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Ave, Caesar, morituri te salutant. Moderne Skulptur eines Gladiators
Gladiatoren (vom lateinischen gladius, einem „Stoßschwert“) waren im antiken Rom Berufskämpfer, die in öffentlichen Schaustellungen auf Leben und Tod gegeneinander kämpften. Der Kampf der Gladiatoren gegeneinander wird als Gladiatur bezeichnet. Gladiatorenkämpfe waren Bestandteil des römischen Lebens von 264 v. Chr. bis Anfang des 5. Jahrhundert nach Chr. Ursprung der Gladiatorenkämpfe Der religiöse Hintergrund Der Ursprung der Spiele ist nicht vollständig geklärt. Vermutet wird, dass Gladiatorenkämpfe eine religiöse Bedeutung im Rahmen von Totenfeiern hatten. Grabmalereien aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. deuten auf eine etruskische Herkunft. Einer anderen Theorie zufolge stammen die Spiele aus Kampanien, wo ebenfalls in Grabmalereien aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. Gladiatorenkämpfe dargestellt sind, wobei zu bedenken wäre, dass die Etrusker in dieser Zeit Herrscher Kampaniens waren. Die ersten belegten Gladiatorenspiele in Rom fanden 264 v. Chr. statt, als Decimus Junius Brutus in Gedenken an seinen kurz zuvor verstorbenen Vater auf dem Forum Boarium, einem Marktplatz in Rom, drei Sklavenpaare gegeneinander kämpfen ließ. Dem Beispiel des Decimus folgten sehr bald weitere römische Adlige, die mit diesen als munus (= Dienst, Plural: munera) bezeichneten Vorführungen gleichfalls ihre Verstorbenen ehrten. Der römische Historiker Festus schrieb dazu: „Es war Brauch, Gefangene auf den Gräbern tapferer Krieger zu opfern; als die Grausamkeit dieser Sitte allen erkenntlich war, beschloss man, Gladiatoren vor den Grabstätten kämpfen zu lassen ...“ Trotz dieses Zitates ist die Theorie, dass Gladiatorenkämpfe die mildere Variante griechischer und römischer Menschenopfer zu Ehren Verstorbener waren, nach Auffassung einiger Historiker nicht zutreffend. Sie vertreten vielmehr die Meinung, dass mit den blutigen Kämpfen die Eigenschaften des Verstorbenen demonstriert werden sollten. Jene Eigenschaften, die nach dem Verständnis der damaligen Menschen die Größe des Römischen Reiches bedingten: Mut, Kraft, Tapferkeit, Entschlossenheit und Gleichmütigkeit gegenüber dem Tod. Veranstalter dieser Gladiatorenkämpfe waren reiche Privatmenschen – sie waren als einzige in der Lage, sich sowohl die Kosten für die Gladiatoren als auch das anschließende aufwändige Festmahl zu leisten. Im Laufe der Zeit entdeckten vor allem römische Politiker, dass die Veranstaltung solcher munera ein geeignetes Mittel war, sich die Anerkennung der römischen Bevölkerung zu sichern. Die Zuschauer verfolgten das Geschehen dicht gedrängt am Rand stehend – Sitztribünen gab es bei den ersten Veranstaltungen nicht. Gladiatorenkämpfe im 1. Jahrhundert v. Chr. Als die Beliebtheit von Gladiatorenkämpfen beim römischen Volk stieg und als man es als Recht anerkannte, auf diese Weise unterhalten zu werden, wurden die Spiele prächtiger und größer inszeniert. Kurz darauf wurden die ersten hölzernen Sitztribühnen errichtet und erste Tierhetzen (venationes) in die munera aufgenommen. Beide Erweiterungen des Programms entwickelten sich allmählich als feste Bestandteile der Veranstaltungen. Die Veranstalter waren nach wie vor wohlhabende Privatpersonen, denen jeder Anlass willkommen war, sich auf diese Weise die Achtung des römischen Volkes zu verschaffen. Und je außergewöhnlicher die Veranstaltung war, desto eher stiegen die Wohlhabenden in der Gunst des Volkes. Von Gaius Iulius Caesar wird überliefert, er hätte seine Gladiatoren mit Rüstungen aus Silber ausstatten lassen, um die römische Bevölkerung zu beeindrucken. Über die Ausmaße, die ein solcher Bestechungsversuch der römischen Bevölkerung annehmen konnte, berichtete Sueton, ein römischer Biograf, über Caesar: „Caesar veranstaltete Schauspiele unterschiedlichster Art: Ein Gladiatorenspiel, Theateraufführungen in jedem Stadtviertel, und zwar durch Schauspieler aller Sprachen, desgleichen Zirkusvorstellungen, Athletenkämpfe und ein Seegefecht (Naumachie). In dem Gladiatorenspiel auf dem Forum kämpfte Furius Leptinus, der aus einer Familie prätorischen Ranges stammte, und der ehemalige Senator und Rechtsgelehrte Quintus Calpenus ...“ „Die Tierhetzen dauerten fünf Tage; den Schluss bildete ein Gefecht, in dem sich zwei Abteilungen von je fünfhundert Mann zu Fuß, zwanzig Elefanten und dreihundert Reitern gegenüberstanden ...