Herodot

Herodot. Quelle

Herodot von Halikarnassos (* 485 v. Chr., † 425 v. Chr.) war ein griechischer Völkerkundler, Geograph und Historiker. Er wurde von Cicero (De leg. 1,5) zugleich als Pater Historiae ("Vater der Geschichtsschreibung") und als Erzähler "zahlloser Märchen"bezeichnet.

Leben

Halikarnassos, Herodot,

Herodot (gr. Herodotos, lat. Herodotus) wurde in Halikarnassos in Kleinasien, heute Bodrum/Türkei, geboren. Er unternahm eigenen Angaben zufolge lange Reisen nach Persien, Ägypten, Babylonien und zum Schwarzen Meer. Zeitweise lebte er auch in Süditalien in Thuroi, an dessen Gründung er mitbeteiligt war. ~447 v.Chr. kam er nach Athen, wo er wohl engen Kontakt zu großen Persönlichkeiten dieser Zeit pflegte. Dazu gehören Sophokles und Perikles.

Werk

Herodot schrieb eine Geschichte der Auseinandersetzung zwischen Griechen und Persern zu Beginn des 5. Jahrhundert v. Chr. (Perserkriege), die unter dem Titel Historien (gleichbedeutend mit: Erkundungen, Forschungen) bekannt sind. Ursprünglich trug Herodot einzelne inhaltlich in sich geschlossene Abschnitte (so genannte logoi) einem Publikum vor. Seine Schriften wurden als eine neue Form der Literatur bald nach seiner Veröffentlichung anerkannt. Herodots Prosawerk ist zudem auf einem hohen literarischen Niveau verfasst worden, so dass sein Stil noch nachhaltigen Einfluss auf die zukünftige Geschichtsschreibung ausüben sollte.

In den Historien befindet sich die Verfassungsdebatte, in der die einzelnen Staatsformen gegeneinander abgewogen werden. Sie haben bis heute eine wichtige Bedeutung in der Demokratieforschung (Herodot 3,80-84 [1] (http://www.gottwein.de/Grie/hdt03080.htm)).

Im Rahmen seiner Abhandlungen wird vor der Darlegung des Verlaufs der Perserkriege gleichsam als Bühne des Geschehens das Panorama der Länder und Völker der gesamten damals bekannten Welt aufgespannt. Damit leistete Herodot frühe Beiträge zur Völkerkunde. Herodot legt dar, wie eine Weltkarte seiner Meinung nach aussehen sollte, und verschafft uns somit Einblick in den Welthorizont der gebildeten Menschen seiner Zeit. Seine Beschreibung gehört zu den frühesten Anfängen der Kartographie.

Vor Herodot gab es nur Chroniken und Epen als Formen der Geschichtsbeschreibung. Herodot war jedoch der Erste, welcher nicht nur die Vergangenheit registrierte, sondern sie zusätzlich als philosophisches Problem oder Forschungsprojekt behandelte, welche Kenntnisse des menschlichen Verhaltens ergeben konnte. Die Komposition der Historien folgt dabei meist weniger "wissenschaftlichen" Kriterien als vielmehr künstlerischen und philosophischen Überlegungen. Von Teilen der Forschung wird Herodot aber auch sehr kritisch gesehen. Ihm wurde vorgeworfen, nicht zwischen Mythen und historischen Ereignissen unterschieden zu haben, wobei als Gegenentwurf das Werk des Thukydides gelten könne.

Herodot unterscheidet in den Historien die Leitvorstellungen menschlicher Selbstwertsuche. Ungebundenem, bedenkenlosem Handeln, wie in der Rhampsinit-Geschichte, in der zwei Brüder in die Schatzkammer des Königs einbrechen und, um nicht entdeckt zu werden, der eine dem anderen den Kopf abschlägt, nachdem er in eine Falle getreten war aus der er sich nicht mehr befreien kann stellt er Bewusstsein für Verantwortung und Schuldbewusstsein (vgl. Gyges-Geschichte) gegenüber.

