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Kopie einer Porphyrbüste eines Tetrarchen Die Römische Tetrarchie (von griechisch τετρα tetra vier und αρχη archä Herrschaft, Regierung) war ein Regierungssystem, das Kaiser Diokletian 293 im römischen Reich einführte. Ob diese Entscheidung längerfristig geplant war oder als recht spontane Reaktion auf eine aktuelle Krise getroffen wurde, ist in der althistorischen Forschung umstritten. Begründung durch Diokletian Es gab in diesem System vier Herrscher im Kaiserrang: jeweils einen Seniorkaiser (Augustus) in Rom, d.h. im Westen, und in Nikomedia, d.h. im Osten, der je einen Juniorkaiser (Caesar) adoptierte, welcher später sein Nachfolger werden sollte. Gesetze, die ein Augustus oder Caesar erließ, galten für das ganze Imperium. Wahrscheinlich war ein regelmäßiger 10-Jahres-Zyklus geplant: Man war 10 Jahre Caesar, dann 10 Jahre Augustus. Diokletian nahm als Beinamen des Götternamen Iovius an, sein Mit-Augustus Maximian den Namen Herculius. Damit war auch deutlich, dass Diokletian eine übergeordnete Stellung einnahm. Diese Position wurde auch während seiner Regierungszeit nie in Frage gestellt. Dieses von Diokletian ausgedachte System bot einige Vorteile: Auch bei mehreren gleichzeitigen Problemen an entfernten Orten konnte überall jemand im Kaiserrang nach dem Rechten sehen. Dadurch, dass sich ein Caesar als Juniorkaiser einarbeiten konnte, gab es mehr Stabilität. Wenn ein Augustus im Caesar einen designierten Nachfolger hatte, der bereits an der Macht war, brachte es für potentielle Usurpatoren keinen Vorteil, den Augustus zu ermorden. Das System funktionierte in den ersten Jahren recht gut. Diokletian, als Augustus des Ostens, machte Galerius zum Caesar. Maximian, der Augustus des Westens adoptierte Constantius Chlorus. Die Arbeitsteilung bewährte sich: Diokletian kümmerte sich um die Aufstände in Ägypten, während Galerius die persische Grenze befriedete, Maximian die afrikanische Provinz sicherte und Constantius in Britannien für Ordnung sorgte. Porphyrstatue der römischen Tetrarchen in Venedig Diokletians Rücktritt und die darauffolgende Krise Diokletian plante seit längerem, als Augustus zurückzutreten, dies bezeugt der Bau seines als Altersruhesitz dienenden Palastes im heutigen Split. Auch gesundheitliche Gründe haben möglicherweise eine Rolle gespielt. Im auf Symmetrie angelegten System der Tetrarchie war es notwendig, dass auch Maximian zugunsten seines Caesars Constantius abdankte. Dies geschah in zwei Staatsakten in Nicomedia (,wo sich Diokletian aufhielt) und in Mailand (Maximians Residenz) am 1. Mai 305. Maximian bestellte im Westen Constantius zum neuen ranghören Augustus und Severus zum Caesaren, im Osten wurden entsprechend Galerius zum Augustus und Maximinus Daia zum Caesaren ernannt. Diokletian und Maximian blieben als seniores Augusti quasi als emeritierte Kaiser im Hintergrund, ohne jedoch zu Privatleuten zu werden. Unter Diokletian wurde eine Vielzahl von Reformen angestoßen, die weit in die Spätantike hineinwirkten. So wurden die Provinzeinteilung und das Militär reformiert. Um der Inflation zu begegnen wurde die Politik der Münzverschlechterung früherer Kaiser beendet und außerdem ein Höchstpreisedikt erlassen. Schließlich ist noch eine umfassende Steuerreform zu nennen, die die für das Heer notwendigen Mittel sichern sollte. In den Jahren 303-305 kam es zu einer Christenverfolgung. Diese ist im Zusammenhang mit der religiösen Begründung der Tetrarchie (Diokletian betrachtete Iuppiter, Maximian Hercules als seine Schutzgottheit) und mit der Abqualifizierung der traditionellen römischen Götter als Götzen durch die Christen zu sehen. Die zweite Tetrarchie mit den Augusti Constantius und Galerius scheiterte daran, dass das dynastische Prinzip nicht vollständig ausgeschaltet werden konnte: Sowohl Maximian als auch Constantius hatten ehrgeizige Söhne, die für sich den Augustustitel beanspruchten. (Auch Maximian selbst wurde zwischenzeitlich wieder aktiv.) Als der Augustus Constantius Chlorus 306 starb, wurde sein Sohn Konstantin