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Testudo hermanni boettgeri in ihrer griechischen Heimat, Foto von W.Wegehaupt Systematik Klasse: Reptilien (Reptilia) Gattung: Testudo Wissenschaftlicher Name Die Griechische Schildkröte ist nach Äsop manchmal schneller als ein leichtsinniger Hase und immer schneller als Achilles (wenn sie mit einem sehr kleinen Vorsprung startet) Die Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni GMELIN 1789) ist in weiten Teilen Südeuropas beheimatet. Beschreibung
Geschlechtsunterschiede und Geschlechtsverhältnis
Weibchen (kurzer Schwanz)Griechische Landschildkröten besitzen einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus, d.h. Männchen und Weibchen zeigen deutliche sekundäre Geschlechtsmerkmale, die sich im Vorfeld der Geschlechtsreife mit etwa 4-6 Jahren ausprägen. Frisch aus dem Ei geschlüpfte Tiere sind nicht nach Geschlechtern zu unterscheiden. Erwachsene Männchen haben einen längeren Schwanz und eine dickere Schwanzwurzel, in der der Penis verborgen ist der nur zur Begattung ausgestülpt wird. Der Hornnagel am Schwanzende kann bei einem älteren Männchen eine enorme Größe annehmen. Der Bauchpanzer ist leicht konkav. Auch die Form der Schwanzschilde des Bauchpanzers und das Oberschwanzschild des Rückenpanzers charakterisieren das Männchen. Weibchen sind insgesamt größer und schwerer als Männchen und ihre Kloake liegt näher am Körperende des Schwanzes als bei Männchen. Ihr Hornnagel ist wesentlich kleiner und leicht nach innen gebogen. Der Bauchpanzer ist flach. Im Gegensatz zu anderen europäischen Landschildkrötenarten ist in sehr vielen natürlichen T. h. boettgeri-Populationen das Verhältnis der Geschlechter erwachsener Tiere untereinander nicht ausgewogen, sondern teilweise stark zugunsten der Männchen verschoben. Als Ursache dafür wird, neben früherem Eintritt der Geschlechtsreife bei Männchen, vor allem die kürzere Lebenserwartung der Weibchen angegeben (Hailey, 2000) Verbreitung
Unterarten Von Testudo hermanni sind zwei Unterarten bekannt. Bis 1993 unterlagen die beiden Unterarten einer anderen Nomenklatur, da bei der Erstbeschreibung durch Gmelin 1789 ein Fehler unterlaufen war. Er bezog sich mit seiner Beschreibung von Testudo hermanni hermanni auf ein Exemplar der anderen Unterart. So wurden als Testudo hermanni hermanni zunächst Tiere der östlichen Verbreitungsgebiete bezeichnet, solche der westlichen Verbreitungsgebiete dagegen als Testudo hermanni robertmertensi. Inzwischen haben sich allgemein folgende Bezeichnungen durchgesetzt: Testudo hermanni , Massimo Lazzari T. h. hermanni, Gmelin 1789
Verbreitung: Ostspanien, Südfrankreich, Balearen, Korsika, Sardinien, Mittelitalien (Toskana). Der Rückenpanzer (Carapax) dieser Unterart ist hochgewölbt und hat eine intensive Färbung, wobei der gelbe Farbton stark mit den schwarzen Flecken kontrastiert. Die Farben wirken bei älteren Tieren verwaschen, dennoch bleibt die Intensität der Gelbtöne oft erhalten. Der Bauchpanzer (Plastron) hat zwei zusammenhängende schwarze Bänder entlang der Mittelnaht. Die Färbung des Kopfes ist oliv bis gelblich mit vereinzelt dunklen Flecken. Ein Merkmal dieser Unterart ist der gelbe Fleck auf der Wange, den jedoch nicht jedes Tier besitzen muss. Die Vorderfüße besitzen in der Regel an ihrer Unterseite keine schwarze Pigmentierung. Die Basis der Krallen ist oft, jedoch nicht immer, hell gefärbt. Der Schwanz besitzt am Ende einen Hornnagel und das Oberschwanzschild ist in der Regel geteilt. Die Unterart wurde nach Johannes (bzw. Jean) Hermann (1738-1800) benannt, einem Zoologen, Botaniker, Mediziner, Chemiker und Philosophen aus Straßburg in dessen umfangreicher zoologischer Sammlung sich unter anderem auch das Typusexemplar dieser Art befand.
