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Ovid
Publius Ovidius Naso, kurz Ovid (* 20. März 43 v. Chr. in Sulmo; † 17 n. Chr. oder später in Tomis) war ein römischer Dichter. Leben In Tristia IV 10 gibt Ovid den Ort und das Datum seiner Geburt an: den 20. März 43 v. Chr., in Sulmo (heute Sulmona, Mittelitalien, etwa 140 km von Rom entfernt). Sein Vater war ein wohlhabender Angehöriger des Ritterstandes und wollte, dass Ovid und sein Bruder die Ämterlaufbahn einschlugen. Ovid folgte diesem Wunsch auch zunächst, brach diese Laufbahn aber bald ab und wandte sich der Dichtung zu. Weil man aber in dieser Zeit nicht von der Dichtkunst leben konnte, legte auch Ovid sich einen Geldgeber zu, einen so genannten Mäzen. Ovids Mäzen hieß Messalla Corvinus. Im Herbst des Jahres 8 n. Chr hielt sich Ovid gerade auf der Insel Elba auf, als ihn der Beschluss des Kaisers Augustus erreichte, dass er nach Tomis (heute Constanţa) am Schwarzen Meer verbannt wurde. Weder ein Gerichtsverfahren noch ein Beschluss des Senats legitimierten diese Verbannung, wie Ovid später schreibt. Die Verbannung, die über Ovid verhängt wurde, war eine mildere Form, eine relegatio (im Gegensatz zur aquae et ignis interdictio, die eine Erklärung für vogelfrei bedeutete). Ovid gibt selbst an, dass die Ursache für seine Verbannung carmen et error gewesen seien, ein Gedicht und ein Irrtum. Mit dem Gedicht ist sicher die Ars amatoria gemeint, die dem sittenstrengen Augustus, dem viel an der Wiederherstellung der traditionell-römischen Begriffe von Ehe und Familie lag, ein Dorn im Auge war. Wichtiger muss aber der Irrtum gewesen sein, da die Ars amatoria zum Zeitpunkt der Verbannung bereits einige Jahre alt war. Ovid deutet in seinen Tristien einen weiteren Grund nur an: Er habe etwas gesehen, was er nicht habe sehen dürfen. Was genau das war, konnte bis heute aber niemand ergründen. Es wird in der Forschung zumeist vermutet, dass er Mitwisser in der Ehebruchsaffäre von Augustus' Enkelin Julia war. Ovid versuchte viele Jahre lang, den Kaiser zu erweichen und seine Rückberufung zu erreichen, indem er seine Exildichtung nach Rom sandte. Doch sein Bestreben blieb zeitlebens ohne Erfolg. Als Augustus starb, berief auch dessen Nachfolger Tiberius Ovid nicht zurück. Über Ovids Tod ist nicht viel bekannt. Da man in seinen Dichtungen aber keine Anspielungen auf Ereignisse nach dem Jahr 17 n. Chr. mehr findet, nimmt man an, dass er kurz darauf verstorben ist. In einem Brief an seine Frau erwähnte er seine schwere Erkrankung Werke
(anfangs 5, die zweite Auflage hatte) 3 Bücher in 49 Elegien (15+19+15). Hauptperson ist Corinna (puella), die umworben wird. Sehr freizügiges, erotisches und zärtliches Stück, in dem es darum geht, wie man einen Partner erlangt und die Zeichen des anderen Geschlechts zu verstehen weiß, zugleich aber auch Widerspiegelung von Dichtungstheorie. Es herrscht ein Spannungsfeld zwischen amator (Liebender; der, der das erlebt und immer mehr die Kontrolle über seine Handlungen verliert) und poeta (Dichter; der, der das beobachtet und trotzdem die Kontrolle behält)
In diesen fiktiven Briefen beklagen 18 berühmte Heroinen des antiken Mythos die Treulosigkeit ihrer Ehemänner/Liebhaber und versuchen sie zur Rückkehr zu bewegen (in drei Fällen gibt es auch Antworten). Die Heroides zeigen Ovids tiefes Verständnis für die weibliche Psyche und seinen spielerischen Umgang mit dem unerschöpflichen Thema Liebe. Beispiele: Ariadne an Theseus, Dido an Aeneas
(fast ganz verloren gegangen) Tragödie, in der Antike gerühmt Medicamina faciei femineae/De medicamine faciei (nur der Anfang erhalten) Hilfsmittel für das (weibliche) Gesicht, Schminktipps
Lehrgedicht über die Liebe in drei Büchern. Die ersten beiden Bücher sind an Männer, das dritte an Frauen gerichtet. Liebe wird als Kunstfertigkeit/Technik, die man erlernen kann, dargestellt.