von den Truppen zum Augustus ausgerufen, gleichzeitig machte sich Maxentius, der Sohn Maximians, in Rom zum (nicht anerkannten) Augustus. In einer in Carnuntum im Jahre 308 einberufenen Konferenz gelang es Diokletian, das System der Tetrarchie für kurze Zeit zu stabilisieren. Galerius und Licinius wurden Augusti, Konstantin und Maximinus Daia mit dem neuem Titel filii Augustorum (faktisch handelte es sich um Caesaren) versehen. In Rom selbst herrschte immer noch Maxentius. Das Ende der tetrarchischen Ordnung Nach dem Tod des Galerius 311 waren es noch drei: Licinius, Konstantin, Maximinus Daia und immer noch Maxentius in Rom. Licinius und Konstantin verbündeten sich und gingen gegen die beiden anderen vor. Licinius besiegte 313 Maximinus Daia, Konstantin 312 Maxentius (in der Schlacht an der Milvischen Brücke). Zwischen 322 und 324 kam es zum Kampf zwischen Konstantin und Licinius und ab 324 war Konstantin Alleinherrscher. Es hatte sich gezeigt, dass das alte dynastische Denken gerade beim Heer nicht verschwunden war. Die Soldaten hielten sich an ihre Feldherren (wie bei der Erhebung Konstantins nach dem Tod seines Vaters). Damit war das System der Tetrarchie gescheitert, was gleichbedeutend war mit der Rückkehr zur alten dynastischen Ordnung. Darstellung der Tetrarchen
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Die Porphyrgruppe von San Marco in Venedig zeigt die Tetrarchen miteinander vereint, denn jeweils zwei der Kaiser sind mit einer engen Umarmung zu einem Paar verbunden. Ihr äußeres Erscheinungsbild deckt sich fast exakt, wodurch eine Benennung der Personen mit Hilfe ihrer Porträts unmöglich ist. Alle Figuren sind gleich groß, tragen eine gleich ausgearbeitete Schutzpanzerung und einen schweren Mantel. Sie sind mit einem Schwert bewaffnet und ihr Haupt wird von flachen Kappen bedeckt. Die Herrscher sind ohne individuelle Züge ihrer Persönlichkeit dargestellt, ihre Bildnisse, ganz im Sinne ihrer gleichberechtigten Regentschaft, beinahe einheitlich ausgearbeitet. Die Kaiserpaare sind so angeordnet, dass jeweils ein bärtiger einem unbärtigen Mann gegenübersteht. Gesichtszüge, welche die Tetrarchen auszeichnen, sind ihr massiger, blockhafter Kopf, die großen leeren Augen, ihre kurze Nase, die leicht herabgezogenen Mundwinkel sowie die Rahmung des Gesichtes durch eine scharf verlaufende Haarlinie. Das Haar ist schematisch durch eingemeißelte Punkte oder Striche angegeben. Ein markantes Merkmal sind ihre stark zusammengezogenen Augenbrauen, wodurch den Bildnissen ein drohender Ausdruck eignet, wie dies fallweise auch bei den Soldatenkaisern der Fall ist. Stark ausgeprägte Stirnfalten (trux frons), die sich bis zu den Brauen fortsetzen, sind für Galerius kennzeichnend. Kraft und ein Furcht erregender Eindruck, dem eine apotropäische Wirkung zugeschrieben wurde, sollte durch das Kaiserbildnis vermittelt werden. Anfangs neigte man dazu, in jedem Paar einen Augustus und einen Caesar zu sehen, mittlerweile gilt jedoch als erwiesen, dass jeweils zwei Augusti und zwei Caesares gemeinsam dargestellt sind. Rollt man die Eckgruppe in eine Gerade auf, so stellen die beiden Kaiser auf der linken Seite die Caesares, die rechts die Augusti dar. Grundsätzlich stimmen alle vier Bildnisse in ihren Gesichtsformen überein, eine Abweichung bildet lediglich die Angabe eines Bartes bei zweien sowie die besonders strenge Miene des links stehenden Caesars. Aufgrund dieser ausgeprägten Stirnzeichnung wird angenommen, dass es sich bei dieser Figur um Galerius handelt, der auch in anderen Porträts in diesem Typus erscheint. Seine Mitregenten wären demnach an sein individuelles Bildnis angepasst worden. Die Benennung der Tetrarchen der Porphyrgruppe von links nach rechts wäre somit folgende: die Caesares Galerius und Constantius, sodann die Augusti Diokletian und Maximian. Als weitere Denkmäler, auf denen Tetrarchen erscheinen, seien die Porphyrgruppe im Vatikan, der Galeriusbogen von Thessaloniki und der Konstantinsbogen zu nennen. Kaiser der Tetrarchie
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