Lykophron aus Chalkis

Hauptwerk des Lykophron: Kassandra (Alexandra); hier nach einem Gemälde von Evelyn De Morgan

Lykophron aus Chalkis (um 290/250 v. Chr.) der Sohn von Sokles, war ein griechischer Dichter und Grammatiker

Von seinem wahrscheinlichen Geburtsort Chalkis, dem Hauptort der Insel Euböa, muss Lykophron an den ägyptischen Königshof gelangt sein, denn er soll einer von sieben Dichtern am Hof des Königs Ptolemaios II. gewesen sein. Einigermaßen sicher ist, dass er für den König, der die Dichtkunst und Wissenschaft förderte, ein Anagramm anfertigte, denn er gilt als Vater dieser rhetorischen Kunstform. Die Buchstaben Πτολεμαίος brachte er in die schmeichelnde Reihenfolge απο μελίτος = von Honig.

In den sophistischen Diskussionen der Zeit nahm Lykophron eine Position für die Schwachen ein, womit er sich gegen Kallikles wandte, der die Gleichsetzung von Herr und Knecht beklagte und die These vertrat, von Natur aus sei allemal das Schwächere auch das Schlechtere. Alexandra, das bekannteste literarische Werk des Lykophron aus der Zeit um 283 v. Chr., erschien erst im Jahr 1513 in Venedig als Erstausgabe. Die Dichtung stellt als einziges antikes Werk die Figur der Kassandra als Haupt-und Titelperson in den Mittelpunkt. In der griechischen Mythologie ist Kassandra die Tochter des trojanischen Königs Priamos und der Hekabe, damit Schwester von Hektor und Paris. Ungeklärt ist, warum Lykophron seine Figur Alexandra nannte.

Das Werk ist ein Iambischer Monolog mit 1474 Versen. Suda nennt es ein "dunkles Gedicht" (skoteinon poiema) und Lykophron wird als der "dunkle" (skoteinos) bezeichnet.

Verschiedene Grammatiker in der antike haben das Werk kommentiert, bekannt sind nur die Scholia des Isaak und Ioannes Tzetses.

Suda nennt 20 Tragödien als das Werk von Lykophron, praktisch nichts davon ist heute bekannt, Tzetses behauptet er hätte viel mehr Tragödien geschrieben. Er soll ein Satyrisches Drama geschrieben haben , Menedimos, benannt nach dem philosophen Menedimos aus Eretria welchen er kritisiert auch wenn er nach Diogenes Laertios das Werk von Lykophron lobte.

Werke

Lykophron, Alexandra, Griechisch und Deutsch mit erklärenden Anmerkungen von Carl von Holzinger, Leipzig 1885

Literatur

  • Wilhelm Capelle, Die Vorsokratiker, Stuttgart (Kröner) 1968 ISBN 3-520-11908-0
  • Niebuhr, Über das Zeitalter Lykophrons des Dunkeln ("Kleine historische Schriften", Bonn 1828)
  • Christof Rapp, Die Vorsokratiker, München (Beck) 1997 ISBN 3-406-38938-4 (sehr gut lesbare Einführung mit Literaturempfehlungen, Zeittafel und Index)
  • Diels/Kranz: Die Fragmente der Vorsokratiker, 6. Auflage, Berlin 1952

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