Legio XI Claudia

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Die Legio XI Claudia war eine Legion der römischen Armee. Der Ursprung der Legion ist nicht genau zu ermitteln, vermutlich wurde sie von Gaius Iulius Caesar um 58 v. Chr. gegründet und bestand bis ins frühe 5. Jahrhundert. Sie erhielt ihren Ehrennamen Claudia Pia Fidelis („ehrerbietig und treu“) unter Kaiser Claudius. Der Name der Legion wurde danach als Leg XI CPF abgekürzt.

Gaius Iulius Caesar

Es wird vermutet, dass die Legion im Jahre 58 v. Chr. zusammen mit der Legio XII Fulminata ausgehoben wurde, um im Krieg gegen die Helvetier eingesetzt zu werden. Im Verlaufe der Eroberungskriege des Feldherren Gaius Iulius Caesar, wurde die Legio XI im Jahre 58 v. Chr. gegen die Helvetier und im Jahre 57 v. Chr. gegen die Nervier eingesetzt. Es kann angenommen werden, dass sie anschließend auch an den Kämpfen vor Bouges und Alesia beteiligt war.

Im Jahre 49 v. Chr. nahm sie an der Invasion Caesars in Italien teil und wurde anschließend für eine gewisse Zeit in Apulien stationiert. Im Jahre 48 v. Chr. nahm sie an den Kämpfen von Dyrrhachium teil und war auch in der Schlacht von Pharsalus präsent. Im Jahr 45 v. Chr. wurden die Veteranen der Legion entlassen und im mittelitalienischen Bovianum angesiedelt.


Kaiser Augustus (27 v. Chr.–14 n. Chr.)

Octavian, der Adoptivsohn des ermordeten Diktators Gaius Iulius Caesar, der mit Marcus Antonius und Marcus Aemilius Lepidus das zweite Triumphvirat gebildet hatte, ließ die Legio XI erneut ausheben und setzte sie im Jahre 42 v. Chr. bei Philippi gegen die Mörder Caesars, Brutus und Cassius ein. Anschließend wurde die Legion wieder nach Italien verlegt, wo sie einen Aufstand in Perugia niederschlug. Möglicherweise wurde sie unter dem Kommando von Marcus Vipsanius Agrippa auch gegen Sextus Pompeius eingesetzt. Dieser hatte sich der Insel Sizilien bemächtigt und bedrohte so die Getreideversorgung der Stadt Rom.

Im Jahre 31 v. Chr. kämpfte die Legio XI wohl auch im Seegefecht bei Actium auf der Seite von Octavian gegen seinen ehemaligen verbündeten Marcus Antonius und die ägyptische Herrscherin Kleopatra. Diese wurden besiegt und zogen sich nach Ägypten zurück. Octavian nahm ein Jahr später Ägypten ein, woraufhin Marcus Antonius und Kleopatra Selbstmord begingen.

Ein Jahr später wurde Octavian der alleinige Herrscher über das Römische Reich und im Jahre 27 v. Chr. der erste römische Kaiser mit dem Titel Imperator und Augustus. Nach der Schlacht bei Actium wurde die Legio XI zunächst auf dem Balkan stationiert, wobei der genaue Stationierungsort nicht bekannt ist.

Nachdem im Jahre 9 n. Chr. die Legionen XVII, XVIII und XIX unter dem Kommando von Publius Quinctilius Varus im Teutoburger Wald aufgerieben worden waren, wurde die Legio XI in das dalmatische Burnum (Kistanje / Kroatien) verlegt, zusammen mit der Legio VII. Hier wurden die Legionäre zu Bauarbeiten herangezogen, vor allem auch im Straßenbau, was zur wirtschaftlichen Erschließung und zum ökonomischen Aufschwung der Provinz beitrug. Nachzuweisen sind diese Tätigkeiten vor allem in der Provinzhauptstadt Salonae (Split/Kroatien) und Gardun.


Kaiser Claudius (41–54 n. Chr.)

Im Jahre 42 n. Chr. kam es zu einer Revolte gegen Kaiser Claudius, an deren Spitze der Statthalter von Dalmatien, Lucius Arruntius Camillus Scribonianus stand. Die Legionen XI und VII hielten Kaiser Claudius aber die Treue und der Aufstand brach zusammen. Aufgrund dieser sprichwörtlichen Treue erhielten beide Legionen den Ehrentitel Claudia Pia Fidelis.