Ein wichtiger Aspekt in den Historien ist auch die Hybris. Sie wird mit Nemesis, bei Schrankenübertretungen, oder Tisis, bei Unrecht, vergolten - diese Warnung vor Hochmut zieht sich wie ein Leitmotiv durch das gesamte Werk und richtet sich wohl an die Athener, deren Großmachtpolitik Herodot sehr kritisch bewertet. Er will seine Leser offenbar am Beispiel des gescheiterten Angriffs der Perser auf Griechenland davor warnen, einen ähnlichen Fehler zu begehen.

Wichtige Zitate aus den Historien

"Der Mensch ist Spielball des göttlichen Schicksals."

Der Mensch ist schicksalsverhaftet und sterblich und hat ein Bewusstsein dafür.

"Die Götter sind gänzlich neidisch und wankelmütig."

Zeugt von einer anthropomorphen Göttervorstellung, die dem subjektiven Empfinden eines Geschädigten entspringt. Der Mensch wird durch göttliche Eingriffe in Grenzen verwiesen => Erklärungssuche des Menschen für jedes Geschehen

"Niemand wird so dumm sein, dass er Krieg statt des Friedens wählt."

Friedenspolitik ist Vernunftsache

Herodot als Urheber

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In den Historien will Herodot persönlich historische Fakten ordnen, deuten, kausal verbinden und im Zusammenhang darstellen. Dies ist ein Aspekt des Kontrastes zwischen der rationalen Weltsicht Herodots und beispielsweise Homers archaischer Anschauung. Homer tritt als Erzähler göttlichen Wesen gegenüber zurück und lässt sie berichten:

Proömium von Herodots Historien:

Von Herodot aus Halikarnaß ist dieser Forschungsbericht, damit weder das, was durch Menschen entstanden ist, durch die Zeit ausstirbt, noch große und wunderliche Taten, die von Hellen und Barbaren ausgeführt wurden, ruhmlos werden, und aus welchem Grund sie gegeneinander kämpften.

Moderne Skulptur des Herodot

Literatur

Werkausgaben

  • Das Geschichtswerk des Herodot von Halikarnassos, Insel Verlag, Frankfurt, 2001, ISBN 3-45834-443-8
  • Historien, Reclam Verlag, Ditzingen, 2002, ISBN 3-15018-221-2
  • Gesamtausgabe (Buch I-IX) "Historien" von Herodot, ISBN 3520224046

Sekundärliteratur

  • Bichler, Reinhold/Rollinger, Robert: Herodot, Hildesheim u.a. 2000. (Das derzeitige Standardwerk)
  • Erbse, H.: Fiktion und Wahrheit im Werk Herodots, Göttingen 1991.
  • Evans, James A. S.: Herodotus, explorer of the past. Three essays, Princeton 1991.
  • Fehling, Detlev: Die Quellenangaben bei Herodot, Berlin/New York 1971. (Eine ebenso einflussreiche wie umstrittene Arbeit, die die These vertritt, Herodot habe die referierten Daten fingiert bzw. erfunden und die angeblichen Forschungsreisen nie unternommen)
  • Hart, John: Herodotus and Greek history, London 1993.
  • Herodot. Eine Auswahl aus der neueren Forschung, hrsg. v. Walter Marg, Wege der Forschung 26, 3. Aufl., Darmstadt 1982.
  • Hose, Martin: Am Anfang war die Lüge? Herodot, der "Vater der Geschichtsschreibung"; in: Hose, Martin (Hg.): Große Texte alter Kulturen, Darmstadt 2004, S.153-174.
  • Pritchett, William K.: The liar school of Herodotos, Amsterdam 1993.
  • Schadewaldt, Wolfgang: Die Anfänge der Geschichtsschreibung bei den Griechen, Bd. 2, 3. Aufl., Frankfurt a. M. 1990. ISBN 3-518-27989-0 Zur Einführung.
  • Sélincourt, Aubrey de: Die Welt Herodots, Wiesbaden 1967.

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Herodotus, Massimo 124478

Personifikation der Geschichte, Mosaik im Jefferson Building USA, 1896 Frederick Dielman. Inschrift mit Namen u.a. von Herodot, Thukydides, Polybios und Tacitus.

Rhampsinit

Weblinks

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