Michael Psellos

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Michael Psellos Bild vom Kloster Pantokrator, Athos

Michael Psellos (* 1017/18 in Konstantinopel; † um 1078) war ein byzantinischer Historiker. Um ihn vom byzantinischen Kaiser Michael II. Psellos (regierte 820-829) zu unterscheiden, wird er auch als Michael Psellos der Jüngere bezeichnet.

Leben

Michael (eigentlicher Name Konstantinos, Michael war der Name, den er als Mönch annahm) Psellos (der Lispler) kam aus einer gutbürgerlichen Familie, die väterlicherseits einige Patrizier und Konsuln gestellt hatte, aber nicht besonders gut betucht war. Seine Mutter Theodota, auf die Psellos eine Eulogie schrieb, war klug und tugendhaft und kümmerte sich sehr um seine Erziehung. Bereits im Alter von neun Jahren las und deutete er Homer. Psellos soll seinem Vater ähnlich gewesen sein, gutaussehend und 'schlank wie eine Zypresse'. Er wurde in Konstantinopel erzogen. Nachdem Geld gebraucht wurde, um seine Schwestern mit einer Mitgift zu versehen, konnte die Familie seine Ausbildung nicht länger bezahlen, und Psellos nahm eine Stelle als Schreiber eines Richters in Philadelphia. Nach dem plötzlichen Tod seiner Schwestern kehrte er nach Konstantinopel zurück. Sein Lehrer war Johnannes Mauropous, der später Erzbischof von Euchaita wurde. Durch Vermittlung seines Studienkollegen Konstantinos Lichoudis, einem Minister des Kaisers Michael V., kam er als Sekretär an den kaiserlichen Hof, wo er rasch Karriere machte, 1041 Schreiber am kaiserlichen Gericht in Konstantinopel, 1043 Privatsekretär von Kaiser Konstantin IX., wurde er später Richter. Unter Konstantin IX. Monomachus war er eine der einflußreichsten Persönlichkeiten des Reiches. Unter anderem war er Staatssekretär, Großkämmerer und geheimer Rat. Er spielte eine Rolle als Königsmacher (und Vernichter) bei der Thronbesteigung von Konstantin X. Dukas, Romanos IV. Diogenes und Michael VII. Parapinakes.

Unter Konstantin IX. zog er sich mit seinem Freund Johannes Xiphilinos vom Hof zurück und trat in das berühmte Kloster auf dem Mons Olympus in Bithynien ein (Chronographia CXCI-CCIII), hatte aber keine wahre Berufung für das geistliche Leben.. Die Nachfolgerung von Konstantin, Kaiserin Theodora III. (1055-1056) rief in zurück an den Hof, wo er unter ihr und den folgenden Kaisern wichtige Staatsämter wahrnahm. Er war als Berater von Kaiser Isaak I. Komnenos tätig, den er 1059 zum Rücktritt bewog. Er blieb auch in der Folgezeit am Hof, war gar als Erzieher tätig und wohl maßgeblich am Sturz von Kaiser Romanos IV. beteiligt. Obwohl er der Dukas-Dynastie die Treue gehalten hatte, wurde er von Michael VII. ins Abseits geschoben. Nachdem sein Schulfreund Konstantinos Lichoudis 1059 Patriarch geworden war, ließ er Psellos wegen Vernachlässigung seines geistlichen Gelübdes in dem Kloster von Narsou am westlichen Rand der Stadt festhalten. Es wird sogar vermutet, daß Psellos die Chronographia schrieb, um sich Lichudes wieder geneigt zu machen. Nach der Abdankung von Michael VII. im Januar 1078 ist nichts mehr über sein Schicksal überliefert. Unter Nikephoros III. Botaniatos verschied er vereinsamt und in Ungnade, seine Tochter Styliane, sein Lehrer Niketas und die meisten seiner Freunde, wie Konstantinos Lichudis, Konstantinos Dukas und Johannes Xiphilin waren bereits vor ihm verstorben.

Geistiges Leben

Als Privatlehrer wurde er von seinen Schülern hochgeschätzt und galt als Intellektueller. Ihm wurden außergewöhnlich gute Kenntnisse der antiken Autoren bescheinigt.

Er wurde Professor für Rhetorik an der Universität von Konstantinopel und Professor für Philosophie an der wiederhergestellten Akademie. Bei der Reorganisation der Universität von Konstantinopel 1045 spielte er eine wichtige Rolle.

Michael Psellos war hochgebildet und hinterließ einen umfangreichen Corpus von Werken. Er gilt auch heute noch als einer der bedeutendsten byzantinischen Historiker.

Einflüsse

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Psellos war ein großer Bewunderer der klassischen Antike und ein Anhänger der Neuplatonischen Philosophie. Er hatte Kenntnisse der Poesie, der Rhetorik, der Geschichte und Geographie, von Recht, Philosophie und Theologie, der Mathematik und der Naturgeschichte. Es gab keinen Wissenszweig seiner Zeit, in der er sich keinen Namen erworben hatte. Unter seinen literarischen Vorbildern sind Demosthenes, Isokrates, Aristoteles, Thukydides, Platon, Plutarch, Lysias und Gregor von Nazianz zu nennen.

