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Unter der römischen Wandmalerei (nach dem wichtigsten Fundort auch römisch-pompejanische Wandmalerei) versteht man die Wandmalerei im römischen Reich vom 2. Jahrhundert v. Chr. bis zur Spätantike. Die Malerei in den Vesuvstädten Der Ausbruch des Vesuv 79 n. Chr. konservierte durch die Asche die Malereien in den verschütteten Städten (Pompeji und Herculaneum). Die hier gefundenen Malereien dienen, wegen ihrer guten Erhaltung, als Ausgangspunkt zu den meisten Untersuchungen zu den Wandmalereien. Ende des 16. Jahrhunderts entdeckte Domenico di Trana Pompeji wieder: er grub einen Stollen bis ins Forum, wusste aber nicht, wo er sich befand. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden die Grabungen durch Fürst d'Elboeuf fortgesetzt, der auch nicht wusste, wo er sich befand. Gezielte Ausgrabungen ließ Karl III., König von Neapel und Sizilien durchführen. 1735 wurde Herculaneum ausgegraben, 10 Jahre später fanden Ausgrabungen in Pompeji statt. Unter den Geschwistern Napoleons erlebten die Ausgrabungen einen neuerlichen Aufschwung. Erst im 19. Jahrhundert machte der italienische König Viktor Emanuel II. Giuseppe Fiorelli zum Ausgrabungsleiter. Dieser leitete erstmals systematische Ausgrabungen ein: der Schutt wurde entfernt, die Häuser mit Nummern versehen und in Regio und Insulae eingeteilt. Stile 1882 teilte August Mau die Wandmalerei von Pompeji in vier Stile ein:
Bei den Stilen handelt es sich um Wanddekorationen. Die Übergänge zwischen den einzelnen Stilen sind fließend. 79 n Chr. brach der Vesuv aus und Pompeji wurde verschüttet, die einzelnen Stile lassen sich in Pompeji, aber auch an anderen Orten nachweisen. 1. Stil Beim Mauerwerkstil oder (nach Mau) "Incrustationsstil" wird auf den Wänden durch die farbige Malerei, Ritzungen oder plastische Gestaltung (Stuck), Aufbau und Aussehen einer monumentaler Quadermauer nachgeahmt. Geometrie spielt eine wichtige Rolle und wird hier durch eingeritzte Linien erzeugt. Dreidimensionalität wird auch durch Licht- und Schattenreflexe erzeugt. Der Stil ahmt allgemein die hellenistische Architektur nach: die Wand weist einen Sockel, eine hohe rechteckige Mittelzone und eine durchlaufende Oberzone auf. Form: Die Platten sind an den Rändern so gestaltet, als handelte es sich um wirklich behauene Steinblöcke, die in die Wand eingebunden sind. Der Fugenschnitt ist deutlich zu sehen. Im oberen Wandbereich sind die angrenzenden Felder an den Ecken mit kontrastreichen Farben gemalt. Beispiele: Räume in Casa di Sallustio, Casa del Fauno 2. Stil Architekturstil wird auch der 2. Stil der römischen Wandmalerei genannt. Von 80-20 v. Chr. wird ein architektonischer Hintergrund auf die glatte Wand gemalt. Die Wand wird durch axialsymmetrische Scheinarchitektur oder Ausblicke in Landschaften und Megalographien aufgelöst und so vergrößert. Die Malerei ist vom griechisch-hellenistischen Raum beeinflusst. Die Sockelzone ist meist dunkel gestaltet, während die Mittelzone hell erscheint. Die meistverwendeten Farben sind dunkelrot, dunkelgrün, schwarz und gelb. Gelb wird für Architekturelemente verwendet, blau und grün für Details. Erweiterungen dieses Stils gibt es in Form von Attributen, z.B. Statuen, menschliche Gestalten, Vögel, Girlanden oder Gefäße. Beispiele für diesen Stil sind die Mysterienvilla, die Villa Boscoreale, die Villa Oplontis und die Domus Augustana. 3. Stil Beim ornamentalen Stil wird die Raumtiefe wieder zurückgenommen. Die Wand dient in ihrer Fläche als Bildträger und wird horizontal und vertikal gegliedert. Ein Mittelbild zeigt meist einen Landschaftsausblick mit mythologischem Thema. Die Oberzone der Wand spielt mit ihrer ornamentalen Verzierung die beherrschende Rolle. Daher wird dieser Stil auch oft Ornamentstil genannt. Eine Untergruppe stellt der Kandelaberstil im 3. Stil dar. Benannt ist er nach der häufigen Verwendung des Kandelabers als beliebtes Dekorationsmotiv. Zarte Kandelaber umrahmen statt Säulen die Bildfelder. Er steht am Übergang vom 2. zum 3. Stil, während die Wände meist sehr flach gestaltet sind, sind die Kandelaber noch sehr plastisch gemalt. Seinen Höhepunkt erreichte dieser Stil in der Wandmalerei in den Jahren 15 v. Chr. und 50 n. Chr. Ein typisches Beispiel für diesen Stil ist die Villa Farnesina in Rom, die Villa von Boscotrecase[1] oder die Villa Imperiale in Pompeji . 4. Stil
