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Julian Apostata nach der Statue des Kaisers im Louvre
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Flavius Claudius Julianus (* 331 in Konstantinopel; † 26. Juni 363 in Maranga am Tigris), bekannt als Julian Apostata (griechisch der Abtrünnige) oder auch Julian II., war von 361 bis 363 römischer Kaiser. Die nur kurze Regierungszeit Julians erlangte durch seinen letztlich gescheiterten Versuch Bedeutung, das durch Konstantin den Großen im Reich privilegierte Christentum zugunsten des Heidentums zurückzudrängen. Der militärisch erfolgreiche Kaiser unternahm schließlich die größte Militäroperation der römischen Geschichte gegen das Perserreich der Sassaniden, in deren Verlauf er fiel. Sein Tod begrub letztlich jegliche Hoffnung auf eine heidnische Renaissance, wenn sich auch die nachfolgenden Kaiser bis in die Zeit Theodosius' I. relativ tolerant gegenüber den Anhängern des alten Glaubens verhielten. Das Römische Reich zur Zeit Julians Die konstantinische Dynastie
Julians Onkel Konstantin I., der Erbauer Konstantinopels. Bild von Joachim Krenzer's Webseite Das römische Reich durchlief zu Beginn des 4. Jahrhunderts einen tiefgreifenden Wandel. Julians Onkel Konstantin I. hatte sich in den Nachfolgekämpfen, die mit dem Ende der von Kaiser Diokletian begründeten Tetrarchie ausbrachen, durchgesetzt und begründete so die konstantinische Dynastie, deren letztes Mitglied Julian war. Konstantin verlegte gut ein Jahr vor der Geburt seines Neffen die Residenz des römischen Kaisers nach Konstantinopel. Bedeutsam war seine Regierungszeit vor allem aus zwei Gründen: Zum einen verlagerte Konstantin die Zentralmacht mit der neuen Hauptstadt in den Ostteil des Reiches, welcher ohnehin immer mehr an Bedeutung gewonnen hatte. Zum anderen förderte er das Christentum und leitete somit die Christianisierung des römischen Reiches ein, eine Entwicklung, die Julian später aufzuhalten versuchte. Konstantin starb im Mai 337. Während der Wirren nach seinem Tod kam es zur Säuberung von 337, der viele Mitglieder der Kaiserfamilie, darunter Julians Vater Julius Constantius und dessen ältester Sohn, zum Opfer fielen. Erst zum Jahresende beruhigte sich die Lage wieder. Die Nachfolge Konstantins übernahmen dessen Söhne Konstantin II., Constantius II. und Constans. Konstantin II. starb bereits 340, als er versuchte, seinen jüngeren Bruder Constans anzugreifen. Dieser fiel 350 im Kampf gegen den Usurpator Magnentius. Constantius II. setzte nun Julians Bruder Gallus als Unterkaiser (Caesar) für den Osten des Reiches ein, eine in der Spätantike durchaus übliche Maßnahme, und besiegte selbst den Usurpator. Gallus ließ er kurz darauf hinrichten. Julian nahm er in Haft, entließ ihn aber bald wieder und ernannte ihn, als ihn die Persergefahr in den Osten rief, zum Unterkaiser in Gallien. Julian war dort sehr erfolgreich und folgte schließlich seinem Cousin Constantius als Kaiser nach. Bedrohung von außen Die Entscheidung Konstantins für die neue Hauptstadt wurde nicht zuletzt aus außenpolitischen Erwägungen getroffen, denn Konstantinopel lag etwa gleich weit entfernt von den bedrohten Grenzen des Reiches an Donau und Euphrat. Während jedoch an der Donau die Lage am Vorabend von Hunnensturm und Völkerwanderung noch weitgehend gesichert war, blieb die Lage im Osten gefährlich, da die Perser nach einem unruhigen Frieden gegen Ende der Regierungszeit Konstantins I. unter Schapur II. wieder in die Offensive gingen. Constantius II. wollte 360 gegen sie ins Feld ziehen, doch hielt ihn seine Auseinandersetzung mit Julian davon ab. Ein weiterer außenpolitischer Brennpunkt war und blieb die Rheingrenze in Gallien. Dort hatten germanische Stämme mehrere gallische Städte eingenommen und zerstört, und mit Magnentius (350) und Silvanus (355) hatten sich gleich zwei römische Offiziere germanischer Herkunft zu Gegenkaisern ausrufen lassen. Daraufhin sandte Kaiser Constantius seinen letzten überlebenden Verwandten Julian nach Gallien, wo er die Grenze vom Oberrhein bis zum Niederrhein sichern konnte und die eingedrungenen Germanen wieder zurück ins rechtsrheinische Gebiet trieb. Er wirkte fünf Jahre lang so erfolgreich in Gallien, dass ihn seine Soldaten schließlich gegen Constantius zum Kaiser ausriefen, als dieser Truppen zur Bekämpfung der Perser nach Osten abziehen wollte. Damit war aus Julians Kampf gegen eine äußere Bedrohung wieder der Kampf gegen einen inneren Feind geworden, in diesem Fall gegen den amtierenden Kaiser selbst. Probleme im Inneren Magnentius, Offizier germanischer Herkunft und Usurpator gegen Constans ab 350. Bild von Joachim Krenzer's Webseite Die blutigen innerfamiliären Säuberungen der Konstantinssöhne verhinderten zwar zunächst einen Bürgerkrieg, konnten aber nicht über die Differenzen zwischen den drei neuen Kaisern hinwegtäuschen. So spaltete auf religiösem Gebiet der Streit zwischen Arianern und Orthodoxen auch die kaiserliche Familie. Während Konstantin II. und auch Constantius den Arianern zuneigte, vertrat Constans die Linie der Orthodoxie. Der Streit zwischen Konstantin und Constans