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America, America Elia Kazan (eigentlich Kasanioğlu; * 7. September 1909 in Konstantinopel (heute: Istanbul); † 28. September 2003 in New York) war ein US-amerikanischer Regisseur. Leben 1909 unter dem Namen Elia Kasanioğlu als Sohn griechischer Eltern geboren, galt er als einer der herausragenden Regisseure Hollywoods. Seit er vier Jahre alt war (1913), lebte Kazan in New York. 1932 schloss er das Yale College ab, mit dem Wunsch Filmregisseur zu werden. In dieser Zeit gab es jedoch noch keine Ausbildungsmöglichkeiten für Filmregisseure und so schloss er sich zunächst als Schauspieler dem Group Theatre an. Dieses politisch links stehende freie Theater lebte die Sommermonate wie in einer Kommune zusammen und erarbeitete seine sozial-kritischen Inszenierungen. Ab 1936 führte Kazan hier auch erstmals Regie. 1937 ging Kazan mit einigen Schauspielern des Group Theatre zu Probeaufnahmen nach Hollywood. Kazan erhielt daraufhin kleinere Filmrollen. Die Group-Mitglieder Franchot Tone und John Garfield entwickelten sich zu Filmstars. Kazan ging jedoch zurück nach New York und hatte ab 1942 erste große Erfolge als Regisseur am Broadway. 1943 ging dann sein lang gehegter Traum in Erfüllung und er drehte mit Ein Baum wächst in Brooklyn seinen ersten Film.
Elia Kazan, 1967, Photo von photo James Kavallines. Tabu der Gerechten Kazans zweiter Film Tabu der Gerechten 1947 wurde von Hollywoodproduzent Darryl F. Zanuck produziert. Es war der erste Hollywoodfilm, der sich mit dem Thema Antisemitismus beschäftigte. Kazan mochte den Film nicht sonderlich. Er sei zu höflich und zeige nicht wie schlimm Antisemitismus sei. Zanuck verlangte über eine Liebesgeschichte zwischen Dorothy McGuire und Gregory Peck das Thema dem Zuschauer näher zu bringen. Obwohl Kazan der Meinung, dass dies dem Realismus der Geschichte schadete, hatte Zanuck mit dieser Theorie Erfolg. Der Film wurde mit Oscar für den besten Film des Jahres ausgezeichnet und Kazan erhielt seinen ersten Regie-Oscar. Zurück am Broadway und weitere Filme
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1947 war er einer der Mitbegründer des Actors Studio, aus dem Schauspieler wie Marlon Brando, James Dean und Julie Harris hervorgingen, die alle auch in Kazans späteren Filmen mitwirkten. Kazan besetzte in seinen Filmen immer wieder Schauspieler aus dieser Schule, die ab 1949 von Lee Strasberg als maßgeblichen Schauspieler gleitet wurde. Kazan zog es wieder ans Theater. Er inszenierte zwischen 1947 und 1949 die Arthur Miller Erfolgsstücke Alle meine Söhne und Tod eines Handlungsreisenden. Lee J. Cobb spielte den Willy Loman und die Inszenierung machte Kazan zu einem der wichtigsten Theaterregisseure dieser Zeit. Mit dem Schauspielerschüler Marlon Brando inszenierte er am Broadway 1947 Endstation Sehnsucht von Tennessee Williams. Im Zentrum des Stückes stand eigentlich die Geschichte der zwei Schwestern Blanche und Stella, doch Brando veränderte mit seiner fulminanten Darstellung des Stanley Kowalski die Wahrnehmung des Stückes. Am Broadway spielte Jessica Tandy die Blanche. Die Produzenten von Warner Brothers tauschten sie jedoch in der späteren Verfilmung von 1951 gegen die als Star höher eingeschätzte Vivien Leigh. Vivien Leigh erhielt für diese Arbeit ihren zweiten Darstelleroscar. Kim Hunter und Karl Malden gehörten wie Brando bereits zum Ensemble der erfolgreichen Broadwayproduktion. Neben