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Hephaistion, zeitgenössische Büste Hephaistion (altgriechisch Ήφαιστίων; * um 360 v. Chr. in Pella, Makedonien; † Winter 324/23 v. Chr in Ekbatana), Sohn des Amyntor, war ein makedonischer Adeliger, der engste Freund, General, Leibwächter und vielleicht auch Geliebter Alexanders des Großen. Aufgrund seiner besonderen Loyalität zu Alexander und dessen politischem Programm der Aussöhnung und Verschmelzung der verschiedenen Völker seines Reiches konnte Hephaistion zum zweiten Mann des Reiches aufsteigen. Einleitung: Quellenproblematik und Forschungslage Alle antiken Autoren sind sich darin einig, dass Hephaistion zum besten Freund und intimsten Vertrauten des späteren Makedonenkönigs wurde. Diesem besonderen Verhältnis entsprach, dass er als einziger der engen Freunde Alexanders nach seinem frühen Tod mit einem Kult als Heros geehrt wurde. Doch ähnlich wie bei Alexander setzte auch bei Hephaistion sehr früh die Legendenbildung ein. Was ihr besonderes Verhältnis zueinander ausmachte, wurde in allen nur möglichen Varianten ausgemalt. Sogar als Geliebter Alexanders erscheint er in der romanhaften Überlieferung. Welche historische Bedeutung Hephaistions politische und militärische Laufbahn in der zweifellos außergewöhnlichen engen und tiefen freundschaftlichen Beziehung mit Alexander tatsächlich hatte, wird von den antiken Autoren kontrovers bewertet. Es ist daher für die moderne Forschung sehr schwierig, aus der Überlieferung den historisch glaubwürdigen Kern einer Biographie herauszuschälen und zu einem einigermaßen gerechten Urteil über die eigenständige Leistung des Hephaistion zu gelangen[1]. Leben und Wirken Aufstieg zum Hetairengeneral Das Verhältnis von Hephaistion zu Alexander dem Großen wurde in der antiken Literatur schon früh an die Freundschaft von Patroklos und Achilleus in Homers Ilias angelehnt und entsprechend ausgeschmückt. Dass Hephaistion bereits in der frühen Jugend ein Freund Alexanders war, wie Curtius Rufus[2] berichtet, ist wenig wahrscheinlich, denn er gehörte nicht zu den engsten Gefährten Alexanders, die von Philipp II. 337 v. Chr. vorübergehend verbannt wurden[3]. Als fiktiv zu bewerten ist ferner, dass Hephaistion 334 v. Chr. zu Beginn des Perserfeldzuges Alexanders dem Patroklos in Troja einen Kranz darbrachte[4]. Auch die in der Vulgata bei Diodor, Curtius Rufus und Iustin ausgemalte Szene, in der nach der siegreichen Schlacht bei Issos 333 v. Chr. Sisygambis Hephaistion mit Alexander verwechselt haben soll, ist ein Mythos[5]. Das genaue Geburtsdatum von Hephaistion ist nicht bekannt. Als er im Oktober 324 v. Chr. starb, war er noch ein „ junger Mann“ [6]. Er muss also mit Alexander ungefähr gleichen Alters gewesen und daher um 360 v. Chr. geboren sein. Er entstammte als Sohn des Amyntor einem makedonischen Adelsgeschlecht aus Pella[7]. Er wurde wohl zusammen mit dem Kronprinzen Alexander und anderen Söhnen makedonischer Adelshäuser in der Residenzschule von Pella ausgebildet. Ihr bedeutendster Lehrer war ohne Zweifel Aristoteles. Ursprünglich wohl Offizier der Adelsreiterei erscheint er erstmals während Alexanders Marsch von Tyros nach Ägypten im Spätherbst 332 v. Chr. mit einem selbstständigen Kommando betraut. Er führte die Flotte ebendorthin[8]. Am 1. Oktober 331 v. Chr. wurde er in der Schlacht von Gaugamela durch einen feindlichen Speer am Arm verwundet. Das berichtet Arrian[9], ohne dabei einen Rang anzugeben, während Diodor[10] Hephaistion unter die Somatophylakes, die „Leibwächter“ Alexanders, einreiht