Mykene

Mykene (Mykenae, Mykenä; neugriechisch Μυκήνες Mykines) war in vorklassischer Zeit eine der bedeutendsten Städte Griechenlands. Die Stadt lag in der Ebene von Argos, am Landweg zwischen südlichem Peloponnes und dem Isthmus, der Landenge (siehe: Isthmos von Korinth), die die griech. Halbinsel mit Athen und dem Norden Griechenlands verbindet.

1999 wurde Mykene mit Tiryns ein UNESCO-Weltkulturerbe. (Löwentor von Mykene)

Die Rundgräber von Mykene

Geschichte

Einer griechischen Sage zufolge, gründete Perseus die Stadt Mykene. Auf einer Reise erfrischte sich der durstige und müde griechische Held mit Wasser, welches sich im Hut eines Pilzes gesammelt hatte. An diesem Ort gründete er die Stadt, die den Namen des griechischen Wortes für Pilz in sich trägt.

Die späte minoische Periode Kretas fällt in den gleichen Zeitraum mit dem Aufstieg der ersten großen Zivilisation der Bronzezeit des griechischen Festlandes, der Mykenischen (1600-1050 v. Chr.), die ihren Höhepunkt zwischen 1400 und 1200 v. Chr. erreichte.

Mykener gilt auch als Bezeichnung der bei Homer Achaier genannten griechischen Oberschicht von Indoeuropäern, die sich auf dem Festland Griechenlands niedergelassen hatten und viele minoische Kulturanteile vermutlich aus Kreta und der Ägäis mitbrachten. Sie trafen auf dem griechischen Festland eine vorindoeuropäische sogenannte mediterrane Bevölkerung vor, aber möglicherweise auch bereits indoeuropäische Stämme (Thraker?), die früher eingewandert waren (Helladische Kultur). Diese wurden unterworfen und assimiliert. Möglicherweise im Gegensatz zur minoischen Kultur, in der der Frieden unter einer zentralen Autorität bewahrt wurde, ist die mykenische Zivilisation von unabhängigen Städten wie z.B. Korinth, Pylos, Tiryns, das böotische Theben oder Mykene charakterisiert.

Löwentor von Mykene

Die Städte wurden von Königen beherrscht, die Paläste innerhalb massiver Mauern auf leicht zu verteidigenden Berggipfeln bewohnten (Burgen, Palastwirtschaft). Die eindruckvollsten Zeugnisse der Mykener sind prachtvolle, von Heinrich Schliemann gefundene Gold-Schmuckteile und Ornamente (darunter die so genannte Goldmaske des Agamemnon), die sich heute überwiegend im Nationalen Archäologischen Museum in Athen befinden und die typisch für die Spätbronzezeitliche Kulte sind. Aber auch das berühmte Löwentor von Mykene, das deutliche parallelen zu Denkmälern der Hethiter hat.

Die Mykener schrieben in der Schrift Linear B, deren Sprache als eine frühe Form des Griechischen entziffert worden ist. Sie ist verwandt mit der kretisch-minoischen Schrift Linear A.

Der Götterkult der Mykener ist später fester Bestandteil der klassisch-griechischen Mythologie geworden. Als Gründer von Mykene gilt den Griechen des Altertums Perseus.

Die frühesten Siedlungsspuren stammen bereits aus dem Neolithikum. Seine größte Blüte hatte Mykene im 14. und 13. Jh. v. Chr. Die Stadt blieb bis ins 5. Jh. kontinuierlich besiedelt. 468 v. Chr. wurde Mykene durch Argos erobert und seine Bewohner verschleppt. Danach wurde es nur noch kurzzeitig neu besiedelt. Im 3. Jahrhundert v. Chr. wurde Mykene endgültig verlassen.

In Homers Epos Ilias wird Mykene als Hauptstadt des Königs Agamemnon, des Heerführers der Griechen, erwähnt. Andere sahen aber Theben als den Hauptort der mykenischen Griechen (Achäer) an.

Einflüsse der mykenischen Zivilisation finden sich auf Kreta, dessen Zerstörung der minoischen Paläste um 1450 v. Chr. aufgrund mykenischer Eroberungen erklärt wurde. Jedoch könnte der Übergang von der minoischen zur mykenisch-griechischen Phase auf Kreta auch die Folge von Naturkatastrophen und eines friedlichen Kulturwechsels sein. Mykenische Einflüsse, vor allem Keramik, finden sich auch in Troja, wo die Handelsstraßen zum Schwarzen Meer kontrolliert wurden, in Ägypten, Mesopotamien und Italien.

Zitadelle von Mykene [Quelle]

Um 1200 wurden die bisher bekannten mykenischen Zentren des griechischen Festlandes zerstört. Während man früher als Ursache ein gewaltsames Vordringen der Dorer und anderer Nordwestgriechischer Stämme (Dorische Wanderung) annahm, werden heute multikausale Zusammenhänge verantwortlich gemacht: Ausfall von Handelspartnern im Osten, dadurch bedingt Wirtschaftskrisen, Kriege der mykenischen Zentren untereinander, Naturkatastrophen (ein Erdbeben in der Argolis ist für diese Zeit nachgewiesen), Aufstände etc. Zwar brach das mykenische Palastsystem zusammen, aber noch 150-200 Jahre lebte die mykenische Kultur weiter (Periode SH IIIC) und hatte ab der zweiten Hälfte des 12. Jh. wieder einen Aufschwung, wie u.a. neuere Ausgrabungen in Tiryns bestätigen.

