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Die Georgica des Vergil, III. Buch, Szene: Schäfer bei ihren Herden
Bei den Georgica (Neutrum Plural: altgriechisch [Gedicht vom] Landbau) handelt es sich um ein Lehrgedicht in vier Büchern, das Publius Vergilius Maro (Vergil) zwischen 37 und 29 v. Chr. schrieb. Inhalt und Interpretation Das erste Buch der Georgica behandelt hauptsächlich den Ackerbau, das zweite den Obst- und Weinbau, das dritte die Viehzucht und das vierte die Imkerei. Zwischen den eigentlichen landwirtschaftlichen Themen werden jedoch zahlreiche Mythen behandelt und poetische Reflexionen eingeflochten. Dies verdeutlicht, dass Vergil weniger eine sachliche Belehrung anstrebte, sondern seine Dichtung einerseits in den Dienst des Augustus stellt, um dessen kulturelle renovatio zu unterstützen. So dient die ausführliche und stark idealisierende Schilderung des Bienenstaates als Gleichnis für dessen Herrschaft. Andererseits strebte Vergil schlicht ein poetisches Kunstwerk an: der Begriff 'Lehrgedicht' darf nicht als grob versifiziertes Sachbuch missverstanden werden, sondern bezeichnet nach antikem Verständnis eine eigenständige Dichtung, die genau wie ein Heldenepos der Götter und Mythen, aber auch der Bilder, Metaphern und kunstvollen Sprache bedarf. Dies gelang Vergil in außerordentlichem Maße. Tatsächlich gelten die Georgica mit Recht als eine der vollendetsten Dichtungen der antiken Literatur, beispielsweise nannte sie John Dryden 1697 „the most complete, elaborate, and finish'd piece of all antiquity“ sowie „that best poem of the best poet“. Vergil knüpft mit diesem Werk an die lange griechische Tradition des Lehrgedichtes von Hesiod bis Aratos an. Obwohl sein direktes Vorbild in der lateinischen Dichtung Lukrez ist, wie Vergil selbst durch Textanspielungen deutlich macht, strebt Vergil insgesamt eine Lukrez geradezu entgegen gesetzte Absicht an. Während Lukrez' epikureisches Lehrgedicht die vollkommene Materialität der Welt und damit die Nichtexistenz bzw. Irrelevanz der Götter verkündete, ist Vergil zutiefst von einer göttlichen Lenkung der Welt überzeugt. Dies trug entscheidend zu seiner für einen 'heidnischen' Dichter ungewöhnlich positiven Rezeption durch das Christentum bei, in deren Verlauf das Mittelalter Vergil sogar eine anima naturaliter christiana („von Natur aus christliche Seele“) zusprach. Literatur
Weitere Literatur Gary B. Miles, Virgil's Georgics: a new interpretation, Berkeley u.a.: Univ. of California Press, 1980. ISBN 0-520-03789-8 Weblinks
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