eskalierte bereits 340, ein Bruderkrieg wurde nur durch den Tod Konstantins in einem Scharmützel bei Aquileia verhindert. Nach einigen Jahren relativer Ruhe sorgte ab 350 die Usurpation des Magnentius erneut für innere Probleme. Constans, dessen schlechtes Verhältnis zum Militär sich nun rächte, wurde auf der Flucht getötet. Der letzte überlebende Sohn Konstantins des Großen, Constantius II., konnte den Usurpator zwar besiegen und so die Alleinherrschaft erringen, musste aber zur Aufrechterhaltung der kaiserlichen Präsenz im Osten seinen Cousin Gallus, Julians Bruder, zum Unterkaiser ernennen. Gallus führte jedoch, wenn man den Quellen glauben darf, ein regelrechtes Terrorregime und wurde schließlich abgesetzt und hingerichtet. Der nächste Unterkaiser wurde 355 Julian selbst, der schließlich durch seine Erhebung zum Kaiser 360 einen erneuten Bürgerkrieg in greifbare Nähe rücken ließ. Leben Aufstieg Kindheit und Jugend Julians Halbbruder Gallus, 354 von Constantius II. hingerichtet. Bild von Joachim Krenzer's Webseite Flavius Claudius Julianus wurde als Sohn des Julius Constantius, eines Halbbruders Konstantins I., und seiner zweiten Frau Basilina, der Tochter des ägyptischen Prätorianerpräfekten des Tetrarchen Licinius, Julius Julianus, geboren. Julian trug den Gentilnamen der Kaiserdynastie, Flavius, den Namen seines angeblichen Vorfahren Claudius Gothicus und den Namen seines Großvaters Julianus. Er hatte zwei Halbbrüder und eine Halbschwester, die Kinder der Galla, der ersten Frau des Julius Constantius. Julians Mutter starb bereits kurz nach seiner Geburt. Trotzdem verlebte er nach eigenem Bekunden eine idyllische Kindheit. Diese endete aber schon im Jahr 337. Als Julian sechs Jahre alt war, ließ der neue Kaiser Constantius die Verwandten seines Vorgängers, darunter Julians Vater, ermorden, um potentielle Thronkonkurrenten zu beseitigen. Julian und sein älterer Halbbruder Gallus wurden wegen ihres Alters verschont. Julian lebte danach in Nikomedia und ab 344 auf dem Landgut Macellum. Er wurde arianisch-christlich erzogen durch Bischof Eusebius von Nikomedia, den Skythen Mardonios, Nikokles und Hekebolios, las aber 345 Schriften des heidnischen Rhetoriklehrers Libanios, der schließlich 363 seine Grabrede verfasste. Dies sollte der erste Schritt hin zu Julians späterer Abwendung vom Christentum sein. Abwendung vom Christentum Julian knüpfte früh Kontakte zu den Neuplatonikern. Er begab sich nach Pergamon, wo Aedesius lehrte. Durch den Kontakt mit dessen Schüler Maximus von Ephesus, den er sehr schätzte und dem er auch noch als Caesar seine Reden vorlegte, bevor er sie hielt, begann wohl seine innere Abwendung vom christlichen Glauben. Eventuell wurde dieser Prozess 354 durch die Hinrichtung seines Bruders Gallus, dem vom Kaiser Hochverrat vorgeworfen worden war und die eigene Gefangennahme durch Constantius verstärkt. Viele Forscher, wie etwa Glen Bowersock oder Klaus Bringmann, vertreten die Ansicht, dass sich Julian bereits im Jahre 351 dem Heidentum zuwandte und anschließend, einer Maske gleich, das christliche Bekenntnis nur nach außen hin trug. Sie lesen dies aus gewissen Äußerungen Julians ab sowie aus einer Rede des Libanios (orat. 12,34), der dem oben genannten Maximus in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung beimisst (Lit.: vgl. aber K. Rosen, Kaiser Julian, in: JbAC 40 (1997), S. 126-146). 354/55 wurde Julian in Como bei Mailand gefangen gehalten. Nach der Entlassung aus der achtmonatigen Gefangenschaft blieb er äußerlich Christ, ließ sich aber 355 in die eleusischen Mysterien einführen. Im selben Jahr studierte er mit den späteren Kirchenvätern Gregor von Nazianz und Basilius von Caesarea in Athen beim neoplatonistischen Philosophen Priskos. Seine Zeit des Studiums war aber schon nach wenigen Monaten zu Ende, als er an den Hof seines Cousins Constantius gerufen wurde. Ernennung zum Caesar Am 6. November 355 wurde er durch Constantius II. nach der Usurpation des Silvanus auf Vorschlag der neuen Kaiserin Eusebia, die sich bereits während seiner Gefangenschaft für ihn eingesetzt hatte, zum Caesar ernannt, also zum Unterkaiser des Constantius. Er sollte als letztes überlebendes Mitglied der konstantinischen Familie neben dem Kaiser selbst die kaiserliche Präsenz im Westen aufrechterhalten, während sich Constantius im Osten in Verhandlungen mit dem persischen Sassanidenreich befand. Julian drückte seine Dankbarkeit gegenüber Eusebia 356/57 in einem Panegyricus aus. Um die neue Verbundenheit der beiden Kaiser zu bestätigen, heiratete Julian noch 355 die Kaiserschwester Helena. Am 1. Dezember reiste er ab Richtung Norden, begleitet vom Heermeister Ursicinus. In Vienne verbrachte er den Winter. Im folgenden Jahr begann er seine Feldzüge im Rheingebiet. Zunächst unternahm er einige Strafexpeditionen gegen die Germanen. In Köln schloss er einen Frieden mit den barbarischen Stämmen, die die Stadt bedrohten. Den nächsten Winter verbrachte er dann in Senonae. Erfolge in Gallien Dort besiegte er germanische Truppen, die die Stadt belagern wollten. Anschließend stieß er ins Innere Galliens vor. Im Sommer 