Sehenswürdigkeiten

Griechische Briefmarke, Heinrich Schliemann am Löwentor von Mykene.

Erhalten sind heute u.a. die Ruinen der mykenischen Oberstadt. Erwähnenswert sind die Reste der kyklopischen Ringmauer und das Löwentor. Es wurde benannt nach den zwei Löwen die auf einem Relief über dem Toreingang dargestellt sind und bildete den Hauptzugang zur Burg. Vermutlich wurde es um 1250 v. Chr. gebaut. Ein weiteres Tor befand sich im Norden. Die Mauer weist drei Bauphasen auf: die erste datiert ca. 1350 v. Chr. Mitte des 13. Jh. wurden die Verteidigungsanlagen nach Süden und Westen verstärkt. Um 1200 v. Chr. erfolgte eine nochmalige Verstärkung mit Einbeziehung von Zisternen und Vorratsräumen. Vom mykenischen Palast auf dem höchsten Punkt der Oberstadt sind leider nur spärliche Reste vorhanden, da Teile des Palastes in späterer Zeit intensiv überbaut wurden. Der Thronraum war ein großes Gebäude in Megaron-Form. Zum Palast führte eine steile Rampe empor, die größtenteils erhalten ist und wegen der Steigung (ca. 20%) nur von Menschen begangen werden konnte.

Von großer Bedeutung sind zwei große Grabzirkel (A und B). Beide waren durch Stelen gekennzeichnet. In den Grabzirkeln fanden sich jeweils eine ganze Reihe von Schachtgräbern, mit sehr reichen Grabbeigaben, wie Terrakotten, Tongefäßen, goldenen Masken, Schmuck aus Goldblech usw. In fünf Schachtgräbern waren 17 Gebeine (überwiegend Männern) zu finden. Grabzirkel A wurde später in die Burgmauer mit einbezogen. Er wurde bereits durch Schliemann entdeckt. Grabzirkel B ist erst Anfang der 50er Jahre ausgegraben worden. In ihm fanden sich z. T. noch ältere Gräber, als in Grabzirkel A. Sie stammen aus dem späten 17. oder frühen 16. Jh. v.Chr. und stehen somit ganz am Anfang der Mykenischen Periode. Die frühesten Gräber des Grabrunds A datieren ungefähr in die Mitte des 16. Jh. v. Chr.

Weitherhin wurden bisher 9 Kuppelgebäude von bienenkorbähnlicher Form entdeckt, die als Grabkammer dienten (Kuppelgräber). Sie werden bis heute in der Forschung als "Schatzhäuser" bezeichnet und willkürlich nach mythologischen Figuren, die nach Homer u.a., in Mykene geherrscht haben sollen, genannt (z.B. "Schatzhaus des Atreus", "Schatzhaus der Klytaimnestra"). Sie besaßen einen überwölbten engen Zugang (Dromos).

Überreste Mykenes waren schon seit der wissenschaftlichen Expedition der Franzosen (1822) genauer bekannt. Doch haben erst die seit Schliemann durchgeführten Ausgrabungen genauere Kenntnisse über die alte Königsburg und die zu ihr gehörenden Bauanlagen (Gräber etc.) ermöglicht.

Die vergleichenden Untersuchungen von Milchhöfer und Newton haben ergeben, dass diese Gräberfunde einer Kunst angehören, die von den alten Kulturländern Mesopotamiens ausgegangen, aber in Kleinasien und Phönikien mit neuen Formen und Typen bereichert und stilistisch beeinflusst worden ist. Nach Ulr. Köhler tragen die Funde orientalischen Charakter. Sie gehören der Zeit vor der Dorischen Wanderung (1000 v. Chr.) an. Die Funde befinden sich heute in Athen.

Heutzutage weiß man, dass vor allem auch die Minoische Kultur sehr starken Einfluss auf die mykenischen Griechen hatte. Aber auch Einflüsse aus Ägypten sind fassbar, vor allem in der Jenseitsvorstellung, womit z. B. die reichen Grabbeigaben erklärt werden. Bei einer Bestattung konnte eine versuchte Mumifizierung nachgewiesen werden.

Mykene besaß eine ausgedehnte Unterstadt, die bisher aber nur wenig erforscht ist.

Ausgrabungen

Als einer der ersten grub der Engländer Lord Elgin 1802 in Mykene aus. 1868 besuchte der deutsche Archäologe und Troja-Entdecker Heinrich Schliemann die Stätte. Er beginnt mit Ausgrabungen jedoch erst 1876. 1884 und 1885 leitete Schliemann mit Wilhelm Dörpfeld eine erneute Ausgrabung.

Mythische Mykenische Könige

Siehe auch

Literatur

  • Schliemann: Mykenä (Leipzig 1878)
  • Furtwängler und Löschke: Mykenische Thongefäße (Berlin 1879)
  • Steffen: Karten von Mykenä (Berlin 1884)
  • F. Matz, Kreta, Mykene und Troja (1956)
  • G. E. Mylonas, Mykene. Ein Führer zu seinen Ruinen und seiner Geschichte (1981)
  • Nic Fields: Mycenaean Citadels c. 1350-1200 BC, Osprey ISBN 184176762X. Paperback 2004.

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