Hekataios von Milet

Weltkarte des Hekataios [Quelle]

Der griechische Philosoph Hekataios von Milet (griechisch Ἑκαταῖος), Sohn des Hegesandros lebte in Milet von ca. 560 v. Chr. bis in den Zeitraum von ungefähr 485 v. Chr. bis 475 v. Chr..

Hekataios unternahm Forschungsreisen nach Europa, Asien und Ägypten. Die von ihm praktisch erworbenen geografischen Kenntnisse erlaubten es ihm, die Erdkarte von Anaximander zu verbessern. Wobei die antiken Quellen behaupten, "dass es ein Wunder zu nennen sei". Eine Bemerkung, die in der Wissenschaft problematisch ist.

Er verfasste die erste geografisch und historisch exakte Reisebeschreibung (Periegesis, griechisch Περιήγησις ) der ihm bekannten Erde. Er begründete damit eine im alten Griechenland noch oft gepflegte Literaturgattung. Sein nur in Bruchstücken erhaltener Bericht wurde von Herodot häufig zitiert.

Es wird von der wissenschaftlichen Gemeinschaft angenommen, Herodot habe Hekataios' Geographie verbessert, doch beruht dies möglicherweise nur auf einer Fehldeutung der Scholien von Apollonios von Rhodos und der möglicherweise falschen Annahme, es gäbe einen wissenschaftlichen Fortschritt (Progression) von Hekataios zu Herodot. Fest steht jedoch, dass die antiken Gewährsmännner behaupten, dass beide Gelehrte ausgedehnte Reisen in das antike Vorderasien und nach Nordafrika unternommen haben und dabei gewonnenes Wissen in ihre geographischen Schriften eingefügt haben sollen. Einen tatsächlichen Beleg gibt es allerdings auch dafür nicht.

Weiterhin schuf er mit dem aus vier Büchern bestehenden Werk Genealogiai (griechisch Γενεαλογίαι) das älteste erhaltene griechische Geschichtsbuch. Es ist eine rationale Aufzählung aller griechischen Erzählungen und Mythen über die Vergangenheit, die mit der bisher geübten Tradition der mythischen Erzählweise brach. Dies beginnt schon bei der Verwendung von ionischer Prosa anstelle von gebundener Sprache. Bei der Erstellung des Buches versuchte Hekataios zum ersten Mal, die historischen Fakten von den Mythen zu trennen, wobei er als Methode lediglich Vernunftgründe und Naturbeobachtungen gebrauchte, an der grundsätzlichen Historizität der im Mythos erzählten Geschichte aber nicht zweifelte. Allerdings gibt es Gelehrte, die behaupten, er habe die Erzählungen Homers für in allen Punkten glaubwürdige Dokumente gehalten.

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Hekataios wird heutzutage zu den sogenannten Logographen, den Vorläufern der Geschichtsschreibung und Geografie, gezählt. Diese Einschätzung beruht allerdings nur auf der Überbewertung der schöpferischen Leistung von Herodot. In der Antike galt Hekataios als ein Historiker, der die gleiche Bedeutung wie Herodot besaß. Er ist einer der ersten klassischen Autoren, die das Volk der Kelten in ihren Schriften erwähnt haben.

Zu Zeit des Ionischen Aufstandes von 500 v. Chr. bis 494 v. Chr. wird er von Herodot als warnender politischer Ratgeber geschildert. Diodorus Siculus berichtete, das er nach der Niederschlagung dieses Aufstandes einer der Botschafter war, die den persischen Satrapen Artaphernes dazu überredeten, den ionischen Städten ihre alte Rechtsordnung zurückzugeben.

Schon in der Antike wie auch heute wurde Hekataios von Milet häufig mit Hekataios von Abdera verwechselt, der ungefähr zwei Jahrhunderte nach Hekataios von Milet lebte.

Ein Krater auf dem Erdmond, der sich in der Region östlich des Mare Fecunditatis, südlich des Mare Smythii und nördlich des Mare Australe befindet, wurde nach Hekataios benannt. Dieser Platz befindet sich am rechten Rand des von der Erde aus sichtbaren Teils der Mondoberfläche.

Weblinks

Literatur

Texte:

  • Klausen, Rud. Heinrich: Hecataei Milesii Fragmenta. Berlin, 1831.
  • Müller, Karl Theodor: Fragmenta Historicorum Graecorum, Bd. 1. Paris, 1841.
  • Ders.: Fragmenta Historicorum Graecorum, Bd. 4. Paris, 1851.
  • Nenci, Giuseppe [Hrsg.]: Hecataei milesi Fragmenta. Firenze, 1954. (Biblioteca di studi superiori XXII) (Filologia Greca)
  • Jacoby, Felix: Die Fragmente der Griechischen Historiker, Bd. 1,1: Genealogie und Mythographie: A. Vorrede, Text, Addenda, Konkordanz. Verm. Neudr. d. Ausg. Berlin, 1923. Leiden, 1957.
  • Ders.: Die Fragmente der griechischen Historiker, Bd. 1,2: Genealogie und Mythographie: B. Kommentar, Nachträge. Verm. Neudr. d. Ausg. Berlin, 1923. Leiden, 1957.
  • Fowler, Robert: Early Greek mythographie, Volume I: Text. Oxford, 2000.

Kommentierende Literatur:

  • Suzanne Saïd, Monique Trédé et Alain Le Boulluec, "Histoire de la littérature grecque", Presses universitaires de France, coll. « Quadrige », Paris, 1997 (französisch)
  • Arnaldo Momigliano, "Il nazionalismo di Ecateo di Mileto", 1931, in "Terzo contributo alla storia degli studi classici e del mondo", Rome, 1966 (italienisch)


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