Pontos-Griechen

Die Pontos-Griechen oder Pontier, (griechisch Πόντιοι) sind die Nachfahren jener Griechen, die im Altertum die südlichen Küsten des Schwarzen Meeres bevölkerten. Sie lebten dort bis zum Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei, der durch den Vertrag von Lausanne geregelt wurde. Charakteristisch für die pontischen Griechen ist das pontische Griechisch, das viele von ihnen heute noch sprechen. Ihre Bezeichnung lässt sich von der antiken Bezeichnung des Schwarzen Meeres ableiten: Pontos Euxinos

Sprache

Hauptartikel: Pontische Sprache

Die Pontos-Griechen sprechen meist noch pontisch, einen griechischen Dialekt, der aus dem attischen Griechischen hervorgegangenen ist, sich aber in anderer Art und Weise als das Standardgriechische (Dimotiki, Δημοτική, siehe auch Griechische Sprache) entwickelt hat und sich folglich ziemlich davon unterscheidet.

Die Anzahl der Sprecher des Pontischen geht in Griechenland generationenweise zurück, da es an öffentlichen Schulen nicht gelehrt wird und bestenfalls nur mündlich weitergegeben wird. Am ehesten erhalten wird der Dialekt noch in einigen Teilen Nordgriechenlands, was insbesondere darin begründet liegt, dass in Städten wie Thessaloniki oder Kilkis, aber auch in der nordgriechischen Provinz die meisten Pontier angesiedelt wurden. Außerdem wird er noch von in der Türkei gebliebenen, zum Islam konvertierten Griechen gesprochen, wobei die Sprecheranzahl allerdings auch dort zurückgeht.

Geschichte

Antike

Vorchristliche Zeit


Das Königreich Pontos erlangte seine größte Ausdehnung unter Mithridates VI

.Die griechische Präsenz am Schwarzen Meer geht zurück bis in die Zeit der Antike. Die Forschung belegt die ersten Aktivitäten freier Händler und Abenteurer in der Zeit um 1000 v. Chr.. Diese waren dort hauptsächlich auf der Suche nach Gold und Erzen.

Die überlieferte Argonautensage von über die Reise Jasons und der 50 Helden nach Kolchis, die in der Odyssee beschriebenen Abenteuer des Odysseus im Lande der Kimmerier, die Bestrafung von Prometheus durch Zeus am Kaukasus, die Reise des Herakles auf dem Schwarzen Meer und andere griechische Mythen mit Bezug auf diese Region belegen die Existenz antiker Handelsrouten.

Im 8. Jahrhundert v. Chr. begannen sich griechische Handelsposten an der pontischen Küste zu permanenten Siedlungen zu entwickeln. Die Stadt Milet gründete mit Sinope die erste griechische Kolonie am Schwarzen Meer. Auf Grund seines Hafens und dem guten Zugang zum Hinterland entwickelte Sinope sich rasch zu einem bedeutenden Handelszentrum. In der Folge wurden entlang der pontischen Südküste nach ähnlichem Muster zahlreiche Städte gegründet, die sich im Laufe der Jahrhunderte zu bevölkerungsreichen Zentren für Seehandel und Kultur entwickelten. So brachte der Pontus Persönlichkeiten wie Herakleides Pontikos oder Diogenes von Sinope hervor.

Archäologische Funde und zahlreiche schriftliche Quellen der Antike und Postantike dokumentieren die wirtschaftliche Aktivität der pontischen Städte, ihr Verhältnis zu den Mutterstädten (Metropolen) und ihre Beziehungen untereinander wie auch zu den indigenen Völkern.

Die politische und kulturelle Dominanz der griechischen Städte am Pontus wird vor allem durch die Betrachtung der weiteren Entwicklung der indigenen Völker der Region offenbar, die im Laufe der Jahrhunderte zu großen Teilen griechische Kultur und griechisches Denken annahmen. In der Zeit Alexander des Großen und seiner Nachfolger war die wirtschaftliche Macht der griechischen Städte auf ihrem Höhepunkt. Die Auswirkung der hellenistischen Kultur auf die eingeborenen Völker war enorm und hatte sie grundlegend in ihrer sozialen und kulturellen Entwicklung beeinflußt. Im 1. Jahrhundert v. Chr. erhob der pontische König Mithridates Eupator die griechische Sprache zur offiziellen Amtssprache seines Reiches und somit zur offiziellen allgemeinen Verkehrsprache der zahlreichen, und dadurch vielsprachigen, indigenen Völker Kleinasiens, was deren Hellenisierung spätestens jetzt nach sich zog.