“ Gladiatoren im römischen Kaiserreich Gladiatorenkämpfe als öffentliche Aufgabe Während Wagenrennen, Theateraufführungen und Tierhetzen als öffentliche Aufgabe verstanden wurden, waren die Gladiatorenkämpfe bis 44 v. Chr. eine rein privat finanzierte Angelegenheit. Dies änderte sich in der Zeit der Staatskrise nach der Ermordung Caesars. Die Aedile beschlossen in diesem Jahr zum ersten Mal, nicht nur Wagenrennen öffentlich auszurichten, sondern auch Gladiatorenkämpfe. Sie fanden im Rahmen der „ludi cereales” statt, den Feierlichkeiten zu Ehren der Göttin Ceres. Begleitet wurden diese ersten öffentlich finanzierten Gladiatorenkämpfe von Tierhetzen. Gladiatorenkämpfe als kaiserliches Privileg Es war vor allem Augustus, der die Veranstaltung von Gladiatorenkämpfen als kaiserliches Privileg etablierte: „Dreimal ließ ich in meinem eigenen Namen Gladiatorenspiele veranstalten und fünfmal in dem meiner Söhne oder Enkel. Bei diesen Spielen kämpften etwa zehntausend Menschen ... Tierhetzen mit afrikanischen Raubtieren ließ ich in meinem Namen oder in dem meiner Söhne und Enkel im Zirkus oder auf dem Forum oder im Amphitheater für das Volk sechsundzwanzigmal durchführen, wobei ungefähr dreitausendfünfhundert Tiere erlegt wurden.“ (Res Gestae Divi Augusti, 22) Die Veranstaltung von Gladiatorenkämpfen wurde immer mehr in den Kaiserkult integriert – das galt insbesondere in den Provinzstädten. Zu den Zeiten von Augustus war es zwar den Senatoren noch möglich, solche Spiele zu veranstalten, doch schon 22 v. Chr. ließ Augustus in einem Dekret festhalten, dass in diesen Fällen nicht mehr als 120 Gladiatoren eingesetzt werden durften. Gleichzeitig begrenzte Augustus die Zahl der Tage, an denen Gladiatorenspiele veranstaltet werden konnten: vom 2. bis 8. Dezember; an den Tagen der „Saturnalien” zwischen dem 17. und 23. Dezember zur Wintersonnenwende; zum Frühlingsfest „Quinquatrus” zwischen dem 19. und 23. März. Wer es wagte, privat Gladiatorenkämpfe zu veranstalten, lief, angesichts ihrer zunehmend engeren Verbindung mit dem Kaiserkult, Gefahr, den Zorn der römischen Kaiser auf sich zu ziehen. Die relative Seltenheit der aufwändigen und kostspieligen Gladiatorenkämpfe blieb über die Jahrhunderte weitgehend konstant. Noch im Jahr 354 n. Chr. wurden von den 176 Festtagen 102 für Theateraufführungen, 64 für Wagenrennen und nur 10 für Gladiatorenkämpfe genutzt. Die Besonderheiten des Gladiatorenlebens Die erste Ausrüstung der Gladiatoren war einfach: Jeder trug einen Schild und ein Schwert und war durch Helm und Beinschienen geschützt. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich eine Reihe unterschiedlicher Gladiatorengattungen, die sich in ihrer Ausrüstung zum Teil deutlich unterschieden. Die Hauptausrüstung bestand aus einem Schwert, Beinschienen, einem Helm, einem Schild und einem Metallgürtel, der den Lendenschurz halten sollte, mehrere Gladiatoren hatten auch einen Armschutz. Selten trugen die Kämpfer einen (Ober-)Körperschutz. Neuere Erkenntnisse über die Ernährung der Gladiatoren, welche Anthropologen des Österreichischen Archäologischen Instituts bei Ausgrabungen eines Gladiatorenfriedhofs in Ephesos anhand von Knochenanalysen gewonnen haben, deuten darauf hin , dass sich einige Gladiatoren durch natürliche Fettschichten gegen kleinere Verletzungen zu polstern versuchten. So sahen also nicht unbedingt alle schlank und durchtrainiert aus. Grund für die Fettpolster und die Stärke der Gladiatoren ist in ihrer speziellen Diät zu suchen. Sie waren im alten Rom als „Getreideknirscher” bekannt, da sie fast ausschließlich Getreide und Bohnen aßen. Die meisten Kenntnisse über die Waffen der Gladiatoren sind den Ausgrabungen in Pompeji zu verdanken. Ergänzt werden sie durch erhalten gebliebene kleine Statuen und Darstellungen von Gladiatoren auf Grabsteinen, Fresken und ähnliches. Die unterschiedlichen Ausrüstungen, in denen die Gladiatoren gegeneinander antraten, sind im Artikel Gladiatorengattungen beschrieben. Weibliche Gladiatoren Im Britischen Museum in London befindet sich ein Relief, welches aus dem 2. Jh. n. Chr. datiert und in Halicarnassos, dem heutigen Bodrum in der Türkei gefunden wurde. Es zeigt zwei Gladiatorinnen, die soeben von dem vom Kampf begeisterten Publikum ehrenhaft aus der Arena - nicht jedoch aus der Gladiatorenschule - entlassen werden. Dieses Unentschieden (stantes missio) galt fast noch mehr als ein Sieg, da es äußerst selten vorkam. Sogar die Namen, unter denen diese zwei Gladiatorinnen auftraten, sind bekannt: Amazona und Achilla. Trotz dieser überlieferten Abbildung, welche die beiden Kombattantinnen in der Ausrüstung von provocatores zeigt, waren weibliche Gladiatoren die Ausnahme in den Gladiatorenkämpfen. Zwar hatte schon Nero Frauen (und auch Kinder) gegeneinander kämpfen lassen, normalerweise diente der Einsatz dieser Personengruppen eher der Erheiterung des Publikums – wie beispielsweise unter Domitian, der Frauen gegen Zwerge antreten ließ. Der Einsatz weiblicher Gladiatoren widersprach zu sehr der Grundidee der Gladiatoren, dass die in der Arena Kämpfenden die alten römischen Militärtugenden von Mut, Standhaftigkeit und Siegeswille demonstrierten. Deswegen fanden sich nicht viele Anhänger für Frauenkämpfe. Kaiser Septimius Severus ließ im Jahre 200 n. Chr. den Einsatz weiblicher Gladiatoren verbieten. Die soziale Herkunft der Gladiatoren