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Der Skeptizismus (von griechisch σκεπτικός, skeptikós - der Skeptiker) ist eine erkenntnistheoretische Strömung, nach der weder der Verstand (Rationalismus) noch die Erfahrung oder Wahrnehmung (Empirismus) unfehlbare Erkenntnis liefern können. Er weist Ähnlichkeiten zum Agnostizismus auf, in radikaler Anwendung auch zum Nihilismus. Im Gegensatz zum Skeptizismus steht jede festgelegte Weltanschauung, vor allem in dogmatischer oder fundamentalistischer Auslegung. Der Skeptizismus stützt sich insbesondere darauf, dass zum Beweis einer Hypothese stets grundlegendere Erkenntnisse herangezogen werden müssen. Dadurch komme man zu einer unendlichen Reihe von Beweisen, deren Boden nicht zu ergründen sei. Im Gegensatz zu den Empirikern, Rationalisten und Realisten nehmen die Skeptiker also nicht an, dass es grundlegende Wahrheiten (d.h. Evidenzen) gäbe, die keines Beweises bedürfen. Geschichte Antike In der Zeit des Untergangs der griechischen Stadtstaaten lehrte der Begründer des antiken Skeptizismus, Pyrrhon von Elis, dass die Dinge völlig unerkennbar seien und man auf jedes Wissen, jedes Urteilen über sie verzichten müsse; deshalb wird der Erkenntnisskeptizismus manchmal auch als "Pyrrhonismus" bezeichnet. Als das Römische Reich den Höhepunkt seiner Entwicklung überschritten hatte, erlebten Skeptizismus und Agnostizismus eine erneute Blüte, z.B. in den Werken des Sextus Empiricus. Er behauptete, dass der Mensch für seine Urteile keinerlei Anspruch auf Wahrheit erheben könne und deshalb feste, auf Wissen begründete Überzeugungen unmöglich, ja sogar schädlich seien. David Hume In der neueren Philosophie wurde der Skeptizismus vor allem von David Hume systematisch begründet. Die Vertreter des Skeptizismus gewannen größeren Einfluss, als das englische Bürgertum nach der Revolution mit der Aristokratie einen historischen Kompromiss einging. In seinem erkenntnistheoretischen Hauptwerk An Enquiry Concerning Human Understanding (Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand) (1748) legte Hume - anknüpfend an den Sensualismus John Lockes - dar, dass alle Bewusstseinsinhalte des Menschen auf sinnlichen Wahrnehmungen beruhen und alles Erkennen nur in Verknüpfungen von Bewusstseinsinhalten bestehe, von denen der Mensch nicht wissen könnte, ob ihnen in der Wirklichkeit etwas entspreche. Er bestritt den objektiv-realen Charakter der Kausalzusammenhänge und betrachtete sie nur als ein subjektiv-psychologisches Ordnungsprinzip (siehe Kausalität). Nur für die mathematischen Beziehungen, die nach seiner Meinung "durch die reine Tätigkeit des Denken zu entdecken" sind, erkannte er Notwendigkeit und Gewissheit an, während "alle Ableitungen aus Erfahrungen....Wirkung der Gewohnheit" seien. So war für Hume schließlich "die Betrachtung der menschlichen Blindheit und Schwäche das Ergebnis aller Philosophie". Hume gründet seine Erkenntnistheorie auf die Behauptung, dass dem Verstand nie etwas anderes gegenwärtig sei als Sinneseindrücke (impressions). Aus diesem Grunde sei die Existenz materieller Dinge außerhalb des Bewusstseins, die objektive Realität überhaupt, nichts weiter als die Annahme, die sich aus Gewohnheit herleite. Hieraus ergebe sich - theoretisch - die Zweifelhaftigkeit der Existenz materieller Dinge und damit zugleich ihre Nichterkennbarkeit. Immanuel Kant Eine abgewandelte Form des Agnostizismus schuf Immanuel Kant durch seine Lehre vom unerkennbaren "Ding an sich" (siehe auch Beziehung von Ding an sich und Erscheinung). Im Unterschied zu Hume anerkannte Kant zwar die objektive Existenz der "Dinge an sich" außerhalb des menschlichen Bewusstseins, aber für ihn lag eine unüberschreitbare Kluft zwischen objektiver Realität und der Welt der Erscheinungen. Ähnlich wie Hume