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Heinrich Schliemann (* 6. Januar 1822 in Neubukow, Mecklenburg; † 26. Dezember 1890 in Neapel) war ein Kaufmann in St. Petersburg und Pionier der Feldarchäologie. Heinrich Schliemann., Stern April 1996 Lebenslauf Johann Ludwig Heinrich Julius Schliemann wuchs in einer Pfarrersfamilie auf; nach dem Tod der Mutter kam er im Alter von zehn Jahren in die Familie eines Onkels. Aus Geldmangel war ihm der Besuch des Gymnasiums verwehrt. 1836 begann er eine Lehrzeit als Handelsgehilfe bei einem Krämer, die er aus gesundheitlichen Gründen bald abbrechen musste. 1841 wollte er - völlig verarmt - nach Venezuela auswandern, strandete jedoch vor der niederländischen Küste. Ein Jahr später bekam er eine Stellung als Kontorbote in Amsterdam und begann, Fremdsprachen zu erlernen – was ihm anscheinend außerordentlich leicht fiel. 1846 gründete er im Auftrag seines Arbeitgebers eine Handelsniederlassung in St. Petersburg; bereits ein Jahr später eröffnete er dort ein eigenes Handelshaus und erwarb die russische Staatsbürgerschaft. In den folgenden Jahren gründete er eine Bank für Goldhandel in Sacramento (Kalifornien), investierte erfolgreich in amerikanischen Eisenbahnprojekten, wurde enorm reich durch Waffenlieferungen an die zaristische Armee im Krimkrieg und heiratete eine russische Kaufmannstochter. 1856 erlernte er Lateinisch und Altgriechisch und wollte sich aus dem Geschäftsleben zurückziehen. Dies gelang ihm erst 1864, danach umfangreiche Studienreisen nach Asien sowie Nord- und Mittelamerika. Von 1866 an studierte er Altertumswissenschaften an der Sorbonne in Paris. (Wann und weshalb er sich für die Antike interessierte, ist unsicher, da seine eigenen Aufzeichnungen oftmals unzuverlässig sind.) 1868 übersiedelte er nach Griechenland und unternahm eine Studienreise in die Gegend von Troja (Hissarlik). 1869 folgten die Promotion zum Dr. phil. an der Universität Rostock mit einem archäologischen Thema, Scheidung von seiner ersten Frau und die unverzügliche Heirat der 17jährigen Griechin Sophia Engastromenos. 1870 unternahm er an dem Hügel Hissarlik illegal erste Probegrabungen, ein Jahr später erfolgte die erste offizielle Grabungskampagne. 1874 führte er Versuchsgrabungen in Mykene durch, wo er zwei Jahre später die berühmten Schachtgräber entdeckte. Es folgten Ausgrabungen in Orchomenos und Alba Longa. 1881 schenkte er - auf Vermittlung seines Förderers Rudolf Virchow - seine Sammlung trojanischer Altertümer dem deutschen Volk und wurde Ehrenbürger Berlins. Er veröffentlichte seine Forschungsergebnisse unter dem Titel „Ilies“ sowie seine Autobiografie. Im folgenden Jahr nahm erstmals Wilhelm Dörpfeld an einer Grabung Schliemanns in Troja teil. 1884 begann er mit den Grabungen in Tiryns, die er - neben Sondierungen in Alexandria - 1885 fortsetzte. 1890 finanzierte er eine internationale Gelehrtenkonferenz am Ausgrabungsort in Troja. Nach der siebenten Kampagne in Troja verstarb er 1890 überraschend an den Folgen eines langjährigen Ohrenleidens (Tinnitus?). Ausgrabungen Troja Heinrich Schliemann war nicht der erste, der unter dem Hügel namens Hissarlik in der Troas die Reste der Stadt Troja vermutete. 1863 wurden dort von dem Briten Frank Calvert erste Ausgrabungen durchgeführt. Während der ersten drei Kampagnen (ab 1871) ließ Schliemann von seinen Arbeitern einen 40 m breiten und über 15 m tiefen Graben mitten durch den Hügel treiben, in der Hoffnung, so Ilion, die Burg des Priamos, zu finden. Dabei wurden wichtige Siedlungsspuren aus sämtlichen Schichten unwiederbringlich zerstört. Er war jedoch lernfähig: in den folgenden Jahren und bei Grabungen an anderen Orten nahm er die Hilfe eines Fachmannes (Wilhelm Dörpfeld) in Anspruch und ging erheblich vorsichtiger zu Werke.
