Silphium

Kyrenaika

Das Silphium (Ferula historica), bei den Griechen bekannt als Silphion oder Sylphion, bei den Römern als Laserpicium und der Saft als Laser, war eine Fenchel-ähnliche Gewürz- und Allheilpflanze aus der Familie der Doldenblütler.

Das ursprüngliche Silphium wuchs einzig in der Gegend von Kyrene, gelegen in Kyrenaika, dem heutigen Libyen. Es war sowohl bei den Griechen als auch bei den Römern extrem begehrt. Zu unterscheiden sind vier Arten des Silphium, welche sich in ihrer Güte stark unterscheiden.

Das ursprüngliche Silphium

Vorkommen

Dieses Silphium wuchs einzig in der römischen Provinz Kyrenaika, in einem Landgürtel, der 30 Meilen vom Meer entfernt begann, 30 Meilen ins Land hineinreichte und 250 Meilen lang war. Auf diesem Gürtel wuchs ausschließlich Silphium, seit, gemäß griechischen Schriftstellern, im Jahr 617 v. Chr. der Boden in der Gegend der Gärten der Hesperiden und der Großen Syrte plötzlich von einem pechschwarzen Regen durchnässt wurde. Die Wirkung dieses Regens soll sich über 4000 Stadien erstreckt haben. Das Silphium ließ sich trotz mehreren Versuchen andernorts nicht kultivieren, es blieb endemisch in Kyrenaika.

Beschreibung

Die Wurzel sei mehr als ellenlang gewesen und knapp über der Erde habe sich ein Knollen befunden. Dieser Knollen soll, wenn man ihn anschnitt, einen milchigen Saft abgesondert haben der sich leicht in Speichel löste. Der Stängel, der darüber wuchs, wurde magydaris genannt. Die Blätter des Silphium, die gleichzeitig auch seine Samen waren, fielen jeweils beim Frühaufgang des Hundsstern, Mitte bis Ende Sommer, ab. Innerhalb eines Jahres sei die Pflanze ausgewachsen gewesen. Die Farbe der Pflanze war ein mäßiges Rot.

Verwendung und Wirkung

Wenn das Vieh Silphium fraß, sei krankes entweder sofort gesundet oder, in seltenen Fällen, gestorben. Der Mensch verwendete vor allem den Saft des Silphium (Laser) als Arzneimittel und Antidot. Allein angewendet erwärmte er frosterstarrte Glieder, und getrunken linderte er Sehnenkrankheiten.

Er wurde auch in unterschiedlichen Zusammensetzungen verwendet, unter anderem, um bei Frauen die Menstruation in Gang zu bringen, Vergiftungen zu kurieren, Hühneraugen zu entfernen oder Epilepsie zu heilen, auch galt das Silphium als ein natürliches Verhütungsmittel, vermutlich mit einem Östrogen-ähnlichen pflanzlichem Wirkstoff, einem Phytoöstrogen. Aus diesem Zusammenhang erklären sich auch die Erwähnungen des Silphiums in erotischem Kontext wie etwa dem Liebesgedicht Nr. 7 des römischen Dichters Catull.

Bedeutung

Zu Beginn war das Silphium eine von Frauen benutzte und kontrollierte Medizin. Dann aber stieg die Nachfrage nach dem Silphium und schließlich wurde es sogar mit Silberdenaren aufgewogen. Unter dem Consulat des C. Valerius und M. Herennius im Jahre 93 v. Chr. wurde auf Kosten des römischen Staates 30 Pfund Silphium nach Rom gebracht und zu Beginn des Bürgerkrieges ließ Julius Caesar neben Gold und Silber auch 1500 Pfund Silphium aus der Schatzkammer holen. Die Bedeutung des Silphium für die kyrenäische Wirtschaft lässt sich auch daran zeigen, dass das Silphium oder Teile davon auf allen kyrenäischen Münzen abgebildet war.

Verschwinden

Zum Verschwinden des Silphium um etwa 50 nach Christus trugen im Wesentlichen 3 Faktoren bei:

  • Aufgrund der großen Nachfrage wurde das Silphium übererntet.
  • Aus Geldgier ließen die Pächter des Landes, auf dem das Silphium wuchs, ihr Vieh darauf weiden um die Bestände zu verknappen und so den Preis in die Höhe zu treiben.
  • Durch den Klimawandel wurde das Gebiet, in dem das Silphium wuchs, zunehmend zur Wüste.
  • Das letzte gefundene Silphium soll an Kaiser Nero geschickt worden sein.