der Theatertätigkeit drehte er für Hollywood den Streifen Endlos ist die Prärie mit Spencer Tracy. Seiner eigentlichen Idee vom realistischen Filmemachen ging er mit dem Film Bumerang weiter nach. Für diesen Film ging er mit dem Team in die Kleinstadt Stamford (Connecticut) und drehte ohne große Filmstars in den Straßen und Gebäuden der Stadt. Zeitweise hatte die Produktion tausende von Zuschauern, da die Menschen Filmproduktion an realen Orten noch nicht gewöhnt waren. Bumerang handelt einem unter dem Verdacht des Priestermordes stehenden Mannes und beruht auf einer wahren Geschichte. Elia Kazan empfand eine große Nähe zu den Menschen der Südstaaten der USA. 1937 hatte er bereits erste Erfahrungen hier gesammelt mit dem kurzen Dokumentarfilm Die Menschen aus Cumberland, der die Armut der Menschen hier während der Weltwirtschaftskrise in erschreckenden Bildern einfing. 1949 drehte er seinen ersten Spielfilm über den Süden. Pinky mit Jeanne Crain, Ethel Barrymore und Ethel Waters gehört allerdings eher zu den unbekannteren Werken Kazans. 1950 entwickelte er die Art Filme zu machen, die er mit Bumerang begonnen hatte, weiter und ging nach New Orleans, um den Thriller Unter Geheimbefehl mit Richard Widmark, Barbara Bel Geddes und Jack Palance an Originalschauplätzen zu drehen.
Hexenjagd in den USA
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Nach dem großen Erfolg von Endstation Sehnsucht, der Film erhielt insgesamt vier Oscarauszeichnungen, davon drei Darstellerpreise für Vivien Leigh, Kim Hunter und Karl Malden, ging Kazan nach Mexiko, um 1952 die Geschichte des Revolutionärs Emiliano Zapata zu erzählen. John Steinbeck hatte das Drehbuch über den Aufstieg eines Bauern, der sich politisch gegen die Zustände in seinem Land auflehnt zum erfolgreichen Revolutionär. Kazan, ehemaliges Mitglied der amerikanischen kommunistischen Partei, zeigte in Zapata einen Revolutionär, der seine Ideale nicht verrät und von totalitären Linken schließlich ermordet wird. Der Film wurde zur Anklage des Stalinismus, von Doppelmoral und tödlichem Machthunger. Dieser Film kam in die Hochzeit der Hexenjagd von Senator Joseph McCarthy in die amerikanischen Kinos und Kazan musste vor dem Komitee für unamerikanische Aktivitäten aussagen. Er berichtete vor dem Ausschuss von seiner Abscheu roter Methoden und nannte Namen ehemaliger Parteimitglieder, die allerdings dem Komitee ohnehin bereits bekannt waren. Selbst war er in den 1930er Jahren zu Beginn seiner Arbeit mit dem Group Theatre Mitglied der kommunistischen Partei, schied aber aus, als die Partei sich in die Theaterarbeit der Gruppe einmischte. Während dieser Zeit erkannte die Methoden, später führten die Erkenntnisse über Stalins Gewaltherrschaft zu Kazans Anti-Kommunismus. Kazan wird danach in New York und in Hollywood angefeindet. Das Misstrauen gegenüber Kazan sollte bis zu seinem Tod anhalten und kochte nochmals hoch, als er 1999 den Ehrenoscar erhielt. Kazan wehrte sich damals gegen die Anfeindungen mit öffentlichen Statements in Zeitungen, wo er Stellung nahm zu seinen politischen Motiven. Er plädierte für die Aufklärung der Amerikaner. Sie müssten wissen, was der Kommunismus wirklich sei und zwar mit allen Fakten. Kazan war der Meinung, dass sich das liberale Amerika nicht bewusst sei, was es heisst in einem totalitärem System zu leben. Die Dramatiker Lillian Hellman und Arthur Miller widersprachen ihm öffentlich. Kazans ehemaliger Kollege