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Zweifelhaft war auch sein Verhalten gegenüber den Vertretern des Osmanischen Reichs: er brachte den "Schatz des Priamos" widerrechtlich an sich und außer Landes; erst nach einem Prozess zahlte er hierfür einen "Kaufpreis". Zwar gibt es überzeugende Hinweise, dass um diesen strategisch und handelspolitisch bedeutsamen Siedlungsplatz immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen geführt worden sind. Ein archäologischer Beweis dafür, dass der Trojanische Krieg Homers um eben diese Siedlung geführt worden ist (dies ist die Kernthese Schliemanns), ist jedoch bis heute nicht erbracht. Die weitverbreitete Legende (an der er gerne selbst gestrickt hat) "Heinrich Schliemann entdeckte die Stelle, an der die legendäre Stadt Troja gestanden haben soll..." ist in dieser Form daher unhaltbar. Zweifellos aber hat Schliemann als Erster eine bronzezeitliche Siedlung außerhalb Ägyptens und Mesopotamiens aufgedeckt und damit der Altertumswissenschaft ein völlig neues Arbeitsgebiet eröffnet. Griechische Briefmarke, Schliemann am Löwentor von Mykene. Mykene Die frühhistorische Ruinenstätte Mykene besuchte Schliemann erstmals 1869. Hier suchte er - im Gegensatz zu Anderen - die Grablege Agamemnons (des sagenhaften Königs und Oberbefehlshabers der griechischen Streitmacht vor Troja) nicht außerhalb, sondern innerhalb der Burgmauern. Begonnen mit den Ausgrabungen hat er 1876. Der größte Fund war die so genannte Goldmaske des Agamemnon aus Mykene, die nach heutigen Erkenntnissen allerdings nicht Agamemnon zugesprochen werden kann, da sie aus einer um etwa 300 Jahre früheren Ära stammt. Die Goldmaske des "Agamemnon" Weitere Ausgrabungsorte Weiterhin unternahm Schliemann teils umfangreiche Grabungskampagnen in Orchomenos (Schatzhaus des Minyas), Ithaka und Tiryns. Heinrich Schliemann Wohnung in Athen, ein Werk von Ernst Ziller Würdigung Sein unbekümmertes Vorgehen bei den ersten Grabungen in Hissarlik hat Schliemann viel Kritik eingebracht. Dabei wurde übersehen, dass er sich nicht auf Vorbilder stützen konnte. Dass er seine Methoden grundlegend geändert hat, machte ihn (neben Flinders Petrie) zu einem der Wegbereiter der Archäologie als Feldarbeit. Auch hat er durch seine zahlreichen Publikationen das Interesse der Öffentlichkeit an diesem Siedlungsort - den die Fachwelt übereinstimmend für das historische Troja hält - sowie an seriöser archäologischer Forschung entscheidend gefördert. Seine Berichte über die Zusammenhänge zwischen Tiryns, Mykene und Kreta rückten diese Stätten erst in das Bewusstsein der Geschichtswissenschaft. In Fachkreisen ist Schliemann daher heute zu Recht als "Vater der mykenischen Archäologie" anerkannt.
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Sophia Schliemann (Sophia Engastromenos) die Griechin, Frau von Schliemann, Mutter von Andromache und Agamemnon Schliemann. siehe auch Heinrich Schliemann's Selbstbiographie (hrsg. von Sophia Schliemann) Werke La Chine et le Japon au temps présent. Paris: Librairie centrale 1867. Literatur
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