Valerian

Valerian (* um 200; † nach 260 in Gundishapur), mit vollständigem Namen Publius Licinius Valerianus, war von 253 bis 260 römischer Kaiser.

Über Valerians Kindheit und Jugend ist nichts bekannt; er stammte jedoch aus einer alten und angesehenen Familie und war mit Egnatia Mariniana verheiratet. Er hatte zwei Söhne, von denen Gallienus ihn später als Mitkaiser unterstützen sollte. Zum ersten Mal in den Quellen fassbar ist Valerian im Sechskaiserjahr 238 als Konsular und princeps senatus. Offenbar führte er für den Senat die Verhandlungen über die Anerkennung Gordians I. als Kaiser.[1] Er genoss daher im Senat Ansehen. Im Herbst 253 wurde Valerian, der zu dieser Zeit die Provinzen Raetien und Noricum verwaltete, nach dem Tod des Kaisers Trebonianus Gallus, der ihn zuvor um Unterstützung gegen den Usurpator Aemilianus gebeten hatte, von seinen Truppen zum Imperator ausgerufen und zog gegen Aemilianus. Im Raum Spoleto standen sich die beiden Heere im September/Oktober 253 gegenüber, doch wurde Aemilianus, noch bevor es zu Kampfhandlungen kommen konnte, von seinen eigenen Soldaten ermordet.

Während Valerians Regierungszeit wurden fast alle Grenzen des Römischen Reiches von feindlichen Armeen bedroht. Vieles spricht dafür, erst jetzt von einer wirklichen „Reichskrise“ zu sprechen. Im Nordwesten übertrug Valerian die Kriegsführung seinem Sohn und Mitkaiser Gallienus, er selbst konzentrierte sich auf die Abwehr der Goten an der unteren Donau und der Perser an der Ostgrenze des Reiches. Sein Hauptziel war die Sicherung Syriens, wo mehrere bedeutende Städte, darunter Antiochia, während einer persischen Invasion unter Schapur I. geplündert worden waren.

Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Niederwerfung des Aufstandes unter Uranius Antoninus, dem Priesterkönig von Emesa, der den persischen Angriff auf seine Stadt zurückgeschlagen und sich unter dem Eindruck dieses Erfolgs selbst zum Kaiser ernannt hatte. In den folgenden Jahren führte Valerian verschiedene Feldzüge gegen die Perser, über deren genauen Verlauf wenig bekannt ist.

Auf den Münzen des Jahres 257 wurde eines Sieges gedacht, der immerhin ausreichte, ihm den Titel Erneuerer der Welt einzutragen. Kurz darauf verließ den Kaiser das Kriegsglück. Seine Armee wurde bei Edessa im Frühsommer 260 vernichtend geschlagen. Der Bericht über die Gefangennahme Valerians – ein einmaliger Vorgang in der römischen Geschichte – ist uns durch den Tatenbericht Schapurs, die so genannten res gestae divi Saporis überliefert; auch auf mehreren Felsinschriften wurde das Ereignis festgehalten:

Im dritten Feldzug, als wir gegen Karrhai und Edessa vorstießen und Karrhai und Edessa belagerten, da marschierte Kaiser Valerian gegen uns, und es war mit ihm, eine Heeresmacht von 70.000 Mann. Und auf der jenseitigen Seite von Karrhai und Edessa hat mit Kaiser Valerian eine große Schlacht für Uns stattgefunden, und Wir nahmen Kaiser Valerian mit eigenen Händen gefangen und die Übrigen, den Prätorianerpräfekten und Senatoren und Offiziere, alle welche auch immer Führer jener Heeresmacht waren, alle diese ergriffen Wir mit den Händen und deportierten sie in die Persis.[2]

Das Heer wurde also der Darstellung Schapurs zufolge geschlagen, Valerian selbst geriet mit mehreren hochrangigen Offizieren in Gefangenschaft. Diese Darstellung wird unter anderem von Eutropius[3] und späteren Historikern wie Zonaras[4] bestätigt. Bei Zosimos ist eine andere Version überliefert: Demnach hatte Valerian Schapur um Verhandlungen gebeten; Schapur hatte dem zugestimmt, falls der Kaiser persönlich erscheinen würde. Während der Verhandlungen hätten dann die Perser den Kaiser gefangen genommen.[5] Valerian kam jedenfalls nie mehr aus der Gefangenschaft frei, ebensowenig wie die gefangenen römischen Soldaten, die nach Persien deportiert wurden. Für Rom stellte die Gefangennahme des Kaisers eine ungeheure Demütigung dar, auch wenn sich die militärische Lage im Osten unter Aurelian entspannte.

Als Valerian schließlich in Gundishapur starb (das genaue Todesdatum ist unbekannt), wurde ihm angeblich die Haut abgezogen. Diese sollen die Perser dann mit Zinnober gefärbt und in einem Tempel als unverhohlene Warnung an Rom aufgehängt haben.[6] Der Wahrheitsgehalt dieser Nachricht ist allerdings zweifelhaft, ebenso wie die Behauptung, Valerian habe dem Perserkönig zuvor als eine Art „lebendige Leiter“ zur Besteigung seines Pferdes gedient. Für frühchristliche Autoren war das schmachvolle Ende des Kaisers eine beispielhafte Strafe Gottes für die Vergehen Valerians gegen die Christen, die er in den Jahren 257 und 258 verfolgen ließ (Cyprian von Karthago erlitt dabei den Märtyrertod). Sein Schicksal wurde daher in den düstersten Farben gemalt.


Literatur

  • Erich Kettenhofen: Das Jahr 7 Kaiser Valerians, in: Nāme-ye Irān-e Bāstān 1 (2001), S. 17–22, hier online (PDF).
  • David S. Potter: The Roman Empire at Bay, London/New York 2004.
  • Reinhard Selinger: The Mid-Third Century Persecutions of Decius and Valerian, 2. Aufl., Frankfurt am Main [und anderswo] 2004.

Weblinks

Anmerkungen

  1. ↑ Historia Augusta, Das Leben der drei Gordiane 9,7f.
  2. ↑ SKZ, §§ 18–22, griechische Fassung; Übersetzung entnommen aus: Engelbert Winter/Beate Dignas, Rom und das Perserreich, Berlin 2001, S. 98. Um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten, wurde auf die Ergänzungs- und Auslassungszeichen verzichtet.
  3. ↑ Eutropius 9,7.
  4. ↑ Zonaras 12,23.
  5. ↑ Zosimos 1,36,2; vgl. auch Aurelius Victor, De Caesaribus 32,5.
  6. ↑ Lactantius, De Mortibus Persecutorum 5.

Vorgänger Aemilianus

Römischer Kaiser

Nachfolger Gallienus




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