aus dem Group Theatre, John Garfield, wurde nach den Aussagen Kazans auf die schwarze Liste gesetzt und seine große Karriere endete damit. Ein Jahr später starb er im Alter von 39 Jahren. Kazans weiteres Werk war dann auch geprägt von seinen Erfahrungen während der McCarthy-Ära. Der Mann auf dem Drahtseil entstand 1953 und zeigt das Leben von Menschen in der Tschechoslowakei unter dem Druck des sowjetischen Totalitarismus. Fredric March und Gloria Grahame spielten die Hauptrollen. Kazans warfen ihm dann nach Die Faust im Nacken vor, dass er sich für seinen Verrat mit diesem Film rechtfertigen wolle und um Vergebung bitte. Der Film behandelt Korruption und Verrat unter New Yorker Gewerkschaftern und endet damit, dass dem Helden des Films sein Verrat vergeben wird. Kazan kam mit diesem Film seinem Ideal von Realismus am nächsten. Die Faust im Nacken wurde im strengen Winter 1954 auf den Straßen New Yorks und in Hoboken, New Jersey gedreht. Die Kälte spielte dabei eine weitere Hauptrolle und ist in jeder Szene spürbar. Die Schauspieler wirken dadurch nie künstlich. Im Mittelpunkt stand allerdings die Liebesgeschichten zwischen Marlon Brando und Eva Marie Saint und nicht das Sozialdrama. Elia Kazan erhielt für diese Arbeit seinen zweiten Regie-Oscar. Entdeckungen von jungen Schauspielern Marlon Brando war sicherlich der erste und für Kazan auch der wichtigste junge Schauspieler, der unter seiner Führung zum Weltstar wurde. Weitere Schauspielerentdeckungen sollten in den weiteren Jahren folgen. 1954 suchte er mit Autor John Steinbeck einen Schauspieler für die Rolle des jungen Cal in Jenseits von Eden, der im für die 1950er Jahre typischen Generationenkonflikt zu seinem Vater stand und fand ihn in James Dean. Kazan begründete damit den Weltruhm des Teenageridols schlechthin. Dean lebte den Konflikt mit dem Vater, gespielt von Raymond Massey, bereits während der Dreharbeiten voll aus. Ihre gemeinsamen Szenen sind geprägt von der Feindschaft der beiden Schauspieler auf dem Set. Dean lernte nie seinen Text und improvisierte die Streits mit dem Vater, was dem perfekt vorbereiteten Schauspieler Massey fast in den Wahnsinn trieb. Kazan nutzte dies aus und unterbrach nie, wenn Dean einen völlig anderen Text sprach, als ihm Drehbuch stand. Diese Szenen erreichten dadurch eine enorme Authentizität. Jenseits von Eden war der einzige Film mit James Dean, der zu Lebzeiten des jungen Schauspielers seine Uraufführung hatte. Neben Dean spielte außerdem Julie Harris ihre erste große Rolle in einem Film. Mit Baby Doll 1956 ging Kazan wieder in die Südstaaten der USA und sorgte für den Durchbruch der Hauptdarstellerin Carroll Baker. Die kuriose Komödie Baby Doll entwickelte sich zu einem der größten Skandale der prüden 1950er Jahren. Karl Malden, bereits seit den Theatererfolgen Kazans der 1940er Jahre, einer der wichtigsten und loyalsten Schauspieler Kazans, ist nach zahlreichen Nebenrollen hier in einer Hauptrolle zu sehen. Er spielt den unbedarften Archie Lee, der die Minderjährige Baby Doll heiratet und verspricht erst mit ihr Geschlechtsverkehr zu haben, wenn sie 19 Jahre alt. Der provokante Film wurde vor allem aus kirchlichen Kreisen vehement attackiert. 