357 musste Julian dann seine Feuerprobe als Heerführer bestehen. In der Schlacht von Argentoratum (heute Straßburg) besiegte er nach hartem Kampf ein großes Heer der Alamannen. Der Historiker Ammianus Marcellinus, der zu dieser Zeit Ursicinus unterstellt war, berichtet sehr ausführlich darüber (16,12). Nach der Schlacht wollten die Soldaten Julian angeblich zum Augustus ausrufen, doch er lehnte ab. 358 besiegte er salische (?) Franken am Niederrhein und siedelte sie in Toxandrien in der Nähe des heutigen Xanten an. Durch seine Erfolge erwarb er sich großes Ansehen bei den Truppen, die allerdings aufgrund der schlechten Versorgungslage dennoch mit Meuterei drohten. Julian konnte dies aber verhindern. Später im Jahr führte er Friedensverhandlungen mit den verschiedenen Alamannenführern im Rheingebiet und überwinterte dann in Lutetia, dem heutigen Paris. Die Alamannen blieben dennoch unruhig, sodass Julian 359 eine Reihe von Strafexpeditionen gegen sie unternahm. Um die Grenze zu sichern, ließ er sieben zuvor zerstörte Städte als Nachschubbasen wiederaufbauen. Dabei wurde er von den Alamannen unterstützt, die den im Vorjahr mit ihm ausgehandelten Frieden einhielten. Durch gezielte Angriffe auf feindliche Häuptlinge auf der anderen Rheinseite bei Mainz erreichte Julian schließlich einen Frieden mit dem Großteil der Alamannen. Den Winter verbrachte er wiederum in Lutetia. Julian war in Gallien nicht nur auf militärischem Gebiet tätig. Er verhinderte auch Steuererhöhungen durch den gallischen Prätorianerpräfekten Florentinus und übernahm selbst die Verwaltung der Provinz Belgica Secunda. Neben Ammianus und Hilarius, dem Bischof von Poitiers, bezeugt auch eine Inschrift in Benevent in Apulien, welch einen guten Namen Julian sich durch seine Maßnahmen bei den Gallo-Römern machte: Für Flavius Claudius Julianus, edelster und geheiligter Caesar, vom besorgten Tocius Maximus, vir clarissimus, für die Sorge um das Reich, aus Beneventum. (zitiert nach [1]) Konflikt mit Constantius Julians Vorgänger Constantius II. Bild von Joachim Krenzer's Webseite Constantius war die Beliebtheit seines Unterkaisers ein Dorn im Auge. Unter dem (durchaus nicht ungerechtfertigten) Vorwand, Truppen für einen Persienfeldzug zu benötigen, verlangte er 360 von Julian, einen Großteil seiner Soldaten und Offiziere nach Osten zu schicken. Eine Legion meuterte jedoch und rief Julian im Februar oder März in Lutetia zum Augustus aus. Dieser lehnte zunächst ab, ließ sich aber dann doch mit einer Schilderhebung nach germanischer Tradition zum Kaiser proklamieren, angeblich nachdem ihm im Traum der Genius des römischen Staates erschienen war. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass diese Erhebung von Julian selbst in Szene gesetzt wurde, zumal er seinen Soldaten danach ein großes Donativ versprach. Auch die anfängliche Zurückweisung des Diadems entsprach der zeitgenössischen Herrscherpanegyrik, sodass man Ammianus' Bericht über die Kaisererhebung nicht völlig vertrauen darf (vgl. Ammian 20,4): Letztendlich handelte es sich bei diesem Akt um eine Usurpation Julians. Um sich zu rechtfertigen, schickte er ausführliche Briefe nach Rom, Konstantinopel, Athen, Sparta und Korinth. Er betonte, dass er die neue Ehre nur widerstrebend angenommen habe und die wahre Macht bei seinen Generälen läge. Gleichzeitig kritisierte er die von Constantius geforderte Truppenverlegung, versuchte aber dennoch, mit diesem zu einer Übereinkunft zu kommen, was freilich kaum mehr in Frage kam. Im Winter feierte Julian in Vienne sein fünfjähriges Regierungsjubiläum. Im Spätsommer 361 bereitete er, nachdem er die Verhältnisse am Rhein geordnet hatte und alle Verhandlungen gescheitert waren, einen Feldzug, den er nunmehr offen dem Schutz der alten Götter anbefahl, gegen Constantius vor. Auch sein Gegner bereitete sich auf eine militärische Auseinandersetzung vor und schloss deshalb einen Nichtangriffspakt mit den Persern. Bevor es zu einem Treffen kam, starb Constantius überraschend am 3. November im kilikischen Mopsucrenae, wobei er angeblich Julian zu seinem Nachfolger bestimmte. Regierungszeit Rücknahme der Konstantinischen Wende
Solidus des Julian um das Jahr 361. Auf der Rückseite wird die militärische Stärke des römischen Imperiums dargestellt. (http://www.cngcoins.com) Julian erfuhr in Dakien vom Tod seines Cousins und wurde nun Constantius' Nachfolger. Am 11. Dezember 361 traf er in Konstantinopel ein und organisierte dort das Begräbnis seines Vorgängers. Er besetzte wichtige Positionen mit Vertrauten und verschlankte die von Constantius aufgeblähte Verwaltung. Er entließ auch die große Zahl von Köchen und Barbieren, die im Palast angestellt waren. Um die Soldaten zu beruhigen, ließ Julian noch im Dezember durch ein Tribunal in Chalkedon einige hohe Amtsträger seines Vorgängers hinrichten. Er ernannte den gallischen Senator Claudius Mamertinus zum Konsul, der in seiner Antrittsrede den Regierungsantritt Julians als Beginn eines goldenen Zeitalters darstellte. Julian wollte wie fast 400 Jahre zuvor Augustus ein partnerschaftliches Verhältnis mit dem Senat als Mittler zwischen