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Einführung und Entwicklung des Theaters bis 55 v. Chr.
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Die ersten Theateraufführungen in Rom fanden im Jahre 364 v. Chr. im Rahmen öffentlicher Spiele (ludi publici) zu Ehren der Götter statt. Anlass war eine vorangegangene Seuche gewesen, und die Spiele sollten nun eine Opfergabe für die Götter darstellen. Aufgrund des ursprünglich religiösen Charakters wurden die Theaterspiele stets in unmittelbarer Nähe eines Göttertempels ausgetragen. Diese neue Form der Unterhaltung war bei den Römern schnell sehr beliebt und konnte sich bald etablieren. 240 v. Chr. wurden erstmals griechische Tragödien und Komödien ins Lateinische übersetzt (und dem röm. Publikumsgeschmack angepasst). Man unterschied seitdem zwischen den ludi Graeci („Griechische Spiele“ nach griechischem Vorbild) und den ludi Romani („Römische Spiele“) Komfort und Ausstattung römischer Theateranlagen Bis Mitte des 1. Jh. v. Chr. beschränkten sich die röm. „Theateranlagen“ noch auf provisorische Bauten aus Holz, die nach dem unmittelbaren Gebrauch sofort wieder entfernt wurden. Dazu gehörten ein Podium für die Schauspieler, Bänke für die Zuschauer und gelegentlich auch eine Tribüne. In der Mitte des 2. Jh. v. Chr. musste man sich als Folge eines Senatsbeschluss sogar nur mit einem Podium für die Schauspieler begnügen, während das Publikum stehen musste. Diese ungewöhnliche Entscheidung war in der Furcht der Senatoren begründet, dass die Römer durch zu viel Erholung (durch das Sitzen) bei den öffentlichen Spielen verweichlichen könnten. So zumindest die offizielle Begründung. In erster Linie lag der Grund jedoch hauptsächlich in der kritischen und misstrauischen Einstellung vieler Senatoren dem Theater gegenüber, die diese Form der Unterhaltung aufgrund ihrer griechischen Herkunft und ihres oft obszönen und anstößigen Inhaltes (besonders des mimus und der atellane) als unmoralisch und sittlich verwerflich ansahen und es abzuschaffen versuchten. Seit den großen römischen Eroberungsfeldzügen (3. Jh. vor Chr.) nahm der griechische Einfluss in Rom stetig zu. Viele griechische Philosophen, Redelehrer und sonstige Künstler, u.a. auch Schauspieler und Theaterdichter strömten nach Rom. Besonders bei den jungen Römern erwachte der Wunsch den griechischen Luxus in Rom zu reproduzieren. Hierin sahen die Politiker jedoch einen Widerspruch mit den röm. Idealen und Tugenden: Disziplin, Gehorsamkeit und Enthaltsamkeit (entsprechend den mores maiorum), welche die Machtbasis der römischen Aristokratie darstellen. Die Senatoren sahen nun durch den Verfall von Moral und Disziplin ihre eigene Machtbasis bedroht und fürchteten den Sturz ihrer Oligarchie. Solange diese Meinung verbreitet war, blieb ein steinerner, permanenter Theaterbau in Rom schlicht undenkbar. Dennoch gab es auch viele Leute in allen römischen Bevölkerungskreisen, die die griechische Kultur nahezu fanatisch bewunderten und unterstützten, so dass die Zahl der Festspieltage, an denen Theaterstücke aufgeführt wurden ständig zunahm. 