1957 blieb Kazan in den Südstaaten und kritisiert mit seinem Film Ein Gesicht in der Menge den Einfluss des noch jungen Mediums Fernsehen auf die politische Meinungsbildung der amerikanischen Bürger. Andy Griffith spielte Lonesome Rhodes, der durch das Fernsehen von einem provinziellen Lokalhelden zu einem nationalen Star aufsteigt. Der Film zeigt bereits auf, was bis in die heutigen Tage Alltag geworden ist. Das Fernsehen als Manipulator der Massen. Ein Mann beschränkten Intellekts erlangt durch seinen Charme und seine Popularität politische Macht. Griffith selbst wurde später ein beliebter TV-Star. Kazan entdeckte für diesen Film die junge Schauspielerin Lee Remick, die genauso wie Griffith ihr Kinodebüt gab. Lee Remick erhielt dann auch eine Hauptrolle in Kazans nächsten Film Wilder Strom. Sie spielt die Ehefrau von Montgomery Clift, der in Alabama in den 1930er Jahren das notwendige Land, der von der Depression gebeutelten Leute aufkaufen soll, damit ein Fluss umgeleitet werden kann. Eine alte Frau wehrt sich am heftigsten dagegen. Diese Frau wird von Jo Van Fleet gespielt, die 1960, als der Film gedreht wurde, nur halb so alt war wie ihre Rolle. 1961 verfilmte Kazan die eine Erzählung von William Inge, der zu Fieber im Blut auch selbst das Drehbuch schrieb. Natalie Wood verliebt sich in diesem Film in den Sohn der bedeutendsten Familie einer Kleinstadt in Kansas, doch werden sie niemals zusammen können. Der Junge wird von einer weiteren Entdeckung Kazans gespielt, der danach eine Weltkarriere beginnt: Warren Beatty. 1963 drehte Kazan einen Film, an dem er bereits über 30 Jahre gearbeitet hatte. Die Unbezwingbaren ist die Geschichte seines Onkels und seiner Familie. Nach großen Schwierigkeiten bei der Finanzierung konnte er mit Warner Brothers den Film über seine griechischen Vorfahren und ihren Weg nach Amerika realisieren. Die Hauptrolle spielte der Laiendarsteller Stathis Giallelis, der erst für Monate in die USA kommen musste, um Englisch zu lernen. Vom Regisseur zum Schriftsteller Die Unbezwingbaren basierte bereits auf den Roman America, America von Elia Kazan und er hatte auch selbst das Drehbuch geschrieben. Als Regisseur wurde es immer schwieriger für ihn seine Filmprojekte zu finanzieren. Mit Das Arrangement (nach dem gleichnamigen Roman von Kazan) 1969 mit Kirk Douglas und Faye Dunaway, Die Besucher 1972 und Der letzte Tycoon 1976 drehte er nur noch drei Filme und zog es vor, sich mit der Schriftstellerei künstlerisch auszudrücken. Insgesamt schrieb Kazan sieben Romane und seine Autobiografie. Sein letzter Film Der letzte Tycoon war eine Großproduktion mit Starbesetzung und ist ein eher untypischer Kazan-Film. Der Film basiert auf den gleichnamigen Roman von F. Scott Fitzgerald und das Ensemble setzt sich zusammen aus Stars wie Robert De Niro, Tony Curtis, Robert Mitchum, Jeanne Moreau, Jack Nicholson, Donald Pleasence, Ray Milland, Dana Andrews, Peter Strauss und John Carradine. Erfolg war diesem Film trotz des riesigen Aufwandes nicht mehr beschieden und Elia Kazan verabschiedete sich vom Regiestuhl. 1999 wurde Elia Kazan mit einem Ehrenoscar für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Aufgrund seines Verhaltens während der McCarthy-Ära wurde diese Entscheidung nicht ausschließlich positiv aufgenommen, so blieben dann auch viele Zuschauer bei der Verleihung demonstrativ sitzen und klatschten nicht. Andere wiederum applaudierten, um ihre Bewunderung für seine Leistungen als Filmemacher anzuerkennen. Filmographie
Wichtige Theaterarbeiten
Baby Doll Auszeichnungen
Literatur H. Belach / W. Jacobson: Elia Kazan (ISBN 3-93132-150-9) Weblinks
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