Bibliothek von Alexandria

Die Bibliothek von Alexandria ist eine der berühmtesten Bibliotheken der Antike; sie befand sich im ägypytischen Alexandria. Sie wurde in der Antike mehrfach zerstört. 2002 wurde jedoch der Versuch unternommen, mit einem Wiederaufbau an die alten Traditionen anzuknüpfen.

Als Museion ( griech.: Musensitz ) [alt]griechisch μουσείο[ν] nannte man allgemein jedes Musenheiligtum. Der Begriff wurde insbesondere für das im 3. Jahrhundert v. Chr. in Alexandria von den Ptolemäern gegründete und geförderte, unter den Schutz der Musen gestellte Forschungsinstitut verwendet, in dem neben philologischen auch astronomische, mathematische, botanische und zoologische Studien betrieben wurden. Berühmt war die umfangreiche Bibliothek. In diesem Museion wirkten u.a. Apollonius von Perge, Ammonius Sakkas und sein Schüler Plotin, Theon von Alexandria und dessen Tochter Hypatia.

Alte Bibliothek von Alexandria

Die Bibliothek von Alexandria galt in der hellenistischen Zeit als die größte Sammlung von Schriften der antiken Welt. Die ersten sieben Bibliothekare waren Zenodotos von Ephesos (284 - 270 v. Chr.), Apollonios von Rhodos (270 - 245 v. Chr.), Eratosthenes von Kyrene (245 - 204 v. Chr.), Aristophanes von Byzanz (204 - 189 v. Chr.), Apollonius Eidograph (189 - 175 v. Chr.), Aristarchos von Samothrake (175 - 145 v. Chr.) und Kydas von den Speerträgern (145 - 116 v. Chr.).

Die Bibliothek wurde von Ptolemaios II. 288 v. Chr. gegründet (nach anderen Quellen von Ptolemaios I.); um 250 v. Chr. betrug die Gesamtzahl der Rollen in der Bibliothek bereits 400.000, später sollen hier bis zu 700.000 Schriftrollen Papyri gelagert worden sein.

Als Caesar die Flotte der Ägypter in Alexandria im Jahre 48 v. Chr. verbrannte, ging die Bibliothek nach Aussage einiger Quellen mit in Flammen auf, doch kann es sich dabei bestenfalls um Teile des Bibliotheksbestands gehandelt haben (zudem wurde der Bestand aufgestockt durch die sich gerade im Aufbau befindliche Bibliothek von Pergamon, deren Bestände Marcus Antonius nach Alexandria bringen ließ, um Kleopatra zu beeindrucken), da die Bibliothek bis in die Spätantike als Serapeum fortbestand. Strabon arbeitete in der Zeit des Augustus mehrere Jahre und erwähnt keinerlei Bücherverluste (vergleiche Sueton, Domitian 20).

Die Christen zerstörten die Bibliothek erneut unter dem damaligen Patriarchen Theophilus im Auftrag von Theodosius dem Großen im Jahr 391 n. Chr. (nach anderen Quellen: 389 n. Chr.).

Als Alexandria 642 durch den Kalifen Omar für den Islam erobert wurde, befahl er, alle noch vorhandenen Bücher zu vernichten, die dem Koran widersprachen. Da die übrigen Werke notwendigerweise nur das wiederholten, was sowieso bereits im Koran stand, waren sie folglich ebenfalls überflüssig, und konnten deshalb ebenfalls guten Gewissens vernichtet werden. Die Handschriften wurden zur Beheizung der öffentlichen Bäder verbrannt.

Allerdings wurden kleine Teile der Bibliothek vor Eroberung Alexandrias durch den Islam nach Konstantinopel verbracht. Kurz vor dem Fall auch dieser Stadt 1453 flüchteten Gelehrte noch mit einigen Manuskripten in den Westen.

Vermutlich wurden im Jahre 2004 die Überreste bei Ausgrabungen durch ein polnisch-ägyptisches Archäologenteam wiederentdeckt.

Neue Bibliothek von Alexandria

In Zusammenarbeit mit der Unesco wurde die Bibliothek von Alexandria neu errichtet und im Jahre 2002 wieder eröffnet. Als Architekten traten Snoketta und Hamsa Associates auf.

In der Bibliothek von Alexandria befindet sich eine Sicherungskopie der Daten des Internetarchivs San Francisco. Dieses enthält Momentaufnahmen vieler Webseiten von 1996 bis heute (2004). Die Größe beträgt etwa 1/2 Petabyte.

Siehe auch

Alexandrinische Schule

Bibliothek von Pergamon

Bibliothek von Ephesos

Tontafelsammlung des Assurbanipal

Literatur

  • Edward Parsons: The Alexandrian Library. London, 1952. Relevanter Auszug. (http://www.humanist.de/rome/alexandria/alex2.html)
  • Luciano Canfora: Die verschwundene Bibliothek. Das Wissen der Welt und der Brand von Alexandria (Rotbuch-Taschenbuch 1104). Rotbuch-Verlag, Berlin 1990. ISBN 3-88022-026-3 [italienische Erstausgabe Palermo 1986]
  • Lofty Dwidar und Mostafa Elabadi: Leben und Schicksal der alten Bibliothek. 1974
  • Uwe Jochum: The Alexandrian Library and its Aftermath. In: Library History 15 (1999), S. 5-12

Weblinks

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