55 v. Chr. ließ Pompeius den ersten steinernen Bühnenbau, das nach ihm benannte Pompeiustheater, als Teil eines großen Komplexes in unmittelbarer Tibernähe, in dem sich auch ein Heiligtum der Göttin Venus befand, erbauen. Architektur Grob gesehen gliedert sich ein römisches Theater in einen Bühnenkomplex und in einen Zuschauerraum Der Zuschauerraum (cavea) bestand aus halbkreisförmig angelegten ansteigenden Sitzreihen mit mehreren Zugängen (vomitoria, Singular vomitorium, von vomere = „ausspeien“, weil es von der Bühne gesehen aussieht, als ob die vomitoria die Zuschauermengen ausspien). Durch Korridore (praecinctiones) und durch Treppen konnte man die einzelnen Sitzplätze erreichen. Die einzelnen Zuschauerblöcke (cuneus = Keil) waren durch Treppen und Korridore von einander abgegrenzt. Am oberen Abschluss des Zuschauerraumes befand sich sehr häufig eine überdachte Galerie oder ein Säulengang (porticus). Bei sehr heißem Wetter konnte man zusätzlich auch ein Sonnensegel über den Sitzreihen, mit Verankerungen an der Außenwand in der Höhe der Galerie, befestigen. Die Plätze wurden nach politischen oder wirtschaftlichem, also nach sozialen Status des Besuchers verteilt: Senatoren oder andere hohe Regierungsmitglieder saßen entweder in der orchestra, der halbkreisförmigen Ebene direkt vor der Bühne, oder fanden in den ersten Reihen der Tribüne Platz. Sie hatten sogar besondere Zugänge: aditi maximi, die direkt am Bühnenkomplex entlang verliefen und von zwei Seiten in die Orchestra mündeten. Die nachfolgenden 14 Reihen der Tribüne waren für die Equites reserviert. Für die übrigen Sitzreihen bestand freie Platzauswahl für den einfachen Bürger. Der Bühnenkomplex fügte sich nahtlos an den Zuschauerraum bestand aus Bühnenhaus (scaena) und der eigentlichen Bühne (pulpitum). Darunter befanden sich in einem weiteren Raum diverse Hebe- und Versenkungsmaschinen. Über der Bühne gab es ein Dach zum Schutze vor Witterungseinflüssen, welches meist drei Stockwerke hoch und häufig prächtig mit Säulen, Fenstern und Nischen geschmückt war. Garderobe und sonstige zum Theaterbetrieb notwendigen Räume befanden sich im Inneren des Bühnenhauses. Theatergattungen Gattungen der Komödie Die frühesten Formen der röm. Komödie waren Mimus und Atellane. Typisch für diese beiden Gattungen sind burleske und obszöne Inhalte ohne dramatische Handlung: Liebschaften, Ehebrüche, abwegiges sexuelles Verhalten, das dumme Landvolk, Schiffbruch, Mord und Betrügereien, denen Ohrfeigen, Fußtritte, Prügeleien, alberne Grimassen, Verfolgungsjagden, häufig auch Stripteaseszenen der Schauspielerinnen (vor und nach der Inszenierung) zugemischt werden, bilden das übliche Standardrepertoire beider Gattungen. Mimus (seit 2. Jh. v. Chr.)
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Die typische Sprache des Mimus bediente sich einer licentia verborum – einer sprachlichen Ausgelassenheit und setzte sich – mit Ausnahme der Stücke des Publilius Syrus – aus einem direkten und volksnahen Vokabular, dem auch einige obszöne und derbe Ausdrücke beigemischt wurden, zusammen, das man also treffend als „Gossensprache“ bezeichnen könnte. Die Themen könnte man gut unter dem modernen Sammelbegriff Arschgugizusammenfassen: Häufig ging es um Liebschaften mit schmachtvollen Liebesszenen und Heiraten, Ehebrüche, abwegiges Arscgugiges Verhalten allgemein, aber auch um „Tragisches“ wie Schiffsbrüche, Tod, Giftmord und diverse Betrügerein, so dass es auch häufig zu Verfolgungsjagden, Schlägerein und albernen Grimassen kam. Beliebt war auch Mythentravestie, welche die Liebschaften von Göttern (besonders Jupiter) und Heroen parodierte. Erfolgreiche Dichter dieser Richtung waren Lentulus und Hostilius. Da sich die Stücke inhaltlich kaum unterschieden, konnten sie von den Schauspielern routiniert und recht professionell aufgeführt werden und ermöglichten viele spontanen Einlagen und Improvisationen. Daher gab es auch kein festes Rollenbuch und es sind nur Fragmente überliefert. Schauspieler