz im Einklang mit der hierarchischen Denkweise. Es gibt keine Fassade, aller Reichtum konzentriert sich auf den geistigen Kern des Gebäudes. Die meisten Kirchen sind von außen würfelförmig und haben eine Zentralkuppel oder mehrere Kuppeln, bei denen die mittlere die äußeren überragt. Die Kirchen sind schlicht. Erst in der palaiologischen Zeit (der spätbyzantinischen Epoche) wird der Fassade etwas Abwechslung gebracht Die frühbyzantinische Architektur Die Frühchristliche Architektur bildet einen Ursprung der byzantinischen Architektur. Nach der Legalisierung des Christentums 313 (durch das Toleranzedikt von Mailand) und dem Wechsel zur neuen Hauptstadt Konstantinopel stieg die Nachfrage nach repräsentativen Gebäuden sprungartig an, wobei heidnische Bautypen übernommen wurden (Basilika, Zentralbau). Die Basilika wurde bevorzugt, denn sie ist für Versammlungen aller Art sehr gut geeignet, ist leicht zu bauen, und man kann sie ohne technischen Aufwand in der Größe fast beliebig variieren Die typische Basilika hat diese Merkmale:
Die Merkmale eines Zentralbaus:
Aus dem Zentralbau entwickelt sich der Zentralbau mit griechischem Kreuzgrundriss durch das Erweitern mit Seitenschiffen. Als christliche Bauherren diese beiden Stile miteinander verbinden wollten, entstand im 5. Jh. Die Basilika mit Kuppel und schließlich die Kreuzkuppelkirche. Dabei bleibt der basilikale Grundriss der gebräuchlichste, obwohl eine große Anzahl der Zentralbauformen zur Verfügung stehen: achteckige, kreuzförmige, drei- und vierblattförmige. Die mittelbyzantinische Architektur Nach dem Bilderstreit redet man von der mittelbyzantinischen Kunst. Sie ist die künstlerisch bedeutendste Epoche. Der Baustil hat sich ein wenig verändert: Es hat sich der Vierstützenbau herausgebildet. Hier wird das Tonnenkreuz, welches die Kuppel trägt, durch vier Säulen bzw. Pfeiler gestützt. Die meisten Kirchen sind nicht sehr groß. Während die bedeutendsten Denkmäler der frühbyzantinischen Kunst öffentliche Bauten gewesen waren, sind die wichtigen Denkmäler dieser Zeit von privatem Charakter, d.h. sie waren den Würdenträgern und Hofbeamten vorbehalten, die Zutritt zum Palast hatten. Die soziale Basis der "kaiserlichen" Kunst war verkleinert worden. Als der Großteil der kirchlichen Bauten privat wurde, machten sie den Klosterkirchen platz Die Klosterkirchen Byzantinische Klosterkirchen sind fast immer Kreuzkuppelkirchen. Sie bilden mit ihren Eckräumen ein Quadrat, in das ein griechisches Kreuz eingeschrieben ist und sind meist von bescheidenem Ausmaß. Das lag zum einen daran, das die technischen Schwierigkeiten mit der Größe wachsen, zum anderen wurden die Kirchen meist für zahlenmäßig kleine Orden gebaut. Die Kuppel ruht auf vier Bögen, die in Richtung des Kreuzes durch vier gleichlange Tonnengewölbe verlängert sind. Die annähernd quadratischen Zwischenräume zwischen den Armen füllen die Ecken. Die Dächer dieser Räume sind niedriger gehalten, damit man das Kreuz von außen sehen kann. Über die Eckräume zwischen den Kreuzarmen oder über die Kreuzarme selber können vier zusätzliche, kleinere Kuppeln treten, sodass insgesamt 5 Kuppeln die Kirche überragen. Der Viersäulentypus kann als Unterart der Kreuzkuppelkirche angesehen werden: Bei der Viersäulenkirche wird die Kuppel von Säulen und nicht von Pfeilern getragen, deshalb ist die Kirche meist kleiner und höher und enthält keine Emporen. Dadurch wird die Trennung zwischen den Eckräumen und dem Hauptraum aufgehoben. Eine weitere Unterart ist die Umgangskirche. Die Kreuzarme und Eckräume bilden hier einen Umgang, der vom Hauptraum oft durch Tripelarkaden getrennt ist. Die spätbyzantinische Architektur (sog. 'Palaiologische Renaissance') Die Baustile der vorangegangenen Epochen bleiben erhalten: Kreuzkuppel-, Vierstützen- und Umgangskirche. Die Ausmaße werden bescheidener und der Außenbau erhält neuartige, farbige Akzente durch verschiedene Lagen von Ziegel und Haustein. Die Kreuzkuppelkirche bleibt weiterhin beliebt. Eine der Neuerungen besteht darin, das die Kirchen an drei Seiten mit einem Umgang umzogen werden. Es werden auch Kirchen umgebaut. Außerdem werden die Ausschmückungen abwechslungsreicher. Die Bauten werden weniger regelmäßig. Die Freude an großen Kuppeln wächst. Byzantinische Doppelikone (Konstantinopel Anfang 14 Jh.) mit der Hl. Jungfrau Psychosostria. Ohrid Ikonenmuseeum Byzantinische Doppelikone (Konstanitinopel Anfang 14 Jh.) mit der Verkündung. Ohrid Ikonenmuseeum