und ihn zu sogar zu deren „Anführer“ macht[11]. In der modernen Forschung ist umstritten, was damit gemeint ist. Gerhard Wirth[12] glaubt, darunter sei das Kommando der berittenen Leibgarde zu verstehen. Andere behaupten, Diodor und Curtius (beziehungsweise deren Quellen) hätten dieses aus der späteren Stellung des Hephaistion als „Leibwächter“ lediglich herausgesponnen und mit dem Zusatz „Führer“ versehen[13]. Im Prozess gegen Philotas im Herbst 330 v. Chr. war Hephaistion an dessen Verhaftung und Folterung beteiligt[14]. Nachdem Philotas hingerichtet worden war, teilte Alexander das Kommando über die Hetairenreiterei unter zwei Generälen auf, nämlich Hephaistion, Sohn des Amyntor, und Kleitos, Sohn des Dropidas. Damit halbierte er den Hetairenverband, denn er wollte künftig vermeiden, dass ein einziger allein, und wenn es auch der beste Freund war, eine so große Anzahl von Reitern befehligte, die überdies an Rang und auch sonst an Tüchtigkeit die Elite der gesamten Reiterei bildeten[15]. Unterstützung der Politik Alexanders Den Winter 329/328 v. Chr. verbrachte Alexander mit seinem Heer in Baktra. Jetzt setzte er erstmals ein neues politisches Programm der Völkermischung und -gemeinschaft in konkrete politische Maßnahmen um, die den Gegensatz Barbaren–Hellenen aufheben sollten. Er legte erstmals eine barbarische Festtracht an. Möglicherweise wollte er sich den Landessitten anpassen in dem Glauben, das Stammesgemäße sei von großer Bedeutung für die Zähmung der Menschen. Vielleicht wollte er damit aber auch probeweise die Proskynese – die fußfällige Anbetung als Gott – bei den Makedonen einführen, damit sie sich allmählich an seine Wandlung und sein Abweichen von der alten Lebensart gewöhnten. Anfangs machte er von der Tracht nur Gebrauch, wenn er mit Barbaren zu tun hatte; später ließ er sich auch vor der Menge in ihr sehen sehen, wenn er ausritt oder Audienzen abhielt. Es handelte sich dabei um den prächtigen sogenannten persischen Priesterornat der Achämeniden mit der goldenen Krone (Kidaris) als Kopfbedeckung[16]. Fein dosiert und schrittweise, aber äußerst konsequent suchte Alexander sein Programm weiter zu entwickeln. Er ließ 30.000 einheimische Knaben aussuchen, griechisch erziehen und im Gebrauch makedonischer Waffen ausbilden. Damit passte er sich einerseits in seiner Lebenart noch mehr den Einheimischen an und suchte andererseits diesen die makedonischen Sitten nahezubringen „in dem Glauben, dass er durch eine solche Mischung und Gemeinschaft auf der Basis des Wohlwollens und der freiwilligen Zustimmung seine Macht besser begründe als durch Gewalt.“[17]. Ein weiterer Baustein in der Verwirklichung dieses umfassenden Befriedungsprogramms war die Heirat mit Rhoxane, der Tochter des sogdischen Fürsten Oxyartes, im Frühjahr 327 v. Chr. Der aufreibende Partisanenkrieg in Baktrien und der Sogdiana hatte zwei Jahre gedauert, bis der Widerstand durch vertragliche Vereinbarungen mit den wichtigsten Stammesführern endgültig überwunden werden konnte. Die Heirat mit Rhoxane war daher nicht nur eine Liebesheirat Alexanders, sondern auch eine dynastische Ehe, die den Verträgen eine dauerhafte Grundlage geben sollte. Deshalb ehelichte Alexander Rhoxane nach einheimischem Ritus – ein Vorspiel zu den Hochzeiten von Susa, das sich passgenau in sein politisches Programm einfügte[18]. Dabei fiel Alexander auf, dass von seinen vertrautesten Freunden besonders Hephaistion sein Verhalten und Programm uneingeschränkt unterstützte und die Veränderung der Lebensart mitmachte, während Krateros an