Bei den ersten Kämpfern handelte es sich um Sklaven oder Kriegsgefangene. Auch später wurden vor allem Gefangene, verurteilte Verbrecher und Sklaven als Gladiatoren eingesetzt. Bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. verpflichteten sich auch freie Bürger als Gladiator. Obwohl Gladiatoren gesellschaftlich noch niedriger als Sklaven standen, war das Interesse, Gladiator zu werden, zeitweilig so hoch, dass der Senat dies durch ein Gesetz einzuschränken versuchte. So sollen gegen Ende der Republik fast die Hälfte der Gladiatoren ehemals freie Bürger gewesen sein, die mit dem Eintritt in den Berufstand der Gladiatoren ihre Freiheit aufgaben. Dieser Schritt ist aus heutiger Sicht aufgrund der damaligen allgemein kurzen Lebensdauer der Menschen nur allzu verständlich. Ein Gladiator hatte nur ein- bis dreimal pro Jahr zu kämpfen und wurde in der restlichen Zeit gut versorgt. Beispielhaft war auch die medizinische Versorgung, die man den Gladiatoren angedeihen ließ. Einer der berühmtesten Ärzte der Antike, Galen, sammelte seine Erfahrungen während der Zeit, in der er in der Gladiatorenschule von Pergamon die Kämpfer betreute. Der Historiker Fik Meijer zieht für diejenigen, die sich freiwillig zum Gladiatorendienst meldeten, Parallelen zu den Adligen, die sich während des 19. und 20. Jahrhunderts freiwillig zur Französischen Fremdenlegion meldeten: „Am besten läßt sich ihre Situation vielleicht mit der mancher heruntergekommener Aristokraten im 19. und 20. Jahrhundert vergleichen, die sich zum Dienst in der französischen Fremdenlegion verpflichteten. Wie die Legionäre der Neuzeit wollten diese römischen Aristokraten einen Schlußstrich unter ihr bisheriges Leben ziehen und entschieden sich für eine Existenz, in der ihr früherer Status keine Bedeutung mehr hatte. Fortan teilten sie ihr Leben mit Proletariern und Sklaven, die sie zuvor vielleicht keines Blickes gewürdigt hätten.“ Die Lebenserwartung eines Gladiators Nach weit verbreiteter Auffassung begannen während der römischen Kaiserzeit die Gladiatorenspiele mit dem Gruß an den Caesar: „morituri te salutant” – die Todgeweihten grüßen dich. Überliefert ist dieser Gruß nur für eine einzige Gegebenheit. Dabei handelte es sich um eine von Kaiser Claudius inszenierte Seeschlacht (Naumachie) und nicht um einen Gladiatorenkampf. Trotzdem beschreiben diese Worte die Lebenssituation eines Gladiators treffend. Gladiatoren wurden selten älter als dreißig Jahre, ihre Lebenserwartung schwankte im Laufe der Jahrhunderte erheblich. Im 1. Jahrhundert vor Christus, also noch während der römischen Republik, als sich die römischen Adligen die Gunst der Wähler durch großzügige munera erkauften, wurde auch großzügig mit dem Blut der Gladiatoren verfahren. Iuvenal kommentierte dies mit den Worten: „Munera nunc edunt et, verso pollice vulgus cum iubet, occidunt populariter” – „Nun geben sie Gladiatorenkämpfe und, wie der Pöbel es mit gedrehtem Daumen verlangt, töten sie volkstümlich.” Insgesamt gibt es aus der Zeit der Gladiatorenkämpfe wenig verlässliche Daten darüber, wie groß die Chancen eines Gladiators waren, die Arena lebend zu verlassen. Der Historiker G. Ville wertete 100 Kämpfe aus, die im 1. Jahrhundert nach Christus stattfanden und stellte dabei fest, dass 19 Gladiatoren (von 200 beteiligten Kämpfern) in diesen einhundert Kämpfen ihr Leben verloren. Nach Auswertungen von Grabsteinen lag das Alter, in dem sie durchschnittlich starben, bei 27 Jahren. Gladiatoren hätten damit eine Lebenserwartung gehabt, die nur wenig unter der der „normalen” römischen Bürger lag. Der Historiker Marcus Junkelmann weist darauf hin, dass nur den erfolgreichsten Gladiatoren ein Grabmal gesetzt wurde. Der Großteil der Gladiatoren starb dagegen am Anfang ihrer Laufbahn, da nur die fähigsten die ersten Kämpfe überlebten. Diesen jung gestorbenen Gladiatorenneulingen hat man in der Regel keinen Grabstein gesetzt, sie wurden anonym begraben. Nach den Schätzungen von Junkelmann starben die meisten Gladiatoren ihren gewaltsamen Tod im Alter zwischen 18 bis 25 Jahren. Mit jedem Kampf stieg die Selbstsicherheit, Erfahrung und Beliebtheit eines Gladiators. Ein erfahrener Gladiator mit hoher Anhängerschaft hatte deutlich mehr Chancen, vom Publikum oder Spieleveranstalter begnadigt zu werden, wenn er im Kampf unterlag. Das Überleben eines erfahrenen Kämpfers lag durchaus im Eigeninteresse des Publikums – nur so waren spannende Kämpfe auch in der Zukunft sichergestellt. Nach den Inschriften auf dem Grabmal eines in Sizilien beerdigten Gladiators gewann dieser Gladiator 21 von 34 Kämpfen, neun Kämpfe gingen unentschieden aus, und in den vier Kämpfen, die er verlor, begnadigte ihn das Publikum. Da Gladiatoren ein Teil der Einnahmen aus ihren Kämpfen zustand, hatten sie bei einer längeren Überlebensdauer eine gewisse Chance, sich freizukaufen. Freigelassene Gladiatoren wurden mit einem hölzernen Schwert ausgezeichnet. Die