und Schauspielerinnen: Diese halb- bis einstündigen Possen konnten mit verhältnismäßig geringem Aufwand auf die Bühne gebracht werden, da nur ein festes Ensemble aus vier Schauspielern benötigt wurde. Davon waren zwei Charakterdarsteller, und zwei andere stellten die beiden Typen stupius (der Dümmling, am rasierten Schädel und bunten Kostüm erkennbar) und Parasit dar. Je nach finanziellen Möglichkeiten konnten noch weitere Schauspieler hinzukommen. Der Hauptdarsteller des mimus verlangte von seinen Kollegen die völlige Unterordnung, so dass sie gegebenenfalls sogar schlechter spielen mussten, um ihm nicht die Schau zu stehlen. Die mimi (Schauspieler des mimus) trugen keine Masken, was eine noch höhere Anforderung an ihre künstlerischen Qualitäten in Mimik und Gestik stellte. Zu einem mimus gehörten auch Prosapartien, Gesangsnummern und Tanzeinlagen. Seit dem 1. Jh. v. chr. gab es auch die ersten Schauspielerinnen (mimae) beim mimus. Atellane (attelana fabula) Diese ursprünglich aus Campanien stammende Form der Komödie war eng mit der Phlyakes verwandt und erhielt ihren Namen daher, weil sei zum ersten Mal von Schauspielern aus der Stadt Atella in Rom aufgeführt wurde. Das Ensemble setzte sich ähnlich dem mimus aus vier feststehenden Charakteren zusammen, die durch unverwechselbare Masken gekennzeichnet waren: Maccus, der Dümmling, ist zuerkennen an seiner Hakennase, dem Kahlkopf, dem halbgeöffneten Mund mit nur noch wenigen Zähnen und seinem stupiden Gesichtsausdruck. Er wird von den anderen immer wieder betrogen und verspottet. Nicht viel klüger ist Bucco (von bucca = Backe). Er ist ein fülliger und pausbäckiger „Maulheld“, und muss deshalb häufig –zur Belustigung des Publikums – Ohrfeigen einstecken. Manducus, „der Fresser“ (auch dossen(n)us) zeichnet sich durch Vergesslichkeit, aber auch durch eine gewisse Bauernschläue aus. Auch Pappus, ein lüsterner und geiziger Alter ist nicht viel cleverer als seine Kumpane. Auch die Sprache der atellane ist durch sprachliche Derbheit und Obszönitäten geprägt. Dazu kommt eine übertriebene Gestikulation um alles ins Lächerliche zu ziehen. Auch hier sind nur Fragmente erhalten, dafür aber auch sehr viele Titel die Aufschluss über den Inhalt ergeben können. Themen der atellane sind häufig Alltagssituationen, wobei die verschiedenen Charaktere in die unterschiedlichsten Berufe schlüpfen, aber auch erotische Inhalte und familiäre Ereignisse wie Hochzeiten und Todesfälle mit Streitigkeiten um das Erbe stehen auf der Tagesordnung. Wie beim mimus ist auch hier die Mythentravestie sehr beliebt. Häufig griffen die Dichter auch auf den Stadt-Land-Kontrast zurück, wobei das ganze ländliche Leben veralbert und verspottet wird und die Städter sich himmelweit überlegen fühlen können. Deutlich wird das durch den groben, oft vulgären „bäuerlichen“ Dialekt, den die Schauspieler benutzen. Nach der Blütezeit zw. 100 und 80 v. Chr. nahm die Beliebtheit der atellane allmählich ab, während der mimus immer beliebter wurde. Seit dem 2. Jh. n. Chr. vermischten sich die beiden Lustspieltypen immer mehr miteinander, bis die atellane schließlich endgültig im mimus aufging. Im 3. Jh. v. Chr. wurde in Rom das griechische Kunstdrama bekannt: Die fabula palliata, war eine Komödie nach griechischem Vorbild. Dabei wurden griechischer Vorbilder der "Neuen Attischen Komödie“ einfach in die Lateinische Sprache übersetzt und dem Geschmack des röm. Publikums angepasst. Themen und Handlungsort bleiben jedoch griechische Schauplätze mit griechischen Stoffen; Freuden und Leiden