Christianisierung

Die Apostel Andreas und Petrus brachten das Christentum bereits sehr früh in die Region des Pontus. Dabei war der Status des Griechischen als allgemeine Verkehrssprache der Region bei der Christianisierung vor allem auch der hellenisierten indigenen Gemeinschaften eine willkommene Hilfestellung sowohl anfangs für die Apostel, als auch später auch für die Kirchenväter. Auf der anderen Seite führte die Christianisierung der hellenisierten indigenen Bevölkerung zur endgültigen Annahme der griechischen Identität und Kultur. So verschmolzen sie mit den Griechen zu einer einheitlichen Kultur, die auf der gemeinsamen Basis des Christentums gründete.

Mittelalter

Die Eroberung Konstantinopels durch die Franken im Vierten Kreuzzug zog die Aufsplittung des Byzantinischen Reiches in kleine fränkische Staaten nach sich. Es entstanden aber auch kleinere griechische Königreiche. So kam es, dass Alexios Komnenos aus der Dynastie der Komnenen gemeinsam mit seinem Bruder David (beide waren vor der Eroberung der Hauptstadt geflohen) das Kaiserreich Trapezunt, womit sich das bis dahin eher unbedeutende Trapezunt (das heutige Trabzon) seinen Platz in der Weltgeschichte sicherte.

Die erneute Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahre 1453 und der Fall von Trapezunt acht Jahre später, 1461 bildet für die pontischen Griechen eine Zäsur in ihrer Geschichte. Viele, insbesondere wohlhabende Einwohner der reichen Küstenstädte und der Dörfer flohen in die umliegenden Gebirgsregionen des Pontus, in dem Versuch, fernab der Aufmerksamkeit der neuen Herrscher, in neugegründeten und freien griechischen Dörfern und Städten zu leben. Ein großer Teil wanderte in das Russische Reich aus, in dessen südliche Küstengebiete, nach Georgien, Armenien und Kasachstan, wo sie neue griechische Gemeinden gründeten. So entstanden kulturelle Zentren, die auch in den Folgejahrzehnten vom nunmehr osmanischen Pontus geflohene Griechen aufnahmen.

Neuzeit

Durch die Abwanderung vieler Pontier aus dem Osmanischen Reich insbesondere nach Russland bildete sich dort gewissermaßen eine zweite pontische Kultur, die neben jener an der osmanischen Nordküste existierte und sich entwickelte. Im Jahre 1923 beendete der Vertrag von Lausanne die Existenz der pontischen Griechen im Osmanischen Reich auf tragische Weise.

Der im Vertrag geregelte Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei bedeutete für die pontischen Griechen de facto die Vertreibung aus der Heimat. Insgesamt mussten auf beiden Seiten völkerrechtlich sanktioniert zwei Millionen Menschen ihre Heimat verlassen, davon 1,5 Millionen Griechen und knapp 500.000 Türken.

Die Griechen gaben damit Gebiete auf, die sie schon teilweise seit über 2.000 Jahren besiedelten. Aus diesen Gründen bestehen zwischen Türken und Griechen immer noch Ressentiments. In den letzten Jahren kam es aber zwischen den zwei Staaten zu einer Annäherung.

Die auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion lebenden Pontos-Griechen verließen nach dem Zusammenbruch des Kommunismus 1990 zunehmend diese Gebiete und wanderten meist nach Griechenland aus.

Kultur

Identität

Viele Pontos-Griechen versuchen auch in Griechenland oder in anderen Ländern (Deutschland, USA) ihre kulturelle Identität zu wahren.

So gibt es beispielsweise viele Kulturvereine von Pontos-Griechen oder auch andere Vereine, wie etwa die Fußballvereine AEK Athen und PAOK Saloniki, die von Pontos-Griechen zur Wahrung ihrer Identität 1924 gegründet wurde.

Musik

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Die Pontos-Griechen haben eine eigene Volkskultur, die viele eigentümliche Elemente aufweist, wie etwa besondere Gesänge und Tänze. Insbesondere im Bereich der Musik gibt es verwandte Elemente zu dem heute noch am Schwarzen Meer ansässigen, georgischstämmigen Lasen. So wird auch die pontische Musik stark von der Lyra dominiert, einem dreisaitigen Streichinstrument von der Größe einer Violine, das der Musiker allerdings, einem Cello ähnlich, senkrecht auf die Knie stützt.

Weblinks