strenge römische Hierarchie bot den Gladiatoren wenig Freiraum für ein Leben nach der Kampfarena. Gladiatorenschulen Gladiatoren wurden in besonderen Schulen (ludi) ausgebildet. Berühmte Gladiatorenschulen befanden sich in Capua und in dem 79 n. Chr. durch einen Vulkanausbruch verschütteten Pompeji. Eine der größten Gladiatorenschulen war in Ravenna beheimatet. Nach Schätzungen gab es insgesamt etwas mehr als 100 Gladiatorenschulen, die normalerweise unter Leitung eines Gladiatorenmeisters standen, der auch der Besitzer der Gladiatorenschule war. Häufig reisten Gladiatoren in einer Truppe (familia) von Stadt zu Stadt. Der Besitzer der Truppe vermietete seine Gladiatoren an denjenigen, der einen Gladiatorenkampf veranstalten wollte. In Rom gab es vier Gladiatorenschulen, die größte nannte sich Ludus Magnus und war mit dem Kolosseum durch einen Tunnel verbunden. Diese vier befanden sich in staatlichem Besitz und standen unter der Aufsicht eines Beamten, der sorgfältig ausgesucht wurde und der zu den am höchsten bezahlten römischen Beamten zählte. Angesichts der Gefahr, die von einer todesmutigen, kampferprobten Gruppe von Menschen ausging, wollte man auf diese Weise sichergehen, das Risiko für die römische Bevölkerung gering zu halten. Ausbilder eines neu angeworbenen Gladiatorrekruten waren gewöhnlich alte, erfahrene Kämpfer, die ihren Schülern die für die jeweilige Waffengattung typischen Bewegungsabläufe einschliffen. Die Schüler übten an Pfählen, und Vegetius beschrieb im 4. Jahrhundert die Ausbildungspraxis, die für Soldaten und Rekruten identisch waren: :„Von den einzelnen Rekruten wurde aber je ein Pfahl so in die Erde gerammt, dass er nicht wackeln konnte und sechs Fuß hochragte. An diesem Pfahl übte sich dann der Rekrut wie gegen einen Gegner... so dass er mal den Angriff wie gegen Kopf und Gesicht richtete, mal von der Flanke her drohte, bisweilen sich bemühte, die Kniekehlen oder Beine zu verwunden... In dieser Übung achtete man auf die Vorsichtsmaßregel, dass der Rekrut zum Anbringen einer Wunde herzusprang, ohne dabei sich selbst irgendwo eine Blöße zur Verwundung zu geben. Außerdem lernten sie, nicht schlagend, sondern stechend zuzustoßen... Eine geschlagene Wunde, mit welcher Wucht sie auch angebracht werden mag, ist doch nicht oft tödlich, da die lebenswichtigen Organe durch die Schutzwaffen und durch die Knochen geschützt sind. Hingegen ein Stich, der nur zwei Zoll tief geht, ist tödlich...“ Die Gladiatoren übten in der Regel mit hölzernen Waffen, die deutlich schwerer waren als die, die später in der Arena zum Einsatz kamen. Damit wurde ihre Ausdauer trainiert. Der Ablauf eines Tages in der Arena Die Vorbereitungen Stand ein munus an, wandte sich der Spieleveranstalter (editor) an einen Gladiatorenmeister (lanista), der mit der Durchführung beauftragt wurde. Ein Vertrag schrieb fest, wie viele Gladiatorenpaare anzutreten hatten, wie das Begleitprogramm aussah, wie lange die Veranstaltung dauern sollte und regelte auch die Bezahlung. Wenige Tage vor dem Beginn des munus wurden die Kämpfer öffentlich vorgestellt. Wichtige Informationen für die Zuschauer waren, in welchen Paarungen die Kämpfer gegeneinander antreten würden, in welcher Reihenfolge die Kämpfe durchgeführt werden würden und in wievielen Kämpfen die jeweiligen Gladiatoren schon erfolgreich gewesen waren. Am Vorabend gab es für die Gladiatoren ein Festbankett, bei dem auch Publikum zugelassen war. Der Kampftag
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So wie Augustus die Veranstaltung von Gladiatorenkämpfen als kaiserliches Privileg etablierte, so prägte er auch den Ablauf eines Gladiatorenkampfes entscheidend mit. Die bis zu der augusteischen Zeit als eigenständige Veranstaltung abgehaltenen Tierhetzen band er in den Ablauf eines Kampftages mit ein. Der einzelne Ablauf eines Gladiatorenkampfes variierte zwar, aber der folgend beschriebene Ablauf war für einen Tag in einem Amphitheater in der nachaugusteischen Kaiserzeit typisch: In den Morgenstunden wurden als erstes Tierkämpfe veranstaltet. Dies konnte beispielsweise der Kampf eines Stieres gegen einen Bär sein. Der Dichter Martial berichtet auch über Kämpfe zwischen Stier und Elefant, Löwe und Leopard oder Nashorn gegen Büffel. Als Zwischenspiel folgten gelegentlich Zirkusnummern, in denen dressierte Tiere auftraten. Danach folgten Tierhetzen, bei denen nicht Gladiatoren kämpften, sondern spezielle venatores und bestiarii. Diese speziell ausgebildeten Kämpfer sah man noch geringer an als Gladiatoren, sie trugen auch eine völlig andere Ausrüstung. Ihre Waffen waren vor allem der Jagdspeer. Gehetzt wurden zunächst harmlose Tiere wie beispielsweise Antilopen oder Hirsche. Waren diese erlegt, begann die Jagd auf gefährlichere Tiere wie Raubkatzen, Elefanten oder Bären. Während der Mittagszeit wurden Verbrecher in der Arena hingerichtet. Das konnte eine Hinrichtung sein, bei der die