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Krantor († 276 oder 275 v. Chr.) war ein griechischer Philosoph (Platoniker). Er stammte aus Soloi in Kilikien und trat in die Athener Akademie ein, wo er bei Xenokrates und bei dessen Nachfolger Polemon studierte und dann selbst zu lehren begann. Er war als Lehrer beliebt und hätte eine eigene Schule gründen können, blieb aber der Akademie treu. Man hätte ihm zugetraut, die Leitung der Akademie zu übernehmen, aber er starb vor dem amtierenden Scholarchen (Schulhaupt) Polemon. Philosophiehistorisch bedeutsam war der Umstand, daß Krantor den Arkesilaos für die Akademie gewann, denn Arkesilaos wurde sein bedeutendster Schüler und begründete später als Scholarch eine neue Richtung, die Jüngere Akademie (auch Mittlere Akademie genannt). Die beiden waren auch eng befreundet und lebten zusammen. Werke Wie auch andere Philosophen jener Zeit war Krantor sehr produktiv. Von seinem umfangreichen Schrifttum sind nur wenige Fragmente erhalten. Hervorzuheben ist sein Kommentar zu Platons Dialog Timaios, mit dem die Geschichte der Timaioskommentierung beginnt. Darin betont er hinsichtlich der Kosmogonie die Zeitlosigkeit der Seinsordnung. Daß Platon im Timaios den Kosmos als etwas Gewordenes und somit Zeitabhängiges darstellt, ist nach Krantors Auffassung nicht konkret, nicht wörtlich als zeitliches Nacheinander zu verstehen, sondern nur zu einem didaktischen Zweck gesagt, nämlich zur mythischen Illustration der Abhängigkeit des Bewirkten vom Verursacher. Die Erzählung von Atlantis, die Platon in seinem Dialog Timaios eröffnet, hielt Krantor für eine geschichtliche Tatsache. Er meinte zudem, sie auf Stelen im ägyptischen Sais, aus dem die Atlantis-Erzählung laut Platon ursprünglich stammen solle, aufgezeichnet gefunden zu haben. Letzteres wird gemeinhin bezweifelt, jedoch ist die Meinung des Krantor ein Beweis für eine frühe Diskussion um Fiktion oder Realität der Atlantis-Erzählung. Die antike Nachwelt hatte Krantor hauptsächlich als Ethiker in Erinnerung. Cicero und Horaz bezeugen, daß er auf diesem Gebiet als Klassiker galt. Berühmt war seine Trostschrift Über die Trauer. Eine zentrale Rolle spielt bei ihm die Vorstellung der Naturgemäßheit, die Gleichsetzung des Natürlichen mit dem Angemessenen und Richtigen. Aus seiner Sicht sind die natürlichen Gemütsbewegungen (auch negative wie Furcht, Zorn und Trauer) zweckmäßige Einrichtungen der Natur. Daher sind sie berechtigt und nicht zu unterdrücken (vorausgesetzt, daß das rechte Maß gewahrt bleibt). Eine Abtötung der Affekte, die zu Gefühllosigkeit führt, wäre Mißachtung der menschlichen Natur. Damit wendet sich Krantor gegen das kynische und stoische Apathie-Ideal. Literatur
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