Kaiser und Volk erreichen. Der neue Kaiser legte zudem wie schon als Caesar Wert auf die Zusammenarbeit mit den städtischen Eliten. Der redegewandte Mamertinus hatte unter ihm noch viele andere Ämter inne, einschließlich der Prätorianerpräfektur für Italien, Illyrien und Afrika. Allerdings wurde Julians Versuch, das Kaisertum, das sich längst von den Anfängen unter Augustus entfernt hatte, wieder zu diesen Wurzeln zurückzuführen, von den meisten Zeitgenossen mit Unverständnis quittiert. Selbst Freunden und Bewunderern erschien Julians Verhalten unpassend und verwirrend, seine Gegner hielten es schlicht für verlogen und aufgesetzt. Julian war der einzige römische Kaiser, der vom Christentum zum Heidentum wechselte. Die Konstantinische Wende hatte zum Teil Übergriffe gegen Heiden und die Zerstörung ihrer Tempel nach sich gezogen. Konstantin hatte das Christentum noch nicht zur Staatsreligion erhoben, was erst unter Theodosius I. geschehen sollte, aber er und seine unmittelbaren Nachfolger entzogen den Heiden Privilegien, obwohl es immer noch eine Duldung der heidnischen Kulte gab. Diese Entwicklung hin zu einem Imperium Romanum Christianum suchte Julian als Kaiser nun aufzuhalten. Christenfeindliche Maßnahmen
Münze mit dem Bildnis Julians (http://www.cngcoins.com)
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Deshalb ging er sofort daran, den Einfluss des Christentums zurückzudrängen. Dabei bediente er sich einer dreistufigen Strategie. Zunächst versuchte er, auf gesetzlichem Wege die Christen vom Rest der Gesellschaft abzuschneiden, wobei er leitende christliche Beamte und Militärs entließ und zugleich in einer zweiten Stufe heidnische Kulte und zerstörte Tempel erneuerte sowie deren Priester wieder einstellte. 362 untersagte er mit dem so genannten Rhetorenedikt den Unterricht heidnischer Literatur durch christliche Lehrer, wobei er sich darauf berief, dass die heidnischen Autoren nicht von Personen gelehrt und ausgelegt werden könnten, die nicht an deren Weltsicht glaubten und daher nicht für das einstehen könnten, was sie unterrichteten (streng genommen besagte das Gesetz lediglich, dass Lehrer sittlich geeignet sein sollten, weshalb es auch unter den christlichen Nachfolgern Julians in Kraft blieb). Die Christen sollten sich mit der Bibel und christlichen Autoren begnügen. Diese Entscheidung Julians, die in der Forschung häufig diskutiert wurde, wurde auch von dem ihm ansonsten positiv gegenüber stehenden Ammianus Marcellinus kritisiert (Ammian 22,10,7). Auch ohne die offen erklärte Absicht einer Christenverfolgung (auch ließ er nie Christen nur aufgrund ihres Glaubens hinrichten) löste seine Politik stellenweise heftige antichristliche Übergriffe aus, die von Julian toleriert und nicht ernsthaft unterbunden wurden. Schließlich war Julian auch ein glühender Feind des Christentums (K. Bringmann, Julian). Er ließ zwar sämtliche von seinem Vorgänger verbannten Bischöfe, darunter Nizäner, Donatisten, Novatianer, Mazedonier und Eunomianer, aus der Verbannung zurückrufen, aber Ammianus schreibt diese scheinbare Milde dem Wunsch zu, die inneren Streitigkeiten der Kirche zu schüren. Edward Gibbons berichtet, dass er die Führer der verfeindeten Sekten, deren Argumente er kannte und verspottete, in seinen Palast rufen ließ, um das angenehme Schauspiel ihrer Streitereien zu genießen. Einige Autoren sehen ihn für die Arianer Partei nehmen, möglicherweise weil seine Mutter Basilina Arianerin war. Hierbei könnte es sich jedoch auch um Ketzerpolemik der langfristig erfolgreicheren Nizäner handeln: Julian kannte seine Mutter nur im Kleinkindalter und der Arianismus war die damals vorherrschende Form des Christentums, in der auch Julian erzogen wurde, und von der er sich dann ab und der heidnischen Philosophie zuwandte. In einem dritten und für ihn entscheidenden Schritt begann Julian einen philosophischen Angriff auf das Christentum. In seinem Werk Contra Galileos (dt. Gegen die Galiläer, d.h. gegen die Christen) und in vielen Briefen zeigte er die Fehler und die Gefahren des christlichen Glaubens auf und porträtierte die Christen als Abtrünnige des Judentums, einer viel älteren und allgemein akzeptierten Religion. Ein fehlgeschlagenes Experiment – Julians „heidnische Staatskirche“ Ein von Julian ehrgeizig vorangetriebenes Projekt scheiterte bereits zu seinen Lebzeiten. Julian hatte den Plan einer „heidnischen Staatskirche“ verfolgt, die die bedeutenden heidnischen Kulte umfassen, einen neuplatonischen Überbau besitzen und in der Struktur der christlichen Kirche entsprechen sollte. Vor allem im Bereich der karitativen Maßnahmen wollte Julian so ein Konkurrenzmodell zum Christentum aufbauen. Dieses reine Schreibtischkonstrukt hatte jedoch auch im Heidentum keine Basis. Die von ihm ernannten heidnischen Hohepriester, die oft auch wenig dazu geeignet waren, in den Provinzen konnten in der kurzen Zeit ihrer Existenz nie die Bedeutung der christlichen Bischöfe gewinnen. Ohnehin erscheint Julians Religiosität, in der er nicht zwischen Religion und Philosophie unterschied (wie auch viele Christen), höchst diffus. Es war eine