Verbrecher den Tieren vorgeworfen wurden (was einer Verurteilung damnatio ad bestias entsprach) oder sie wurden gezwungen, mit Waffen gegeneinander anzutreten. Der Sieger eines Zweikampfs hatte sich dann dem nächsten Verurteilten zu stellen. Eine Chance auf eine Begnadigung gab es nicht; der zuletzt überlebende wurde in der Arena durch venatores hingerichtet (munera sine missione). Das Nachmittagsprogramm begann mit dem Einmarsch aller Gladiatoren, die sich dem Publikum präsentierten. Nach der Präsentation kehrten sie in die Katakomben zurück. Als Vorübung (sogenannte prolusio) zu den eigentlichen Gladiatorenkämpfen traten Gladiatoren, aber auch gelegentlich Vertreter des Adels, mit stumpfen oder hölzernen Waffen paarweise gegeneinander an. Bei sehr großen Veranstaltungen konnte sich diese prolusio auch über mehrere Tage hinziehen. Eine Teilnahme eines römischen Adligen an einer solchen prolusio wurde im Gegensatz zum „echten“ Gladiatorenkampf als nicht ehrenrührig betrachtet. Auch römische Kaiser – wie beispielsweise Commodus – sollen hierbei ihren Mut zur Schau gestellt haben. Der eigentliche Gladiatorenkampf fand im Anschluss an die Schaukämpfe statt. Üblich war der Zweikampf, wobei bestimmte Paarungen wie ein retiarius gegen einen secutor oder thraex gegen murmillo klassische Kombinationen waren. Der Kampf Der Historiker Junkelmann weist darauf hin, dass der Kampf in der Arena – die sogenannte Gladiatur – kein wildes Handgemenge, sondern ein höchst differenzierter, genauen Regeln unterworfener Kampfsport war. Darauf lassen auch forensische Analysen der Knochen von toten Gladiatoren schließen.[1] Der Kampf wurde in der Regel von zwei Schiedsrichtern beobachtet. Sie leiteten auch Pausen ein, wenn beide Kämpfer zu erschöpft waren oder sich die Riemen der Ausrüstung lösten; und sie ahndeten Regelverstöße. Eine der wesentlichen Aufgaben der Schiedsrichter war es zu verhindern, dass ein sich ergebender Gladiator den weiteren Attacken seines Gegners ausgesetzt war. Ein Kampf konnte auf vier Weisen enden: durch den Tod eines der Kontrahenten während des Kampfes dadurch, dass einer der Unterlegenen aufgab und auf Verlangen des Publikums oder des Spieleveranstalters noch in der Arena durch seinen Gegner hinrichtungsmäßig getötet wurde (kämpfte er gut, kam er meist frei; waren vorherige Kämpfe unblutig verlaufen, so wollte das Publikum irgendwann jemanden sterben sehen) Aufgabe eines der Kämpfer und Begnadigung des Gladiators durch das Publikum oder den Spieleveranstalter (sogenannte missio) die Entscheidung, dass das Gefecht unentschieden ausging (sogenannte stantes missi) Nach Junkelmann war die letzte Form, einen Kampf zu beenden, die seltenste und galt als durchaus ruhmvoll. In der Arena starben weniger Gladiatoren als bisher angenommen - wahrscheinlich starb einer von acht. Ein unterlegener Gladiator bat um Gnade, indem er einen Zeigefinger ausstreckte oder seine Waffen niederlegte. Der Schiedsrichter wandte sich dann an den Veranstalter der Spiele – im römischen Kolosseum war dies meist der Kaiser, der das Urteil zu fällen hatte. Dieser übertrug die Entscheidung aber gewöhnlich den Zuschauern. In der allgemeinen Vorstellung fällten die Zuschauer das Todesurteil, wenn sie mit dem Daumen nach unten zeigten. Da es in der römischen, vorchristlichen Vorstellungswelt den Begriff Himmel (Reich der Guten) und Hölle (Reich der Bösen) nicht gab, ist es ebenso wahrscheinlich, dass ein Todesurteil mit dem Daumen nach oben – als Symbol für die Entfernung von Mutter Erde – ausgedrückt wurde; analog galt in umgekehrter Richtung der nach unten gestreckte Daumen als Zeichen für ein Verbleiben auf dieser Erde. Es gibt keine historischen Belege dafür, dass dies so war. Es ist auch denkbar, dass mit einem gegen die Brust oder Kehle gerichteten Daumen der Todesstoß symbolisiert wurde, da der Todesstoß mit dem Schwert vom Schlüsselbein in das Herz ausgeführt wurde. Eindeutiger belegt ist, was die römischer Zuschauer in solchen Momenten riefen. Riefen sie mitte (laß ihn gehen) oder missum, dann durfte der unterlegene Gladiator lebend die Arena verlassen. Der Ruf iugula (Abstechen) dagegen kündigte das Ende des Gladiators per Hinrichtung an. Vom unterlegenen Gladiator wurde erwartet, dass er auf dem Boden kniend gefasst den Todesstoß in den Hals oder zwischen die Schulterblätter hinnahm. Dies wurde in den Gladiatorenschulen geübt. Der Sieger erhielt einen Ölzweig und einen Geldbetrag und verließ die Arena durch die Porta Sanavivaria, das Tor der Gesundheit und des Lebens. Der Tote wurde dagegen auf einer mit Tüchern behängten Bahre durch die Porta Libitinaria hinausgetragen – das Tor von Venus Libitina, der Göttin des Todes und der Bestattung. Römer und Gladiatoren - eine ambivalente Beziehung Das Beispiel mannhafter Tapferkeit Die Haltung der Römer gegenüber den Gladiatoren war sehr ambivalent: Auf der einen Seite waren Gladiatoren in der sozialen