T. h. boettgeri, Mojsisovics 1889
Verbreitung: Kroatien, Mazedonien, Rumänien, Bulgarien, Albanien, Griechenland, europäischer Teil der Türkei Der Rückenpanzer von T. h. boettgeri ist meist hochgewölbt und rundlich, es sind jedoch auch Tiere mit flacheren und länglichen Rückenpanzern bekannt. Die Färbung des Panzers ist bräunlich bis gelb bzw. olivbraun mit abgesetzten schwarzen Flecken. Bei älteren Tieren wirkt die Färbung oft verwaschen. Der Bauchpanzer ist fast immer einheitlich hornfarben und weist an beiden Seiten der Mittelnaht einzelne schwarze Flecken auf. Der Kopf hat eine bräunliche bis schwarze Färbung und ist fein beschuppt genauso wie die Vorderfüße. Diese besitzen in der Regel fünf Krallen, die an der Basis eine dunkle Färbung aufweisen. Die Hinterfüße wirken plump. Der äußerst kräftige Schwanz endet ebenfalls mit einem Hornnagel. Der Unterartname "boettgeri" geht auf den Frankfurter Herpetologen Oskar Boettger (1833-1910) zurück. Die 1899 von Werner als Testudo greaca var.hercegovinensis beschriebene Form wurde 2002 von Perälä als Testudo (hermanni) hercegovinensis re-validiert und von T. h. boettgeri abgespalten. Diese im Deutschen als Dalmatinische Landschildkröte bezechnete Art unterscheidet sich von T. h. boettgeri unter anderem durch ihre kleinere Körpergröße und fehlende Inguinalschilde (Achselschilde). Näheres zur Unterscheidung bei Vinke & Vinke (2004). Perälä (2002) gibt als Verbreitungsgebiet der Art einen Teil des ehemaligen Dalmatiens, das heißt die kroatische Küstenregion, Bosnien-Herzegowina und Montenegro, an. Begrenzt werde das Vorkommen durch Zadar, Mostar, Bileka, Trebinje und Budva.
Wachstum und Lebenserwartung
Wachstum
In den ersten Jahren zeigen T. h. boettgeri einen relativ linearen, jährlichen Längenzuwachs von ungefähr 1 cm Panzerlänge (Stockmaß). Dabei bilden sich durch die regelmäßigen jährlichen Wachstumsperioden an den Schildern des Rückenpanzers deutlich sichtbare Wachstumsringe aus, die zur ungefähren Altersbestimmung herangezogen werden können. Einige Zeit nach der Geschlechtsreife verlangsamt sich das Wachstum und die Wachstumsringe werden zunehmend schmaler. Bei sehr alten Tieren bildet sich kein sichtbarer Zuwachs mehr und auch die früheren Wachstumsringe sind nicht mehr deutlich genug für eine Altersbestimmung. Geschlechtsreife und Ende des schnellen Jugendwachstums variieren bei verschiedenen Populationen beträchtlich. In Griechenland wurden bei verschiedenen Populationen von T. h. boettgeri Durchschnittswerte für die Geschlechtsreife bei Männchen mit ca. 6 14 Jahren bei Weibchen mit 7 - 16 Jahren und ein Ende des schnellen Wachstums mit ca. 9-20 Jahren festgestellt. Die beträchtlichen Unterschiede bei den Durchschnittsgrößen einzelner Populationen werden nicht durch höhere Schlupfgewichte und stärkeres Jugendwachstum hervorgerufen, sondern durch ein späteres Ende des schnellen Wachstums. Kleiner bleibende Tiere haben oft sogar ein etwas schnelleres Jugendwachstum als größer werdende. Die Wachstumskurve flacht bei ihnen nur sehr viel früher ab. Die größte Panzerlänge (31,4 cm) wurde an einem Museumsstück aus Bulgarien gemessen. Normalerweise bleiben die Tiere jedoch deutlich kleiner: Männchen erreichen Panzerlängen bis 20cm, Weibchen bis 26cm, auch sehr viel kleinere Lokalformen sind bekannt (Willemsen et al., 1999). T. h. hermanni erreicht selten eine Panzerlänge über 18 cm (Durchschnittswert für alte Weibchen in Kalabrien 12,8 cm, Willemsen 2000) Es gibt auch Tiere, deren Panzer ausgewachsen nur 7 cm lang ist.