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Der Phantasiestil ist der unabhängigste Stil der römisch-pompejanischen Wandmalerei und vereinigt Elemente aus den vorhergehenden Stilen. Es gibt einfache Dekorationen, bei denen Felder aneinander gesetzt werden, aber auch aufwendige Architekturen. Der Stil ist an einen Reichtum an Ornamenten gekennzeichnet. Die Wand zeigt im Mittelbild ein Gemälde. Die Seitenfelder zeigen oft kleine schwebende Figuren. Daneben gibt sie Durchblicke auf barockisierende Architekturelemente frei. Der Stil ist ganz und gar illusionistisch: er stellt die künstliche Welt der realen gegenüber. Weiße, rote und schwarze Felder mit stereotypen Elementen überwiegen (Szenografien). Als Rückgriff auf den 2. Stil weist der Phantasiestil architektonische Elemente auf. Element des 1. Stils sind Stuckreliefs. Typisch für diesen Stil sind auch filigrane Ornamentbänder, die einzelne Felder rahmen können. Daneben gibt es auch sehr einfach gestaltete Wände, die an den 3. Stil erinnern und nur an bestimmten Ornamenten als zum 4. Stil gehörig zu erkennen sind. Diese Wände finden sich oftmals in weniger wichtigen Räumen. Eine weitere Innovation sind tapetenartige Muster. Ein bestimmtes Motiv wird hier endlos auf einer Wand wiederholt. Beispiele sind das Domus Aurea in Rom oder das Haus der Vettier in Pompeji. Nachpompejanische Wandmalerei Die Wandmalerei der Zeit nach 79. n. Chr. ist verständlicherweise weit weniger bekannt als die aus den gut erhaltenen Städten Pompeji und Herculaneum. Trotzdem lassen sich auch hier diverse Stilstufen unterscheiden. Hadrianische Wandmalerei Aus dieser Periode gibt es verschiedene Dekorationstypen. Aufwendige Wände greifen in dieser Zeit auf den 2. Stil zurück (z.B. Rom, Villa der Numisia Procula). Es gibt dabei die Darstellung fester Architekturen, die teilweise ein großes Mittelbild aufweisen. Andere Wände der hadrianischen Zeit stehen noch in der Tradition des 4. Stils. Schließlich gibt es zahlreiche Wände (z.B. in der Hadriansvilla), deren Dekoration auf einfache Flächen reduziert worden ist. Geometrische Formen sind hier vorherrschend. [2] Antoninische Wandmalerei Typisch für diese Periode sind Wände in der Tradition des 3. Stils mit vorgesetzten Säulen und eine besondere Vorliebe für gelbe Wände mit Durchblicken in rot (z.B. die Casa del Soffitto Dipinto in Ostia [3]. Daneben sind auch einfarbige Dekorationen sehr beliebt, deren Hauptdekoration oft aus Ädikulen besteht. Schließlich gibt es einfache Felderdekorationen ohne jegliche Architekturen. Im Allgemeinen ist ein Streben nach Harmonie in der Wandmalerei festzustellen, was vor allem im Gegensatz zu der folgenden Stilperiode steht. [4] Spätantoninisch-severische Wandmalerei Diese Stilperiode stellt in vielem einen Bruch zu den vorhergehenden Stilen dar. Fast überall ist das Bemühen festzustellen, etwas Neues zu schaffen.[5] Es gibt weiterhin eine große Bandbreite von Wanddekorationen. Architekturwände geben sich meist als vereinfachte Versionen des 4. Stils, wobei die Architekturen relativ fest und weniger verspielt als im 4. Stil wirken. Felderwände dieser Stilperiode fallen vor allem durch ihre Unregelmäßigkeit auf. Während frühere Felderdekorationen eher um Symmetrie bemüht waren, werden jetzt oftmals ungleich große Felder aneinander gesetzt. Eine besondere Innovation dieser Stilperiode sind Wände im rot-grünen Liniensystem. Die Dekoration der Wand ist hier auf ein Netz aus Linien reduziert. Figuren sind spärlich und meist sehr impressionistisch gemalt. Diese Dekorationen sind vor allem aus den römischen Katakomben bekannt (siehe z.B. Die Villa Piccola