Longos von Lesbos

Longos von Lesbos (in lateinischer Form: Longus) war ein griechischer Schriftsteller der Antike. Er ist der Autor des berühmten Hirten- und Liebesromans Daphnis und Chloe.

Nichts ist über sein Leben bekannt, und alles, was sich sagen lässt, ist, dass er wohl am Ende des 2. Jahrhunderts oder Anfang des 3. Jahrhunderts lebte. Es wird sogar vermutet, dass der ihm zugeschriebene Name lediglich eine Fehlinterpretation der letzten Worte des Titels ΛΟΓΓΟΥ ΠΟΙΜΕΝΙΚΩΝ ΤΩΝ ΠΕΡΙ ΔΑΦΝΙΝ ΚΑΙ ΧΛΟΗΝ ΛΕΣΒΙΑΚΩΝ ΛΟΓΟΙ Δ im Florentiner Manuskript sei; Seiler beobachtete zudem, dass das beste Manuskript mit λογος (nicht λονγος) πρώτος beginnt und endet. Falls sein Name wirklich Longos war, war er vermutlich Freigelassener einer römischen Familie, die diesen Namen trug.

Longos’ Stil ist rhetorisch, das schäferliche Ambiente der Handlung ist völlig konventionell. Es gelingt ihm jedoch, menschliche Gefühle in seinen Figuren darzustellen. Hierin steht Daphnis und Chloe der modernen Literatur näher als sein Hauptrivale unter den hellenistischen Liebesromanen, die Aethiopica des Heliodoros, die viele ähnliche Handlungselemente aufweist.

Daphnis and Chloe sind zwei von Hirten aufgefundene Kinder. Bei Beginn der Handlung ist er 15 Jahre alt, sie 13. Beide wachsen gemeinsam in gegenseitiger und unverdächtiger Zuneigung auf. Die Entwicklung dieser Zuneigung zur Liebe ist das Hauptthema des Romans, der nur wenig Handlung enthält. Immerhin werden die Protagonisten auch mit äußeren Problemen konfrontiert. So wird Chloe entführt und kehrt zurück, Daphnis ergeht es ebenso; auch werden die beiden von ihren Eltern wiedergefunden, reichen Familien aus einer weit entfernten Stadt, die sie jeweils anderweitig verheiraten wollen. Daphnis und Chloe kehren schließlich aber zu dem glücklichen Leben ihrer Jugendtage auf dem Lande zurück.

Daphnis und Chloe war Vorlage für viele Werke der europäischen Schäferliteratur des 16./17. Jh., z. B. La Sireine von Honoré d'Urfé, die Diana enamorada von Jorge de Montemayor, die Aminta von Torquato Tasso und The Gentle Shepherd von Allan Ramsay. Noch der immens erfolgreiche Roman Paul et Virginie (1784) von Bernardin de Saint-Pierre ist ein später Nachfahre.

Longos fand 1559 einen unübertroffenen Übersetzer in Jacques Amyot, dem späteren Bischof von Auxerre, dessen französische Version (insbes. in der Überarbeitung von Paul Louis Courier) weitere Verbreitung gefunden hat als der griechische Originaltext. Dieser wurde erst 39 Jahre danach in Florenz von Columbani erstmals gedruckt.

Die wichtigsten weiteren Ausgaben sind die von G. Jungermann (1605), Jean-Baptiste Gaspard d'Ansse de Villoison (1778, die erste kommentierte Standardausgabe), A. Coraes (Coray) (1802), P. L. Courier (1810, mit neu entdeckten Teilen), E. Seiler (1835), R. Hercher (1858), N. Piccolos (Paris 1866) und Kiefer (Leipzig 1904), W. D. Lowe (Cambridge 1908). A. J. Pons' Ausgabe (1878) von Couriers Version enthält eine umfangreiche Bibliographie; zahlreiche illustrierte Ausgaben liegen vor, die mit den Zeichnungen von Prudhon ist besonders hervorzuheben.

Léon Bakst: Szene Design für die Premiere des Balletes "Daphnis et Chloë" (Musik Maurice Ravel), Paris 1912: Act II
Musée des Arts Decoratifs, Paris

Werkausgaben

  • M. D. Reeve, Daphnis and Chloë (1986)
  • O. Schönberger, Hirtengeschichten von Daphnis und Chloe (1989)

Literatur

  • R. L. Hunter: A study of Daphnis and Chloë (Cambridge 1983)
  • N. Holzberg: Der antike Roman (1986)
  • N. Kuch (Herausgeber): Der antike Roman (Berlin-Ost, 1989)

Weblinks

Literatur von und über Longos im Katalog der DDB

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