Korinna

Korinna die Tochter der Acheloodoros war eine griechische Dichterin. Sie gilt als zweitbedeutendste Dichterin hinter Sappho.

Korinna stammte aus Tanagra in Boiotien, wo sich im Altertum nach dem Bericht des Pausanias (IX 22, 3) auch eine Statue von ihr befand. Ihre Lebensdaten sind ungewiss. Einige nehmen an, dass sie um 200 v. Chr. lebte, da ihre wenigen erhaltenen Gedichte in der Sprache und Orthographie dieser Zeit überliefert sind. Andere halten eine viel frühere Lebenszeit für wahrscheinlicher und betrachten sie als Zeitgenossin Pindars (frühes 5. Jahrhundert v. Chr.). Sie stützen sich dabei auf eine von mehreren Autoren (Pausanias, Plutarch, Aelian) überlieferte Anekdote, die von einem Wettstreit (Agon) zwischen Korinna und Pindar berichtet.

Korinna schrieb zahlreiche Gedichte, von denen aber nur einige Papyrus-Fragmente und Zitate bei anderen Schriftstellern (Hephaistion, Apollonios Dyskolos) überliefert sind. Es werden darin Stoffe der griechischen, insbesondere der lokalen boiotischen Sagenwelt verarbeitet (Sieben gegen Theben, Ödipus, Herakles, Orion). Ein in neuerer Zeit (1906) in Hermupolis gefundener Papyrus enthält Verse, in denen ein musischer Wettstreit zwischen den beiden boiotischen Bergen Kithairon und Helikon besungen wird. Der Stil ihrer Dichtung wird als schlicht, anschaulich und anmutig bezeichnet. Die erhaltenen Verse zeigen die für den boiotischen Dialekt eigentümlichen Vokalverschiebungen (z.B. η statt αι).

Es wird vermutet, dass Korinna zunächst als Heimatdichterin nur lokale Berühmtheit erlangte und erst in hellenistischer Zeit von Kennern und Liebhabern wiederentdeckt wurde. Aus dieser Zeit stammt wahrscheinlich auch die im Altertum unter dem Titel Mele (μελη) bekannte, fünfbändige Ausgabe ihrer Werke. Seither ist ihr Ruf legendär. Sie wurde als zehnte Dichterin dem alexandrinischen Kanon der neun klassischen griechischen Lyriker (Alkman, Stesichoros, Ibykos, Simonides, Bakchylides, Pindaros, Alkaios, Sappho, Anakreon) zugerechnet. Den römischen Dichtern galt sie als Muster gelehrter und gleichzeitig schlichter Poesie (Properz II 3, 21). Ovid benannte ihr zu Ehren die zentrale Figur seiner Amores Corinna.

Die Überlieferung weiß mancherlei üiber ihren Verkehr mit ihrem großen Landsmann Pindar zu erzahlen. So soll sie ihm z. B. den Rat gegeben haben, seine Gedichte durch Eiriflechtung von Sagen reicher auszuschmücken ; als aber Pindar daraufhin in seinem nachsten Gedicht fast die ganze bootische Mythologie erwähnte, habe sie ihn lachelnd daran erinnert, daß man mit der Hand, nicht mit dem ganzen Sack säen miisse. Ja, bisweilen wird sie geradezu als Lehrerin des Pindar bezeichnet. Dies ist ebenso unglaublich wie die Nachricht von den Siegen, die sie mit ihren Liedern iiber ihn davongetragen haben soll; denn sie selbst tadelt die Myrtis, eine andere böotische Dichterin, weil sie sich als Frau in einen Wettstreit mit Pindar eingelassen habe.

Literatur

  • Albrecht Dihle: Griechische Literaturgeschichte, 2. Aufl., München 1991, ISBN 3-406-34887-4
  • Albin Lesky: Geschichte der griechischen Literatur, 3. Aufl., Bern 1971 (Nachdruck München 1993 (dtv), ISBN 3-423-04595-7)
  • Schmid/Stählin: Geschichte der griechischen Literatur, Erster Teil, Erster Band, München 1929 (Nachdruck München 1974 = Handbuch der Altertumswissenschaft VII.1.1., ISBN 3-406-01376-7)
  • W. Crönert: Rheinisches Museum 63 (1908), 161 ff. (grundlegend mit allen erhaltenen Fragmenten)

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