Kaiser Nero (54–68 n. Chr.)

Im Jahre 58 n. Chr. wurde die Legio XI an die Donau versetzt, während die Legio XI an der dalmatischen Küste stationiert blieb. Im Jahre 63 n. Chr. unterstützte eine Abteilung (Vexillatio) der Legio XI den Feldherrn Gnaeus Domitius Corbulo bei seinem Feldzug gegen die Parther, wobei es um die Kontrolle über Armenien ging. Mit Unterstützung durch den Senat lehnte sich im Jahre 68 n. Chr. der spanische Statthalter, Sulpicius Galba, gegen Kaiser Nero auf und marschierte auf Rom zu. Nachdem seine Lage aussichtslos wurde, beging Kaiser Nero Selbstmord.


Drei-Kaiser-Jahr (68 - 69 n. Chr.)

Nach seinem Tod brach ein Bürgerkrieg aus (das sog. Drei-Kaiser-Jahr). Nachdem Kaiser Galba durch Marcus Salvius Otho ermordet worden war, wurde dieser zu seinem Nachfolger. Die Rheinlegionen riefen aber Aulus Vitellius zum Gegenkaiser auf. Die Leg XI CPF hielt aber zusammen mit der Leg VII CPF und der Leg XIV Gemina Kaiser Otho die Treue. Die Truppen des Gegenkaisers Vitellius schlugen Kaiser Otho in der ersten Schlacht von Bedriacum (bei Cremona), bevor Abteilungen der ihm treu ergebenen Legionen auf dem Schlachtfeld erschienen. Kaiser Otho beging daraufhin Selbstmord. Der neue Kaiser Vitellius verzichtete aber auf die Bestrafung der besagten Legionen und beorderte diese nach Dalmatien zurück.


Kaiser Vespasian (69 – 79 n. Chr.)

Die Legionen des Ostens aber unterstützten ihren Befehlshaber Titus Flavius Vespasianus, worauf sich auch die Leg XI CPF der Revolte anschloss. Der auf seiner Seite stehende General Primus schlug in der zweiten Schlacht von Bedriacum die Streitkräfte von Kaiser Vitellius. Mit dieser Niederlage wurde der Bürgerkrieg beendet, und Vespasian wurde zum neuen Kaiser des Römischen Reiches und Begründer der Flavischen Dynastie, die bis ins Jahr 96 n. Chr. Bestand haben sollte. Im Jahre 70 n. Chr. war die Leg XI CPF Teil des Expeditionskorps unter dem Kommando des Feldherrn Quitus Petilius Cerealis, welcher den Bataver-Aufstand unter Iulius Civilis niederschlug. Nach diesem Einsatz wurde die Leg XI CPF als Ersatz für die Leg XXI Rapax in das obergermanische Legionslager in Vindonissa (Windisch / Schweiz) verlegt. Ihre Stelle in Dalmatien übernahm die Leg IV Flavia Felix. Im obergermanischen Vindonissa wurden die Legionäre wieder zu Bauarbeiten herangezogen, v.a. im Ausbau der Infrastruktur entlang der transalpinen Routen. Dabei hinterliess diese zahlreiche archäologische Funde, die ihre Anwesenheit belegen. Diese Anwesenheit führte zum wirtschaftlichen Aufschwung der Region. In den Jahren 73 / 74 n. Chr. kam es östlich des Rhenus (Rhein) zu Kampfhandlungen mit den Chatten.



Kaiser Domitian (81 – 96 n. Chr.)

Dieser führte kurz nach seiner Thronbesteigung Krieg gegen die Chatten, an dem auch die Leg XI CPF beteiligt war. In dieser Zeit war die Leg XI CPF während der Vorbereitungen für den Chattenkrieg auch für kurze Zeit in Mogontiacum (Mainz / Deutschland) stationiert, wo sich in Friedenszeiten der Standort der Leg I Auditrix und Leg XIV Gemina befand. Es kann angenommen werden, dass es auch einzelne Einsätze auf der Krim gegeben haben muss, wo das Bosporanische Reich durch Rom gestützt wurde. Römische Einheiten übernahmen dabei abwechselnd den Schutz von griechischen Städten. Kleinere Abteilungen tauchen aber auch in Tomi (Costanza / Rumänien) auf.



Kaiser Trajan (98 – 117 n Chr.)