Alter und Lebenserwartung Der sparsame Umgang mit Energie ist das Geheimnis, weshalb Landschildkröten ein hohes Lebensalter erreichen können. Bei der poikilothermen (wechselwarmen) Griechischen Landschildkröte läuft die Lebensuhr in manchen Perioden verlangsamt ab, bei Temperaturabsenkung in der Nacht, bei Schlechtwetter und im Winterschlaf. Sie können deshalb gut fünfmal älter als vergleichbar große Säuger werden und unter günstigen Umständen über 100 Jahre leben. Allerdings ist trotz dieses möglichen Höchstalters die tatsächliche Lebenserwartung in der Natur deutlich geringer, nur etwa 1% der geschlechtsreifen Tiere erreichen ein Alter von 50 Jahren. Bei Untersuchungen an einer Population von T. h. boettgeri in Nordgriechenland wurden jährliche Überlebensraten bei adulten (erwachsenen) Tieren von ca 90% ermittelt, wobei Männchen eine etwas höhere Überlebensrate hatten als Weibchen. Männchen hatten demzufolge nach Eintritt der Geschlechtsreife (im Mittel mit 9 Jahren) noch durchschnittlich 11,6 Jahre zu leben. Bei Weibchen trat die Geschlechtsreife im Schnitt erst mit 11 Jahren ein. Sie hatten danach eine weitere Lebenserwartung von nur noch 8,1 Jahren. Ihre kürzere Lebenserwartung wird mit den Folgen von Paarungsverletzungen durch die Männchen erklärt, die über Infektionen und Madenbefall zum Tode führen können. Die Lebenserwartung von Weibchen steigt mit sinkender Bestandsdichte (weniger Tiere, weniger Paarungsversuche und dadurch weniger Verletzungen bei den Weibchen), die der Männchen dagegen bleibt gleich. Bei Jungtieren konnte kein Unterschied in der Überlebensrate zwischen den Geschlechtern festgestellt werden (Hailey et al. 1990/2000).
