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Die Universelle Weltvernunft bezeichnet bei Heraklit im Gegensatz zum persönlichen Denken die Möglichkeit, eine authentische Vorstellung von der Welt zu erhalten. Heraklit unterscheidet zwischen dem persönlichen Denken (idia phronesis) und der universellen Weltvernuft (logos xynos). Das "persönliche Denken" ist dasjenige, welches durch Gefühle, Leidenschaften und den Hausgebrauch der Dinge beschränkt ist. Es ist ein Denken, welches das in der Wirklichkeit Vereinte trennt und in Fragmente zerreißt, ein zersplittertes Denken, das die Einheit vieler Elemente nicht als Kosmos, Ordnung und Einheit begreift. Heraklit drückt es so aus: "Haben sie nicht mich, sondern den Sinn vernommen, so ist es weise, dem Sinne gemäß zu sagen, alles sei eins" (Fragment 50). Und: "Drum ist es Pflicht, dem Gemeinsamen zu folgen. Aber obschon der Sinn gemeinsam ist, leben die Vielen, als hätten sie eine eigene Einsicht" (Fragment 2). Es ist ein Denken, welches nicht versteht, dass das Wesen dieser Einheit nicht Monotonie und Unbeweglichkeit ist, sondern im Gegenteil, die Antinomie der Gegensätze. Es ist, anders ausgedrückt, ein metaphysisches Denken. Denn Heraklit tritt offen gegen das metaphysische Denken des Pythagoras und des Xenophanes auf: "Vielwisserei lehrt nicht Verstand haben. Sonst hätte sie's Hesiod gelehrt und Pythagoras, ferner auch Xenophanes und Hekataios" (Fragement 40). Die Vorwürfe gegen Pythagoras werden in Fragment 129 wiederholt, in welchem er Vielwisserei und Pseudogelehrtheit, das Sammeln von widerspruchsvollen Informationen und Betrügerei kritisiert. Heraklit greift bei Pythagoras die unbeweglichen, adialektischen Bestimmungen der Substanz, d.h. das Fehlen der Bewegung an. Indem Heraklit die "persönliche Denkweise" von Pythagoras und Xenophanes zurückweist, verurteilte er die metaphysische Denkweise und die statische Weltvorstellung, die beim ersten nur antizipiert, beim letzteren aber voll entwickelt war. Die universelle Weltvernunft ist der Gegensatz der "persönlichen Denkweise"; sie ist die Weisheit; sie ergibt die authentische Vorstellung von der Welt. Denn "eins nur ist das Weise, sich auf den Gedanken zu verstehen, als welcher alles auf alle Weise zu steuern weiß" (Fragment 41). Die wirkliche Welt, die Realität, ist ein universeller, unabhängiger Zusammenhang, eine Einheit: "alles sei eins" (Fragment 50). So lehrt die universelle Weltvernunft die Einheit und den Zusammenhang alles Existierenden. Diese Einsicht führt aber noch weiter, denn "dass alles geschieht auf Grund von Zwist und Schuldigkeit" (Fragment 80) und "das Eine ... gehe, eben indem es auseinandergehe, mit sich selber zusammen" (in: Platon, Das Gastmahl, 187A). Damit proklamiert der Sinn der universellen Weltvernunft:
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