einer kleinbürgerlichen Welt Mit der fabula paliata erreichte das römische Theater seinen künstlerischen Höhepunkt. Eine Sonderform der fabula palliata ist die fabula togata, bei der Handlungsort und -thematik der Komödie auf italisches Gebiet verlegt werden und die sich abgesehen von der Stilform an keinen direkten griechischen Vorbildern orientierte. (fabula togata, = „Komödie im römischen Gewand“ von Toga / fabula palliata = „Komödie im griechischen Gewand“ von pallium = gr. Mantel) Von Plautus (250 bis 184 v. Chr.) sind 20 Komödien überliefert und 6 von Terentius (~195 – 159 v. Chr.) Gattungen der Tragödie
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Die "klassische" römische Tragödie orientierte sich am griechischen Kunstdrama, stellte jedoch eine römische Sonderform: fabula praetexta (= Tragödie im römischen Staatsgewand) heraus, in der die Schauspieler in der purpurgesäumten toga praetexta als römische Helden auftraten. Die traditionelle Tragödie nach griechischem Vorbild wurde in der Kaiserzeit als fremd und altmodisch empfunden, was vor allem auf die eigentümliche Kostümierung und die grimmigen und hässlichen Masken mit großen Mündern zurückzuführen ist. Die Inhalte der mehrstündigen Dramen waren außerdem zu anspruchsvoll und „schwer verdaulich“, und waren daher von der Konkurrenz durch Gladiatorenkämpfe und Wagenrennen und die volkstümliche „leichtere“ Komödie stark gefährdet. Es ist fraglich, ob die Tragödien Senecas (4 v. – 65 n. Chr.) überhaupt noch für die Bühne geschrieben, oder als reine Lesedramen konzipiert waren, da viele Passagen auch isoliert rezitiert werden könnten. Um weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben, setzte die Tragödie auf Schaueffekte, und eine unwahrscheinlich reiche Ausstattung um das Publikum anzulocken. Pferde und Wagen und sogar ganze Schiffe tauchten auf der Bühne auf, so dass der Schwerpunkt immer mehr vom Inhalt auf den Schaugenuss verlagert wurde. Auf Dauer konnten derart kostspielige Unternehmen natürlich nicht unterhalten werden, daher ist es nicht verwunderlich, dass die klassische Tragödie in der ersten Hälfte des 1. Jh. n. Chr. völlig aus den Theaterprogrammen Roms verschwand. Das war das Ende der ludi Graeci, während die ludi Romani ihren Siegeszug weiter fortsetzen konnten. Atellane und vor allem der ,mimus waren auch weiterhin allgemein beliebt In einer radikalen Reform, die die Tragödie seichter und somit „genießbarer“ machen sollte, und außerdem mehr fürs Auge, mehr Spannung und Überraschungen bieten sollte, entstand der Pantomimus (auch: saltica fabula) Pantomimus Im Jahr 22. v. Chr. führte der Schauspieler Pylades eine entscheidende Änderung durch, indem er bei der Tragödie den Vortrag von der Bewegung trennte. Ein einziger, jeweils anders maskierter und kostümierter Schauspieler, der alle Rollen übernahm, spielte einen historischen oder mythologischen Stoff in einer Abfolge von solistischen Szenen mit Tanzeinlagen. Dabei sprach er kein Wort (pantomimus =“einer, der alles nachahmt“), sondern wurde von einem Chor, der den Text rezitierte, und einem Orchester begleitet, zu dessen Erzählung der Pantomime gleichsam „tanzte“. (Daher wurde diese Form der Darstellung auch saltare = tanzen genannt). Um keine Langweile aufkommen zu lassen, folgte ein Höhepunkt dem anderen. Die ursprünglich langen Dialoge der Tragödie wurden radikal zusammengekürzt und „langweilige“ Passagen ganz heraus gelassen, so dass ein Reihe von Szenen übriglieb, die voller dramatischer Spannung und höchsten Emotionen steckten. Da man