Ersatzpflanzen

Das Parthische Silphium

Vorkommen

Vermutlich in der Gegend des ursprünglichen Partherreiches, der Gegend am süd-östlichen Ende des Kaspischen Meeres.

Wirkung

Das Parthische Silphium wird als bestes nach dem Kyrenäischen beschrieben.

Das Syrische Silphium

Vorkommen

Das Syrische Silphium, das ebenfalls magydaris genannt wurde, wuchs überall in Syrien und auf dem Berg Parnasos, jedoch nicht in Kyrenaika.

Beschreibung

Die Pflanze ist zarter als das Kyrenäische und sondert keinen Saft ab, wurde von einigen jedoch trotzdem als Laserpicium bezeichnet.

Wirkung

Auch wenn das Syrische Silphium von Plinius dem Älteren als Fälschung bezeichnet wird, nennt er es doch immer noch besser als das Persische.

Das Persische Silphium

Vorkommen

Das Persische Silphium stammt aus dem heutigen Iran und Armenien und war damals sehr häufig. Wahrscheinlich ist es mit der heute als Stinkasant bekannten Pflanze identisch.

Beschreibung

Die Pflanze wird als wild und störrig beschrieben, ihre Wurzel dick und stark, ihr Stängel ähnlich dem des Steckenkrauts, ihre Blätter wurden maspetum genannt, sind vergleichbar mit denen des Selleries und fielen jeweils im Frühling ab. Der Same des persischen Silphium war wie der des Originalen blattartig.

Verwendung und Wirkung

Wenn das Vieh Persische Silphium frass, bekam es zuerst Durchfall, wurde danach aber fett und das Fleisch erhielt einen angenehmen Geschmack. Der Mensch ass das Persische Silphium, nachdem es die Blätter verloren hatte, auf alle möglichen Arten zubereitet. Die Folge war, dass der Körper in den ersten 40 Tagen von allem Unreinen gesäubert wurde. Der Saft (Laser) wurde aus der Wurzel, rhizias genannt, und dem Stängel, kaulias genannt, gewonnen. Zur Zeit Plinius' war es dieses Silphium, welches nach Rom geschafft und verwendet wurde. Die Güte ist schlechter als die der beiden anderen erwähnten benutzten Ersatzpflanzen. Mit Gummi, dem Gummi des Serapionskrauts (sacopenium) und Bohnenmehl wurde dieses Silphium zudem verfälscht.

Nach Theophrast entstand, natürlich konnte solche Wunderpflanze nur durch ein Wunder entstehen, 430 v. R. das Silphium nach einem Pechregen, derselbe beschreibt die Wurzel als dick, fleischig, den Stengel dem des Fenchel ähnlich, die Samenkörner als breit und geflügelt, ähnlich, wie die von Phyllis; dies alles fanden wir bei der heutigen Drias-Pflanze auch, und auch der Standort, den er für die Pflanze angiebt, stimmt: „Die Umgegend der Hesperiden-Gärten.“ Nach Plinius war die Rinde der Wurzel schwarz, länger als eine Elle; wo sie aus dem Boden kam, war eine Tuberosität, welche eingeschnitten einen milchigen Saft gab, die Samenkörner sind glatt, und fallen leicht mit den gelb vertrockneten Blättern, sobald die erste Jahreszeit vorüber ist, ab; auf der Pflanze selbst bemerkt man auch Tuberositäten. Plinius verlegt den Standort des Silphium ebenfalls in die Umgegend der hesperidischen Gärten. Nach ihm wurde der Stengel gegessen, nachdem man ihn gekocht hatte, er constatirt ferner die schädliche Wirkung aufs Vieh, die Ziegen und Schafe waren sehr begierig danach, die Ziegen fingen an zu niesen, die Schafe zu schlafen. Zu seiner Zeit war die Pflanze schon fast ganz verschwunden, so dass Nero eine einzige Pflanze als ein grosses Geschenk angeboten wurde. Wir sehen, dass auch die Beschreibung von Plinius vollkommen passt. Gerhard Rohlfs, Von Tripolis nach Alexandrien

Literatur und Quellen

C. Plinii Secundi: Naturalis Historiae, Bücher 19 und 22

Weblinks

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