sprach Kant nur dem mathematischen Wissen wahrhaft wissenschaftlichen Charakter zu, weil allein dort absolute Notwendigkeit und Allgemeingültigkeit herrsche, während alles empirische, auf Erfahrung basierende Wissen nur relativ, nicht unbedingt zuverlässig sei und sich nur auf die durch die Fähigkeiten der Sinnesorgane des Menschen mitbestimmten Erscheinungen beschränke. Gegenwart Skeptische bzw. agnostische Ansichten gegenwärtiger Erkenntnistheorie, die an die Gedanken Humes und Kants anknüpfen sind z.B. im Neukantianismus oder im kritischen Rationalismus zu finden. Als Erkenntnis dürfe nur ein solches Wissen bezeichnet werden, das absolut wahr, unwiderlegbar und unbezweifelbar sei. Da aber alle unsere Kenntnisse historisch relativ, von den konkreten geschichtlichen Bedingungen des Erkenntnisprozesses abhängig sind, seien echte Erkenntnisse nicht möglich (siehe z.B. Karl Popper, Wolfgang Stegmüller). In die gleiche Richtung zielt auch die These von Leonard Nelson, (Über das sogenannte Erkenntnisproblem, Die Unmöglichkeit der Erkenntnistheorie), dass jede Anerkennung einer Erkenntnis bereits ein Kriterium für deren Wahrheit voraussetze, das entweder selbst bereits eine Erkenntnis oder als richtig und anwendbar erkannt sein müsse. Dies führe zu einem inneren Widerspruch, zu einem unendlichen Regress (regressus ad infinitum). Besonders von neopositivistisch orientierten Erkenntnistheoretikern wird das "Nelsonsche Paradoxon" häufig als Stütze für ihre agnostizistischen Auffassungen und als Beweis dafür verwendet, dass man den Erkenntnisbegriff willkürlich festlegen könne. Ein weiterer Weg, den Skeptizismus wissenschaftlich zu begründen, besteht in der Beurteilung bestimmter Ergebnisse im Bereich der physikalischen Messungen. So wird z.B. aus dem Umstand, dass aufgrund der Endlichkeit der Lichtgeschwindigkeit bestimmte Raum-Zeit-Bereiche nicht zugänglich, das heißt nicht messbar sind, geschlossen, dass die Welt nicht durchschaubar ist. Ebenso werden die Auswirkungen des sogenannten Rauschpegels, besonders bei elektronischen Geräten, durch die bestimmte Grenzen für die Nachweisbarkeit von Signalen gegeben sind, als Widerlegung der These von der Erkennbarkeit der Welt dargestellt. Dagegen wird eingewendet, dass daraus allenfalls eine Kritik am Rationalismus folge, der alles für vom Menschen erkennbar hält. Entsprechend realistischer Auffassung und nach Ansicht vieler Skeptiker sind jedoch sowohl Erkenntnisse als auch Unerkennbares auf der Mikroebene festzumachen. Die sog. Weltformel bzw. eine zur absoluten Wahrheit führende Epistemologie muss nach Auffassung der überwiegenden Mehrheit der Wissenschaftler Utopie bleiben. Skepsis und Kritik am Skeptizismus Insofern der moderne Skeptizismus nur die kritische Prüfung von Hypothesen fordert und nicht die Möglichkeit von Erkenntnis überhaupt verneint, erscheint vielen die schlichte Bezeichnung Skepsis angemessener. Das Ideal der kritischen Hinterfragung aller - alter wie auch neuer - Aussagen und Behauptungen wird jedoch seit jeher von nahezu allen Wissenschaften angestrebt. Demnach darf eine Behauptung nur als bewiesen angesehen werden, wenn rationale, stichhaltige Argumente für sie vorliegen. Zwar stellt das kritische Hinterfragen das Ideal eines überzeugten Wissenschaftlers dar, er sollte sich dabei aber der eigenen Unfähigkeit bewusst sein, alles zu ergründen und die potentielle Gefahr eines Irrtums kennen. Zum Ismus wird die Skepsis, wenn alles bezweifelt wird. Dies ist jedoch unmöglich, wie schon Augustinus festgehalten hat: Wer zweifelt, weiß zum Beispiel sicher, dass er ist. Die Selbstwidersprüchlichkeit des Skeptizismus ist in der Philosophie ebensolange bekannt wie die des Relativismus oder Nihilismus. Literatur
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