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Als Attischer Seebund werden zwei zeitlich aufeinander folgende Bündnissysteme des antiken Athen im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. bezeichnet. Der Erste Attische Seebund In der historischen Forschung meist Delisch-Attischer Seebund genannt, lautet die historisch-authentische Bezeichnung "die Athener und ihre Verbündeten (wörtlich: Mitkämpfer)". Er bestand von 478/477 v. Chr. bis 412/404 v. Chr. Das Bündnis wurde nach den Perserkriegen von der damaligen Seemacht Athen ins Leben gerufen. Grund war die Weigerung Spartas, sich dem Schutz der kleinasiatischen Griechen zu verschreiben. Als Fürsprecher drängten die ionischen Inseln Athen, Sparta in der Führung des vorangegangen Hellenenbundes abzulösen. 478/77 v. Chr. begründete Athen das Bündnis aber neu und band im jetzigen Seebund zugleich die Mitglieder vertraglich an sich. Der Bund (Symmachie) umfasste eine Vielzahl griechischer Städte auf dem griechischen Festland, in Kleinasien (Türkei) und auf den griechischen Inseln in der Ägäis sowie in Thrakien. Man schwor, dieselben Freunde und Feinde zu haben und schloss bilaterale Verträge mit Athen. Anders als im früheren Hellenenbund waren die Bündner nun nicht mehr untereinander, sondern jeweils einzeln mit Athen verbündet. Zur Zeit der Gründung sahen die Verbündeten in dieser Konstruktion eher eine Chance als eine Gefahr. Allein Athen war als Seemacht in der Lage, die Interessen dieser Poleis gegen die Perser zu verteidigen. Die Ziele des Seebundes sind recht verwickelt. Die kleinasiatischen Griechen, die unter dem Druck der Perser schon ins Mutterland umsiedeln wollten, erwarteten Befreiung und Schutz. Das war ihnen zweifellos zugesichert, aber vertraglich nicht fixiert worden. Was beeidet wurde, und von allen als einzige Existenzberechtigung des Bündnisses angesehen wurde, war die Fortführung der Perserkriege. Dies war militärisch eigentlich unmöglich und wenig sinnvoll, lag vor allem aber nicht im Interesse der athenischen Feldherren. Diese wollten die Handelsrouten in der Ägäis freikämpfen, von denen Athen durch die Perser abgeschnitten und in eine existenzbedrohende Krise gestürzt worden war. Dafür wurde die gemeinsame Flotte dann auch systematisch eingesetzt. Um dies aber finanzieren und politisch legitimieren zu können, wurde in Athen die Parole ausgegeben, persisches Land solle aus Rache verwüstet und reiche Beute gemacht werden. Die Bundesversammlung fand zuerst auf Delos statt, daher die moderne Bezeichnung "Delisch-Attischer Seebund". Es wurde eine Bundeskasse eingerichtet und eine gemeinsame Streitmacht etabliert. Die Bundesbeiträge (phóroi) wurden von zehn athenischen Schatzmeistern, den so genannten hellenotamiai verwaltet. Ursprünglich sollten nur jene Mitglieder Beiträge entrichten, die keine Schiffe zur gemeinsamen Flotte gestellen konnten. Das Recht, selbst über eigene Seestreitkräfte zu verfügen, war aber von Beginn an ein Privileg, das nach und nach eingeschränkt wurde. Recht bald war die Veranlagung in Geld die Norm. Am Ende zahlten die meisten Bündnispartner keine "Beiträge" mehr - sie waren nun tributpflichtig geworden, und nur Athen und eine Handvoll anderer Poleis verfügten über eine eigene Seestreitmacht (z. B. Samos, später nur noch Chios und Lesbos). Während des Peloponnesischen Kriegs wurden auch diese Mitglieder de facto entwaffnet, während bereits 454 v. Chr., nach dem Ende der Adelsherrschaft, die Bundeskasse (ursprünglich im Apollon-Heiligtum auf Delos untergebracht) nach Athen selbst verlegt worden war. Mit den Geldern wurden unter anderem auch die prächtigen Neubauten in Athen finanziert (z. B. der Parthenon). Mehr und mehr entwickelte sich der Bund damit zu einem Machtmittel Athens, so dass die Bündnispartner bald entmachtet waren und Athen den Seebund als Instrument für die Errichtung einer Hegemonie in Griechenland benutzte. Der föderalistische Bund verwandelte sich in eine Arché, in das attische Reich. Durch die Politik Athens kam es zu Spannungen mit Sparta und dem von ihm geführten peloponnesischen Bund, die schließlich zum Peloponnesischen Krieg führten. Athen musste nach der Niederlage den Bund auflösen. Der Zweite Attische Seebund Der neugegründete Seebund existierte von 378/377 v. Chr. bis 355 v. Chr. Er war erheblich kleiner als sein Vorläufer und gab Athens Verbündeten mehr Rechte in der Führung. In seine Gründungsakte flossen Prinzipien des Allgemeinen Friedens ein. Der Bund zerbrach jedoch bald darauf (siehe dazu die Expansionspolitik Philipp II. von Makedonien), womit Athen endgültig seine Macht einbüßte. Siehe auch: Peloponnesischer Bund, Symmachie, Quellen Urkunde des 2. Attischen Seebundes, Athen 377. In: Gerhard Pfohl (Hrsg.): Griechische Inschriften als Zeugnisse des privaten und öffentlichen Lebens. Griechisch-deutsch. Heimeran, Tübingen 1980, ISBN 3-7765-2032-9 Sekundärliteratur
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