den väterlichen Sitten festhielt. Daher übertrug er Hephaistion den Verkehr mit den Barbaren, Krateros indes den mit den Griechen und Makedonen[19]. In der Kallisthenes-Affäre im Frühjahr 327 v. Chr. war Hephaistion unter denen, mit denen Alexander die Einführung der Proskynese auch bei den Griechen und Makedonen vereinbart hatte. Er erwies ihm diese Geste der orientalisch-persischen Anbetung als Gott, bevor die Reihe an Kallisthenes kam, der nicht in den Versuch eingeweiht war und die Geste aus grundsätzlichen Erwägungen verweigerte[20]. Es scheint daher plausibel, wenn Plutarch[21] aus unbestimmbarer Quelle Hephaistion in der darauf folgenden sogenannten Pagenverschwörung als Ankläger des Kallisthenes auftreten lässt. Die Königinmutter Sisygambis begrüßte Hephaistion den Sie für Alexander den Grossen hält, Paolo Veronese (1528-1588) Höhepunkte der militärischen und politischen Karriere Alexander belohnte die unbedingte Loyalität seines Freundes und dessen Unterstützung seines neuen politischen Programms mit einem militärischen Auftrag: 327 v. Chr. ließ er ihn an der Spitze einer selbstständigen Heeresgruppe zusammen mit Perdikkas nach Indien einmarschieren, wo er bei Ohind den Indus überbrückte[22]. Hephaistion gründete im Auftrag Alexanders mehrere Städte. Als „Leibwächter“ (= griech. Somatophylax ) Alexanders war er der ranghöchste von insgesamt 33 Trierarchen, welche die Indusflotte bauten[23]. In dieser Funktion führte er einen Heeresteil auf der linken Seite des Flusses zum Meer, wo er im Sommer 325 v. Chr. die Zitadelle der Hafenstadt Pattala (bei Haidarabad) befestigte und somit die Indusmündung sicherte[24]. Nachdem er diesen Auftrag erfüllt hatte, erhielt er von Alexander die Aufgabe, die Schiffslager zu befestigen und den Bau von Werften vorzubereiten. Dies entsprang Alexanders Plan, in Patala, wo sich der Indus gabelte, eine Flotte aus vielen Schiffen zurückzulassen[25]. Im Kampf mit den Oreiten erteilte Alexander Hephaistion im Herbst 325 v. Chr. den Auftrag, die größte Ansiedlung dieses Stammes mit Namen Rhambakia zur Stadt auszubauen[26]. Im Winter 325/24 v. Chr. schickte Alexander seinen Gefährten mit dem größten Teil der Truppen, dem Tross und den Kriegselephanten auf dem Weg längs des Meeres von Karmanien zurück in die Persis nach Susa[27]. So hatte H. seit dem Aufbruch nach Indien, neben Krateros, ständig die höchsten Kommandostellen inne[28]. In Susa angekommen honorierte Alexander im Frühjahr 324 v. Chr. Hephaistions militärische und organisatorische Leistungen, indem er ihn zum Chiliarchen beförderte. In der persischen Reichsorganisation war der Chiliarch (= altpersisch hazarapati ) Befehlshaber über 1000 Mann der königlichen Leibgarde und als ranghöchster Chiliarch nicht nur der Oberste des Heeres, sondern zugleich auch „Maior domus“. Diese amtliche Funktion entspricht im Arabischen dem Wesir. Er war der 2. Mann nach dem König und bildete mit diesem die „Regierungsspitze“[29]. Nach diesem persischen Vorbild schuf Alexander das neue Amt des Chiliarchen und übertrug es Hephaistion. In der höfischen Hierarchie nahm Hephaistion jetzt den ersten Rang nach Alexander als Nachfolger des persischen Großkönigs ein[30]. Das Amt des Chiliarchen war der Höhepunkt in der militärischen und politischen Karriere des Hephaistion. Es war zugleich Ausdruck des einzigartigen Vertrauens- und Freundschaftsverhältnisses, das Alexander mit dem Jugendgefährten verband. Wie innig es war, illustriert eine ganze Reihe von mehr oder minder glaubwürdigen Anekdoten[31]. Die intime Stellung