seltsame Mischung aus Neuplatonismus und orientalischem Heidentum, wobei Helios eine wichtige Stellung einnahm. Mit dem alten Polisglauben des antiken Griechenlands hatte es wenig zu tun; Ammianus Marcellinus kritisierte denn auch den Aberglauben des Kaisers und seinen Opferwahn (Ammian 25,4,17), der während seines Aufenthalts in Antiochia, wo die mehrheitlich christliche Bevölkerung hungerte, Folgen haben sollte (siehe unten). Julian und die Juden Julian brachte eine Wende in der römischen Judenpolitik, da er die Juden aufgrund ihres Festhaltens am Glauben ihrer Väter sehr schätzte. In seinen Werken stellte er sie nicht nur gegenüber den Christen als Menschen dar, die auf einem richtigen Weg seien, den die Galiläer verlassen hätten, er pries auch ihr zähes Festhalten am bewährten Glauben als Vorbild für die Heiden. Auch die innerjüdische Hilfsbereitschaft erschien ihm vorbildhaft. Den Gott der Juden sah er entsprechend der interpretatio Graeca als einen Bestandteil des heidnischen Pantheons, weshalb er kritisierte, dass die Juden nicht ihrerseits die anderen heidnischen Götter anerkannten. Insgesamt stand Julian aber dem Judentum sehr positiv gegenüber, er bezeichnete sich sogar selbst als Anhänger des Gottes Abrahams. Er plante 363 sogar den Wiederaufbau des jüdischen Tempels in Jerusalem, der jedoch dann zugunsten des Perserfeldzugs zurückgestellt wurde und bis heute nicht verwirklicht wurde. Auch erließ er den Juden die ihnen auferlegte Sondersteuer, eine Maßnahme, die jedoch offenbar nicht umgesetzt wurde. Neben einer gemeinsamen Ablehnung des Christentums wird als Grund für das gute Verhältnis des Kaisers zu den Juden auch die Absicht genannt, sich vor dem Persienfeldzug mit den babylonischen Juden gut zu stellen, um deren Unterstützung gegen die Sassaniden zu gewinnen. Weitere innenpolitische Maßnahmen Julian ging gegen Korruption und die teils unfähigen Berater seines Vorgängers vor, wenn auch manche Entlassung eher auf das christliche Bekenntnis des jeweiligen Beamten oder Militärs zurückzuführen ist. Er sorgte zudem für eine effiziente Verwaltung, förderte die Städte sowie das Finanz- und Postwesen und kümmerte sich auch intensiv um das Justizwesen und das Heer, dem er seinen Aufstieg verdankte. Diese Seite seines Wirkens wurde auch von einigen christlichen Autoren anerkannt, auch wenn seine Pläne aufgrund seines frühen Todes nur unvollständig umgesetzt wurden. Besonders am Herzen lag Julian jedoch das Bildungswesen. Von bleibendem Einfluss blieb vor allem sein Rhetorenedikt, das von seinen christlichen Nachfolgern beibehalten wurde, weil es dem Staat eine Zugriffsmöglichkeit auf die Bildungseinrichtungen ermöglichte. Während man über die Angemessenheit der mit dem Rhetorenedikt verbundenen Maßnahmen streiten kann, ist Julians Bedeutung für die Bibliothek von Konstantinopel unbestritten. Sein Vorgänger Constantius II. hatte 356 dafür den Grundstock gelegt, Julian stiftete ihr seine umfangreiche Privatbibliothek und ließ zudem repräsentative Räumlichkeiten für die Bibliothek bauen. Außerdem förderte er die Universität von Athen, an der er vor seiner Ernennung zum Caesar selbst studiert hatte und an der auch sein Freund Priskos lehrte. Julian in Antiochia – die Grenzen der heidnischen Programmatik Vor seinem Aufbruch zu einem Persienfeldzug im Jahr 363 weilte Julian mehrere Monate in Antiochia, einer der größten Städte des Reiches, welche schon sehr früh christianisiert worden war. Dort stieß seine Politik, wie schon zehn Jahre zuvor die seines Bruders Gallus, auf scharfe Ablehnung. Trotz der schlechten Versorgungslage wegen einer Dürre und eines Erdbebens weigerte sich Julian, die für seinen Feldzug zusammengezogenen Vorräte mit den Antiochenern zu teilen. Er unternahm auch nichts, um die Spannungen mit dem örtlichen Senat zu beseitigen. Zudem wirkte sein Auftreten als philosophischer Asket mit Bart und seine moralisierende Art zunächst belustigend, doch traf seine puritanisch wirkende Einstellung sehr bald auf Ablehnung (so lehnte Julian heidnisch-erotische Literatur strikt ab); später schlug die Stimmung in offene Feindseligkeit um, was Julian zur Abfassung seiner Satire Misopogon (Barthasser) veranlasste. Julian ließ weiter jedes Fingerspitzengefühl vermissen, als er nach einem Brand im Apollon-Tempel von Daphne christliche Kirchen schließen ließ, ohne dass Beweise gegen die Christen vorlagen. Fraglich ist zudem, ob selbst die Mehrheit der Heiden etwas mit Julians neuer religiöser Programmatik anfangen konnten. Diese war in weiten Teilen philosophisch abgehoben und auch von einem starken persönlichen Aberglauben durchzogen, den auch Ammianus kritisierte, so etwa, dass Julian Unmengen von Tieren schlachten ließ (Ammian 22,12,6). Als Julian endlich in Richtung Osten aufbrach, wurde dies in der Stadt wohl nicht nur von den Christen mit Erleichterung aufgenommen, wenn sie auch fürchteten, der Kaiser könnte nach seiner Rückkehr Vergeltung üben. Der Persienfeldzug
