Thema (byzantinische Verwaltung)

Das Thema ist die Nachfolgeeinrichtung der Provincia im byzantinischen Reich. Die wahrscheinliche Bedeutung ist „Zuweisungs-“ bzw. „Aufstellungsraum“. Eine Vorstufe der Thema ist das Exarchat.

Allgemeines

Unter Druck der arabischen Invasion (Islamische Expansion) entstanden diese Militärdistrikte um die Mitte des 7. Jahrhunderts zuerst in Kleinasien (Armeniakon, Thrakesikon, Opsikion, Anatolikon). Die byzantinischen Gebietsverluste hatten eine Verwaltungsreform nötig gemacht, die der veränderten Realität Rechnung trug. Später wurde die Themenverwaltung auch auf die von Slawen bedrohten byzantinischen Restgebiete in Europa und die zurückeroberten Gebiete im Osten übertragen.

Die Datierung der Einführung der Themenverfassung ist in der modernen Forschung allerdings umstritten. Wahrscheinlich sind sie aber nicht unter dem bedeutenden byzantinischen Kaiser Herakleios, sondern erst unter seinem Enkel Konstans II. entstanden. Obwohl die Militärverwaltung zuerst von der Zivilverwaltung strikt getrennt war, übernahmen die Militärgouverneure später auch diese Funktion. In der Spätzeit zerfielen die großen Themata in kleinere Einheiten (besonders im Zusammenhang mit der byzantinischen Expansion ab der Mitte des 9. Jahrhunderts), doch brach die Themenordnung, in der auch die Ansiedlung von Soldatenbauern an der Grenze eingebunden war, im 11. Jahrhundert aufgrund der wirtschaftlichen und militärischen Katastrophen des byzantinischen Reiches zusammen. Die Zahl der Themen schwankte zwischen vier (zur Zeit ihrer Entstehung) und ca. fünfzig (während der byzantinischen Expansion Ende des 10. und zu Beginn des 11. Jahrhunderts).

Entwicklung der Themata 650 - 950 n. Chr.

Organisation

Die Verwaltung unterstand dem Militär, der Gouverneur eines Themas war gleichzeitig der Oberkommandierende der Armee. Er hieß gewöhnlich Strategós, der des Opsikion Graf, der von Anatolien und Armenien Patrikios. Ab Johannes I. Tzimiskes wurden die Kommandeure der Tagmata und der Grenz-Themen Grafen genannt. Afrika und Italien waren Exarchien, Zypern, Kreta und Thessaloniki Archontate.

Die Neuorganisation gab den Strategen relativ viel Macht, ab 668 sind demnach auch Rebellionen von Strategen belegt. Daher wurden die Themen unter folgenden Herrschern verkleinert, Konstantin V. richtete aus Teilen des Opsikion die Tagmata ein, eine Art kaiserliche Haustruppe, die allerdings auch Militärgüter bewirtschaftete.

Die Soldaten, auch die fremden Söldner, erhielten innerhalb der Themen Land zugewiesen, damit konnte ihr Sold deutlich verringert werden. Die Zahl der Beamten konnte nun von 2500 auf 500 verringert werden. Die Soldaten mußten die Kosten für Uniformen, Ausrüstung, Pferde und Fourage aus dem Erlös ihrer Landwirtschaft bestreiten. Ab 659 sind Bleiplomben kaiserlicher Lagerhäuser bekannt, in denen die Militärausrüstung verkauft wurde. Sie wurden von dem Militär-Logotheten verwaltet.

Die Themen waren in 2-18 Drungi unterteilt, die aus jeweils 1.000 Soldatengütern bestanden. Sie unterstanden einem Drungarchen. Mehrere Drungi bildeten ein Turma unter einem Turmarchen. Ob die Landzuweisungen an die Soldaten bereits unter Herakleios oder später erfolgten, ist in der Forschung umstritten. Das Land stammte wahrscheinlich von den großen kaiserlichen Gütern, auch brachliegendes Land auf den großen Familiengütern wurde vielleicht genutzt. Herakleios orientierte sich bei seiner Neuorganisation vielleicht an der persischen Heeresreform von Chosrau I. Bereits Maurikios hatte jedoch die Exarchen der Prätorianerpräfektur unterstellt und damit militärische und zivile Verwaltung vermischt.

Treadgold schätzt die Stärke der Themen-Armeen für 780 auf 62.000 Mann, die der Tagmata auf 18.000. Neue Themen im Osten wurden unter Leo IV. und Romanos I. eingerichtet.

Nachdem die arabischen Angriffe zurückgingen, wurden in vielen Themen die Kampfeinsätze selten, die Soldaten wurden allmählich zu Bauern. Teilweise mußten die Soldaten Gelder abführen, insgesamt erhielten sie aber Zahlungen, ohne dafür viel zu leisten. Konstantin IX. begann Themen aufzulösen, die Überführung von Teilen des armenischen Themas 1053 gegen jährliche Steuer-Zahlungen (ca. 50.000 Mann) in den Zivilstand führte allerdings dazu, daß große Teile der Provinz von den Seldschuken überrannt wurden. Nach der Schlacht von Manzikert begann sich die Themen-Organisation aufzulösen, ab ca. 1100 scheint sie verschwunden zu sein. Spätere Kaiser setzten vor allem Söldnertruppen ein.

Name Lage erste Erwähnung entstanden aus
Anatolikon Zentraltürkei 669 Armee des Ostens, Föderaten
Opsikion nördliche Ägäis und Küste des Marmarameeres 688 kaiserliche Haustruppen
Paphlagonien

Aufteilung des Opsikion
Kappadokien Zentralanatolien
Aufteilung von Anatolikon
Bukellarion nordwestliches Anatolien und Schwarzmeerküste Aufteilung des Opsikion
Thrakesion westliches Anatolien und Ägäische Küste zwischen Pergamon und Milet Aufteilung von Anatolikon 680 Thrakisches Thema türkisch Thrakien und südöstliches Bulgarien
Karabisianisches oder Kibyrrhaeotisches Thema Ägäische Küste zwischen Milet und Seleukia 680 Armee von Illyrien
Thema von Sizilien Sizilien und Kalabrien
Thema von Hellas südöstlicher Peloponnes
Armeniakion östliche Schwarzmeerküste und Anatolien bis Kayseri 667 Armee von Armenien
Optimation Umgebung von Konstantinopel Aufteilung des Opsikion
Charsianon Zentralanatolien um Kayseri Aufteilung des Armeniakon
Koloneia zwischen Sinop und Sebasteia Aufteilung des Armeniakon
Chaldia Schwarzmeerküste Aufteilung des Armeniakon

Literatur

  • J. Koder: Thema. In: Lexikon des Mittelalters, Bd. 8, Spalte 615f.
  • Ralph-Johannes Lilie: Die zweihundertjährige Reform. Zu den Anfängen der Themenorganisation im 7. und 8. Jh. In: Byzslav 45 (1984), S. 27-39 und 190-201.
  • Warren Treadgold: A concise history of Byzantium, Basingstoke 2001.

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