Aurelian

Lucius Domitius Aurelianus (* 9. September 214 in Mösien oder Sirmium, Pannonien; † 275 bei Byzanz (heute İstanbul)), kurz Aurelian, war römischer Kaiser von 270 bis 275.

Werdegang

Aurelian wurde 214 in Moesien als Sohn eines Landpächters geboren. Bereits früh schlug er eine militärische Laufbahn ein. Über seine Jugend ist äußerst wenig bekannt, da die in der Historia Augusta niedergeschriebenen Geschichten fast gänzlich unwahr sein dürften. Er war mit Ulpia Severina verheiratet und hatte eine Tochter.

268 befehligte Aurelian die Reiterei in Oberitalien, als Aureolus einen Aufstand gegen den Kaiser Gallienus vom Zaun brach. Zusammen mit dem illyrischen Oberbefehlshaber Claudius Gothicus schlug Aurelian die Revolte nieder, doch fast sofort im Anschluss wandten sich die beiden selbst gegen Gallienus. Nach dessen Ermordung übernahm Claudius die Herrschaft und beförderte Aurelian zum Oberkommandierenden der römischen Kavallerie.

Als wiederum Claudius an der Pest verstarb, übernahm dessen jüngerer Bruder Quintillus den Thron. Aurelian, der sich selbst Hoffnungen auf die Kaiserwürde gemacht hatte, sammelte seine Truppen und marschierte von seinem momentanen Aufenthaltsort, der Donau, auf Rom zu. Als Quintillus erkannte, dass er gegen Aurelian nicht die geringste Chance hatte, tötete er sich selbst.


Herrschaft

Bekämpfung der Germanen

Unmittelbar nach seinem Herrschaftsantritt sah sich Aurelian gezwungen, eine ganze Reihe von Konflikten aus der Herrschaftszeit des Claudius weiterzuführen. Einen Krieg mit den Goten konnte er relativ schnell zu Ende führen. Größere Gefahren drohten von den Stämmen der Juthungen, Markomannen und Vandalen, die ständig versuchten, über die Donau überzusetzen und teilweise sogar bis nach Italien gelangten. Mehrere solche Invasionen wurden von Aurelian abgefangen und zerschlagen.

Die erste ernste Krise entstand, als erneut Germanen die Alpen überquerten und Italien verwüsteten. Aurelian blockierte die Alpenpässe und hoffte, die Angreifer so zur Aufgabe zwingen zu können. Doch er unterschätzte die Gegner, die seine Truppen in einen Hinterhalt lockten und aufrieben.

Die angespannte Situation in Rom entlud sich auf diese Niederlage hin in einem Aufstand der Münzpräger unter Führung des Felicissimus, die sich für die ständigen Korruptionsvorwürfe Aurelians rächen wollten. Die Revolte erfuhr eine große Unterstützung auch seitens mancher Senatoren. Aurelian setzte das Militär ein. Schlussendlich wurde der Aufstand niedergeschlagen; die Historiker berichten von über 7.000 Opfern auf beiden Seiten und dass sich darunter auch Senatoren befunden hätten.

Derweil erfuhr die Lage in Norditalien eine glückliche Wende, als sich die Angreifer in kleine Gruppen zersplitterten, die Italien durchstreiften. Die Römer hatten jetzt keine Probleme mehr, diese Gruppen eine nach der anderen auszulöschen.

In Folge der dramatischen Kämpfe entschied sich Aurelian, Rom mit einem mächtigen Schutzwall zur Abwehr eventueller Barbarenangriffe zu versehen. 271 begannen die Arbeiten an der Aurelianischen Mauer, die sich noch bis in die Regierungszeit des Probus hinein erstreckten.


Wiederherstellung der Reichseinheit

Ab dem Jahreswechsel 271/272 sah Aurelian sich zunehmend mit Gegenkaisern wie Domitianus, Septimius und Urbanus konfrontiert, deren Putschversuche jedoch nie von langer Dauer waren. Eine größere Gefahr war da schon Zenobia, eine Frau, die große Teile des Reichsostens kontrollierte. Bevor er sich jedoch dieser Bedrohung zuwandte, ordnete Aurelian zunächst die Verhältnisse entlang der Donau: Im Frühjahr 272 schlug er die Goten vernichtend (dabei kam deren König Cannabaudes ums Leben) und entschied sich, die zunehmend von Barbaren bedrohte Provinz Dakien zu räumen.