Gegenstück zu Ars amatoria
(nur noch zum Teil erhalten)
(nur Teile erhalten; Echtheit ist umstritten)
(nur einzelne Fragmente)
darin Das Goldene Zeitalter, Pyramus und Thisbe, Die Lykischen Bauern, Daedalus und Ikarus, Philemon und Baucis, Battus, Narziss und Echo, Orpheus und Eurydike, Caesar und Augustus. In Hexametern verfasstes Epos von 15 Büchern, 700-900 Verse pro Buch. Insgesamt wurden 250 Sagen darin verarbeitet. Fließender Übergang zwischen den Geschichten. Anfang: Proömium, Ende: Epilog. Ein Mensch oder niederer Gott wird verwandelt in ein Tier, Pflanze oder Sternbild. Vermutlich im Jahre 1 n. Chr. geschrieben.
Verschiedene Feste der Römischen Kultur werden darin beschrieben und ihre Ursprünge/Herkunft, Namen und Gepflogenheiten erläutert. Da Ovid für dieses Werk umfangreiches Material aus den Bibliotheken Roms benötigte, musste er es mit der Verbannung abbrechen. Außerdem hatte er auch die Lust und Motivation nicht mehr, um es fertigzuschreiben. Es sind deshalb nur die Monate Januar bis Juni überliefert. Beispiele: Ianus - zum 1. Januar, Ara Pacis - zum 30. Januar, Romulus und Remus - zum 15. Februar, Die Gründung Roms - zum 21. April, Merkur - zum 15. Mai In der Verbannung:
5 Bücher als traurige Elegien. Ovid verrät viele Dinge über sein vorheriges Leben, die Tristia beinhalten sozusagen unter anderem eine Autobiographie (s.o. Geburtsdatum).
4 Bücher, Fortsetzung der Tristia. Ovid beschreibt sein Glück in der Vergangenheit und sein Unglück in der Gegenwart. Außerdem erzählt er vom rauhen Klima, rohen Barbaren, der steten Kriegsgefahr und der trostlosen Einsamkeit. Er beteuert weiterhin seine Unschuld, doch beide Kaiser heben die Verbannung nicht auf.
in der Landessprache, in Getisch. Ovid versucht mit seiner Exilliteratur ausdrücklich, die Erlaubnis zur Rückkehr nach Rom zu bewirken, allerdings immer ohne Erfolg. Spuren
Das Grab Ovids Im 18. Jahrhundert soll Katharina II. das vergessene und unter Schlingkraut versteckte Grab des Ovid am Schwarzen Meer besucht haben. Sie gab die Anweisung, den Stein wieder aufzurichten und den Ort fortan zu ehren. Die Grabinschrift hatte sich Ovid (entweder ziemlich pathetisch oder, wie viele meinen, selbstironisch) selbst gegeben (in einem Brief an seine Frau; in Tristia 3.3.73-76): Hic ego qui iaceo tenerorum lusor amorum zu deutsch: Ich, der ich hier liege, Naso, der Dichter, Spieler zärtlicher Liebesgeschichten, bin an meinem eigenen Talent zugrunde gegangen. Aber für dich, der du vorbeigehst, wenn du je geliebt hast, soll es dir nicht schwer fallen zu sagen: Mögen die Gebeine des Naso weich ruhen! (Da der lateinische Name Ovidius nicht in das Versmaß des elegischen Distichons passt, nannte er sich in seinen Gedichten immer mit dem Beinamen Naso). Sonstiges In Rumänien gibt es noch heute den Vornamen „Ovidiu“.
Literatur
Weblinks
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