sich auf das Spektakuläre und das schon bekannte bzw. vom Publikum Akzeptierte beschränkte, tauchten immer wieder die selben Lieder (cantica) auf, die allmählich zu Volksliedern avancierten. Dabei kam es weniger auf einen ausgefallenen Text, als vielmehr auf eine eingängige Melodie mit „Ohrwurm-Qualitäten“ an. Die Dichter dieser Libretti hatten daher bei ihren Dichterkollegen keinen sonderlich guten Ruf. Dennoch ließ sich auch so mancher Epiker wie Z.B. Lucan oder Statius aus Geldnot dazu herab, da die Bezahlung sehr gut war. Die Themen stammten meist aus der griechischen Mythologie und der Weltgeschichte und waren mit möglichst viel Blut und Dramatik gewürzt. Anforderungen an den Pantomimen: Im Gegensatz zu den Clownerien der Kollegen vom mimus, war der pantomimus immer der scharfen Kritik seines Publikums unterworfen. Er musste außerordentlich flexibel sein und jeder Zeit improvisieren können, da er meist mehrere völlig gegensätzliche Rollen gleichzeitig spielen musste. Dazu wechselte er äußerlich nur die Maske. Wichtig war aber auch die äußerliche Statur des Tänzers, sein Körper musste dem „goldenen Mittelmaß“ entsprechen, damit er flexibel alle Rollen übernehmen konnte und nicht durch seinen Körper schon festgelegt wurde. Deshalb hielten die Pantomimen streng Diät und griffen auch gelegentlich zum Brechmittel, um nicht zuzunehmen. Dazu absolvierten sie regelmäßig ein intensives Bewegungstraining. Aber auch eine gute geistige Begabung war Voraussetzung, ein hervorragendes Gedächtnis, Urteilsfähigkeit, sowie Sinn für Dichtung und Harmonie und feste mythologische Kenntnisse um den Stoff richtig interpretieren zu können. Es war also das hohe künstlerische Niveau des Pantomimen, welcher allein durch seine darstellerischen Fähigkeit, Gestik und Gebärdensprache mit nur wenigen Hilfsmitteln die Geschichte erzählte, was den Reiz dieser Gattung ausmachte. Theaterwesen Die einfachen Schauspieler und ihre Rechte Schauspielertruppen setzten sich nicht aus römischen Bürgern, sondern zumeist aus Bürgern fremder Städte, aus Sklaven oder Freigelassenen, d. h. aus Personen, die entweder gar keine oder nur teilweise im Besitz der römischen Bürgerrechte waren, zusammen. Ihr Leben verlief in bescheidenen, ruhigen Bahnen und war von einer deutlichen Kluft zwischen Darstellen und Sein gekennzeichnet, die der Philosoph Seneca überdeutlich aufzeigte: Die stolzen verwegenen Helden auf den Bühnen sind in Wirklichkeit Sklaven und Hungerleider. Aufgrund der Zusammensetzung der Theatergruppen und dem teilweise obszönen Inhalt der Bühnenstücke war der Schauspielerstand allgemein nicht besonders angesehen. Schauspieler wurden im antiken Rom häufig mit unehrenhaft entlassen Soldaten, Kupplern, Dieben und Betrügern – Schauspielerinnen mit Dirnen und Hetären – gleichgesetzt und mussten bei einem Vergehen mit schwererer Bestrafung als "gewöhnliche" Menschen rechnen, denn ihre Bürgerrechte waren stark eingeschränkt. Wenn z.B. ein römischer Bürger seine Frau mit einem Schauspieler im Bett erwischte, durfte er den ertappten Ehebrecher sofort töten, ohne hinterher eine gerichtliche Untersuchung zu erwarten. Beamten durften sie jederzeit und überall züchtigen lassen. Diese alte Regelung wurde erst von Augustus etwas eingeschränkt. Fortan durften die Züchtigungen nur noch während der Spielzeiten und innerhalb des Theaters durchgeführt werden. Noch schwerer hatten es die Schauspielerinnen, die häufig mit einfachen Dirnen verglichen wurden. Natürlich waren auch die männlichen Schauspieler schlecht angesehen, aber