Hephaistions dem König gegenüber fand etwa zur gleichen Zeit einen weiteren sinnfälligen Ausdruck in der so genannten Massenhochzeit von Susa. Alexander vermählte ihn mit Drypetis, der Tochter des von ihm besiegten persischen Großkönigs Dareios III. und Schwester seiner eigenen Braut mit Namen Stateira; „denn seine und dessen Söhne sollten Vettern sein“. So wurde Hephaistion Schwager Alexanders und Mitglied der großköniglichen Familie[32]. In der Gunst Alexanders hatte er nun alle anderen Freunde weit überflügelt. Noch einmal war H. stellvertretender Führer der Hauptarmee: Von Susa führte er diese südlich zum Tigris in die Nähe der Mündung, während Alexander zu Schiff den Eulaios hinab und den Tigris hinauf fuhr und sich mit ihm vereinigte[33]. Von dort zogen beide offensichtlich in der gleichen Anordnung den Tigris hinauf nach Opis, dem späteren Seleukia. Dort kam es im Sommer 324 v. Chr. zur Meuterei des Heeres, als Alexander sich mit Hephaistion abstimmte und die makedonischen Veteranen in die Heimat entließ. Der äußere Anlass soll aber nicht über die tieferen Ursachen dieser Meuterei hinwegtäuschen: Eine zentrale Rolle spielte dabei die Perserpolitik Alexanders und seines Wezirs: Das Anlegen der persischen Tracht durch Alexander, die Ausbildung der nichtgriechischen "Epigonen" nach makedonischer Art, die Einreihung fremdstämmiger Reiter in die makedonische Hetairenkavallerie, der fremde Herrscherkult in Form der Proskynese und der Propagierung der Gottessohnschaft, die Massenhochzeit von Susa nach persischem Ritual und mit Frauen des iranischen Hochadels. Eine weiterer Anlass für die Meuterei war, dass er Perser zu Herreskommandanten und seinen "Verwandten" gemacht und im Rahmen der ihm von diesen erwiesenen Proskynese des "Kusses" für würdig erachtet hatte[34]. Ein besonderer Dorn war den Makedonen ihr Landsmann Peukestas, den Alexander zum Satrapen der Persis ernannt hatte, weil ihm gefiel, dass dieser seine griechischen Lebensformen aufgegeben, die persische Sprache erlernt habe und nun wie ein Perser auftrete[35]. In einem meisterhaft eingefädelten Coup schlugen Alexander und sein Chiliarch Hephaistion, der sich augenscheinlich in dieser Auseinandersetzung mit Eumenes und Krateros völlig überworfen hatte[36], die Meuterei des Heeres nieder. Sie versöhnten die Makedonen mit dem Angebot, auch sie zu "Verwandten" des Königs zu machen und den "Kuss" zu gestatten. Von nun an akzeptierten die Makedonen die Proskynese und erkannten damit wie die Perser den göttlichen Rang Alexanders an. Die scheinbar unüberwindliche Schranke zwischen Barbaren und Hellenen war damit endgültig eingerissen. Es kam zu einem großen Opfer-und Versöhnungsfest mit einem anschließenden Festmahl, zu dem sich Alexander auf einem goldenen Thron in ihrer aller Mitte niederließ, mit dem prächtigen persischen Priester-Ornat bekleidet,während die Makedonen um ihn herum in der ersten Reihe saßen, dann die Perser in der zweiten und dahinter die nach Rang und Verdienst besonders geachteten Persönlichkeiten der anderen Völker. Dabei schöpften er und diejenigen, die in seiner Nähe waren, gemeinsam aus einem Mischkrug und brachten ihre Trankopfer dar, wobei griechische Seher und persische Priester (= Magier) gleichsam in ökumenischer Eintracht die Gebete sprachen[37]. Damit hatten Alexander und Hephaistion ein Ritual gewählt, das in Platons "Gesetzen" [38]als Metapher verwendet wird: Der Staat solle einem Mischkrug gleichen, in dem die Bürger, auch wenn sie dem widerstreben, zusammen gebracht werden, indem sie durcheinander heiraten[39]. Als religiöses Oberhaupt des neuen Vielvölkerreiches sprach Alexander als erster das berühmte Gebet von Opis, in dem er neben anderen "Gütern Eintracht (griech. "Homonoia")und Gemeinsamkeit ("Koinonia") der Herrschaft für Makedonen und Perser erflehte". 