Mittelplatonismus

Der Mittelplatonismus, manchmal auch als Pre-Neoplatonismus bekannt, stellt eine Entwicklung des Platonismus dar und ist eine Vorstufe des Neuplatonismus. Meist wird der Platonismus im 1. / 2. Jahrhundert nach Christus so bezeichnet. Bekannte Vertreter sind: Plutarch, Numenius, Alkinoos, Albinus, Philo Judaeus, Apuleios, Maximus von Tyros und Atticus.

Quellenlage

Von den Mittelplatonisten sind mit Ausnahme von Plutarch nur Fragmente überliefert. Ferner ist ein mittelplatonisches "Handbuch des Platonismus" bekannt; die Meinungen, ob es von Albinus oder Alkinoos stammt, gehen auseinander.

Vorbereitet wurde der Mittelplatonismus in der Bewegung vom Skeptizismus zum Eklektizismus durch Antiochus von Ascalon (130 - ca. 68 v. Chr.). Als zu dieser Zeit die platonische Akademie sich zum Stoizismus bewegte, wurde gleichzeitig die Stoa stärker platonisiert. Gerade im ersten Jahrhundert vor Christus, als der Platonismus seine vorherrschende Stellung verloren hatte, gewann er wieder an Substanz.

Lehre des Mittelplatonismus

Der Mittelplatonismus wird durch die Inkorporation eines Wesens, genannt "das Eine" (griech.: to hén), charakterisiert. "Das Eine" dient dazu, die Einheit in der Vielfalt des Seiendem im Kosmos herzustellen. Die Idee der Seele als verschieden vom Körper kam im Mittelplatonismus (im Vergleich zur Stoa) wieder neu auf. Der Mittelplatonismus lieferte den Hintergrund für die frühen christlichen Apologeten des zweiten Jahrhunderts (Justin der Märtyrer, Tatian, Athenagoras, Clemens von Alexandrien). Die Lehre des Mittelplatonismus war durch die stoische Ethik, die aristotelische Logik und die neupythagoräische Metaphysik und -Religion beeinflusst. Wurzeln der Metaphysik finden sich bereits bei Xenokrates (Leiter der Akademie von 339-314 v. Chr.).

Aufgrund der vielen Quellen, die in den Mittelplatonismus eingeflossen sind, gibt es viele verschiedene Positionen, die unter den Begriff "Mittelplatonismus" fallen. Als gemeinsame Elemente können folgende genannt werden: Die Mittelplatoniker gingen davon aus, dass es möglich sein sollte, die platonische und aristotelische Lehre zu verbinden. Die platonischen Ideen oder Formen wurden zu Gedanken im göttlichen Verstand. Philo von Alexandrien ist der erste, der dies explizit ausgedrückt hat: Die Ideen sind Gedanken im Geist des höchsten Gott des Judaismus. Diese Sicht geht unter Umständen auf Antiochus zurück.

Die Mittelplatonisten priesen die absolute Transzendenz des höchsten Verstandes (Gott). Dieser stand zuoberst in einer Hierarchie. Das Universum ist durch die Weltseele animiert. Direkte Erkenntnis des transzendenten Verstandes ist unmöglich, allerdings kann man durch negative Theologie eine kleine Vorstellung davon bereits in dieser Welt erhalten und daran antizipieren.

Einige Mittelplatonisten sahen die von den Stoikern hervorgehobene Materie als schlecht an. Andere, die näher bei Platon liegen, sahen das Böse als ein Resultat der Verkörperung der Ideen.

Weblinks

Literatur

  • Friedo Ricken: Philosophie der Antike. Kohlhammer 2000 (3. Aufl.), ISBN 3-170-16084-2.
  • Robert M. Berchman: From Philo to Origen: Middle Platonism in Transition, Scholars Press (1985), ISBN 0-8913-0750-8 (englisch).
  • John Dillon, The Middle Platonists: 80 B.C. to A.D. 220. London: Gerald Duckworth & Co. Ltd., 1981. Pbk. ISBN 0-7156-1604-8 (englisch).
  • Stephen Gersh, Middle Platonism and Neoplatonism: the Latin Tradition. Publications in Medieval Studies 23. Notre Dame, IN: University of Notre Dame Press, 1986. ISBN 0-2680-1363-2 (englisch).

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