Julians Persienfeldzug Die Motive des Persienfeldzuges, eine der größten Militäroperationen der Spätantike, sind nicht völlig klar. Vielleicht ging es um die Grenzsicherung, vielleicht auch um den Plan, ein „zweiter Alexander“ zu werden, da er Alexander neben Trajan zu seinen Vorbildern zählte (siehe auch Alexander-Imitatio). Dringlich war der Feldzug jedenfalls nicht unbedingt: Obwohl Constantius keinen Frieden mit dem Sassanidenkönig Schapur II. geschlossen hatte, hatten sich die Sassaniden 360, nach erfolgreichen Feldzügen in Mesopotamien, zurückgezogen. Die Perser wollten angeblich sogar mit Julian in Verhandlungen treten, was dieser jedoch ablehnte (Libanios, orat. 18,164). Ammianus weist auf ein interessantes Motiv hin, wonach Julian begierig auf Siege über die Perser gewesen sei (Ammian 22,12,1f.). Möglicherweise wollte sich Julian auch nur die weitere Unterstützung der Armee sichern. Das mit einem militärischen Sieg verbundene Prestige und die Macht, die sowohl der Kaiser als auch die Armee dadurch gewinnen würden, sollten vielleicht einfach das schwierige Verhältnis des Kaisers zu seinen Generälen verbessern. Am 5. März 363 brach Julian mit einem starken Heer nach Persien auf, wobei die Zahlenangaben in den Quellen schwanken; etwa 65.000 Mann dürften aber realistisch sein. Er setzte auf die bereits in Gallien erfolgreich von ihm verwendete Blitzkriegsstrategie und rückte schnell Richtung Euphrat vor. In Mesopotamien angekommen, teilte er seine Armee. Er selbst zog südwärts durch Babylonien und Assyrien, seine Generäle Procopius und Sebastianus unterstützten mit einer Flotte den mit Rom verbündeten armenischen König Arsacius bei der Sicherung des Nordufers des Tigris. Am 27. März überquerte Julian den Euphrat. Er erhielt große Unterstützung von persischen Vasallen, die sich ihm ergaben und Truppen für weitere Operationen gegen ihre früheren Herren zur Verfügung stellten. Anfang April zog das römische Heer über Cercusium nach Dura, wo Julian das Grab eines seiner Vorgänger, Gordianus' III., besuchte, der auf einem Persienfeldzug von seinem Prätorianerpräfekten Philippus Arabs beseitigt worden war. Am 7. April setzte er den Marsch nach Assyrien fort. Er eroberte die Festung Anatha und erreichte die Unterwerfung weiterer lokaler Fürsten. Zwar verzichtete Julian auf die Belagerung weiterer Festungen, seine Truppen eroberten jedoch die Städte Diacira und Ozogardana sowie Maiozamalcha, das schon recht nahe bei der persischen Hauptstadt Ktesiphon lag. Schließlich erreichte Julians Armee, einem Kanal zwischen Euphrat und Tigris folgend, Ktesiphon. Nachdem der bisher vernachlässigbar geringe persische Widerstand immer heftiger wurde, rieten die römischen Generäle von einer Belagerung der Hauptstadt ab und forderten Julian zum Rückzug auf. Dieser stimmte widerstrebend zu und begann den Rückmarsch, auch aufgrund der wegen einer Strategie der verbrannten Erde der Perser zunehmend schlechten Versorgungslage. Die Flotte ließ Julian verbrennen, um sie nicht dem Feind in die Hände fallen zu lassen. Die Erschöpfung der Soldaten machte bald darauf eine Rast notwendig. Das am 16. Juni eingerichtete Lager wurde jedoch immer wieder von persischen Guerillaangriffen bedroht. Tod und Ausblick Während eines dieser Angriffe wurde Julian in einen Kampf verwickelt und von einem Speer tödlich am Bauch getroffen. Ammianus Marcellinus gibt an, Julian habe sich zu weit vorgewagt. Man weiß nicht, von wem der Speer geführt wurde, ob nun von einem Perser oder von einem christlichen Soldaten (Ammian 25,3). Julian wurde in sein Zelt getragen, wo er sich noch ein letztes Mal mit seinen Offizieren besprach und schließlich seinen Verletzungen erlag. Er starb am 26. Juni bei Maranga am Tigris, wie sein Vorbild Alexander der Große im Alter von nur 32 Jahren.
Julians Nachfolger JovianAuf seinem insgesamt unzureichend geplanten und überhastet durchgeführten Feldzug gegen die Sassaniden, der auch die größte Militäraktion darstellte, die jemals von den Römern gegen die Perser unternommen worden ist, gewann Julian viele Schlachten und drang sogar bis zur persischen Hauptstadt Ktesiphon vor, er konnte jedoch den Krieg nicht gewinnen; wahrscheinlich hat er auch die klimatischen Bedingungen unterschätzt. Sein früher Tod hinderte ihn sogar daran, selbst nach Konstantinopel zurückzukehren. Er wurde zuerst in Tarsos begraben, später aber nach Konstantinopel überführt. Seine großen Pläne konnte er nicht mehr verwirklichen. Der Sieg des Christentums war nicht mehr aufzuhalten, und auch sein Versuch einer Beschneidung der aufgeblähten Bürokratie wurde von seinen Nachfolgern aufgegeben. Mit Julian endete die konstantinische Dynastie, er hatte lediglich eine Tochter, die wohl noch im Kindesalter starb. Sein Nachfolger wurde Jovian, ein christlicher Offizier niedriger Herkunft. Er musste mit dem Sassanidenkönig Schapur II. einen ungünstigen Frieden schließen und so den Preis für Julians Orientabenteuer bezahlen. Dies wurde aber weniger Julian als Jovian negativ angerechnet, ja es wurde sogar vereinzelt die Notwendigkeit eines Friedens und der damit einhergehenden Geländeverluste generell bestritten (Lit.: etwa bei Demandt, Geschichte der Spätantike, S. 86. Dagegen vergleiche die ausführliche Analyse von G. Wirth, in: R. Klein, Julian Apostata, S. 455ff.). Ob er nun tatsächlich notwendig war oder nicht, der Verlustfrieden von 363 gab jedenfalls den Persern eine Atempause und einen strategischen Geländegewinn. Was die Römer angeht, so sollte nach Julian kein römischer Kaiser mehr so weit nach Osten vordringen - wenn man von den Operationen des Herakleios im 7. Jahrhundert absieht, der da Erfolg hatte, wo Julian scheiterte. Die Geschichte des Imperium Romanum entwickelte sich anders, als von Julian und manchem seiner Bewunderer erhofft: Unter den nachfolgenden Kaisern wurde das Heidentum zwar wieder toleriert, Theodosius I. erhob jedoch das Christentum per Gesetz zur Staatsreligion. Allerdings existierte das Heidentum im Reich noch bis weit ins 6. Jahrhundert fort, wenn es auch ab dem 5. Jahrhundert nicht mehr die Kraft entfalten konnte, um sich gegen das Christentum, samt seines missionarischen Impetus und vor allem der Erlösungsbotschaft, zu erwehren. Die Vorstellung, Julian hätte zu den Zuständen vor Konstantin zurückkehren können, war wohl eher illusorisch - das hatte Julian bereits das Scheitern der heidnischen Staatskirche wie auch der Empfang in Antiochia gezeigt. Darüber können auch die panegyrischen Reden eines Ammianus und eines Libanios nicht hinwegtäuschen, die nicht zuletzt auch eine Rechtfertigung des Herrschers darstellen sollten, dessen Tod in vielen Städten mit Erleichterung aufgenommen worden war (Lit.: vgl. dazu die knappe Zusammenfassung von Richard Klein in: R. Klein, Julian Apostata, S.10ff.; siehe auch Bowersock, Julian the Apostate, S. 1-11 und 116-119). Das Leben Julians wurde denn auch bald Gegenstand von Werken heidnischer wie christlicher Schriftsteller, wobei die einen seinen letztendlich vergeblichen Kampf um die Bewahrung des alten Glaubens lobten, die anderen hingegen den Menschen das Schicksal eines „Abtrünnigen“ aufzeigen wollten. Man neigte in der Folgezeit oft dazu, Julian entweder zu verteufeln oder ihn über Gebühr zu loben und zu einer tragischen Heldengestalt zu stilisieren. Von beiden Einschätzungen sollte man Abstand nehmen und vielmehr die besondere Persönlichkeit Julians anerkennen, ohne sein Scheitern und seine Fehleinschätzungen zu verkennen. Rezeption
Hieronymus (Albrecht Dürer) Bewertung durch Zeitgenossen Die Bewertung Julians durch seine Zeitgenossen hängt stark von der religiösen Ausrichtung desjenigen ab, der ihn jeweils bewertet. Heidnische Autoren sehen ihn grundsätzlich sehr positiv. So spricht Eutropius von ihm als einem hervorragenden Mann, der das Reich vorzüglich verwaltet hätte, hätte er nur mehr Zeit gehabt (Eutrop X 16). Auch der Redner Libanios, die Historiker Ammianus Marcellinus und Zosimos sowie viele andere altgläubige Autoren lobten Julian in den höchsten Tönen, auch wenn vielen Heiden wohl klar war, dass der Kaiser nicht zuletzt an seinen Ansprüchen gescheitert war (Lit.: siehe dazu Bowersock, Julian the Apostate, S. 188f.). Ganz anders sehen ihn die Christen seiner Zeit. Auch wenn einzelne wie Orosius ihm Respekt zollen, ist doch der Grundtenor ihrer Bewertungen sehr negativ. Er wird von Prudentius als treulos gegen Gott bezeichnet, von Theodoret als hässliches, stinkendes Schwein und von Kirchenvater Hieronymus als wütender Hund, dessen früher Tod die verdiente Strafe für sein Heidentum gewesen sei. Nachträglich wurde Julian von der Kirche mit dem Namen Apostata (der Abtrünnige) gebrandmarkt. Diese Verketzerung wirkte noch bis weit ins Mittelalter nach und verzerrte die Einschätzung durch die nachfolgenden Generationen. Julian vom Mittelalter bis zur Aufklärung Später ist sogar von einem Teufelspakt Julians die Rede. Roswitha von Gandersheim, Otto von Freising und andere mittelalterliche Autoren verbreiten die Legende vom zauberkundigen Tyrannen Julian. Diese Einschätzung des Kaisers geht wohl auf syrische Romane aus dem 6. Jahrhundert zurück. Julian wird so zum Vorläufer des Faust, erst die Renaissance sieht ihn wieder in einem positiveren Licht. Lorenzo de Medici glaubte seine Absicht zu erkennen, den alten Glanz des Römerreiches zu erneuern. Vor allem Humanisten wie Erasmus von Rotterdam würdigten Julian als guten Kaiser. Auch den Franzosen hat er es angetan: Der Hugenotte Pierre Martini veröffentlicht als erster die Schriften Julians. Der Aufklärer Montesquieu bezeichnet ihn als idealen Herrscher, ähnlich positiv sehen ihn Voltaire und der englische Althistoriker Edward Gibbon, wobei es zu einer romantischen Verklärung des Kaisers kam, die so kaum der Realität entsprochen hat. Julian in der modernen Forschung In der modernen Forschung wird Julian teils hoch geschätzt, etwa bei Joseph Bidez, Marion Giebel oder Alexander Demandt, teils aber auch sehr kritisch gesehen. Wolfgang Schuller erklärte zum Scheitern Julians, dass mit seinem Tod nicht eine neue, hoffnungsvolle Entwicklung abbrach, sondern im Gegenteil „ein romantischer Anachronismus“ endete (Schuller, Das erste Europa, Stuttgart 2004, S. 173). Auch andere Historiker wie Glen Bowersock, Gerhard Wirth und - wenigstens teilweise - Klaus Bringmann stehen Julian eher distanziert gegenüber. Bowersock betonte, dass