9000 Mann sollen ein- und dasselbe Opfer dargebracht und religiöse Gesänge angestimmt haben[40]. Damit hatten die Makedonen nicht nur den göttlichen Rang Alexanders anerkannt, indem sie ihm die Proskynese erwiesen, sondern auch dessen Programm der Brüderlichkeit aller Menschen, des Weltfriedens und der Gleichstellung bis hin zur Völkerverschmelzung von Griechen/Makedonen und Persern. Als zweiter Mann im Staate und Mitorganisator des Festes von Opis musste Hephaistion mit gutem Beispiel vorangehen und sich auf Druck Alexanders noch vor dem Opfermahl und der Trankspende mit Eumenes und Krateros wieder versöhnen[41]. Tod und postume Ehrungen
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Im Spätherbst 324 erkrankte Hephaistion in Ekbatana zur gleichen Zeit, als (im Oktober) die Dionysien mit Gelagen und Wettkämpfen gefeiert wurden. Am siebten Tag starb er, ohne dass ihn Alexander noch lebend antraf[42]. Die Krankheitsursache ist unbekannt, scheint aber nicht zuletzt die Folge der vorausgehenden Anstrengungen gewesen zu sein[43]. Alexanders Trauer über den jähen Verlust seines „besten Freundes“, der ihm „so viel galt wie das eigene Leben“[44], kannte keine Grenzen[45], und ebenso überstiegen die Ehrungen, die er für den Toten anordnete, das Menschenmaß: Er nahm drei Tage lang weder Speisen noch Getränke zu sich und ordnete eine reichsweite Trauer an. Das heilige Feuer, das in den iranischen Heiligtümern für den Großkönig brannte, sollte bis zur Beisetzung gelöscht bleiben, als sei er selbst gestorben. Alexander schickte Gesandte in die Oase Siwa, die bei seinem „Vater“ Zeus-Ammon anfragen sollten, ob er gestatte, Hephaistion als Gott zu verehren, was die Priester des Gottes aber verneinten[46]. Der Gott gestehe ihm nur einen Heroenkult zu. Darüber freute sich Alexander sehr und ehrte Hephaistion auf diese Weise[47]. Doch scheinen die beiden Heroentempel in Alexandria, einer auf dem Festland, der andere auf der Insel Pharos dort, wo auf dieser der weltberühmte Leuchtturm stand, nicht mehr vollendet worden zu sein. Letztere Kultstätte „sollte von besonders großen Ausmaßen und auffallender Pracht sein, ja er (sc. Alexander) wollte, dass die Benennung der Insel selbst nach Hephaistion zur offiziellen werde. Auch alle Vertragsurkunden, mit denen die Kaufleute ihre gegenseitigen Geschäfte besiegeln, sollten den Namen Hephaistions tragen“[48]. Der Leichnam wurde sorgfältig einbalsamiert. Perdikkas erhielt den Auftrag, ihn nach Babylon zu überführen, wo er im folgenden Jahr öffentlich verbrannt und die sterblichen Überreste beigesetzt werden sollten[49]. Für den Bau eines monumentalen Grabmals in Form einer babylonischen Stufenpyramide mit fünf Geschossen und die Durchführung der Leichenspiele wurde die Summe von 10.000 Talenten veranschlagt[50]. Die Stelle eines Chiliarchen, die für Hephaistion geschaffen worden war, wurde nach seinem Tod nicht wieder besetzt, „damit der Name nicht aus dem Schematismus der Führungsstellen getilgt würde. Sie blieb weiterhin als die sog. Chiliarchie des Hephaistion bestehen und führte das Feldzeichen, das von diesem stammte“[51], auch als nach dem Tod Alexanders am 26. Juni 323 v. Chr. Perdikkas der neue „Reichsverweser“ und tatsächliche Nachfolger des Hephaistion wurde[52]. Eine bis dahin einmalige Ehrung für seinen ehemaligen Intimfeind hatte sich erstmals Eumenes ausgedacht: Viele der Gefährten Alexanders sollten „zu dem Kult (sc. des Hephaistion) sich selbst und ihre Waffen dem Toten geweiht haben.