Fortpflanzung Der französische Forscher Claude Pieau hat 1971 herausgefunden, dass bei vielen Schildkrötenarten das Geschlecht nicht durch Geschlechtschromosomen bereits bei der Zeugung festgelegt wird, sondern erst im Laufe der Embryonalentwicklungs durch die Bruttemperatur bestimmt wird (ESD/TSD, umwelt-/temperaturabhängige Geschlechtsfixierung). Bei Testudines entstehen unterhalb der sog. Scheiteltemperatur Männchen, darüber Weibchen. Als Scheiteltemperatur wird diejenige Bruttemperatur bezeichnet, die unter konstanten Laborbedingungen ein ausgewogenes Geschlechtsverhältnis bewirkt. Für T. hermanni liegt sie bei 31,5°C. Paarung
Landschildkröten haben Paarungsrituale, die auf den Menschen ausgesprochen grob wirken. Das Männchen verfolgt und umkreist das Weibchen unablässig und versucht es durch kräftiges Beißen in die Beine am Davonlaufen zu hindern. Bisse in den Kopf veranlassen das Weibchen den Kopf einzuziehen, wobei die Kloake leicht hervortritt. Jetzt kann das Männchen aufreiten. Bei den Friktionsbewegungen vor der eigentlichen Kopulation öffnet das Männchen das Maul und stößt piepsende Laute aus, die möglicherweise stimulierend auf das Weibchen wirken (Galeotti et al., 2005). Bei der Paarung von T. h. boettgeri kann es zu schweren Verletzungen des Weibchens durch den langen Hornnagel des Männchens kommen. Männchen sind das ganze Jahr paarungswillig, mit Gipfeln im Frühjahr und vor allem im Herbst. Die Paarungsversuche des Männchens verlaufen aber häufig ergebnislos. In einer Untersuchung kam es in weniger als einem Prozent der Versuche zur vollzogenen Paarung (Willemsen, 2003). Als Ausgleich dafür dient vermutlich die Fähigkeit des Weibchens, Samen aus früheren erfolgreichen Paarungen über längere Zeit, möglicherweise Jahre, zu speichern und so die heranreifenden Eier auch ohne erneute Paarung zu befruchten.
Eiablage
Die Brutpflege des Schildkrötenweibchens beschränkt sich auf die sorgfältige Auswahl des Eiablageplatzes in Bezug auf Temperatur und Feuchtigkeit und vermutlich auch Nahrungsangebot und Deckung für die schlüpfenden Jungtiere. Sie verlässt dazu häufig ihr angestammtes Territorium und sucht lange, bis sie einen passenden Platz gefunden hat, der dann aber über Jahre beibehalten werden kann. Hat sie ihn gefunden, gräbt sie mit den Hinterbeinen eine relativ tiefe Eigrube, in die sie vorsichtig die Eier platziert. Danach wird die Grube sorgfältig wieder zugeschaufelt und der Nachwuchs der Sonne zum Ausbrüten überlassen. Griechische Landschildkrötenweibchen legen zwei- bis dreimal im Jahr (von April bis Juni) bis zu 14 hartschalige Eier, im Mittel aber 3-6 Eier pro Gelege. Die Eier wiegen durchschnittlich 16 g und haben einen Durchmesser von 35-37 mm. Die Gelegegrößen variieren bei den verschiedenen Populationen (Stubbs, 1985, Hailey 1988, Eendebak 1995). Die Gefahr für die abgelegten Eier durch Nesträuber ist extrem groß und sehr viele Gelege werden komplett zerstört, in manchen Populationen bis nahe 100 % (Willemsen et al. 1989). Schlupf und erste Lebensjahre Die kleinen Schildkröten schlüpfen von Ende August bis Ende September nach einer durchschnittlichen Brutdauer von ca. 90 Tagen in Frankreich bis 110-124 Tagen in Rumänien (Cheylan, 1981, Cruce et al., 1976). Wenn herbstliche Regenfälle die ausgetrocknete Erde wieder aufweichen und ein reiches Nahrungsangebot versprechen, graben sie sich in gemeinsamer Anstrengung aus der Eigrube nach oben und verbringen die ersten Lebensjahre verborgen im Bereich von Hecken und Büschen. Wegen ihrer geringen Körpergröße stellt Überhitzung und Austrocknung für sie eine wesentlich größere Gefahr dar als für erwachsene Schildkröten. Sie sind daher eher an bedeckten Tagen und in den kühleren Tages- und Jahreszeiten aktiv. Die Überlebensrate von Jungtieren in der Natur ist aufgrund ihrer verborgenen Lebensweise wenig erforscht. Sie wird jedoch allgemein als gering angesehen. Es gibt aber auch Hinweise auf hohe Überlebensraten von über 80 % in manchen Populationen (Willemsen, pers. Mitlg.)