Hierarchie noch niedriger angesiedelt als Sklaven, auf der anderen Seite wurden erfolgreiche Gladiatoren zu Berühmtheiten, von denen man sich die alten römischen Tugenden wie Siegeswille, Todesverachtung und Tapferkeit demonstrieren ließ. Sowohl für Cicero als auch für Seneca war der gleichmütig sterbende Gladiator ein exemplum virtutis, ein Beispiel mannhafter Tapferkeit. Marcus Junkelmann weist darauf hin, dass Cicero das, was er dem römischen Volk in seiner Dritten Philippischen Rede angesichts des Griffes von Marcus Antonius nach der Macht predigte „... was tapfere Gladiatoren zeigen, indem sie mit Würde untergehen, das lasst auch uns tun, die Herren aller Länder und Völker - lieber wollen wir in Ehren fallen, als in Schande das Leben von Sklaven führen” für sich selbst auch umsetzte. Er starb den „Gladiatorentod”, indem er bereitwillig seinen Hals dem Schwert darbot, als ihn die Söldner des Antonius fingen. Der „angebetete“ Gladiator Einige Gladiatoren besaßen eine große Anhängerschaft unter den Bürgerinnen Roms, die die Gladiatoren als Sexualobjekt betrachteten. Der lateinische Begriff Gladius, von dem sich gladiator ableitet, wurde außer in seiner ursprünglichen Bedeutung „Stoßschwert“ im vulgären Sprachgebrauch auch für „Penis“ verwendet (analog zu Vagina, ursprünglich Schwertscheide, übertragen auch das weibliche Geschlechtsorgan). Graffiti, wie sie in Pompeji zu finden sind, lassen auf glühende Anhängerinnen der Gladiatoren schließen. Ein sexueller Kontakt mit Gladiatoren war zwar verpönt und wurde gesellschaftlich streng geächtet, es kam aber trotzdem zu sexuellen Beziehungen zwischen Gladiatoren und Bürgerinnen. Gladiatoren genossen in der römischen Gesellschaft einen ähnlichen Ruf wie heutige Popstars. Die Festgelage des Spieleveranstalters am Abend vor einem Kampf gaben den einflussreichen Frauen der Stadt die Gelegenheit, ihre Idole persönlich und oft auch intim kennenzulernen. Faustina, die Mutter des Kaisers Commodus, hatte ihren Sohn angeblich mit einem Gladiator gezeugt - wahrscheinlich aber erfand Commodus diese Geschichte selber, um seine Sonderrolle zu unterstreichen. Als besonders skandalös empfand man die Beziehung zwischen Eppia, einer Frau aus reicher Familie, die Senatorengattin war, und dem Gladiator Sergiolus. Glaubt man dem römischen Satiriker Juvenal, folgte Eppia dem körperlich schon lange nicht mehr attraktiven Sergiolus aus Liebe kreuz und quer durch die Provinzen. Gladiator, Jean-Leon Gerome Spartacus oder die Gefahr in der eigenen Stadt Gladiatoren waren hervorragend ausgebildete, kampferprobte Männer, die wenig zu verlieren hatten. Die Römer waren lange davon ausgegangen, dass ihnen von Seiten der Gladiatoren wenig Gefahr drohe. Die Männer stammten aus verschiedenen Volksgruppen, und solange die Waffen in der Waffenkammer unter strenger Bewachung standen und den Gladiatoren außerhalb ihrer Übungszeit nicht zugänglich waren, hielt man die Gefährdung für gering. Dies änderte sich mit dem Sklavenaufstand, an dessen Entstehen Gladiatoren wesentlich beteiligt waren. Im Jahre 73 v. Chr. entwichen aus einer Gladiatorenschule in Capua achtzig Gladiatoren, denen sich rasch weitere Sklaven anschlossen. Anfangs nur mit Küchenmessern bewaffnet (die Waffen in der streng bewachten Waffenkammer waren während des Ausbruchs nicht zugänglich), gelangten die Entflohenen rasch in den Besitz professioneller Ausrüstung, nachdem sie sich zweimal erfolgreich der Waffen der auf sie angesetzten Truppenteile bemächtigt hatten. Die militärischen Erfolge des Sklavenheeres, das im wesentlichen unter Leitung von Spartacus stand, waren nur begrenzt. Ein römisches Heer unter Leitung von Crassus stellte das Sklavenheer im äußersten Süden Italiens und schlug es vernichtend. Die Gefahr eines erneuten Aufstandes durch bewaffnete Gladiatoren blieb den Römern deutlich im Gedächtnis. Die Gladiatorenschulen in Rom wurden unter Aufsicht kaiserlicher Beamter (sog. procuratores) gestellt, die hoch bezahlt wurden. In Zeiten von Staatskrisen zog man es vor, die Gladiatoren aus den Städten zu verlagern. Die Veranstaltungsorte der Gladiatorenkämpfe Das Forum Boarium – der Viehmarkt nahe der Tiberinsel – war der erste Veranstaltungsort von Gladiatorenkämpfen, die anfangs nur schlichte, primitive Veranstaltungen waren. Das Forum Romanum war aus Platzgründen geeigneter als das Forum Boarium und wurde daher in der Folge der Schauplatz der Gladiatorenkämpfe, deren Zahl ab 264 v. Chr. kontinuierlich zunahm. Schon wenige Jahre, nachdem Decimus seine spezielle Gedenkfeier für seinen Vater abgehalten hatte, wurden für die Zuschauer Sitzgelegenheiten geschaffen, damit sie dem Geschehen mit etwas mehr Komfort beiwohnen konnten. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Städten des Reiches hatte Rom selbst lange Zeit keinen angemessenen Ort für Gladiatorenkämpfe. Das änderte sich erst mit dem Bau des Kolosseums, mit dem eine riesige mit Sand bestreute Arena (der Begriff Arena kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Sand“) geschaffen wurde, von deren Rängen aus die römischen Zuschauer das Geschehen verfolgen konnten. Das Ende der Gladiatorenkämpfe Unter den römischen Kaisern gab es neben den großen Freunden der Gladiatorenkämpfe (wie Commodus, Caligula und Claudius) auch solche, die diesem Treiben deutlich distanzierter gegenüberstanden (Tiberius oder Mark Aurel). Mark Aurel beispielsweise verbot den Einsatz scharfer Waffen bei Gladiatorenkämpfen und Augustus verbot Gladiatorenkämpfe, die nur mit dem Tod eines der Kämpfenden enden durften. Entschiedene Gegner der Gladiatorenkämpfe gab es nicht: Kaiserkult und Gladiatorenkampf waren eng miteinander verwoben. Wer sich gegen den Gladiatorenkampf aussprach, sprach sich auch gegen die Institution des Kaisers aus. Kritische Stimmen richteten sich eher gegen die hemmungslos zur Schau gestellte Blutgier des Publikums und das brutale Begleitprogramm. So berichtet Seneca schockiert über die mittäglichen Hinrichtungen, bei denen die Hinzurichtenden mit scharfen Waffen gegeneinander antraten: „Durch Zufall bin ich im Mittagsprogramm des Zirkus gewesen – Scherze erwartend, Witze und etwas Entspannung, womit sich der Menschen Augen vom Menschenblut erholen: das Gegenteil ist der Fall. Was vorher gekämpft worden ist, war Mitleid; nun läßt man die Spielchen, und es ist der reine Mord: nichts haben sie, sich zu schützen. Dem Hieb mit dem gesamten Körper ausgesetzt, schlagen sie niemals vergeblich zu. Das ziehen die meisten den regulären Kampfpaaren und sonst geschätzten vor. Warum sollten sie es nicht vorziehen? Nicht Helm, nicht Schild weist ab das Schwert. Wozu Finten? All das ist Verzögerung des Todes. Am Morgen wirft man den Löwen und Bären Menschen vor, am Mittag den Zuschauern. Mörder werden auf ihren Befehl künftigen Mördern vorgeworfen, und den Sieger heben sie auf für einen weiteren Mord; Abschluß ist der Kämpfenden Tod: mit Schwert und Feuer wird die Sache ausgefochten. Das geschieht, bis die Arena leer ist.“ Für Seneca genau wie für Cicero symbolisierte dagegen der Gladiator, der gleichmütig und tapfer im Kampf gegen einen anderen Gladiator stirbt, in beispielhafter Form römische Kardinaltugenden. Wirkliche und auch wirksame Kritik am Gladiatorenkampf setzte erst mit den christlichen Schriftstellern im 2. und 3. Jahrhundert ein, die sich die Argumente der Stoiker zu eigen machten. Im Jahre 325 n.Chr. erließ dann der dem Christentum zuneigende Kaiser Konstantin erstmals ein an die Gouverneure der östlichen Provinzen gerichtetes Edikt: „In Zeiten, in denen Frieden und innenpolitische Ruhe herrschen, missfallen uns blutige Vorführungen. Deshalb verfügen wir, dass es keine Gladiatoren mehr geben darf. Die, die ihrer Verbrechen wegen früher dazu verurteilt wurden, Gladiatoren zu werden, sollen ab jetzt in den Bergwerken arbeiten. So büßen sie die Strafe für ihre Verbrechen, ohne ihr Blut vergießen zu müssen.“ Dennoch blieben Gladiatorenkämpfe (munera) im ganzen 4. Jahrhundert sehr beliebt und boten Kaisern und Würdenträgern wichtige Möglichkeiten zur Repräsentation. Allerdings wurde es immer schwieriger, Gladiatoren zu finden, seitdem 365 der Einsatz von Christen verboten worden war. Auch der Einsatz von Soldaten und Veteranen wurde untersagt. Damit stiegen auch die Kosten für die Spiele. Anfang des 5. Jahrhunderts n. Chr. wurden die Gladiatorenspiele von Kaiser Honorius zwar endgültig verboten – die bei Theodoret überlieferte Geschichte, dass diesem Verbot der Tod eines Mönches vorangegangen sei, der in die Arena gesprungen sei, um die Kämpfe zu unterbinden, ist allerdings wenig glaubwürdig – sie sind aber noch bis in die Mitte des 5. Jahrhunderts bezeugt. Tierhetzen (venationes), gegen die von christlicher Seite weitaus weniger Vorbehalte bestanden, wurden noch mindestens bis zum Ausgang der Spätantike im 6. Jahrhundert veranstaltet und blieben zusammen mit Wagenrennen höchst beliebte Veranstaltungen. Das Fortbestehen des ritualisierten Zweikampfs
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Der holländische Professor für Alte Geschichte Fik Meijer weist daraufhin, dass der Gladiatorenkampf seinen Fortbestand in ritualisierten Zweikämpfen bis ins 20. Jahrhundert hatte. Für die einzelnen Zeitperioden nennt er: Im Mittelalter das „gerichtliche“ Duell als Gottesurteil, bei dem zwei eines Verbrechens beschuldigte Männer gegeneinander kämpften. Die Niederlage war der Schuldbeweis: Starb der Unterlegene nicht bereits im Kampf, so wurde er anschließend hingerichtet. Gleichfalls dem Mittelalter zuzurechnen ist der ritterliche Zweikampf, bei dem häufig genug ebenfalls einer der Beteiligten starb. Vom 16. Jahrhundert bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts tritt das Duell in Erscheinung, das ebenfalls nach strengen Ritualen abläuft. Der neuzeitliche Boxkampf zielt zwar nicht auf die