Sianaschalen

Als Sianaschalen wird eine Gattung von attischen Schalen bezeichnet, die im schwarzfigurigen Stil bemalt wurden. Benannt wurden sie nach einem ihrer Fundorte, der Nekropole der antiken Stadt Siana auf der Insel Rhodos. Im zweiten Viertel des 6. vorchristlichsten Jahrhundert waren die Sianaschalen der vorherrschende Schalentyp in Athen. Auch später war der Schalentyp noch lange neben den Kleinmeisterschalen beliebt und viel hergestellt.

Sianaschalen folgten auf die Komastenschalen, die von der Komasten-Gruppe gestalltet wurden. Schon die letzten Vertreter der Gruppe begannen damit, Sianaschalen zu gestallten. Typisch für die Schalen waren die abgesetzten Mündungsränder, der konkave Schalenfuß, der höher als bei den Komastenschalen war. Die Henkel weisen leicht nach oben. Eine Neuentwicklung waren die Bildtondi auf dem Schalengrund. Die Tondi wurden häufig von Zungenbändern oder anderen Ornamenten umrahmt und zeigen oft Figuren im Knielauf.

Es gibt zwei unterschiedliche Dekorationssysteme für die Aussenseiten. Zum einen können die Bilder über eine durch einen mit einer umlaufende Linie markierten Knick zwischen dem Gefäßbecken und Gefäßrand hinweggemalt. Diese Schalen werden „Knickfries“-Schalen genannt (auch „overlap“). Zum anderen konnten beide Partitionen getrennt bemalt werden, was man als „Doppeldecker“ („double-decker“) bezeichnet. Dabei ist der obere Fries häufig ornamentalisch gestaltet, meist mit Pflanzenmustern aus Efeu- oder Lorbeerzweigen. Diese Form ist vor allem aus Ostgriechenland bekannt. Tierfriese sind vergleichsweise seltener. In der Henkelzone kann es Figurendarstellungen geben, manchmal kommen auch Henkelpalmetten vor. Beliebte Bildthemen sind Symposien, Komasten, Kavalkaden, Zweikämpfe, sportliche und mythologische Szenen.

Es gab mehrere Vasenmaler, die sich auf diese Form der Schalen spezialisiert hatten. Der bedeutendste war der C-Maler. Desweiteren gehörten dazu der Maler von Athen 533, der Heidelberg-Maler, der Maler von Boston CA, der Sandalen-Maler, der Civino-Maler und der Greifenvogel-Maler. Heute sind etwa 1000 Schalen und Fragmente bekannt, für die Herman A.G. Brijder eine Klassifizierung erarbeitet hat, die grundlegend für Chronologie und Stilentwicklung ist.


Literatur

  • Herman A.G. Brijder: Siana cups I and Komast cups (2 Teilbände: Text- und Tafelband), Allard Pierson Museum, Amsterdam 1983 (Allard Pierson Series vol. 4) ISBN 90-71211-06-1
  • Herman A.G. Brijder: Siana cups II : the Heidelberg painter (2 Teilbände: Text- und Tafelband), Allard Pierson Museum, Amsterdam 1991 (Allard Pierson series. Studies in ancient civilization, Bd. 8) ISBN 90-71211-20-7
  • Herman A.G. Brijder: Siana cups III. The Red-Black Painter, Griffin-Bird Painter and Siana cups resembling lip-cups (2 Teilbände: Text- und Tafelband), Allard Pierson Museum, Amsterdam 2000 (Allard Pierson series. Studies in ancient civilization, Bd. 13) ISBN 90-71211-34-7
  • John Boardman: Schwarzfigurige Vasen aus Athen. Ein Handbuch, von Zabern, 4. Auflage, Mainz 1994, S. 34-37 (Kulturgeschichte der Antiken Welt, Band 1) ISBN 3-8053-0233-9

Weblinks

Griechische Vasenmalerei

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