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Das Euthyphron-Dilemma behauptet in seiner letzten Konsequenz die grundsätzliche Unmöglichkeit, aus religiösen Auffassungen allgemeingültige ethische oder moralische Regeln abzuleiten. Das Euthyphron-Dilemma ist nach der Schrift "Euthyphron. Über die Frömmigkeit" von Platon benannt. In diesem Dialog zwischen Sokrates und jenem Euthyphron meint letzterer, dass alles gut sei, was gottgefällig sei, was ersterer widerlegt. Der Gedanke hat aber in der abendländischen Philosophie keine weite Verbreitung gefunden. Das Euthyphron-Dilemma besagt, dass man moralische Urteile nur nach profanen (=unreligiösen) Maßstäben fällen kann, weil man einerseits nicht das, was gottgefällig ist allein deshalb schon für gut befinden dürfe, andererseits nicht wisse, was Gott für ethisch richtig (gut) und was für ethisch falsch (böse) befinde. Welche profanen Maßstäbe man anstatt dessen heranziehen soll (also z B. das Glück der Menschen, allgemeine Wohlfahrt, der Kategorische Imperativ oder Nützlichkeit für das Zusammenleben), dazu nimmt der Euthyphron-Gedanke keine Stellung. Argumentation Der Schluss argumentiert wie folgt: Allgüte Wenn man etwa sagt, die Nächstenliebe sei gut, weil Gott sie gut nennt, müsste man akzeptieren, dass sie böse wäre, wenn Gott sie schlechtheißen würde. Der Einwand, dies würde Gott niemals tun, weil er selbst gut sei (oder sogar per definitionem allgütig), führt zu einer Tautologie. Denn wenn man nun fragt, warum denn Gott selbst gut zu nennen sei, muss die Antwort lauten: Gott ist deswegen gut, weil er nach seinem eigenen Willen handelt (damit also gottgefällig und somit nach voriger Definition gut). Damit kann auch für eine moralische Beurteilung göttlichen Handelns nur ein objektiver Maßstab zur Verfügung stehen. Allmacht Manchmal wird auch auf die Allmacht Gottes verwiesen, um göttliches Wirken bzw. Gehorsam gegenüber Gott als per definitionem gut darzustellen. Diesen Schluss legt insbesondere das Buch Ijob (Hiob, Job) im alten Testament nahe. Doch eine auch nur flüchtige Betrachtung der Menschheitsgeschichte lehrt, dass Macht nicht zwingend mit Moral zusammentreffen muss. Der logische Schluss, wonach aus der Allmacht Gottes auch seine Allgüte folgt, bleibt unklar. Einem Mächtigen gehorsam zu zollen kann nützlich sein, moralisch ist es deswegen aber noch nicht. Allwissenheit Der häufigste Einwand rekurriert auf die Allwissenheit Gottes. Der Mensch müsse vielleicht gut und böse an profanen Kriterien unterscheiden, doch der allwissende Gott wisse am besten, was das menschliche Glück am besten befördere. Dieser Gedanke ist zwar logisch und zwingend, führt aber zum Problem der Offenbarung. Auch wenn Gott weiß, was gut ist, so wissen wir nicht, was er weiß. Die von den Religionen angebotenen Offenbarungen (Thora, Bibel, Koran etc.) werden in diesem Zusammenhang aus unterschiedlichen Gründen als nicht verwertbar abgelehnt. Ihre Herkunft von Gott sei nicht ansatzweise belegbar, einer objektiven moralischen Bewertung hielten die Offenbarungstexte, wenn sie in ihrer Gesamtheit in Betracht genommen werden, nicht stand. So wird insbesondere christlichen Moraltheologen vorgeworfen, sie würden ihre Überzeugungen wie unreligiöse Ethiker auch finden, und diese dann lediglich mit einem mehr oder weniger passenden Bibelverweis schmücken. Weblinks Von "http://de.wikipedia.org/"
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