Tötung des Gegners ab. Die Faszination, die er auf die Zuschauer ausübt, ist aber nicht unähnlich der, die ein Gladiatorenkampf auf die damaligen Zuschauer ausübte. Marcus Junkelmann weist bei diesen Vergleichen auf einen entscheidenden Unterschied hin. Der Gladiator, der den Kampf verlor, war (sofern er nicht bereits während des Kampfes verstarb) dem Urteil des Spielgebers bzw. des Publikums ausgeliefert: Das Publikum oder der Spielgeber konnte entscheiden, dass er zu töten sei und dies erfolgte in Form einer bewussten, hinrichtungsmäßigen Tötung. Die Gladiatorenkämpfe waren immer auch von Hinrichtungen und Tierhetzen begleitet. Fik Meijer weist auch hier darauf hin, dass die Form der Zurschaustellung nicht auf die römische Zeit begrenzt war: Hinrichtungen wurden bis ins 18. Jahrhundert in Mitteleuropa öffentlich vollzogen und waren regelmäßig nicht weniger grausam, als was sich zur Mittagszeit in den Arenen der Gladiatorenkämpfe abspielte. Ebenso sind Tierhetzen – das Morgenprogramm eines Gladiatorenkampfes – in legaler Form als Stierkampf bis heute Publikumsmagnet; Hundekämpfe u. ä. sind zwar mittlerweile gesetzlich untersagt, finden aber noch immer ein Publikum. Künstlerische Darstellung in der Neuzeit Die Faszination, die das Spiel mit dem Tod auf Menschen ausübt, hat seit dem 19. Jahrhundert dazu geführt, dass sich Literatur, Bildende Kunst und Film mit diesem Thema auseinandersetzen. Edward Bulwer-Lytton veröffentlichte 1834 seinen Roman Die letzten Tage von Pompeji, in dem Gladiatorenkämpfe eine Rolle spielen. Diesem Roman folgten weitere, darunter der 1895/96 veröffentlichte Roman Quo vadis des Autors Henryk Sienkiewicz, der wenige Jahre später mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde. Parallel dazu nahm sich die bildende Kunst des Themas an. Maler des 19. Jahrhunderts wie Lawrence Alma-Tadema, Francesco Netti und Jean-Léon Gérôme malten Sujets aus der Kampfarena. Das Ölgemälde Pollice verso von Gérôme aus dem Jahre 1872 gilt als eines der herausragendsten Werke, die die Gladiatur zum Thema haben und als das Bild, das unsere heutige Vorstellung über Gladiatorenkämpfe entscheidend prägte. Der Maler Gérôme hatte umfangreiche Recherchen betrieben und intensiv in Pompeji ausgegrabene Rüstungen studiert. Sein Gemälde gibt daher den Wissensstand der damaligen Zeit über Gladiatorenkämpfe wieder, lediglich die Kombination der Ausrüstungsgegenstände ist nach heutigem Wissensstand nicht zutreffend. Das Gemälde gibt darüberhinaus die Atmosphäre des entscheidenden Moments (vermutlich) treffend wieder: Unter dem durch das Sonnensegel gefilterten Licht fällt eine aufgeregte Menge das Hinrichtungsurteil über den unterlegenen Kämpfer. Selbst die weiß gekleideten Vestalinnen, die dem als Staatsakt geltenden Gladiatorenkampf stets beiwohnten, lassen sich zur tödlichen Geste hinreißen. Sowohl das Sonnensegel als auch der privilegierte Sitzplatz der Vestalinnen ist historisch belegt, lediglich die Richtung des Daumenzeichens, der das Todesurteil andeutet, ist Vermutung. Der Regisseur Ridley Scott, der im Jahr 2000 den Film Gladiator drehte, ließ sich nach eigenem Eingeständnis von diesem Gemälde zu seinem Film inspirieren. Der Film hat das Thema des Gladiatorenkampfes ebenfalls sehr früh aufgegriffen. Einer der ersten Filme, in dem Gladiatoren eine Rolle spielen ist die 1935 entstandene Romanverfilmung Quo vadis?. Seine Fortsetzung fand das Thema in Klassikern wie dem Film Spartacus von Stanley Kubrick und dem mit Oscars ausgezeichneten Kassenerfolg Gladiator von 2000. Sowohl Spartacus als auch Gladiator sind in ihrer Darstellung der Gladiatorenkämpfe nicht korrekt. Während sich der Film Spartacus darauf beschränkt, Gladiatorengattungen antreten zu lassen, die zur dargestellten Zeit noch nicht existierten, geht Ridley Scott trotz seines publizierten Anspruchs, ein authentisches Bild zu zeichnen, wesentlich weiter. Die im Film verwendeten Rüstungsteile entstammen unterschiedlichster Zeit und den Waffenarsenalen verschiedener Völker – der auf Gladiatorenwaffen spezialisierte Experte Marcus Junkelmann nennt unter anderem Wikingerhelme und Bestandteile türkischer Rüstungen; der dargestellte Kampf ist ein blutrünstiges Gemetzel und kein von Schiedsrichtern begleiteter fairer Zweikampf und die Kämpfer dürfen sich darüberhinaus mit plötzlich in der Arena erscheinenden Raubkatzen auseinandersetzen. Selbst in der Ausstattung der Kampfarena lassen sich bemerkenswerte Fehler finden: Die steinernen Säulen dienen als Wendemarken von Renngespannen und sind daher nicht im Kolosseum zu finden, sondern in den auf Rennen ausgerichteten Stadien wie beispielsweise dem Circus Maximus. Der letzte Gladiatorenkampf, J. Stallaert
Haus der Gladiatoren, Haus der Gladiatoren , Kourion Zypern Literatur Ausgewählte Quellen
Monographien und Artikel
Literatur im weiteren Sinne
Quellenachweis
Weblinks
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