unter S. Sebastiano in Rom [6]) Spätes 3. und 4. Jahrhundert Es kommen in dieser Zeit noch vereinzelt Architekturwände vor, doch verlieren sie viel von ihrer Plastizität. Oftmals handelt es sich nur um die Darstellung von Säulen, die die Wände gliedern. Felderdekorationen sind weiterhin relativ beliebt, wobei oftmals Marmordekorationen von Wänden nachgeahmt werden. Dekorationen im rot-grünen Liniensystem kommen bis in das 4. Jahrhundert vor und fallen durch immer weniger Ornamente auf. Schließlich gibt es Dekorationen, in denen kleine Muster endlos wiederholt werden. Es entsteht ein Effekt, der unseren heutigen Tapeten ähnelt. Aus der Zeit nach dem Beginn des 5. nachchristlichen Jahrhunderts gibt es keine weiteren erhaltenen Beispiele für ausgemalte Wohnhäuser, obwohl diese literarisch bezeugt sind. In der Folgezeit verlagert sich die Wandmalerei auf die Ausschmückung von Kirchen etc..[7] Provinzialrömische Wandmalerei Die Entwicklung der römischen Wandmalerei in den Provinzen ist schwerer zu verfolgen als in Italien, da es wenige sehr gut erhaltene Reste von Wandmalereien gibt und der Forschungstand zu einzelnen Provinzen noch sehr unterschiedlich ist. Während die römischen Wandmalereien für z.B. Deutschland, die Schweiz oder Großbritannien sehr gut aufgearbeitet ist, fehlen übergreifenden Untersuchungen für andere Provinzen (z.B. Nordafrika), obwohl mit Sicherheit davon auszugehen ist, dass Wandmalereien überall den gleichen Stellenwert hatten. Römische Wandmalerei in den nordwestlichen Provinzen
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Die Wandmalerei dieses Gebietes (Deutschland, Schweiz, Niederlande, Belgien, und Westfrankreich) ist besonders gut aufgearbeitet. Zu einigen Städten (Köln [8], Xanten[9]) und Regionen (Schweiz[10], nördliches Obergermanien [11],) gibt es mittlerweile Monographien, in denen alle Funde von Wandmalereien behandelt worden sind. Die Materialbasis ist daher breit, auch wenn es vergleichsweise wenige wirklich gut erhalten Wandmalereien gibt. Viele Rekonstruktionen von Dekorationen sind unsicher. Die spärlichen, ältesten Reste von Wandmalereien in diesem Gebiet gehören dem 3. Stil an und sind teilweise von hoher Qualität und italischen Vorbildern sehr verwandt. [12] Anscheinend kamen mit den römischen Truppen auch Maler in die neu eroberten Gebiete und etablierten eigene Malwerkstätten. In der Folgezeit lösten sich diese Werkstätten aber von den Vorbildern in Italien. Die Wandmalereien in diesem Gebiet entwickeln ein eigenes Repertoire. Besonders beliebt sind in der Folgezeit Kandelaberwände, daneben sind Felderwände ebenso häufig anzutreffen, während Architekturen bei weitem nicht so häufig wie in Italien sind. Der 4. Stil ist daher zwar auch in diesen Provinzen vorhanden, aber ist oftmals nur an den typischen Filigranen Ornamentbänder erkennbar (z.B. Thermen Windisch AG (Schweiz), Vidy (Schweiz), Rübenach (Stadtteil von Koblenz)). In der hadrianischen und folgenden Zeit wird der 4. Stil fortgesetzt, doch sind die Wände einfacher gestaltet. Es kommen nicht mehr so viele verspielte Ornamente vor. Felderdekorationen sind weiterhin vorherrschend, es gibt aber auch noch Kandelaberwände. Ganz selten sind Architekturen bezeugt. Am Ende des 2. Jahrhundert und mit dem Beginn des 3. Jahrhundert verschwinden dann die Kandelaberwände. Felderdekorationen sind nun vorherrschend, wobei es einerseits sehr farbenprächtige Beispiele gibt, andererseits aber auch eher einfach gestaltete Wände, deren Dekoration in roten Linien auf weißem Grund gemalt wurde (z.B. Villa in Schwangau (Ostallgäu)). Im ganzen 2. Jahrhundert lassen sich auch Dekorationen in einem Tapetenstil nachweisen. Durch die ständigen Einfälle von Germanen in diese Provinzen ab der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts, verarmt dieses Gebiet in dieser Zeit. In die Folgezeit datieren nur wenige Beispiele von Wandmalereien. Quellen
Literatur
Weblinks
Von "http://de.wikipedia.org/"
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