aufgrund ihrer ohnehin niedrigen Stellung, blieben sie eher unbeachtet. Dass sich aber eine Frau zu derart obszönen Handlungen herab ließ, galt als endgültig verwerflich. Tatsächlich kam es nicht selten vor, dass die mimae (Schauspielerinnen beim mimus) auf Wunsch des Publikums alle Hüllen fallen ließen. Letztlich blieb ihnen aber kaum eine Wahl, wollten sie nicht vom Publikum ausgezischt werden. Deutlich wird dies am Beispiel der Schauspielerin Arbuscula, die in den 50er Jahren des 1. Jh. v. Chr. lebte. Weil sie sich weigerte die freizügigen Szenen zu spielen, verlor sie schnell die Gunst des Publikums und wurde förmlich aus dem Theater gejagt. Ruhm Trotzdem kam es teilweise zu großer, vereinzelt sogar fanatischer Bewunderung einzelner Schauspieler: Manchmal wurde ein Schauspieler sogar durch Verleihung des Bürgerrechts, durch eine Statue, eine Inschrift oder einen hohen Geldbetrag besonders geehrt. Einen richtigen Starkult erlangten gelegentlich die kaiserzeitlichen Pantomimendarsteller, die sich konkurrenzlos in ihren solistischen Auftritten vor einem großen Publikum profilieren konnten. Ein guter Pantomime konnte Höchstgagen verlagen und bekam sie auch. Pylades, der Erfinder des pantomimus, ließ sich so teuer bezahlen, dass er im Alter so reich war, dass er selber Schauspiele veranstalten und den künstlerischen Nachwuchs finanzieren konnte. Nero, der selber gerne Tragödien rezitierte, gab viel Geld zur Förderung der Künste aus und verschenkte über 2 Milliarden Sesterze an seine Favoriten u.a. viele Schauspieler. Neun Zehntel dessen forderte sein Nachfolger Galba jedoch wieder von den Empfängern zurück, da die Staatskasse durch Neros Ausgaben Bankrott gegangen war. Dennoch blieben die nachfolgenden Kaiser den Schauspielern gegenüber aus Publicity-Gründen gegenüber recht freizügig, erst Marc Aurel zog die Bremse, indem er die Gagen der Schauspieler begrenzte. Den führenden Schauspielern ging es also allgemein nicht schlecht. Zwar gehörten sie zu einer gesellschaftlichen Randgruppe mit einem allgemein schlechten Ansehen, aber sie hatten weder finanzielle Sorgen, noch mussten sie persönliche Ächtung fürchten. Dies beweist auch die Grabinschrift des Schauspielers Vitalis: Er war Dank seiner Kunst weltweitbekannt und hatte sich auf diese Weise ein schönes Haus und ein großes Vermögen verdient. Die großen Pantomimen waren richtig Stars im heutigen Sinne, die von allen Schichten angehimmelt wurden und selbst in höchsten Kreisen beliebt waren. Das gilt besonders für die Pantomimen, weil diese Kunst als ernster und anspruchsvoller galt und deshalb in den höheren Ständen angesehener war als der mimus, der wiederum seine größte Anhängerschaft aus den unteren Schichten bezog, allerdings nicht ausschließlich. Das Publikum war bei allen Aufführungen stets gemischt. Skandale Zuweilen schlugen die Schauspieler aber auch wirklich heftig über die Stränge, so dass sich Tiberius 23. n. Chr. Dazu veranlasst fühlte, sämtliche Pantomimen aus Rom zu verweisen, weil es zur Schändung zahlreicher Frauen und zu Unruhen gekommen war. Sein Nachfolger Caligula, der selber ein begeisterter Pantomimentänzer war, holte die Künstler schnellstens wieder zurück nach Rom. Bei Theateraufführungen kam es nicht selten zu Aggressionen und Schlägereien zwischen den Fans. Grund dieser „Theaterskandale“ war die Bildung von Theaterpartein bzw. „Fanclubs“ die ihren jeweiligen Favorit lautstark anfeuerten und damit mit anderen Gruppen aneckten. Nero engagierte für seine eigenen Aufführungen große Gruppen von Beifallsklatscher, die