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Die Apologie des Sokrates wurde von Platon verfasst. Sie enthält die Verteidigungsrede des Sokrates zur Anklage der Gotteslästerung und der Verführung der Jugend. Unter "Apologie des Sokrates" wird gemeinhin die Verteidigungsrede des Sokrates verstanden, die dieser während seines Prozesses hielt. Nach dem Tod des Sokrates entstand eine Unzahl von Apologien, deren Urheber nicht nur seine Schüler waren. Die meisten sind verschollen. So zum Beispiel auch die des Lysias. Die Unterschiede zwischen den beiden als einzige erhaltenen Apologien (der des Xenophon und der des Platon) lassen erahnen, wie unterschiedlich die weiteren Apologien gewesen sein könnten. Wenn die Schriften über Sokrates etwas beweisen, dann, dass wir uns auf keine überlieferte Nachricht über diesen Mann verlassen können. Platons "Apologie" zufolge hat sich in Athen um Sokrates folgendes ereignet: Sokrates wurde vor einem Volksgericht (Dikasterion) aus 501 zu Richtern berufenen Bürgern angeklagt. Ankläger in diesem öffentlichen Verfahren waren Meletos, Anytos und Lykon. Die Anklage lautete auf Asebie (Frevel wider die Götter) und auf "Verderbung der Jugend". Sokrates wurde mit knapper Mehrheit für schuldig befunden und anschließend zum Tod durch den Schierlingsbecher verurteilt. Das griechische Rechtssystem sah vor, dass zunächst über die Frage der Schuld entschieden werden musste und anschließend über die der Strafe. Die "Apologie" des Platon gliedert sich demnach in drei Teile: in eine Verteidigung gegen die Anklage, in eine Rede zum Strafmaß und eine abschließende Intervention seitens Sokrates, nachdem die Todesstrafe verkündet worden war. Am Anfang der "Apologie" weist Sokrates darauf hin, dass der Prozess gegen ihn eigentlich schon seit Jahren läuft, nämlich in Form übler Nachrede vieler Athener gegen ihn. Nach dieser psychologisch überaus geschickten Einleitung berichtet Sokrates über seine - wie er glaubt - Berufung durch Apollon. (Nämlich durch seine tägliche Diskussion mit den Athenern, den Orakelspruch von Delphi, der besagt, dass Sokrates der Weiseste aller Menschen sei, in der Praxis zu beweisen oder zu widerlegen.) Sodann widmet er sich der Widerlegung der beiden Anklagepunkte. Sokrates führt die Argumente seines Anklägers Meletos, der sich auf die Asebie konzentriert hat, ad absurdum, was seinen Höhepunkt in einem kurzen aber sehr typischen Dialog zwischen Sokrates und seinem Ankläger hat. In der Rede über das Strafmaß weigert sich Sokrates zunächst, eine milde Strafe zu erbitten, da er ja der Auffassung ist, unschuldig zu sein. Anschließend beantragt er, ohne den Pragmatismus zu verbergen, eine geringfügige Geldstrafe. In der dritten Rede äußert sich Sokrates über den Tod und die Frage, ob man sich davor fürchten müsse. In seiner "Apologie des Sokrates" stellt Platon einen wesentlichen Punkt der Haltung seines Sokrates dar. Die Apologie kann somit sehr gut als Einführung in Platons Werk dienen. Für die Einschätzung des historischen Sokrates ist sie jedoch mit Vorsicht zu genießen. Platons Sokrates sagt: "Offenbar bin ich (...) um eine Kleinigkeit weiser, eben darum, dass ich, was ich nicht weiß, auch nicht zu wissen glaube." - Allerdings bleibt Platons Sokrates in den reiferen Dialogen an diesem Punkt niemals stehen, sondern dieser Punkt ist der Anfang zu einem neuen, einem besseren Wissen. Es darf angenommen werden, dass diese Haltung weit mehr von Platon stammt, als dass sie von dem wirklichen Sokrates entlehnt sei. Bei Platon ist jedenfalls die Erkennbarkeit der Welt und das Wissenkönnen nicht geleugnet. Platon ist nicht identisch mit seiner Kunstfigur, dem Sokrates. Außerdem sind die Aussagen, die Platon in seinem Werk trifft, grundsätzlich didaktischer Natur. Es geht immer eher um eine Haltung oder ein Prinzip als um Tatsachen oder eine abgeschlossene Theorie. Platon stützt die häufig wiederholte These, der Prozess sei eine Rache vieler Beleidigter gegen Sokrates gewesen, weil dieser den Athenern in vielen Gesprächen ihre Fehler und Schwächen aufzeigte. Mit großer Wahrscheinlichkeit war dem so, aber man darf ebenfalls nicht vergessen, dass Athen das Pflaster politischer Kämpfe war und gerade aus dem Umkreis von Sokrates viele Personen kamen, die der bestehenden Ordnung Athens die Existenzberechtigung absprachen und vielfach mit Sparta in Bündnissen standen. Es ist also durchaus vorstellbar, dass - wie das ja oft in der Geschichte passiert - der Prozess gegen Sokrates sozusagen ein "Stellvertreterprozess" war. Eine andere - und möglicherweise wahrheitsgetreuere - Sicht auf den historischen Sokrates bieten "Die Wolken" von Aristophanes. Platonische Dialoge, die mit der "Apologie" in direktem Zusammenhang stehen, sind "Kriton", "Phaidon" und "Eutyphron". Literatur
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