Venedig und der Westen
Neuschwanstein: Thronsaal, Postkarte Ende 19. jh Byzantinischer Kultureinfluss hat zu verschiedenen Perioden auch die Kunst Europas bereichert, konnte sich aber nie gegenüber der Romanik und Gotik durchsetzen. Insbesondere ist die Byzantinische Kunst zwar eine dem mediterranen Kulturkreis verhaftete Form, doch auch Frankreich und das Deutsche Reich griffen periodisch byzantinische Formen auf. In Italien war die byzantinische Kunst dagegen teilweise parallel, vor allem in der Tafelmalerei und der Mosaikkunst, mit der Romanik und Gotik bis in die Renaissance hinein vertreten. Insbesondere in Venedig, dem am engsten mit der byzantinischen Tradition verbundenen Staat, der sowohl historisch als ehemalige Kolonie, als auch durch die engen Handelskontakte und die venezianischen Besitzungen in der Levante mit Byzanz verbunden war, ist es auch zu einer geistigen Durchdringung der Gesellschaft gerkommen. Nach der Eroberung Konstantinopels 1204 durch die von Venedig geführten Kreuzfahrer während des 4 Kreuzzuges gelangten zahlreiche Künstler und Kunstschätze aus Konstantinopel, vor allem nach Venedig, wie die Quadriga aus dem Hippodrom in Konstantinopel (heute auf dem Markusdom) oder die Pala d'oro (ebenfalls im Markusdom). Wenn sich auch rein byzantinische Architekturformen im Westen behaupteten waren dafür meist spezielle Anlässe notwendig. Dies zeigen die bekanntesten Beispiel hierfür, der Markusdom und die Pfalzkapelle. Der Markusdom ist im frühbyzantinischen Stil des 6 Jh. als Heiligenschrein erbaut. Obwohl dieser aus dem 11 Jh. stammt, lehnt er sich an die vorbildlichen Kirchenbauten Justinians I. in Konstantinopel (Apostelkirche) und Ephesos (Johanneskirche) an, obwohl die byzantinischen Baumeister zur Zeit der Errichtung des Markusdomes seit 500 Jahren keine vergleichbaren Kirchen mehr errichteten. So wurde dieser dann auch bei weiteren Bauten in Norditalien (Padua - Basilika des heiligen Antonius) wie bei den Kuppelkirchen in Aquitanien als Vorbild genommen. Byzantinische Künstler wirkten auch lange Zeit in Süditalien (Palermo, Palastkapelle). Dass die byzantinische Kunst aber auch in den nordischen Ländern gewirkt hat, lässt sich insbesondere an der Pfalzkapelle im Aachener Dom Karls des Großen, die nach der Basillika San Vitale in Ravenna errichtet wurde, sowie verschiedentlich im Zeitalter der Ottonen, als die byzantinische Formen des Zentralbaus bei romanischen Kirchenbauten in Köln (Groß St. Martin und St. Aposteln) das hohe Ansehen der mittelbyzantinischen Zeit bezeugen. Ein 'revival' byzantinischer Kunst lässt sich in der Romantik des 19. Jahrhunderts feststellen. So sind in München während des Neoklassizismus zur Zeit Ludwigs I. zahlreiche repräsentative Bauten mit byzantinischen Stilmitteln (Kämpferkapitell, Mosaiken, Tonnengewölbe) wie das Hauptgebäude der Universität (Friedrich von Gärtner) sowie für Ludwig II. der Thronsaal in Neuschwanstein errichtet worden. Ein geplantes byzantinisches Schloss (Schloss Falkenstein) wurde nicht mehr ausgeführt. Das bekannteste neobyzantinische Bauwerk ist die Basilika Sacré-Cœur auf dem Montmartre in Paris. Hier sind romanische und byzantinische Elemente in einer als 'Zuckerbäckerstil' getauften Übertreibung klassischer Formen vereint. Dass der neobyzantinische Stil in weiten Teilen Europas für neue Kirchenbauten genutzt wurde, zeigen auch die pseudoromanisch-byzantinische Ludwigskirche in München, sowie die monumentale Isaakskathedrale in Sankt Petersburg, die von Auguste de Montferrand 1818-1858 als neoklassizistischer Bau griechisch-byzantinischer Stilelemente vereinend errichtet wurde. St. Isaak kann als größtes orthodoxes Gotteshaus auch einen Rekord verbuchen, den die Hagia Sophia einst innehatte. Alleine die Kuppel hebt sich auf 102 m. Rezeption der byzantinischen Kunst bei den slawischen Völker Kloster Kalenić (Morava-Schule), 1408 Kaum wo anders erwies sich die Byzantinische Kunst so dauerhaft wie bei den slawischen Völkern des Balkans und Russlands. Die Fruchtbarkeit manifestiert sich in lokalen Abwandlungen, die insbesondere in der Architektur augenfällig sind. Die gewachsenen Traditionen entwickelten sich teils zu