ihm Applaus spenden und ihn bei seinem Gesang unterstützen sollten, damit er sich nicht blamierte, was jedoch sehr kostspielig war. Weil er selbst gerne die Unruhen zwischen den Theaterfans von seiner Ehrenloge aus mit ansah und heftig mitmischte, blieben die für ruhe verantwortlichen Beamten und Soldaten machtlos. Dabei wurden nicht selten Leute durch fliegende Steine verletzt. Besonders auch bei Frauen waren die Pantomimen sehr beliebt. Wer es sich leisten konnte, wie Ummidia Quadratilla, eine reiche Dame aus bester Familie (starb um 110 n Chr.), hielt sich ein eigenes Schauspielerensemble. Viele verheiratete Frauen aus höheren Schichten hatten Affären mit Schauspielern. Einer dieser bewunderten Pantomimen war der schöne und skandalumwitterte Mnester. Caligula hatte ein homosexuelles Verhältnis mit ihm, dass er auch in aller Öffentlichkeit auslebte. Daneben hatte Mnester aber auch insgeheim mehrere Beziehungen zu verheirateten Frauen aus der Oberschicht. Unter anderem hatte er ein Verhältnis mit Popaea Sabina (laut Tacitus die „schönste Frau von Rom“), mit der er sich nachts heimlich im Haus eines Mitwissenden traf. Als der Ehebruch der beiden aufflog, ließ der neue Kaiser Claudius den Helfer umbringen. Mnester selbst ging ohne Schaden aus der Affäre hervor und ging eine neue Liaison ausgerechnet mit Messalina, der Frau des Kaisers, ein. Angeblich wurde er von ihr dazu gezwungen. Die Beziehung der beiden war allgemein bekannt, wurde vom Kaiser jedoch anfangs ignoriert. Mnester war jedoch nicht der einzige Liebhaber der Messalina, und als Claudius schließlich der Kargen platzt, lässt er in den Jahren 46 und 47 alle ehemaligen Liebhaber seiner Frau, darunter auch Mnester, trotz dessen Unschuldsbeteuerungen, hinrichten. Messalina selbst wird nur kurze Zeit später Opfer einer Intrige und stirbt. Zur Zeit Domitians lebte der ähnlich skandalöse Pantomime Paris, der ebenfalls ein Verhältnis mit der Kaiserin eingegangen war. Domitian ließ ihn daraufhin 83 n. Chr. auf offener Strasse ermorden. Als sein Fans daraufhin spontan als Zeichen der Verehrung Blumen und Wohlgerüche am Ort seines Todes verteilten, drohte der Kaiser damit auch sie hinzurichten, bleibt jedoch machtlos gegen eine Grabinschrift, die Martial zu Ehren des toten Künstlers verfasst. Die Ausrichtung der Spiele Die Ludi publici waren fester Bestandteil des römischen Veranstaltungskalenders und wurden an feststehenden Feiertagen veranstaltet und von Kaisern oder reichen Beamten finanziert. Von den zur Zeit Augustus 77 regulären Schauspieltagen des Festkalenders, waren 56 für Bühnenaufführungen im Theater reserviert. Die Zahl der Festtage nahm immer mehr zu, so dass in der Mitte des 4. Jh. n. Chr. von 176 Festtagen 102 dem Theater zufielen. Hinzu kamen einige unreguläre spectacula, die meist von Privatleuten finanziert wurden, sich allerdings hauptsächlich auf Wagenrennen und Gladiatorenkämpfe beschränkten. Trotzdem blieben die Theateraufführungen zahlenmäßig auf Platz Eins. Grund hierfür war u.a. der vergleichbar geringe finanzielle Aufwand einer Theateraufführung im Vergleich zu den astronomischen Summen, die Tierhetzen und Gladiatorenkämpfe im Circus verschlangen. Die ludi publici waren für alle da, und waren daher kostenlos. Aber zur Veranstaltung der ludi gehörte nicht nur die Aufführungen auf Bühne oder in der Arena, sondern auch die Sorge um das leibliche Wohl der Zuschauer: Besonders Caligula machte sich durch das Verteilen von Gratismahlzeiten beliebt.
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