“ Er ersann diese Geste, „um bei Alexander nicht den Eindruck zu erwecken, er freue sich über Hephaistions Tod“ [53]. In Ekbatana (heute Hamadan, Iran) ließ höchstwahrscheinlich Alexander einen steinernen Löwen als Denkmal für Hephaistion aufstellen. Noch unter den heutigen Altertümern in Hamadan ist dieser „Sang i Schir“ am berühmtesten. Der Löwe steht auf einem die Stadt von Südosten überblickenden Hügel, während er in frühislamischer Zeit eines der Stadttore krönte. Er ist heute ziemlich beschädigt und hat seine Beine verloren[54]. Zusammenfassung: Die historische Bedeutung Hephaistions Die mit den Jahren immer stärker wachsende Zuneigung Alexanders zu Hephaistion bot den antiken Autoren Stoff zu vielerlei Vermutungen, ist aber weder mit romantischen Hochgefühlen noch mit griechischer Homoerotik oder Achillesnachahmung zu erklären. Die Quellen, die als seriös und glaubwürdig bewertet wurden, vermitteln folgendes Gesamtbild der Persönlichkeit und des Wirkens des Hephaistion: Er war als Heerführer und Organisator durchaus kompetent, aber nicht so hervorragend wie andere Generäle und Freunde Alexanders[55]. Alexander war sich darüber im Klaren. Er soll gesagt haben, dass Hephaistion ohne ihn nichts wäre[56]. Auch wenn der Ausspruch erfunden sein sollte, spiegelt er doch ein Stück historischer Realität wider. Es konnte nachgewiesen werden, dass die Ausnahmestellung, die Hephaistion nach seinen Verdiensten im Indienfeldzug mit dem Großweziramt erlangt hatte, in erster Linie darauf beruhte, dass er von allen Feldherrn Alexanders am rückhaltlosesten dessen neues politisches Programm der Völkereintracht und Friedenspolitik[57] unterstützte. Seine absolute Loyalität bewies er seit Beginn dieser neuen Politik im Winter 329 v. Chr. Dann vor allem in der Kallisthenesaffäre bei der Einführung der Proskynese und eines Herrscherkultes nach persischem Vorbild[58]. Ferner bei der Übernahme der „persischen“ Chiliarchie und der Vermählung mit der persischen Königstochter Drypetis in der sogenannten Massenhochzeit von Susa, die nach einem „persischen Königsritual“[59] durchgeführt wurde. Hätte er Alexander überlebt, so wäre für ihn eine Scheidung von Drypetis nicht in Frage gekommen, während sich die anderen engsten Freunde mit Ausnahme des Seleukos nach dem Tod Alexanders von ihren Frauen aus dem iranischen Hochadel wieder trennten. Für seine bedingungslose Loyalität nahm Hephaistion auch persönliche Feindschaften wie die mit Philotas, Krateros und Eumenes und anderen Hofleuten sowie Generälen Alexanders in Kauf[60]. Doch schöpfte Alexander nicht zuletzt auch daraus vollstes Vertrauen zu ihm[61]. So zeigt sich Hephaistion in seinem ganzen Denken und Handeln wie das Alter Ego Alexanders. Ob man ihn jedoch mit Badian als „gehässigen Intriganten“ charakterisieren kann[62], ist zu bezweifeln. Ein solch abwertendes Urteil wird dem Einsatz des Hephaistion für das neue Programm einer Völkerverständigung und Völkereintracht seines besten Freundes kaum gerecht. Das zentrale gesellschaftliche Problem des Alexanderreiches in Vorderasien war das Verhältnis von Griechen/Makedonen einer- und Barbaren andererseits. Seit den Perserkriegen gewann die ursprünglich sprachliche Abgrenzung und Zweiteilung der Menschheit[63] auch eine politische Dimension. Der Barbar war nicht nur Untermensch, sondern auch der