Um das Jahr 101 n. Chr., also rund 31 Jahre nach der Stationierung, wurde die Leg XI CPF aus Vindonissa abgezogen und in die Anlagen der innerpannonischen Legionslager in Brigetio (Szöny / Ungarn) versetzt. Die dort stationierten Leg I und Leg II Auditrix wurden an die moesische Front verlegt. Dies, nachdem Daker und Sarmaten in die Provinz Moesia Inferior (Bulgarien) eingefallen waren und sich Kaiser Trajan entschlossen hatte, die Donaufront zu stabilisieren. Daher wurde die römische Grenze an den Fluss Danuvius (Donau) gelegt. Die Legionäre der Leg XI CPF stellten das Lager fertig und Teile der Besatzung wurden im Lager von Aquincum untergebracht. In den Jahren 101 bis 106 n. Chr. nahm die Leg XI CPF an den Feldzügen Kaiser Trajans gegen die Daker teil (Dakerkriege), welche mit der Besetzung Dakiens (Rumänien) und dem Tod des Dakerkönigs Decebalus ihr Ende fanden. Dies führte zur Bildung der Provinzen Dacia Superior / Dacia Inferior. Diese Feldzüge sind auf der Trajanssäule in Rom verewigt. Nachdem der Leg XI CPF im Jahre 102 n. Chr. das bisherige Lager der Leg V Macedonia in Oescus (Bulgarien) zugewiesen worden war, erhielt sie ab 106 / 107 n. Chr. in Durosturum (Bulgarien) ihr endgültiges Standlager. Dort kann ihre Anwesenheit bis ins 5 Jh. n. Chr. nachgewiesen werden. Die nähere thrakische Umgebung diente ihr dabei als Rekrutierungsbasis. Nachdem im Jahre 113 n. Chr. der Partherkönig Chusro I den römerfreundlichen Klientenkönig von Armenien verjagt hatte, wurde unter anderem auch die Leg XI CPF als Verstärkung in den Osten des Römischen Reiches beordert. Ein Jahr später erschien dann Kaiser Trajan persönlich auf dem Kriegsschauplatz und annektierte Armenien, woraufhin im Jahre 115 n. Chr. der Partherkönig Rom den Krieg erklärte. Dieser wurde ein Jahr später aber bereits wieder beendet, nachdem die Römer Mesopotamien und die Hauptstadt des Partherreiches Ctesiphon (bei Bagdad / Irak) im Sturm genommen hatten. Kaiser Trajan richtete darauf hin die Provinzen Mesopotamia und Assyria ein und erhielt durch den Senat den Ehrennamen Parthicus.


Kaiser Hadrian (117 – 138 n. Chr.)

Im Verlaufe seiner Regierungszeit kam es im Jahre 132 n. Chr. in der Provinz Judaea (Israel) zu einem grossen Aufstand der dort lebenden Juden, hervorgerufen durch die Gründung der Kolonie Aelia Capitolina an Stelle der heiligen Stadt Jerusalem. Eine Abteilung (Vexillatio) der Leg XI CPF wurde in die Provinz Judaea abkommandiert und beteiligte sich an den Kämpfen gegen die Aufständischen unter der Führung von Simon Bar-Kochbas (Bar-Kochba-Aufstand). Nach mehreren Schlappen für die Römer, übernahm Kaiser Hadrian selbst das Kommando und im Jahre 134 n. Chr. wurde der Aufstand beendet.



Vier-Kaiser-Jahr (193 n. Chr.)

Im sog. Vier-Kaiser-Jahr 193 n. Chr. hatten sich innerhalb von kaum drei Monaten zwei Staatsstreiche abgespielt und die Kaiser Pertinax und Didius Julianus kurz den Kaisertitel innegehabt.



Kaiser Septimus Severus (193 – 211 n. Chr.)

Didius Julianus verlor seinen Thron, nachdem der Statthalter der Provinz Pannonia Superior (Ungarn), Lucius Septimus Severus, von den Donaulegionen in der Provinzhauptstadt Carnutum zum neuen Kaiser ausgerufen worden war. Ihm schloss sich auch die Leg XI CPF an. Am Eilmarsch des Kaisers Septimus Severus nach Rom beteiligte sie sich aber nicht, da Durostorum zu weit von der Provinz Italia entfernt war. Nachdem Kaiser Septimus Severus seine Stellung in Rom gefestigt hatte, musste er mit Pescennius Niger, dem Statthalter von Syrien fertig werden. Diesen hatten die Legionen des Ostens zum Gegenkaiser ausgerufen hatten. Zusammen mit der Leg I Italica kämpfte die Leg XI CPF auf Seiten von Kaiser Septimus Severus bei der Belagerung von Byzantium (Istambul / Türkei) und bei Issus, wo Pescennius Niger im Jahre 194 n. Chr. eine endgültige Niederlage erlitt. Im Jahre 198 n. Chr. beteiligte sich die Leg XI CPF auch an dem Feldzug des Kaisers gegen das Parthische Reich, der im gleichen Jahr mit der Wiederbesetzung der Hauptstadt Ctesiphon sein Ende fand. Kaiser Septimus Severus war der Begründer der Severischen Dynastie, die bis ins Jahr 235 n. Chr. Bestand haben sollte.