Lebensweise in der Natur
Allgemeines Griechische Landschildkröten sind tagaktive Reptilien, die für die Verdauung ihrer überwiegend vegetarischen Nahrung auf die Zufuhr von Sonnenenergie angewiesen sind. Sie können als poikilotherme (wechselwarme) Tiere die nötige Körperwärme nicht selbst erzeugen, sondern müssen sie, ihren jeweiligen Bedürfnissen entsprechend, durch Ortswechsel von schattigen zu sonnigen Plätzen beeinflussen. Für die einwandfreie Verdauung ihrer faserreichen Nahrung benötigen sie für einige Stunden am Tag Körpertemperaturen um 25°C-30°C (Präferenztemperatur, Huot-Daubremont, 1996), die sie, z.B. durch ein morgendliches Sonnenbad, auch dann erreichen, wenn die Lufttemperatur noch deutlich niedriger liegt. Oberhalb von 40°C geraten sie in Lebensgefahr und vergraben sich deshalb in der kühleren Erde. Unterhalb von 8°C verfallen sie in Starre; der Stoffwechsel kommt zum Erliegen und auch Atmung und Herzfrequenz sind stark herabgesetzt. Lebensraum Die Griechische Landschildkröte besiedelt fast alle Vegetationsformen im Mittelmeerraum bis in eine Höhe von etwa 1500 m, Sie bewohnt lichte Kiefern-, Eichen- und Korkeichenwälder, Hecken-, Strauch- und Heidelandschaften (Macchia, Garrigue), sowie Kulturflächen wie Wiesen, Oliven- und Zitrushaine, Ackerland und Gärten. Teilweise wird zwischen einzelnen Vegetationsformen gewechselt, z.B. zur Eiablage. Reviergrößen Auf ihren Wanderungen zur Futtersuche legen die Tiere im Durchschnitt 80 m täglich zurück, teilweise aber auch über 400 m. Im Jahr kommen so Wege von ca. 12 km Länge zustande. Die Tiere nützen dabei sehr große Reviere, je nach Biotop 1,8 ha und mehr (Hailey 1989). Tages- und Jahreszyklus Nach Ende des Winterschlafes im März/April verbringen die Tiere die Zeit hauptsächlich mit Aktivitäten zur Thermoregulation (Sonnenbaden in den warmen Vormittagsstunden). Im Mai /Juni liegt die Hauptaktivitätsphase der Tiere mit gesteigerter Nahrungsaufnahme, Ortswechseln und Sexualverhalten wie Kopulation und Eiablagen. Die sommerliche Hitze in den Monaten Juli und August zwingt die Tiere zu einem geteilten Tagesrhythmus mit Rückzug in kühlere Verstecke während der heißesten Tageszeit. Im Herbst (September/Oktober) geht die Aktivität deutlich zurück, die Aufwärmphasen nehmen jetzt wieder einen Großteil der aktiven Zeit in Anspruch (Cheylan, 2001). Daneben kommt es aber auch zu erneuter Paarungsaktivität. Die kalte Jahreszeit (3-5, in Ausnahmefällen 6 Monate) wird überwiegend inaktiv in Höhlen verbracht. Nahrung Aufgenommen wird eine Vielzahl von ein- und mehrjährigen Pflanzen aus einem breiten Spektrum von Pflanzenfamilien. Nahrungsvorlieben sind jedoch deutlich feststellbar. So machten bei einer Untersuchung in Korsika nur 9 Pflanzenarten den Hauptnahrungsanteil von 62% aus. Das sind, in der Reihenfolge der Beliebtheit, Vertreter von Asteraceae, Fabaceae, Ranunculaceae, Araceae, Campanulaceae, Convolvulaceae und Rubiaceae. Überwiegend (ca. 70%) werden die Blätter der Pflanzen gefressen, aber auch Blüten, Früchte und in geringem Maße Stängel. Darüberhinaus wurden die Tiere beim Aufnehmen von Wirbellosen (z.B. Gehäuseschnecken), Aas und Kot von Wirbeltieren und kleinen Steinchen beobachtet. Aromatisch duftende Pflanzen wie Lavendel und Thymian werden nicht gefressen. Feinde Das Ausplündern der Gelege, meist unmittelbar nach der Ablage, bringt die größten Verluste, daneben haben aber vor allem Jungtiere eine Reihe von Fressfeinden wie Raub- und Rabenvögel, Ratten, Marderartige, Füchse, Hunde und Wildschweine. Für größere Schildkröten stellen nur noch sehr große Greifvögel, Hunde, Wildschweine und der Mensch eine Gefahr dar. Gefährdung und Schutz
Artenschutzabkommen: Wie alle europäischen Landschildkröten ist T. hermanni, insbesondere die westliche Unterart, in ihren Heimatländern im Bestand bedroht. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts war es vor allem das systematische Absammeln für den mittel- und nordeuropäischen Heimtiermarkt, das viele Populationen an den Rand der Ausrottung brachte. Folgerichtig war T. hermanni von Anfang an, also seit 1975, im Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) in Appendix II gelistet. Seitdem gilt für die Unterzeichnerstaaten ein vollständiges Handelsverbot für aus der Natur entnommene Tiere. Mit dem Beitritt der großen europäischen Abnehmerländer zur Artenschutzkonvention, überwiegend in den Jahren 1976-1978, brach der Markt für den Export weg, auch wenn die meisten Heimatländer der Griechischen Landschildkröte erst sehr viel später unterzeichneten. Griechenland und die Türkei traten z.B. erst 1993 bzw. 1996 bei. In Gefangenschaft nachgezogene Tiere unterliegen einer behördlichen Meldepflicht und brauchen für die Weitergabe an andere Halter Vermarktungsgenehmigungen. Seit 1996 sind das die sog. EU-Papiere mit Identifikation einzelner Individuen. Zunächst mussten Tiere über 500g mit elektronischem Mikrochip versehen werden. Jetzt wird eine Fotodokumentation mit Fotos von Rücken- und Bauchpanzer verlangt, da die Form der Schilder die einzelnen Tiere unveränderlich kennzeichnet. Ohne diese Papiere ist eine Weitergabe in der gesamten EU illegal und wird bestraft, genauso wie eine illegale Einfuhr aus den Herkunftsländern z.B. als Touristensouvenir. Weiterbestehende Gefährdung Leider hat das Handelsverbot für griechische Landschildkröten die Bedrohung durch den Menschen nicht beendet. Vor allem die Zerstörung angestammter Lebensräume durch Baumaßnahmen, Urbarmachung von Brachland, z.B. durch Brandroden, Einsatz schwerer Maschinen und Herbiziden, aber auch Überweidung durch Nutztiere (Schafe und Ziegen) entzieht den Landschildkröten, insbesondere den empfindlicheren Jungtieren, Nahrung und Schutz vor Austrocknung bzw. vor Fressfeinden. Wenn der Verlust an Habitat weiter wie bislang fortschreitet, wird der Landschildkrötenbestand z.B. in Griechenland in 100 Jahren auf 20%-40% gesunken und zum Ende des Jahrtausends erloschen sein. Zudem leben viele Populationen durch die Zerstückelung der Landschaft voneinander isoliert, was langfristig durch Verringerung der Genvielfalt die Erhaltung der Art ebenfalls bedroht, wenn auch signifikant weniger als der Verlust an Lebensraum (Hailey et al. 2003).