eigenen Stilformen der Byzantinischen Architektur die, wie im serbisch-byzantinischen Stil, eine eigenständige Entwicklung durchlaufen und in der letzten Etappe der Byzantinischen Kunst im 14/15 Jh. in der Morava-Schule einen selbst modellhaften Architekturstil für Nachbarländer geben (Moldauklöster, Walachaei). Insbesondere wird durch die etappenweise Verlagerung der Kunstzentren in die Balkanregion (Serbien, Bulgarien) und nach Russland während der Spätphase des Byzantinischen Reiches eine dauerhafte künstlerische Prägung der Länder bewirkt, die weit über den Bestand des Byzantinischen Reiches fortdauert und bis heute Teil der kulturellen Substanz der Länder ist. Viele byzantinische Künstler aus Konstantinopel und Thesaloniki wirkten während der Palaiologischen Renaissance an Höfen slawischer Königshäuser, beispielsweise gestalteten griechische Freskenmaler am Hofe des serbischen Herrschers Stefan Uroš II. Milutin die zahlreichen königlichen Klosterstiftungen (Gračanica). Damit schlug sich der byzantinische Einfluss auch in allen Details des Hofzeremoniells (Kleidung, Titel) sowie der Gesetzgebung durch. Während der serbische mittelalterliche Staat unter Kaiser Stefan Uroš IV. Dušan kurzzeitig Hauptmacht der Balkanhalbinsel wird, ist der griechische Einfluss hervorstechendes Merkmal des Hofes, der nach Konstantinopoler Vorbild geführt wird und Dušan sich selbst als Basileus der Griechen und Serben betitelt. Mit dem Despoten Stefan Lazarević (1404-1427) beginnt die reifste Phase der serbisch-byzantinischen Kunst, die mit der Morava-Schule eine höfische Qualität der Architektur erreicht, die bis heute in Serbien den Kirchenbaustil prägt. In der Architektur folgen russische und serbische Kirchen (Gračanica, Dečani, Kalenić) durch die Betonung der Vertikalen, während byzantinischen Originale keine Verstärkung der Vertikalkomponente kennen, oft einem modifiziertem Schema. Die Architektur in Russland als auch Serbien nimmt Einflüsse des Westens (Romanik, Gotik) auf, bleibt dem byzantinischen Zentralbau mit einer oder seltener fünf Kuppeln letztlich treu. Nur die Bauwerke der Raška-Schule verraten im Grundriss einen stärkeren romanischen Einfluss (Studenica), werden aber zu Ende des 13 Jahrhunderts durch den Kreuzkuppelbau verdrängt Gračanica. Die Entwicklung der Architektur insbesondere des Balkans betont insbesondere die Farbigkeit der Fassaden und verstärkt die Vertikalkomponente immer mehr, so dass die stärkere Dynamik der kirchlichen Architektur in den originellen Bauwerken der Morava-Schule einen krönenden Abschluss der tausendjährigen byzantinischen Kunst bilden. Die Freskomalerei erreicht insbesondere im 13. bis 15 Jahrhundert in Serbien ein sehr hohes Niveau die sich schon in den Fresken der Komnenzeit in Studenica aber insbesondere mit der Ausmahlung des Klosters Sopočani (1230) durch griechische Freskenmaler in antiker Großartigkeit einen absoluten Höhepunkt erreichen. Die Fresken der Palaiologenzeit sind zumeist konservativer (Ohrid, Gračanica) erreichen aber in der Spätphase des 14 Jh. und ersten Hälfte des 15 Jh. in der Morava Schule eine neue Qualität (Kalenić, Manasija). Die Ikonenmalerei ist grundsätzlich mehr den byzantinischen Vorbildern verhaftet. Mit Andrei Rubljow (Dreifaltigkeitsikone) wird in Russland ein Ikonenmaler einen eigenen Stil entwickeln, den es, da dogmatisch vorblidlich, nachzuahmen galt. Nachwirken im Osmanischen Reich
Hauptkuppel der Sultan-Ahmet-Moschee (Blaue Moschee) Nach dem Fall Konstantinopels 1453 beeinflusste die byzantinische Architektur maßgeblich die osmanisch-islamische Bauweise bedeutender Moscheen, wie z.B. die Sultan-Ahmet-Moschee (Blaue Moschee) die nach dem Vorbild der Hagia Sophia angelegt wurde. Bedeutend sind insbesondere die imperialen Moscheen des 16 Jh. (Beyazid II.-Moschee), die im Zeitalter von Sultan Süleyman dem Prächtigen durch Sinan (Şehzade Moschee, Süleymaniye Moschee und Edirne Selimiye Moschee) eine beständige Auseinandersetzung mit der Kunst des justinianschen Zeitalters darstellen. Die obsessive Auseinandersetzung mit dem Vorbild der Hagia Sophia hat dabei zu schöpferisch originellen architektonischen Meisterwerken beigetragen, die der Weltkunst angehören. Weblinks Literatur
Architektur
Von "http://de.wikipedia.org/"
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