Kaiser Gallienus (260 – 268 n. Chr.)

Im Konflikt zwischen dem rechtmässigen Kaiser Gallienus und seinem Rivalen Postumus (260 – 269 n. Chr.), dem Herrscher über das gallische Sonderreich, blieb die Leg XI CPF dem rechtmässigen Kaiser gegenüber loyal. Dadurch verdiente sie sich zum 5. Mal das Prädikat Pia Fidelis.



Kaiser Diokletian (284 – 305 n. Chr.)

Unter Kaiser Diokletian kämpften Abteilungen der Leg XI CPF im Jahre 297 / 298 n. Chr. in der Provinz Aegyptus (Ägypten) und Mauretania (Algerien / Marokko). Einerseits gegen den Usurpator Achilleus (als Kaiser Lucius Domitius Domitianus), der im gleichen Jahr besiegt wurde. Und andererseits auch gegen den unter dem Namen Quinquegentiani (fünf Völker) bekannte Bund von Berberstämmen, welche die römische Grenze durchbrochen hatten. Diese wurden durch den Mitkaiser Maximian (286 – 305 n. Chr.) besiegt, der im Jahre 298 n. Chr. in Karthago (Tunis / Tunesien) seinen Triumph feierte.


Im frühen 5 Jh. n. Chr. verliert sich die Spur der Leg XI CPF völlig. Denn in der Spätantike wandelte sich die Kriegsführung und somit das Erscheinungsbild der Legion grundlegend. Bereits während des 3 Jh. n. Chr. begannen die ersten Militärreformen als Antwort auf die Auswirkungen der beginnenden Völkerwanderung.

Unter Kaiser Diokletian (284 – 305 n. Chr.) wurde die Armee eingeteilt in:


Grenzheer (Limitanei / Ripenses)

Diese wurden direkt an der Grenze an Befestigungsanlagen oder an Flüssen stationiert. Ihre Aufgabe bestand darin, bei einer Invasion den Gegner so lange aufzuhalten, bis das Feldheer diesen abfangen konnte. Man kann sie als statische Einheiten bezeichnen.


Feldheer (Comitatenses)

Diese wurden an strategisch wichtigen Punkten im Hinterland stationiert. Ihre Aufgabe bestand darin, bei einer Invasion den Gegner so rasch wie möglich abzufangen und zu zerschlagen. Man kann sie als mobile Einheiten bezeichnen.


Gardetruppen (Palatini)

Diese waren Eliteeinheiten, welche aus dem Feldheer entnommen wurden und später beim Kaiser blieben.

Die Zahl der Legionen wurde auf etwa 60 erhöht, wobei allerdings die Sollstärke von 6000 Mann auf 1000 bis 1200 Mann herabgesetzt wurde. Die Kavallerie errang gegenüber der Infanterie an Bedeutung, und es bestanden bereits selbstständige, 500 Mann starke Einheiten, welche als Vexillationes bezeichnet wurden. Unter den Nachfolgern von Kaiser Diokletian wurde das System noch weiter ausgebaut bzw. verändert. Aus dem Ende des 4. Jh. n. Chr. ist eine Liste sämtlicher Armeeeinheiten sowohl des West- wie auch des Oströmischen Reiches erhalten geblieben, die sog. Notitia Dignitatum. Die Leg XI CPF lässt sich bis ins 5. Jh. n. Chr. nachweisen. Als dann am 4. September 476 n. Chr. der letzte weströmische Kaiser Romulus Augustulus abdankte, hörte das Weströmische Reich formell zu existieren auf. Die Spuren der Legio XI CPF verloren sich und im Westen blieb nur noch die Erinnerung an die einstige Grösse des Imperiums und seiner Legionen.

Römische Legion

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