Schutz- und Wiederansiedlungsprojekte Um die völlige Ausrottung der Griechischen Landschildkröte zu verhindern, gibt es in den Heimatländern einige, zum Teil umstrittene Artenschutzprojekte. Für die letzte Population der besonders gefährdeten Nominatform T. h. hermanni auf der iberischen Halbinsel wurde 1986 in den Ausläufern der östlichen Pyrenäen ein Nationalpark (Parc Natural de l'Albera) eingerichtet, von dem aus auch drei Wiederansiedlungsprojekte in Katalonien betreut werden. In Südfrankreich kümmert sich das SOPTOM-Projekt in Gonfaron neben dem Erhalt von natürlichen Lebensräumen um die Versorgung von Verkehrs- und Brandopfern und die Vorbereitung zur Wiederauswilderung einiger lange in Gefangenschaft gehaltener Tiere. Weitere, z.T. private Naturschutzprojekte sind das Carapax Center in Massa Marittima, Italien und O AETOS e.V. in Platamonas, Griechenland. Die Griechische Landschildkröte als Heimtier Landschildkröten werden seit Jahrtausenden vom Mensch genutzt, als Nahrungsquelle, der Panzer als Gebrauchsgegenstand und Schmuckobjekt, das lebende Tier als Kinderspielzeug. Auf einer süditalienischen Vase aus dem 4.Jhrd v. Chr. (Exponat im Britischen Museum) ist ein Mädchen beim Spiel mit einer Landschildkröte abgebildet. Es hat dem Tier eine Schnur an das Hinterbein gebunden und lässt es so kopfüber vor der Nase eines Hundes baumeln.
Die heutige Nutzung dieser Tiere, auch in den Heimatländern, wird durch das Washingtoner Artenschutzabkommen weitgehend auf die Haltung von Nachkommen der einstigen Wildfänge beschränkt. In unseren Breiten stellt die Griechische Landschildkröte relativ hohe Ansprüche an die Haltung, ist sie doch ein Tier, dessen Lebensvorgänge durch die hohe Lichtintensität und Sonnenwärme im Mittelmeergebiet gesteuert werden. Die ausschließliche Haltung im Haus ist deshalb nicht möglich, sie führt schnell zu einem bloßen Dahinsiechen der Tiere und dem vorzeitige Tod. Unterbringung Zur artgerechten Haltung benötigt man ein großes, voll sonniges Freigehege im Garten mit einigen Schattenplätzen unter Büschen und freiem Zugang zu einem heizbaren Frühbeet/Gewächshaus für kalte Nächte bzw. für Schlechtwetterperioden. Fütterung Die Ernährung muss sparsam mit rohfaserreichen Wiesenkräutern, z.B. Löwenzahn und Gänsedisteln (Asteraceae), Klee, Luzerne und Vogelwicke (Fabaceae), Acker- oder Zaunwinde (Convolvulaceae) und vielen weiteren Wildkräutern erfolgen. Für täglich frisches Trinkwasser und ausreichende Kalkzufuhr für ein gesundes Panzerwachstum, z.B. gestoßene Eierschalen, Sepia oder Muschelgrit, ist ebenfalls zu sorgen. Nicht oder nur selten gefüttert werden sollten alle tierischen Produkte, Obst, Gemüse und kommerzielles Schildkrötenfutter. Deren zu hoher Nährstoffgehalt und ihre unnatürliche Zusammensetzung können in Gefangenschaft zu lebensbedrohlichen Stoffwechsel- und Knochenerkrankungen führen. (Es gibt bislang aber keine wissenschaftlich erwiesenen Studien dazu.) Winterruhe Die Winterruhe sollte 4-5 Monate im Jahr dauern, vergraben in leicht feuchtem Substrat bei 4-6°C (evtl. in einem separaten Kühlschrank). Zu trockene Überwinterung und Temperaturen über 8°C zehren die Tiere aus und vergiften den Organismus wegen fehlender Ausscheidungsvorgänge. Sonstiges Jährlich sollte eine tierärztliche Kontrolle auf Parasiten und den allgemeinen Gesundheitszustand erfolgen. Literatur
Fachliteratur (Feldstudien)
Heimtierhaltung
Weblinks Haltungsempfehlungen:
Artenschutzprojekte:
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