Nun war es an der Zeit, die kaiserliche Befehlsgewalt im Osten wieder durchzusetzen. Das Sonderreich der Zenobia reichte von Ägypten bis nach Kleinasien. Entgegen den Erwartungen verlief der Feldzug relativ glatt: In Kleinasien stießen die Römer kaum auf Widerstand, und Ägypten ergab sich kampflos General Probus, ohne dass Opfer zu beklagen waren. Die drei einzigen wirklichen Schlachten bei Immae, Emesa und Palmyra, der Hauptstadt des Sonderreiches, konnten von Aurelian gewonnen werden.

Während der Belagerung von Palmyra versuchte Zenobia, zu den Parthern zu fliehen, wurde dabei jedoch von den Römern abgefangen. Folgend entstanden mehrere Unruhen in dem wiedereroberten Gebiet; diesmal kannte Aurelian keine Gnade und schlug jeden Widerstand blutig nieder. Dabei wurde Palmyra total vernichtet.

Als nächstes rüstete Aurelian sich, das Imperium Galliarum in sein Reich zurück zu holen. Dabei kam es zu einem in dieser kriegerischen Zeit fast schon bizarr anmutenden Vorfall: Mitten während der Schlacht lief Tetricus, der aktuelle gallische Sonderkaiser, zu Aurelian über. Nach einer kurzen Zeit in Gefangenschaft erhielt er einen hohen Posten in der römischen Magistratur. Schließlich wurde das Imperium Galliarum im Herbst 274 kampflos wieder mit dem Römischen Reich vereint.


Wirtschafts- und Religionspolitik

Nun hatte Aurelian innerhalb von vier Jahren das unter Quintillus noch vom Zerfall bedrohte Römische Reich wieder geeint und gegen die ständigen Übergriffe der germanischen Stämme einigermaßen abgesichert. Im folgenden musste er nun die innenpolitischen Probleme, vor allem die brachliegende Wirtschaft, ins Auge fassen.

Als erste Maßnahme ließ er zwei hochwertige neue Münztypen einführen (einer davon wurde Aurelianus genannt), die den Zahlungsverkehr beleben und das Vertrauen der Bürger in den Geldwert wieder steigern sollten. Als nächstes profitierte Aurelian von den Geldern, die aus den wiedergewonnenen Provinzen in die Staatskasse flossen. Mit dieser Finanzkraft konnte es sich Aurelian leisten, einen heftigen Kampf gegen die allgegenwärtige Korruption zu beginnen. Unter anderem musste er - siehe oben - einen Aufstand der korrupten Römischen Münzpräger, den Felicissimus begann, mit Waffengewalt niederschlagen. Auch im Bereich der Landwirtschaft und des Handels kam es zu heilsamen Gesetzesneuerungen.

Auch in der Religion begünstigte Aurelian einschneidende Veränderungen: Um eine Glaubenseinheit innerhalb des Reiches zu fördern, unterstützte er die Ausbreitung des Mithraskults, der aus dem Osten kam und dem viele Soldaten zugehörig waren. Der Überlieferung nach soll Aurelian vor der Entscheidungsschlacht gegen Zenobia eine Vision gehabt haben. Die alten Götter verloren derweil dramatisch an Bedeutung.

Am 25. Dezember 274 feierten die Römer erstmals den göttlichen Geburtstag, was den Grundstein für das spätere Weihnachtsfest gelegt haben dürfte. Auf Münzen erschien zunehmend die Inschrift Sol Dominus imperii Romani (Die Sonne, Herrscher des Römischen Reiches), wodurch Aurelian sich selber als oberster Stellvertreter des Sonnengottes auf Erden darstellte.


Das Ende

Der Tod kam für Aurelian abrupt und unerwartet, als er inmitten seiner Planungen für einen Rückeroberungskrieg um Mesopotamien erstochen wurde. Als Hintermann für die Tat ist sein Privatsekretär Eros überliefert, der vermutlich wegen der aurelianischen Korruptionsbekämpfung keinen anderen Ausweg mehr sah. Erst unter Tacitus wurde Aurelian vergöttlicht.

Antoninian der Ulpia Severina

Literatur

  • Peter Jacob: Aurelians Reformen in Politik und Rechtsentwicklung. Göttingen 2004.
  • Alaric Watson: Aurelian and the third century. London 1999.

Weblinks

Vorgänger Quintillus

Römischer Kaiser

Nachfolger Tacitus

Aurelians Reformen in Politik und Rechtsentwicklung, Peter Jacob

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