Julians Politik zu einer Fanatisierung der Heiden führte, die mit seinem Tod aber auch endete, wobei keineswegs alle Heiden um Julian trauerten. Ob es wirklich möglich gewesen wäre, das Christentum noch einmal zu Gunsten des Heidentums zurückzudrängen, ist nicht mehr eindeutig zu beantworten. Doch war das Christentum, wenigstens im Osten, schon viel zu stark integriert, um es völlig auszuschalten, zumal das Heidentum an sich, das ja keineswegs eine Einheit darstellte, stark zersplittert war und bereits Zerfallserscheinungen zeigte (siehe auch die allgemeine Tendenz hin zum Monotheismus im 4. Jahrhundert, vgl. Sol Invictus). Giebel betont zwar die Möglichkeit einer heidnischen Renaissance, historisch sollte sich das Christentum aber dennoch als das Band erweisen, welches das Imperium im Osten noch 1000 Jahre zusammenhalten sollte. Letztendlich wollte Julian zu viel auf einmal, wobei er nicht zu Kompromissen bereit war. Julians Feldzug gegen die Sassaniden war, darin herrscht in der Forschung weitgehend Einigkeit, schlecht geplant und ausgeführt (Lit.: vgl. dazu G. Wirth, Julians Perserkrieg. Kriterien einer Katastrophe, in: R. Klein, Julian Apostata, S. 455ff.). Sein ungeschicktes Verhalten in Antiochia, das er mit seinem Bruder Constantius Gallus gemeinsam hat, verschärfte jedenfalls nur die Spannungen, die er durch sein teils hartes Vorgehen ausgelöst hatte. Bezeichnenderweise war der nächste Kaiser, der vom Heer gewählt wurde, wieder ein Christ. Positiv an Julian waren ohne Zweifel seine Intelligenz und seine Bildung. Auch gilt er als bescheidener und arbeitsamer Mensch, der auch zur Selbstironie fähig war, etwa in seiner Schrift Misopogon. Seine vielgerühmte Toleranz erstreckte sich jedoch nicht auf Christen. Julian-Legende
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Die orthodoxe Kirche überliefert die Legende, Julian habe seine beiden christlichen Leibwächter in Antiochia beauftragt, die auf dem Markt angebotene Nahrung und die Wasserbrunnen mit Götzenopferblut zu besprengen. So hätten die Christen der Stadt nichts essen oder trinken können, ohne ihren Glauben zu verletzen. Die Leibwächter widersetzten sich dem Befehl und wurden auf Julians Befehl hingerichtet. Die orthodoxe Kirche gedenkt ihrer als der Heiligen Juventinus und Maximos. Julian in Literatur und Kunst Im Mittelalter war Julian vor allem durch die Vita des heiligen Basilius bekannt, mit dem er 355 in Athen studiert hatte. Julian galt als Inbegriff heidnischen Hochmutes, dem sterbenden Kaiser wurde das Zitat „Du hast doch gesiegt, Galiläer“ in den Mund gelegt. Im Jesuitentheater des 17. Jahrhunderts versuchte man bereits, seiner Größe gerecht zu werden (H. Drexel: Summa der Tragödien vom Keiser Juliano, 1608). Besondere Beachtung fand Julian wieder im 19. Jahrhundert. Die Autoren dieser Zeit zeigten ihn als problematische, schillernde Figur, so Friedrich de la Motte Fouqué (Geschichten vom Kaiser Julian und seinen Rittern, 1818), Joseph von Eichendorff (Julian, Versepos, 1853), Felix Dahn (Julian der Abtrünnige, Roman, 1894) und Henrik Ibsen (Kaiser und Galiläer, Drama, 1873). In jüngerer Zeit hat sich unter anderem Gore Vidal mit Julian befasst (Julian, Roman, 1962). Quellen Insgesamt ist die Quellensituation zu Julian, verglichen mit anderen Abschnitten der antiken Geschichte, außergewöhnlich gut. Dies liegt nicht zuletzt an Julians eigenen Schriften, von dem wir deshalb mehr wissen als von jeder anderen antiken Persönlichkeit, abgesehen von Marcus Tullius Cicero und Augustinus von Hippo. Zeitgenössische Autoren Eine sehr wichtige Quelle für seine Regierungszeit ist der ihm grundsätzlich sehr gewogene, aber keineswegs völlig kritiklos reflektierende Ammianus Marcellinus, der unter dem Magister militum Ursicinus diente, welcher Julian in Gallien unterstützte und wohl auch im Auftrag des Constantius überwachte. Eine weitere wichtige Quelle ist Julians Vertrauter Claudius Mamertinus (Gratiarum actio Mamertini de consulato suo Iuliano Imperatori). Aber auch Eunapius, Eutropius, Julians Mitstudent in Athen Gregor von Nazianz, Libanios, Aurelius Victor, Socrates Scholasticus, Hilarius und viele andere Autoren jener Zeit schrieben über Julian. Einen interessanten Einblick in seine Regierungstätigkeit bieten auch die im Codex Theodosianus zusammengestellten Gesetze, von denen einige von Julian stammen (Lit.: vgl. zu den Quellen die Zusammenfassung in: Bowersock, Julian the Apostate, S.1ff.). Werke Es sind aber auch zahlreiche Schriften Julians erhalten. Er war der literarisch produktivste Herrscher des römischen Reiches. Er schrieb unter anderem eine Autobiografie und auch ein selbstironisches Drama, den Misopogon (dt. Barthasser), der die Situation in Antiochia kurz vor seinem Persienfeldzug reflektiert. Außerdem verfasste er christenfeindliche Schriften und zahlreiche Briefe. Deshalb ist mehr über ihn bekannt als über alle anderen Kaiser der Antike. Einige erhaltene Werke Julians:
Literatur Ausgaben der Werke Julians
Sekundärliteratur
Wichtige Aufsatzsammlung.
Weblinks
Von "http://de.wikipedia.org/"
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