Freunde und Zeitgenosssen

Konstantinos Lichoudis war ein Schüler von Johnannes Mauropous, später Minister des Kaisers Michael V. und Patriarch von Konstantinopel (1059-1063).

Johannes Xiphilinos, ein weiterer Schüler von Johnannes Mauropous und Studienkollege von Psellos, wurde Vorsteher der Juristischen Fakultät der Universität von Konstantinopel, dann Abt eines Klosters in Anatolien und schließlich Patriarch von Konstantinopel.

Der Patriarch Michael I. Kerularius, gegen den Psellos, nachdem er 1085 auf Befehl von Isaak Komnenos festgenommen worden war, die Anklageschrift verfaßte.

Urteil der Nachwelt

K. Krumbacher beklagt seinen servilen Charakter und die Skrupellosigkeit in der Wahl seiner Mittel. A. Rambaud lobt seinen Patriotismus, bemängelt aber seine mangelnde politische Standfestigkeit. Sein englischer Herausgeber E. R. A. Sewter hält ihn für eitel, intrigant und unehrlich, aber patriotisch, warmherzig loyal, mutig und gläubig.

Werke

Nicht bei allen Werken ist die Autorenschaft von Psellos gesichert. Autoren wie Allatius gehen von drei bis vier Autoren aus, deren Werke unter diesem Namen bekannt sind. Andere unterscheiden einen Psellos den Älteren, der zu Beginn des 9. Jh. tätig war, und einen Psellos den jüngeren im 11. Jahrhundert.

Er schrieb in der koiné, der byzantinischen Schriftsprache seiner Zeit. Sie war die Sprache der Gelehrten und ahmte in vielem die Grammatik und das Vokabular des klassischen Griechisch nach. Seine Sprache ist lebhaft und künstlierisch, aber oft unklar und manchmal kaum zu deuten. Er gilt als schwer zu übersetzen.

Die Chronographie, sein Hauptwerk, behandelte die byzantinische Geschichte von der Thronbesteigung von Basileios II. 976 bis zu der von Nikephoros Botaniates 1077. Sie setzt ein mit dem Ende der Darstellung von Leon Diakonus, dem Tod von Johannes Tzimiskes. Der erste Teil, von Basileios II. bis zur Regierung von Isaak Komnenos, wurde vermutlich zwischen 1059 und 1053 verfaßt, vielleicht auf Anregung seines Freundes Konstantinos Lichudis. Für das Mittelalter galt sein Geschichtswerk Chronographia als ein Musterbeispiel für lebendige Literatur, die voller zynischer und humorvoller Stellen ist. Das Werk behandelt die byzantinische Geschichte von 976 bis ca. 1075 und ist als Kaisergeschichte verfasst. Psellos Augenmerk gilt im besonderen Maße dem Hof und den dortigen Intrigen. Die Chronographia ist teils äußerst subjektiv verfasst, dennoch höchst lebendig geschrieben.

Das Werk wurde in einer einzigen Handschrift überliefert (Paris, B. N. no. 1712, einer schönen Abschrift in Minuskeln auf Pergament des 12. Jahrhunderts. Einige Worte sind sehr verderbt. Die erste moderne Ausgabe des Werkes erfolgte 1874 durch C.-N. Sathas (Bibliotheca Graeca medii aevi IV, 3-299) ohne jeden kritischen Apparat, eine zweite Ausgabe durch J.-B. Bury erschien 1899 in London.

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Psellos' weitere Werke umfassen ein weites Themenfeld: Neben mehreren hundert erhaltenen Briefen beschäftigte er sich mit Philosophie, Medizin, Theologie und anderen Bereichen, in Werken, die teils für den Unterricht abgefasst wurden.

De omnifaria doctrina

De operatione daemonum (Herausgegeben von Boissonade, Nürnberg 1838)

Sieben Eulogien, unter anderem auf seine Mutter Theodata, seine Tochter Styliane, seinen Lehrer Niketias, seinen Freund Johannes Xiphilinos und den Metropoliten von Ephesus, Nikephoros.

Panegyrische Gedichte auf Konstantinos Monomachus und Johannes von Euchaita

Gedicht über die Grammatik (Boissonade, Anecdota Graeca III, Paris 1831, 300-228).

ca. 500 Briefe

Literatur

  • V. Tiftixoglu: Michael Psellos, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 7, Sp. 304 f. Dort finden sich weitere Literatur- und Quellenangaben.
  • E. Renaud, Michel Psellos, Chronographie (Paris 1967)
  • K. Krumbacher, Geschichte der byzantinischen Literatur.
  • Bruno Rhodius, Beiträge zur Lebensgeschichte und zu den Briefen des Psellos (Plauen 1892).
  • P. Joannou, Psellos et le monastère Ta Narsoà, Byzantinische Zeitschrift 44, 1951, 283-90.
  • C. N. Sathas (Hrsg.), Michael Psellos, Funeral Oration on John Xiphilinus, Bibl. Graec. Med. Aev., 4, 448.

Weblinks