Feind der Griechen schlechthin. Platon bezeichnet die Barbaren als die natürlichen Feinde der Hellenen[64]. Xenophon nennt den Perserhass "edel" [65]. Isokrates, der bedeutendste Propagandist eines Rachekrieges gegen Persien forderte gegen die Barbaren Kampf und zwischen den Hellenen Eintracht: Homonoia[66]. Und Aristoteles, der von 343 bis etwa 340 im Auftrag Philipps II. den Kronprinzen Alexander zusammen mit Hephaistion und weiteren Söhnen aus makedonischen Adelsgeschlechtern unterrichtete, betrachtete alle Barbaren, vor allem die Völker Asiens, als Sklaven von Natur aus. Er gab seinem Schüler Alexander in einem Sendschreiben den Rat, die Griechen als freie Männer wie Freunde und Verwandte zu betrachten, die Barbaren aber wie Tiere oder Pflanzen als Sklaven zu behandeln[67]. Das neue politische Programm Alexanders bedeutete einen fundamentalen Bruch mit dieser Lehre. Plutarch berichtet, dass Alexander den Rat seines Lehrers verworfen und sich vielmehr als Ordner und Versöhner für die ganze Welt gefühlt habe. Er sei von den Göttern gesandt worden, um alle Menschen in einem einzigen Staat zu vereinen und die Völker gleichsam in einem riesigen Mischkrug der Freundschaft mit all ihren Lebensarten und Sitten,Hochzeitsbräuche und Gewohnheiten untereinander zu vermengen. Das war im übrigen ein Vorgriff auf die Metapher für die Gesellschaft der Vereinigten Staaten: melting pot [68]. Alexander habe, so setzt Plutarch seinen Bericht fort, befohlen, dass alle Menschen gleich welcher Herkunft die Erde als ihr Vaterland, sein Lager als ihre Burg und ihre Residenz, die Guten und Anständigen als ihre Verwandten, aber die Schlechten als Barbaren ansehen sollten. Er verbot, Griechen und Barbaren nach Kriegsmantel und Lederschild, nach Dolch und Obergewand zu unterscheiden; denn an der „Tugend“ erkenne man das Griechentum, das Barbarentum an der Verworfenheit. Kleidung, Kost, Ehe und Gebräuche aber sollten sich nicht unterscheiden, weil alles dies durch Blut und die Kinder vermischt sei[69]. Dieses Programm vergleicht Plutarch mit dem Kosmopolitismus Zenons (ca. 335-263 v. Chr.), der die philosophische Schule der Stoa begründet hat. Auch er lehrte eine weltweite Brüderlichkeit und dass die wahre Polis die Kosmopolis sei, in der alle Menschen als Mitbürger und Brüder nach derselben Lebensart und Ordnung leben sollten. Doch sei das bei ihm ein philosophischer Traum geblieben, während Alexander ihn bereits in die Tat umgesetzt habe[70]. Das bestätigt der Geograph Eratosthenes, den Plutarch in diesem Zusammenhang zitiert. Danach lehnte Alexander die Scheidung der gesamten Menschheit in zwei Hälften, Griechen und Barbaren, die Aristoteles und viele andere vertraten, kategorisch ab und ersetzte sie durch die Unterscheidung von sittlich „guten“ und „schlechten“ Menschen[71]. Hephaistion bildete mit Alexander eine Kampf- und Treuegemeinschaft in der Politik, die ihresgleichen suchte. Diese Idealsymbiose bewährte sich vor allem darin, dass er – gewiss aus eigener Einsicht und Kongenialität – Alexanders Plan eines Weltfriedens und der Völkereintracht durch die schrittweise Gleichstellung, ja regelrechte Verschmelzung der Orientalen mit den Griechen wie kein anderer seiner Freunde unterstützte und nach Kräften förderte. Dafür nahm er die Feindschaft zahlreicher Gegner dieser Politik und Anhänger der Lehre des Aristoteles aus dem Umfeld der Generäle Alexanders in Kauf. Quellen
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Literatur
Referenzen
Weblinks
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